People - Kaj Zackrisson & Sverre Liliequist

Von reXX am 6.Mai. 2009

Der Begriff "Comedy-Duo des Freeriding" würde auf Kaj und Sverre mit Sicherheit gut zutreffen. Egal wo man die beiden trifft, es ist immer lustig und sofort wird einem klar: Mit diesen Jungs kann nichts anderes als Spaß haben! Trotzdem gehören die beiden zu den besten Freeridern der Welt ...


Kaj Sackrisson & Sverre Liliequist

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Die zwei Top-Freerider aus Schweden im freeskiers.net Interview

Autor: Heiko Joos Date: 06. Mai 2009 Der Begriff "Comedy-Duo des Freeriding" würde auf Kaj und Sverre mit Sicherheit gut zutreffen. Egal wo man die beiden trifft, es ist immer lustig und sofort wird einem klar: Mit diesen Jungs kann nichts anderes als Spaß haben! Trotzdem gehören die beiden zu den besten Freeridern der Welt, was sie jedes Jahr aufs neue eindrucksvoll beweisen.
Kaj Zackrisson: Geboren in der schwedischen Kleinstatt Rättvik war der Weg hin zum Skifahren eigentlich schon von klein auf vorherbestimmt. Wie sollte es auch anders sein, wenn die Mutter früher Mitglied der schwedischen Ski-Nationalmannschaft war. Bereits mit sieben Jahren beschloss er für sich selbst, Skiprofi zu werden. Damals bestimmte natürlich der Rennlauf seine Welt - hätte man ihm gesagt dass er einmal Profi-Freerider werden würde dann hätte er wahrscheinlich nur laut gelacht.

Sverre Liliequist: Bei Sverre ging es mit dem Skifahren nicht ganz so früh los. Erst mit acht Jahren, also vergleichsweise "spät", stand er das erste mal auf den Brettern, die jetzt für seinen Lebensunterhalt sorgen. Er wohnt in Stockholm bzw. überall dort, we eben gerade Schnee liegt. Auch sein Wunsch ware es, Profi-Rennläufer zu werden, und um dieses Ziel zu erreichen ging er mit 16 auf die "Ski-Akademie", wo er Kaj kennen lernte. Und so nam die Sache ihren Lauf...

Übrigens: Seit einiger Zeit betätigen sich die beiden auch als Unternehmer. Ihr Headwear-Label "KASK" produziert hochwertige Mützen aller Farben und Formen, teilweise sogar mit Windstopper-Einlagen von GORE-TEX® Products. Dieses Projekt nahm seinen Anlauf zu einer Zeit, in der die Jungs mit einem alten Bus durch die USA zogen und sich irgendwie finanzieren mussten - indem sie Mützen häkelten und an Freunde und Bekannte verkauften.

In unserem Interview stehen uns die beiden un Rede und Antwort:

freeskiers.net: Viele wegen führen nach Rom. Und auch viele Wege zum Freeriding. Die meisten fangen allerdings erst einmal mit Racing an. Einige wenige haben keine spezielle Vorgeschichte und beginnen irgendwann, ihre Big Mountain Lines zu ziehen. Was ist in euren Augen der besten Weg, ein professioneller Freerider zu werden?

Kaj: Das ist ja gerade das Gute am Freeriden, dass es keinen besten Weg gibt! Uns gefallen all die unterschiedlichen Stile. Im ersten Jahr, als ich vom Rennlauf auf Freeriding umgestiegen bin, habe ich mir Leute angeschaut und gesagt: "Oh, der hat aber einen schlechte Style!". Aber das habe ich nur getan, weil ich es vom Racing her einfach immer gewohnt war: Skifahrer zu vergleichen und zu beurteilen. Heute - nach zehn Jahren Freeride-Erfahrung – schätze ich es sehr, einem Buckelpistenfahrer, einem Rennfahrer oder einem "echten Freerider" zuzusehen. Denn wir alle haben einen unterschiedlichen Stil und am Ende kommt es nur auf das "gewisse Etwas" an. Und das kann bei jedem anders sein!

Sverre: Da kann ich Kaj nur zustimmen. Meiner Meinung nach ist es gut, auf viele verschiedene Arten und in verschiedenen Disziplinen Erfahrungen zu sammeln. Dann das bringt einen persönlich weiter. Wenn man zum Beispiel im Skiclub als Rennfahrer aufwächst, dann fährt einfach sehr viel Ski, da man trainieren muss um besser zu werden. So wird man auch allgemein ein guter Skifahrer. Generell ist eine klassische Rennlaufausbildung in meinen Augen jedoch ein Vorteil. Da man das permanente Training gewohnt ist, körperlich gewisse Kräfte aufbaut und vor allem auch lernt - meistens zumindest - seine Grenzen richtig einzuschätzen. Das kann Dir als Freerider eine große Hilfe sein.

freeskiers.net: Ihr reist viel auf der ganzen Welt umher und kommt so mit vielen unterschiedlichen Personen in Kontakt. Gibt es eurer Meinung nach einen Unterschied zwischen europäischen Freeskiern und denen aus anderen Regionen?

