People - Henrik Windstedt

Von hans-martin kudlinski am 25.Jan. 2011

Das englische Sprichwort „Home is where your heart is“ mag sich kitschig und abgedroschen anhören. Manchmal trifft es den Nagel jedoch auf den Kopf. Im Fall von Henrik Windstedt, der in Åre – dem schwedischen Äquivalent zum Skisport - geboren wurde und aufgewachsen ist, gibt bereits...


People - Henrik Windstedt

Review

Einer der Favoriten für den Gesamtsieg in der Freeride World Tour 2011 im freeskiers.net-Interview

Autor: Hans-Martin Kudlinski Date: 25. Januar 2011 Das englische Sprichwort „Home is where your heart is“ mag sich kitschig und abgedroschen anhören. Manchmal trifft es den Nagel jedoch auf den Kopf. Im Fall von Henrik Windstedt, der in Åre – dem schwedischen Äquivalent zum Skisport - geboren wurde und aufgewachsen ist, gibt bereits seine Herkunft zweifelsohne Aufschluss darüber, wo seine Leidenschaft verankert ist. Henrik bekam das Skifahren in die Wiege gelegt – nicht nur, dass er in DEN Ski-Hot-Spot hineingeboren wurde, auch die Tatsache, dass sein Vater als Skilehrer arbeitete, schaffte die perfekten Voraussetzungen, die ihn später die Welt des Freeskiings erobern lassen sollten. Durch die Ausübung der unterschiedlichsten Disziplinen - vom Rennlauf bis hin zum Slopestyle - eignete sich Henrik die Fähigkeiten an, die ihm heute einen Platz unter den besten Freeridern unserer Zeit sichern. Den Beweis liefert u.A. sein Weltmeistertitel, den er mit dem Gesamtsieg der Freeride World Tour 2008 erringen konnte.

Neben der Teilnahme an diversen Freeride Contests auf der ganzen Welt und Shootings für die größten Videoproduktionen der Szene, investiert Henrik einen großen Teil seiner Zeit, um sich selbst und seine Sponsoren wie Peak Performance, Salomon, Red Bull und viele weitere bestmöglich zu promoten. Wir hatten die Möglichkeit, ihn in Stockholm zu treffen und über seine Sichtweise zur diesjährigen Freeride World Tour, den weniger glamourösen Teil seiner Profession und die Chancen, den Weltmeistertitel an seinen Sohn Loui weiterzugeben, zu reden.

freeksiers.net: Du hast eigentlich schon alles mitgemacht: Den Rennlauf, die Buckelpisten, Slopestlye und auch die Big Air Events. Würdest Du behaupten, dass all diese Erfahrungen auf Deinem Weg zum Big Mountain Rider grundlegend wichtig waren, oder gibt es Aspekte, die für diese Entwicklung nicht dringend notwendig gewesen wären?

Henrik: Ich denke, dass mich jeder dieser Schritte in meiner Karriere weitergebracht hat. Alle diese Disziplinen haben mir Fähigkeiten beigebracht, von denen ich heute noch profitiere. Es hat sehr viel Spaß gemacht, als Kind mit all meinen Freunden Rennen zu fahren. Auch das mit den Buckelpisten war damals eine tolle und interessante Sache. Natürlich war es auch cool, ein Teil der Freestyle-Bewegung zu sein, als das alles richtig groß wurde. Und jetzt beim Freeriden immer besser zu werden, im Powder unterwegs zu sein, ist natürlich ebenfalls großartig. Ein Punkt, der mich dabei immer wieder angetrieben hat, war die Tatsache, dass ich in jeder Disziplin jeweils zu den Jüngsten gehört habe. Es den älteren, besseren Fahrern dann irgendwann zeigen zu können, war immer ein großer Antrieb für mich. Um es zusammen zu fassen, denke ich, dass jeder Schritt zu seiner Zeit ein natürlicher und richtiger Schritt war. Und letztendlich bin ich sehr glücklich damit, wie sich meine Karriere dadurch entwickelt hat (lacht).

freeskiers.net: Glaubst Du, dass die Jungs, die heutzutage in die Freeride-Szene nachrücken und keinen Renn-Hintergrund besitzen, eine Chance haben, es in die Weltspitze zu schaffen? Mittlerweile ist die Race-Geschichte bei den Jugendlichen ja nicht mehr wirklich populär.

