People - Giulia Monego

Von hans-martin kudlinski am 3.Jan. 2012

Giulia Monegos Werdegang hin zum Freeride-Pro war bislang ein äußerst steiler. In Venedig, also nur knapp über der Höhe des Meeresspiegels geboren, führte ihr Weg sie im Laufe der Jahre bis hinauf auf den in 6.194 Meter liegenden Gipfel des Mount McKinley/Denali. Wir hatten nun die Gelegenheit, mit der Italienerin über ihre skifahrerische und alpinistische Entwicklung, die Vorzüge Verbiers als Winterwohnsitz und ihr Engagement für das Projekt Summits4Kids zu sprechen.


People - Giulia Monego

Review

Im Gespräch mit der italienischen Freeriderin und Ski-Alpinistin

Autor: Bernhard Scholz Date: 03. Januar 2012 Giulia Monegos Werdegang hin zum Freeride-Pro war bislang ein äußerst steiler. In Venedig, also nur knapp über der Höhe des Meeresspiegels geboren, führte ihr Weg sie im Laufe der Jahre bis hinauf auf den in 6.194 Meter liegenden Gipfel des Mount McKinley/Denali. Wir hatten nun die Gelegenheit, mit der Italienerin über ihre skifahrerische und alpinistische Entwicklung, die Vorzüge Verbiers als Winterwohnsitz und ihr Engagement für das Projekt Summits4Kids zu sprechen. freeskiers.net: Hallo Giulia, es freut uns sehr Dich hier auf freeskiers.net vorstellen zu dürfen. Woher kommst Du und was machst Du?
Giulia: Hallo, freut mich, dass Ihr mich hier eingeladen habt. Ich heiße Giulia Monego, bin Profi-Freeriderin und komme ursprünglich aus Venedig.

fs.net: Aus Venedig? Das ist ja nicht gerade als "Freeriders' Paradise" bekannt, wie bist Du zum Skifahren gekommen?
Giulia: Durch meine Eltern, ich bin auch zugleich in Cortina d'Ampezzo groß geworden und habe dort natürlich das Skifahren gelernt. Ich war zunächst eine Rennläuferin, wie es sich gehört. Bei FIS-Rennen habe ich mitgemacht und auch beim Europa Cup, bis 2001.

fs.net: Zum Glück hast Du zum Freeriden gefunden, wie ist das gekommen?
Giulia: Eigentlich wollte ich in Chamonix als Skilehrerin arbeiten, aber eine Freundin hat mir den Tipp gegeben nach Verbier zu gehen. Das habe ich gemacht und nach der ersten Saison habe ich dort ein Angebot bekommen als Freeride Instructor zu arbeiten. Das kam mir gerade recht, da ich bei Contests teilnahm und das ausbauen wollte. Es war also ein glücklicher Zufall.

fs.net: Und inzwischen lebst Du komplett in Verbier?
Giulia: Im Sommer bin ich noch etwa einen Monat lang in Cortina, außerdem bin ich ja oft auf Reisen und Expeditionen, aber grundsätzlich ist mein Basislager jetzt in Verbier.

fs.net: Dass Du viel unterwegs bist haben wir schon gesehen, Süd- und Nordamerika und dann gab es ja immer die Stopps der Freeride World Tour, wo hat es Dir am besten gefallen und wo kann man besonders gut Powern?
Giulia: Das ist schwer zu beantworten: Grundsätzlich bevorzuge ich aber die Alpen. Es gibt ernsthaftes Gelände, steile Hänge, es ist wild und einzigartig, außerdem kommt man überall relativ einfach hin. In Alaska gibt es natürlich fantastischen Pulverschnee, Spines und es ist außerordentlich schön dort, zudem filmen die großen Skivideounternehmen auch wegen der Helikopter gerne dort. In Südamerika ist die Kultur toll und die Berge sind sehr hoch, aber ich fahre sehr, sehr gerne hier zuhause Ski. Je weiter man von der Zivilisation entfernt ist, desto schwieriger ist es zudem gutes Material zu produzieren, da ich aber davon lebe, ist es hier natürlich leichter. Andererseits zieht es mich verstärkt in die weite wilde Welt …

fs.net: Und was glaubst Du wird in Zukunft das Freeriden bestimmen, geht es da auch verstärkt in die Welt hinaus?
Giulia: Eine schwere Frage, hellsehen kann ich nicht, aber da ich die letzten 10 Jahre aktiv war, glaube ich, dass sich das breite Freeriden vermehrt auch auf den wirklich großen Bergen abspielen wird. Es wird wegen der neuen technischen Möglichkeiten mehr Menschen geben, die auch an ungewöhnlichen Orten Felle auf ihre breiten Ski ziehen und mit Tourenbindungen entlegene Gipfel und Hänge befahren. Natürlich wurde schon sehr vieles gemacht, aber die breite Masse kann jetzt einfacher und besser los ziehen. Diesen Weg ein wenig zu zeigen ist auch meine Rolle als Frau in diesem Sport.