Kaj: Hmmm... ich weiß nicht. Ich denke nichts wirklich grundlegendes. Aber die Art und Weise wie man sich darstellt und seine Persönlichkeit ausdrückt ist ein wenig verschieden. Ich denke die Leidenschaft ist überall die gleiche. Aber in Nordamerika ist es beispielsweise gerne gesehen, wenn du es auch richtig zeigst und stolz darauf bist, wenn du z.B. denWeltmeistertitel gewonnen hast. Die Leute sind dort nicht besonders schüchtern. Wenn du ein Star bist, dann bist du ein Star! Ich denke die Europäer, besonders wir Skandinavier, sind da generell etwas bescheidener. Man darf zwar schon ein Star sein...aber man muss es ja nicht der ganzen Welt auf die Nase binden oder...

freeskers.net: ...die Rolle eines Superstars spielen?!

Kaj: Genau! Das ist nur ein kleiner Teil vom großen Ganzen, nicht die ganze Wahrheit. Außerdem sind die Rider in der Hinsicht eh alle verschieden, egal woher sie kommen.

freeskiers.net: Und in Europa? Gibt es da Unterschiede? Zum Beispiel zwischen schwedischen und deutschen oder österreichischen Freeridern?

Kaj: Ja das denke ich auf jeden Fall. Generell hoffe ich, in nächster Zeit mehr von deutschen und österreichischen Freeridern zu sehen. Dort ist so viel Potential vorhanden. Aber einen Unterschied gibt es da auf jeden Fall. Du kannst französische Rider, schwedische Rider oder norwegische Rider schon unterscheiden!

freeskiers.net: Was ist denn der Unterschied? Kaj: [lacht] Ich bin nicht sicher über ich jetzt über die Unterscheide sprechen möchte... freeskiers.net: Gib uns doch einfach ein kleines Beispiel...

Kaj: Ok. Die Franzosen sind sehr an hochalpines Gelände gewöhnt und fahren normalerweise in steilem Terrain und anspruchsvollen Bergen. Aber irgendwie erinnert ihr Stil an Rodeo-Cowboys...Arme und Knie irgendwo kreuz und quer in der Luft und das alles...die haben keine Kontrolle. Die Norweger sind ziemlich verrückt, die gehen steil und machen große Sachen. Schwedische Freerider dagegen sind etwas realistischer und kalkulieren Risiken mehr mit ein. Das sind aber nur oberflächliche Eindrücke von mir. Trotzdem habe ich großen Respekt vor ihnen!

freeskiers.net: Ihr filmt ja das ganze Jahr über auch sehr viel und habt in den letzten zehn Jahren einige Produktionen gemacht. Könnt ihr uns etwas über die Highlights dieser letzten zehn Jahre erzählen? Oder was war euer persönliches Highlight?

Kaj: Da müssen wir fast unsere eigene Produktion nennen. Es fing alles vor einigen Jahren damit an, dass wir ein Movie machten – nur zum Spaß - ohne wirklich zu wissen was wir da taten. Alles was wir wussten war, dass wir etwas tun wollten! Also haben wir einige Aufnahmen gemacht und daraus einen Film geschnitten. Der Erfolg war da und das ging dann soweit, dass wir unsere eigene Produktionsfirma "The Swedish Posse" gründeten. Insgesamt haben wir fünf Filme produziert und dabei eine Menge gelernt, viele schöne Trips gemacht und wirklich viel Spaß gehabt, das war echt cool.

freeskiers.net: Ok...und wenn du an große Produktionen wie z.B. MSP oder PBP denkst?

Kaj: Ja, mit MSP habe ich schon gefilmt...und die 2 Jahre davor mit Warren Miller, das war richtig cool. Wir hatten unsere eigenen Filmer und Fotografen und sogar einen eigenen Helikopter quer durch die Alpen. Wir zeigten dem Piloten einfach wo wir hin wollten, er setzte uns dort ab und wir sind einfach nur Ski gefahren. Das war schon sehr außergewöhnlich und wir haben einige ziemlich gute Segmente hin bekommen.

freeskiers.net: Würdest du gern mal so einen Wingsuit-Part machen wie in Seven Sunny Days?