Henrik: Das Wichtigste, um ein guter Big Mountain Fahrer zu werden ist es, möglichst viele Stunden auf dem Ski zu verbringen und sich eine gute Technik anzueignen. Denn wenn du da draußen bist und große Lines unter schwierigen Bedingungen fährst, willst du dir absolut sicher sein, dass du ihnen auch gewachsen bist. Wenn ich fahre – egal ob im Wettkampf oder zum Filmen – dann denke ich nicht darüber nach, ob ich nun dazu in der Lage bin, an einer bestimmten Stelle einen Turn zu setzen oder nicht – ich weiß, dass ich es kann. Ich denk dann nur über meine Line selbst nach – ich versuche mich an die Route und die Schlüsselstellen zu erinnern, die ich mir zuvor ausgesucht hatte. Denn es ist wirklich das Schwierigste, sich eine passende Linie auszusuchen und diese dann auch zu behalten. Aber bis es so weit ist, dass man diese Fähigkeit im Rahmen von Wettkämpfen oder Shootings braucht, geht es nur darum, die richtige Ski-Technik zu erlernen. Und ich bin mir sicher, dass der alpine Rennlauf eine sehr gute Möglichkeit ist, das zu tun. Aber dennoch werde ich nicht soweit gehen, zu sagen, dass es der einzige Weg sei. Ich habe einige Fahrer gesehen, die nie Rennen gefahren und trotzdem sehr gut unterwegs sind. Doch wenn man einen erfahrenen Trainer an seiner Seite hat, kann man ganz sicher noch ein paar zusätzliche Dinge von ihm lernen.

freeskiers.net: Im Laufe Deiner Karriere hast Du schon einige schwierige Situationen durchlebt. Du hast riesige Alaska Lines gemeistert, und heftige Stürze beim Speed Skiing mit Daron Rhalves oder am Bec des Rosses in Verbier wegstecken müssen. Gibt es im Bezug auf's Skifahren noch Dinge, die Dir Angst bereiten können?

Henrik: Klar, die großen Geschichten fordern mir immer Respekt ab. Doch auch bei den kleineren Sachen kommt es darauf an, super gut unterwegs zu sein und seine Tricks und Cliffs sicher zu stehen. Wenn ich Big Lines in Alaska fahre, mag das zwar aus der Kameraperspektive einfach aussehen, da man jederzeit sehen kann, was auf mich zukommt und alles einen Sinn ergibt. Aber aus meiner Sicht ist es wieder etwas ganz anderes. Deshalb bin ich auch jedesmal super nervös, wenn ich dort oben stehe – egal ob bei einem Contest oder bei einem Film-Shooting. Man nimmt sich ja immer vor, möglichst progressiv zu fahren, aber wenn man dann wirklich am Drop in einer super langen, anspruchsvollen Line steht und die Bedingungen kritisch sind, denkt man oftmals nur daran, möglichst sicher unten anzukommen.

freeskiers.net: Also kann man die Entscheidung, ob etwas, das man sich für seine Line vorgenommen hat, machbar ist, immer erst dann treffen, wenn man bereits mittendrin ist?

Henrik: Genau! Es gibt so viele Sachen, die einfach stimmen müssen, wenn man einen Trick einbauen möchte: Der Schnee darf nicht zu weich sein, weil man dann zu tief einsinkt und das die ganze Sache noch erschwert. Der Absprung sollte nicht zu sehr „kicken“, wenn man mit hoher Geschwindigkeit ankommt und auch die Landung muss steil genug sein. Es müssen also wirklich einige Faktoren zusammenkommen, um eine Line zu finden, in der es möglich ist, einen Trick zu springen. Wenn man dann eine solche Line findet, kannst Du Dir zwar sicher sein, dass es machbar ist, aber es dann auch zu tun – das ist dann der zweite schwierige Teil bei dieser Sache (lacht).

freeskiers.net: Da wir gerade von der Kombination aus Freestyle und Big Mountain Skiing sprechen – im letzten Jahr redete ich mit Nicolas Hale-Woods, der davon überzeugt war, dass genau das der Weg sei, den man gehen müsse. Bist Du derselben Meinung?