fs.net: Ja, Du bist ein echtes Vorbild für andere, was Du auf und mit Ski machst, stellt ziemlich Vieles im Skizirkus in den Schatten. Diesen Sommer warst Du am Denali und in Bolivien kennt man Dich inzwischen auch gut.
Giulia: Danke für das Kompliment. Natürlich ist es toll andere inspirieren zu können, dabei mache ich eigentlich nur was ich am liebsten tue.

fs.net: Ehre wem Ehre gebührt. Was können wir von der Skifahrerin Giulia in näherer Zukunft erwarten?
Giulia: Tja, ich habe ehrlich gesagt keinen konkreten Plan – aber verschiedene kleinere Ziele, etwa weiterhin gute Stories für Magazine zu produzieren, in Fotoshootings und in Videos präsent zu sein, was ja sowieso zu meinem Job gehört. Mit ein paar Franzosen sind wir beispielsweise letztens am Äthna gewesen um Fotos zu machen und eine schöne Geschichte zu haben, da dürft ihr gespannt sein. Dann reizt mich natürlich das Unterwegs sein, die Expeditionen, die nächsten großen Schritte kommen also.

fs.net: Der Bühne "Freeride World Tour" hast Du den Rücken gekehrt, warum?
Giulia: Mir fehlte nach so vielen Jahren einfach die Motivation. Ich habe tolle Jahre auf der Tour gehabt, sehr viele neue Freunde gefunden die ich jetzt natürlich ein wenig vermisse, aber grundsätzlich bin ich mit meiner Entscheidung, mich nicht mehr unter Wettbewerbsbedingungen irgendwelche Hänge hinunter zu stürzen, sehr glücklich.

fs.net: Es ist ja auch gefährlich.
Giulia: Stimmt, aber mit der richtigen Vorbereitung ist es nicht so schlimm wie man das oft glaubt. Im Vergleich: In Bolivien auf einer Expedition hat man viele Sicherheiten gar nicht, Helikopter oder Lawinenkommissionen zum Beispiel. Wenn etwas passiert ist man immer noch auf sich alleine gestellt. Aber auch das ist möglich, heute einfacher als je zuvor. Mein Ziel ist auch, da einen Weg zu weisen: Geht raus, organisiert einen Trip, jeder hier kann das! Auch ihr Mädels!

fs.net: Was wir auch nicht unerwähnt lassen wollen ist Dein Engagement für Summit4Kids, erzähl uns doch bitte kurz was es damit auf sich hat.
Giulia: Sehr gerne, das ist eine Herzensangelegenheit. Summit4Kids ist eine NGO, also eine Nichtregierungsorganisation, die Kinder in armen Ländern direkt unterstützt. Meine Freundin Laura Bohleber hatte die Idee und zusammen mit Marja Persson haben wir das Projekt 2009 gestartet. In armen Ländern sind Kinder die Ärmsten, deshalb müssen sie als erste unterstützt werden. Da wir durch unsere Medienpopularität auf die Situation aufmerksam machen, können wir Gelder für Kinder sammeln.

fs.net: Wie läuft das konkret?
Giulia: Wir organisieren also beispielsweise einen Trip nach Bolivien und bei der Finanzierung hören wir nicht beim Reisebudget auf sondern treiben für Summit4Kids ebenfalls Mittel ein. Wenn wir dann vor Ort sind können wir die lokalen Umstände viel besser beurteilen als wenn wir das Geld einfach irgendwohin überweisen würden. So stellen wir also sicher, dass es auch da ankommt, wo es wirklich gebraucht wird. Dabei achten wir insbesondere darauf, dass unsere Hilfe lokalen und konkreten Programmen und Konzepten zu Gute kommt, beispielsweise Schulen, Lehrern oder auch dort einheimischen Kinderärzten.

fs.net: Das klingt sehr sinnvoll, kann man sich da als Privatperson auch beteiligen oder holt Ihr Euch das Geld eher von Unternehmen?
Giulia: Natürlich kommt der größte Teil von unseren Sponsoren und weiteren Unternehmen, aber natürlich kann jeder einen Beitrag leisten: Unter www.summits4kids.org sind noch viel mehr Informationen zu finden. Und Summit4Kids soll nicht nur durch die Reisen von uns Dreien getragen werden, sondern auch andere Athleten können sich an dem Konzept beteiligen. Wenn also jemand Lust hat sich zu engagieren, etwas Medienöffentlichkeit hat und auf Reisen die Gegensätze unserer Welt zwischen Arm und Reich erlebt hat und positiv verändern will, dann passt das zu der Idee. Je mehr sich beteiligen, desto besser!

fs.net: Giulia, vielen Dank für das Interview und viel Spaß sowie Erfolg in Zukunft.
Additional Information
www.giuliamonego.comwww.thenorthface.com
Article Options
{ijoomla_redirect id=70} zurück zum Anfang

 

Hinterlasse eine Antwort
Bitte anmelden, um einen Kommentar zu posten