Kaj: Hehe, cool ist das schon. Aber ich glaube nein, das ist nicht wirklich mein Ding!

freeskiers.net: Stichwort "Risiko-Management". Kannst du uns beschreiben was dir durch den Kopf geht, wenn du oben am Berg stehst, kurz bevor du in den Hang dropst und anfängst, deine Line zu fahren?

Kaj: Puuh...das ist eine schwere Frage. Meistens geht man seine Line nochmal durch, zur Vorbereitung. Vorher hat man sich den Hang ja schon ausgiebig mit dem Fernglas angeschaut, um sich zu merken wo die Felsen sind oder Gefahrenstellen lauern. Man hat - wenn möglich - Karten studiert und sich mit seinem Team abgesprochen wo man fährt und worauf man achten muss. Wenn man dann oben steht, redet man über Funk mit den Kameraleuten, sagt ihnen dass man bereit ist und geht im Kopf seine Line nochmal durch. Und währenddessen „pumpt“ man sich so richtig auf. Aufregung, Nervosität und Konzentration, eine kleine Mischung aus all dem - das bringt eine Menge Adrenalin! Und dann geht es los!

freeskiers.net: Wie sieht dabei die Unterstützung von den anderen aus? Wenn man schon in deiner Line ist kann man ja nicht alles sehen, der Kameramann dagegen ist am gegenüberliegenden Berg und hat die perfekte Übersicht. Seid ihr über Funk in ständigem Kontakt, so dass ihr gewarnt werden könnt wenn es ein Problem gibt?

Kaj: Nein, das funktioniert nicht wirklich. Wir haben das schon öfters versucht, aber in der Praxis ist das nicht so einfach wie in der Theorie. Manchmal schreist du etwas wie "Nein, Nein...weiter links, weiter links!", aber in neun von zehn Fällen hört dich der Rider sowieso nicht. Da ist zu viel Konzentration auf das Fahren, zu viel Umgebungsgeräusch.

Sverre: Wir besprechen alles im Vorfeld. Wenn man einmal das "Go" hat, dann hat man ein "Go" und es geht los. Ein Zurück gibt es dann nicht mehr! Jeder ist still, schaut zu und hofft das Beste. Und wenn dann alles gut gegangen ist und die Ausführung – sowohl vom Rider als auch vom Kameramann – gut war, dann schreien alle los. Das ist dann eine große Sache! Ungefähr so: "Yeah Yeah Yeah...das war sick!", aber dann ist es vorbei. Man spürt wie sich die Anspannung löst und man ist wirklich glücklich und stolz, dass man es geschafft hat. Man hat den Run in der Tasche und beginnt wieder mit etwas Neuem!

freeskiers.net: Glaubt ihr Big Mountain Freeriding ist ein Sport für Jedermann? Oder eher ein Sport für Freaks und für Profis? Denn heutzutage werden Freeskiing und Freeriding ja immer populärer und mehr und mehr Leute sehen die Filme – finden sie cool – und sagen "das will ich auch machen"! Wie seht ihr das?

Sverre: Freeriding ist das, was die Leute getan haben als sie anfingen Ski zu fahren. Als es noch keine Lifte, Helikopter und Skidoos gab. Damals gab es noch keine Pisten oder Ähnliches... das war also auch Freeriding. Also ist es sicherlich ein Sport für Jedermann, solange man es auf seinem eigenen Level macht. Das ist sehr wichtig, denn wenn man es übertreibt ist es schnell vorbei. Man schaut sich die Filme an und kreiert seine eigene Vorstellung - und setzt die dann in die Tat um. Das ist das Tolle, weil es eben für Freaks, Profis und "ganz normale" Leute gleichermaßen ist. Solange man sich nicht übernimmt und den Sport nach seinem eigenen Können und Ermessen ausübt ist alles gut.

Kaj: Ja das ist richtig. Ein weiterer cooler Aspekt ist, dass man heutzutage ganz leicht seine eigenen kleine Filme drehen kann. Man muss dafür ja nicht auf die höchsten Berge, es reicht schon zehn Meter neben der Piste herum zuspielen, zu springen und einfach Spaß zu haben während deine Freunde filmen was du da gerade treibst. Man muss einfach nur kreativ sein und Spaß an der Sache haben. Freeriden ist definitiv für Jedermann!

freeskiers.net: Freeskiing - egal ob im Park oder im Powder - wird immer größer und populärer. Daraus resultiert natürlich auch eine gewisse Kommerzialisierung. Was haltet ihr davon, dass mehr und mehr Marken und Firmen den Sport für Werbung etc. nutzen und daraus ihre Gewinne ziehen wollen?