Henrik: Es ist ganz sicher ein Weg, den man gehen sollte. Ich denke, die super steilen, technischen Lines usw. waren in den 80ern und 90ern eine große Sache. Heutzutage dagegen möchte ich lieber schnelle, flüssig gefahrene Lines sehen. Wenn man dann beispielsweise 15 Leute hat, die ein anspruchsvolles Face schnell und sauber befahren und alle Landungen sicher stehen, dann hat man den Punkt erreicht, an dem man wieder einen Schritt nach vorne gehen muss. Um ein aussagekräftiges Ranking zu bekommen, müssen sich die Leistungen der Fahrer entsprechend unterscheiden. Wenn z.B. zwei Fahrer gleich gut unterwegs sind, aber einer von beiden einen 3er über ein Cliff zieht, wird dieser sicherlich eine bessere Wertung als der Rest bekommen. Dieses „Extra“ wird also ausschlaggebend sein.

freeskiers.net: Denkst Du, dass das Judging-System weiter angepasst werden muss, um dieser Entwicklung gerecht zu werden?

Henrik: Eigentlich nicht. Man sollte auch weiterhin nach dem Gesamteindruck gehen. Gerade, wenn Du einen Oldschool-Fahrer hast, der schnell unterwegs ist und zwei große Cliffs straight springt und im Vergleich dazu einen eher freestlye-orientierten Rider, der genau die gleiche Line fährt, aber zudem einen 360° einbaut, sollte dieser Fahrer auf jeden Fall die bessere Wertung bekommen. Schließlich ist er das größere Risiko eingegangen, welches auch wieder mehr Platz für Fehler mit sich bringt. Andererseits bringt es auch nichts, wenn jemand super langsam und an den steilsten Stellen unsicher unterwegs ist, dann aber am Schluss noch einen Cork 7er zeigt. Das ist dann ebenfalls kein cooler Freeride-Run, sondern nur ein einzelner Trick im Backcountry. Um ganz vorne mit dabei zu sein, sollte man in erster Linie flüssig, schnell und sicher Ski fahren und dann, wenn sich die Gelegenheit bietet, noch einen Freestyle-Trick unterbringen.

freeskiers.net: Was denkst Du über die diesjährige Freeride World Tour? Was hältst Du von der Entscheidung, zwei weitere Stopps hinzuzufügen?

Henrik: Meiner Meinung nach ist es für eine solche Wettkampfserie aus sportlicher Sicht besser, die zusätzlichen Stopps zu haben. Jedoch ist das Preisgeld im Vergleich zu anderen Sportarten noch relativ gering. Soll heißen, dass wir Freerider momentan nicht in der Lage sind, wie etwa Kelly Slater oder Louis Hamilton Unmengen an Geld allein durch den Gewinn ihrer jeweiligen World Tour zu verdienen. Bei mir sieht es z.B. so aus, dass ich meine Contestteilnahmen mit den Filmproduktionen unter einen Hut bringen muss. Eigentlich ist es sogar nötig, mehr Zeit in das Shooten zu investieren, um meine Sponsorenverträge auf dem jetzigen Niveau halten zu können. Deshalb denke ich auch, dass es bei sechs Stopps bleiben sollte, da die Saison insgesamt sowieso relativ kurz ist.

freeksiers.net: Zum Thema Freundschaften zwischen den Ridern: Glaubst Du, dass diese nur möglich sind, weil es nicht wirklich eine Rivalität Mann-gegen-Mann ist, sondern die Auseinandersetzung vielmehr zwischen jedem Fahrer für sich und dem Berg besteht?

Henrik: Auf jeden Fall. Ich denke zwar, dass es immer ein paar einzelne Individuen geben wird, die das anders sehen, aber wie Du gesagt hast, treten wir eigentlich nicht wirklich direkt gegeneinander an. Es gibt also keine allzu ausgeprägten Rivalitäten wie in anderen Sportarten, wie z.B. Tennis, wo sich die Kontrahenten wirklich Aug' in Aug' gegenüber stehen. Gerade die Kameradschaft wird im Rahmen der Freeride World Tour groß geschrieben und man trifft dabei eine Menge guter Freunde wieder.

freeskiers.net: Also unterstützen sich die Fahrer vielmehr gegenseitig, als ein Geheimnis aus ihrer Strategie, ihrer Linienwahl und den Schneebedingungen zu machen?