Kaj: Einerseits ist es natürlich toll für den Sport, wenn mehr Leute einbezogen werden und mehr und mehr Geld ins Skifahren fließt, weil das im Endeffekt mehr Möglichkeiten schafft. Aber auf der anderen Seite gibt es auch immer wieder Firmen, die aus der Sache einzig und allein Profit schlagen wollen und dem Sport nicht weiterhelfen. Aber das ist doch überall das Gleiche. Ob es um Essen geht, Politik oder Krieg... es gibt immer Leute, die nichts außer Geld machen wollen. Man kann niemanden auf eine bestimmte Linie zwingen.

Sverre: In der heutigen Gesellschaft wissen die meisten Leute auch viel mehr. Sie durchschauen die Firmen, da sie über viele verschiedene Informationsquellen verfügen. Sie erkennen ob eine Firma authentisch ist oder einfach nur Kohle mit dem Sport scheffeln will. Ich denk die Konsumenten sind in der Hinsicht sehr "smart".

freeskiers.net: Was denkt ihr, was wird die Zukunft im Freeski und Freeride-Sport für uns bereit halten? Denkt ihr große Wettbewerbe wie die Freeride Word Tour mit riesigen Preisgeldern sind der richtige Weg um den Sport weiter zu entwickeln? Oder glaubt ihr, dass man vorsichtig sein muss den Sport mit solchen Entscheidungen/Maßnahmen nicht auf die falsche Bahn zu bringen?

Kaj: Ich bin sehr zuversichtlich was die Freeride Word Tour angeht, weil die ein funktionierendes Riders-Board haben und die Fahrer in alle Entscheidungen, die die Tour angehen, mit einbezogen werden. Zum Beispiel das Preisgeld oder die Punktevergabe. Ich finde das sehr gut! Dazu kommt, dass Rider aus aller Welt daran teilnehmen und zeigen was man am Berg so alles machen kann.

Sverre: In der Freeski-Community gibt es eigentlich keine Grenzen. Es ist genug Platz für Wettkämpfe, genug Platz für Filme aber auch Platz für wirklich talentierte Fahrer, die keine Lust haben an Contests teilzunehmen oder Filmparts zu drehen - aber trotzdem viel Skifahren. Und ich denke nicht, dass der Typ der die FWT wieder und wieder gewinnt (wenn es so kommt) gezwungenermaßen der große Freeride-Hero sein wird. Es kommt immer auf die eigenen Entscheidungen an. Je mehr Möglichkeiten man hat, desto besser ist das für den Sport!

freeskiers.net: Habt ihr einen persönlichen Helden? Eine Person bei der ihr euch denkt: "WOW" ich wäre gerne wie Der?

Kaj: Batman [lacht]! Nein jetzt mal im Ernst. Als ich jung war habe ich zu Ingemar Stenmark aufgeschaut! Aber ich lasse mich von vielen unterschiedlichen Dingen inspirieren. Wenn ich zum Beispiel jemanden sehe, der Sachen springt, die eigentlich viel zu groß für ihn und sein Level sind, dann bewundere ich ihn immer noch wegen seiner Courage. Ich bewundere Leute, die einfach ihr Ding durchziehen, meine Inspiration kommt nicht nur von einer Person!

freeskiers.net: Für viele, vor allen junge Leute seid vielleicht ihr die Helden. Gibt es etwas was ihr all diesen Leuten sagen wollt?

Kaj: Versucht einfach zu sein wer ihr seid und seid vor allen stolz darauf wer ihr seid! Versucht nicht euch zu verstellen und zu sein wie andere! Andererseits verbringe ich viel Zeit mit Leuten, die zehn oder sogar 15 Jahre jünger sind als ich und sagen: "Ich bin jetzt 22...ich bin durch...ich werde nie einen Vertrag bekommen". Das ist nicht wahr! Wenn du dein Ding durchziehst und daran glaubst was du machst ist es egal wie alt du bist...20, 30 oder sogar 40 Jahre...solange der Körper mitspielt ist alles möglich, also passt auf euren Körper auf!

Sverre: Genau das ist der Punkt. Zieht euer Ding durch und lasst euch nicht verbiegen. Und glaubt an euch selbst!


Gewinnspiel: Wir verlosen drei "Kask" Mützen, die jeweils mit einer Windstopper-Einlage von Gore-Tex Products ausgestattet sind. Alles, was ihr dafür tun müsst, ist das nachfolgende Formular auszufüllen und die Frage richtig zu beantworten.

{ FacileForms : kask_gewinnspiel_09 , 1 , 0 }

Einsendeschluss ist der 31. Mai 2009. Teilnehmen können alle registrierten User von freeskiers.net. Jeder User kann nur einmal teilnehmen, weitere Einsendungen werden automatisch gelöscht. Barauszahlung der Gewinne nicht möglich. Der Rechtsweg ist ausgeschlossen!

Additional Information
www.kaskofsweden.com
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