Henrik: Ganz genau. Besonders wenn wir wie bei manchen Events nur ein, oder zwei Stunden am Morgen vor dem Start haben, um uns das Face erstmals anzuschauen. Dann müssen wir uns gegenseitig aufeinander verlassen und so viele Informationen wie möglich sammeln, bevor es dann an den Start geht. Es ist schon eine coole Sache, dass Du die ganzen sicherheitsrelevanten Themen selbst mit Deinem „ärgsten Widersacher“ ohne Weiteres besprechen kannst. Du musst ja nicht zwangsläufig alles erzählen, was Du Dir für Deine Line vorgenommen hast, aber wenn mich beispielsweise jemand fragt, wie hoch ein Cliff sein könnte, dann werde ich ihm sicherlich meine ehrliche Einschätzung dazu geben.

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Einer der Favoriten für den Gesamtsieg in der Freeride World Tour 2011 im freeskiers.net-Interview

Autor: Hans-Martin Kudlinski Date: 25. Januar 2011 . freeksiers.net: Dein Job als professioneller Rider bringt jede Menge harter Arbeit mit sich. Verliert das Skifahren für Dich manchmal den Spaß-Aspekt, oder genießt Du nach wie vor jede einzelne Sekunde?

Henrik: Ein Pro zu sein ist wirklich sehr harte Arbeit. Das ist eine Tatsache, die mir in den letzten fünf, sechs Jahren klar wurde. Denn ich werde dafür bezahlt, dass ich meinen Sport entsprechend professionell und auf einem sehr guten Level ausübe. Oftmals denke ich mir dabei auch, dass ich am liebsten einfach mit meinen Freunden zum Freeriden gehen würde – ohne Leistungsdruck. Zum Beispiel im letzten Jahr während dem Mica Heliskiing Trip, bei dem wir mit Salomon und Field Productions unterwegs waren. Wir hatten die perfekte Lodge, den Helikopter direkt vor der Tür, den besten Schnee, den man sich wünschen kann und das passende Gelände. Letztendlich war es dann so, dass wir an zwei von sieben Tagen nur jeweils einen Run fahren konnten. Der Rest der Zeit bestand aus harter Arbeit. Hiken für „One-Turn-Wonders“ wie etwa eine kurze Pillow Line oder ein einzelnes Cliff. Natürlich ist es eine riesen Belohnung, wenn du dann einen richtig guten Shot im Kasten hast. Aber dann ist da auch noch die Zeit, in der du da oben stehst, die absoluten Traumbedingungen serviert bekommst und einfach nicht zum Fahren kommst. Das kann unglaublich frustrierend sein. Die Leute, die sich dann den Film anschauen sehen eben nicht, wieviel Arbeit wirklich dahinter steckt.

freeskiers.net: Also ist das Schlimmste dabei nicht, auf die perfekten Bedingungen zu warten, sondern sie zu bekommen und dann aber nicht in der Lage zu sein, sie voll und ganz auszunutzen?

Henrik: Ja, genau. Auch wenn ich mein Geld zu einem großen Teil dadurch verdiene, dass ich auch wirklich Ski fahre, komme ich nicht so oft dazu, wie ich das eigentlich gerne möchte. Denn nur dann, wenn die Bedingungen für’s Shooten oder die Contests nicht passen, komme ich wirklich viel zum Fahren. So auch bei der Freeride World Tour. Während der sieben bis zehn Tage, die für jeden Contest angesetzt sind, nimmt der Wettkampf an sich nur einen Tag ein. An diesem muss natürlich alles stimmen. Den Rest der Zeit, während wir darauf warten, dass der Himmel aufklart oder der Schneefall aussetzt, kann ich dann damit verbringen so viel Powder wie möglich mit meinen Freunden zu shredden.

freeskiers.net: Üblicherweise bekommen wir in den Filmen nur die absoluten Top-Aufnahmen zu sehen – perfekter Schnee, klarer, blauer Himmel etc.. Natürlich hat man nicht immer das Glück, solche Bedingungen zu erwischen. Wie sah Dein schlechtester Ski-Trip aus?

Henrik: In der Hinsicht hatte ich eigentlich in meiner Karriere immer Glück – meistens konnten wir das umsetzen, was wir uns vorgenommen hatten. Aber ich erinnere mich daran, dass wir einmal in den nördlichsten Teil Norwegens aufgebrochen waren. Wir brauchten allein zwei Tage für die Anreise. Da das Gebiet recht abgelegen war mussten wir dort 3.000 Euro nur für den Transfer des Helis zu unserem Ausgangspunkt zahlen. Letztendlich stellte sich dann beim ersten Erkundungsflug heraus, dass es in der gesamten Region bis zu den Gipfeln hinauf geregnet hatte und alles von oben bis unten ein einziger Eisblock war. Deshalb waren wir dann auch dazu gezwungen, die Heimreise anzutreten. Jeder aus unserer Gruppe hatte schließlich rund 2.000 Euro ausgegeben, ohne auch nur ein einziges Foto oder eine Filmaufnahme in den Kasten bekommen zu haben. Wobei ich glaube, dass einer der Jungs immerhin eine Zeitraffer-Aufnahme mit nach Hause nehmen konnte. (lacht)

freeskiers.net: Wenn man nach den Fotos und Videos geht, könnte man den Eindruck bekommen, dass Du ausschließlich dafür bezahlt wirst, Spaß zu haben. Welche Aspekte übersieht man in diesem Bild?

Henrik: Nunja, ich muss zum Beispiel sehr viel Zeit in den Kontakt mit Sponsoren investieren. Wenn man ein gewisses Level erreicht, wird es schon sehr stressig, all seine Verträge einzuhalten. Man muss das Ganze auf einer professionellen Ebene sehen, auch wenn man manchmal einfach nur noch seine Ruhe haben möchte. Außerdem muss man auch die ganzen Projekte und Termine bei denen die Sponsoren mich gerne dabei hätten, die Wettkämpfe, die Filmtrips und so weiter koordinieren. Man muss also viel Zeit vor dem Computer verbringen, um sein komplettes Leben zu organisieren. Die ewige Reiserei bringt zudem eine Menge Bürokratie mit sich was z.B. ein simples Einreise-Visum betrifft. Gerade wenn es nach Russland gehen soll, kann das schonmal ein zweiwöchiges Projekt werden (lacht). Ganz abgesehen davon hat man ja auch noch ein Privatleben, um das man sich kümmern möchte. Einfach auf der Couch zu liegen und fern zu sehen, ist nur noch selten drin. Mein Terminkalender ist also ziemlich voll und ich lebe ein relativ sressiges Leben. Das soll aber sicherlich keine Beschwerde sein. (lacht)

freeskiers.net: Einige Fahrer wechseln ihre Sponsoren ja sehr häufig. Du dagegen arbeitest quasi bereits seit Beginn Deiner Freestyle- bzw. Freeride-Karriere mit Peak Performance zusammen. Wie lautet das Rezept für eine so langandauernde Partnerschaft?

Henrik: Ich denke, das liegt vor allem daran, dass es nicht einfach ein Verhältnis ist, in dem es immer nur um das Geschäftliche geht. Die Frima kommt wie ich selbst auch aus Åre, was schon einmal eine gute Grundlage ist, da ich mich dadurch von Beginn an mit den Leuten von Peak Performance anfreunden konnte. Mir gefällt daran besonders die Tatsache, dass man sich dadurch auch auf einer freundschaftlichen, ehrlicheren Ebene begegnen kann. Sie haben mich auch in den Zeiten unterstützt, in denen nicht alles hunderprozentig perfekt lief. Deshalb hoffe ich, dass ich ihnen im Gegenzug auch etwas zurückgeben konnte (lacht). Loyalität auf beiden Seiten ist jedenfalls ein ganz entscheidender Punkt dabei.

freeskiers.net: In Deiner Doku „Exploded View“ sieht man Deine Eltern, wie sie über Deine Geburt sprechen und wie der Arzt damals bereits eine vielversprechende Karriere als Skifahrer für Dich vorhersagte. Gab es bei der Geburt Deines Sohnes Parallelen?

Henrik (lacht): In gewisser Weise schon. Er war bereits vom ersten Tag an groß und stark. Er hat ungefähr zur gleichen Zeit mit dem Laufen begonnen wie ich und es sieht so aus, als hätte er einen ziemlich guten Gleichgewichtssinn. Nicht die schlechteste Eigenschaft die man haben kann, wenn es um’s Skifahren geht.

Freeskiers.net: Also könnten wir hier gerade über den zukünftigen Freeride World Tour Champion sprechen?

Henrik (lacht): Ich bin mir gar nicht so sicher, ob ich ihn Skifahren lassen sollte. Natürlich wird es unmöglich sein, ihn davon abzuhalten, wenn er wirklich ein Skifahrer werden will und ich werde es ihm auch sicherlich nicht verbieten. Nur ist es so, dass ich mittlerweile die Besorgnis meiner Mutter recht gut nachvollziehen kann, die sich ja der Risiken bewusst ist, denen ich mich das ganze Jahr über aussetze. Es ist bereits jetzt ein komisches Gefühl, wenn ich Loui anschaue und weiß, dass er vermutlich Ski fahren und mir möglicherweise auch nacheifern wird.

freeskiers.net: Um Deine Nerven nicht zu sehr zu strapazieren, wirst Du ihm wahrscheinlich selbst das ein oder andere beibringen?

Henrik: Auf jeden Fall! Ich hoffe sehr, dass ich später einmal so richtig mit ihm shredden gehen kann. Dafür bleibt jedoch erst einmal abzuwarten, ob er sich aus freien Stücken dazu entscheiden wird, ein Freerider werden zu wollen. Ich werde ihn jedenfalls nicht dazu drängen, meine Eltern haben das bei mir auch nicht gemacht. Da er aber in Åre aufwachsen wird, führt wohl kein Weg daran vorbei. Ich hoffe nur, dass wir eines Tages auf einem ähnlichen Level sein werden und dann einige Lines zusammen fahren können. Vorrausgesetzt natürlich, dass ich dann immer noch fit genug bin. Das wäre großartig. Obwohl ich mich ja eigentlich noch viel mehr darauf freue, mit ihm surfen zu gehen. (lacht)

freeskiers.net: Hat Deine Vaterschaft eigentlich einen Einfluss auf Dein Skifahren bzw. Deine Bereitschaft, Risiken einzugehen, ausgeübt?

Henrik: Nein, das würde ich eigentlich nicht sagen. Denn ich mache mir immer reichlich Gedanken über eine Line, bevor ich sie fahre. Ich will ja schließlich gesund bleiben und noch ein langes Leben führen. Diese Einstellung hatte ich allerdings auch schon vorher. Ich bin kein „leichtsinniger Draufgänger“. Vielleicht scheint das manchmal nicht so rüber zu kommen, aber ich wäge jederzeit im Vornherein ab, ob etwas machbar ist, oder eben nicht.

freeskiers.net: Ich denke, das ist einfach der grundsätzlich falsche Eindruck, den in erster Linie die Leute bekommen, die mit dem Sport nicht so sehr in Berührung kommen. Ein Freerider wäre ja sonst wortwörtlich gesehen nicht dazu in der Lage eine länger andauernde Karriere zu erleben, wenn er sich nicht vorab Gedanken machen würde.

Henrik: Das ist richtig. Ich habe z.B. viele Freunde, die sehr, sehr gute Skifahrer waren, aber zu kopflos an die Sache herangegangen sind. Das Ergebnis waren dann unnötige Verletzungen aufgrund mangelnder Vorbereitung, welche auch ein regelmäßiges Workout umfasst. Üblicherweise ist eine Karriere in diesem Bereich relativ schnell gelaufen, wenn man den Kopf allzu oft ausschaltet. Natürlich kann man auch einfach Pech haben, aber davor ist man ja bekanntlich nirgendwo sicher, auch nicht beim Überqueren der Straße...

freeskiers.net: Da ist natürlich etwas Wahres dran. Manche Dinge passieren einfach... Vielen Dank, Henrik, dass Du Dir die Zeit genommen hast. Wir wünschen Dir viel Erfolg bei der Rückeroberung des Freeride World Tour Titels!


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