People - Björn Heregger

Von hans-martin kudlinski am 9.Mär. 2012

Wie so viele seiner heutigen Mitstreiter so vollzog auch Björn Heregger eines Tages den Sprung vom alpinen Rennläufer hin zum Freerider. Dass diese Entscheidung goldrichtig war, bewies er spätestens 2009 mit seinem Sieg beim Nendaz Freeride und der Qualifikation für den Verbier Xtreme, wo er schließlich Achter wurde. Wir haben den Uvex Core Range Rider im Rahmen des FWT Stopps in Røldal begleitet und mit ihm auch über diejenigen Faktoren gesprochen, welche abseits des großen Contest-Rummels auf die Athleten einwirken.


People - Björn Heregger

Review

Einmal Røldal und zurück

Autor: Hans-Martin Kudlinski Date: 09. März 2012 Wie so viele seiner heutigen Mitstreiter so vollzog auch Björn Heregger eines Tages den Sprung vom alpinen Rennläufer hin zum Freerider. Dass diese Entscheidung goldrichtig war, bewies er spätestens 2009 mit seinem Sieg beim Nendaz Freeride und der Qualifikation für den Verbier Xtreme, wo er schließlich Achter wurde. Wir haben den Uvex Core Range Rider im Rahmen des FWT Stopps in Røldal begleitet und mit ihm auch über diejenigen Faktoren gesprochen, welche abseits des großen Contest-Rummels auf die Athleten einwirken. Ursprünglich hatte es der Österreicher, Heregger, nie allzu weit bis zum nächstgelegenen Skigebiet. Nach wie vor in der Alpenrepublik beheimatet, hat sich daran eigentlich auch nicht viel geändert. Nur hat sich Björns Aktionsradius in den letzten Jahren doch erheblich ausgebreitet. Durch seine Entwicklung hin zum professionellen Freerider, welcher in diesem Jahr erstmals eine komplette FWT-Saison bestreitet, stieg auch das Guthaben auf seinem Meilenkonte stetig an.

Der vierte Stopp der besagten Freeride World Tour führte Björn und die restlichen Athleten am 23. Februar nach Norwegen, genauer gesagt nach Røldal. An diesem Tag stand der Trip vom Münchner Flughafen über Amsterdam nach Bergen mit anschließendem Bustransfer zum endgültigen Bestimmungsort auf dem Programm. All das, um mit einem Tag Verschnaufpause einen Contest zu bestreiten und anschließend direkt wieder in die Heimat bzw. in den Rest der Welt zu reisen und weitere Projekte zu verfolgen.

Ein Aufwand der ebenso zu Björns Job gehört, wie die allgegenwärtigen Turns im Schnee, welche man in erster Linie wahrnimmt. Dass zum Leben eines Freeride-Pros allerdings weit mehr gehört als lediglich "ein wenig Skifahren zu gehen", davon konnten wir uns während der Tage rund um den Wettkampf in Røldal überzeugen...
freeskiers.net: Der Tourstopp im norwegischen Røldal findet ja nicht eben vor der eigenen Haustüre statt. Ist die Reiseplanung Sache eines jeden Athleten selbst, oder bekommt ihr da in irgendeiner Form eine Unterstützung?

Björn: Die Reiseplanung bleibt uns selbst vorbehalten. Wir hatten diesmal den Vorteil, dass von Bergen nach Røldal ein Shuttle für uns bereitgestellt wurde. Andernfalls wärs auch kein Problem gewesen sich einen Mietwagen zu organisieren. Ich finde das im Grunde auch okay, da ja nicht jeder zum gleichen Termin seinen Flug bzw Reise plant bzw der eine lieber etwas früher anreist der andere lieber knapp...

fs.net: Was hast Du vor Deiner Abreise nach Røldal getan, gibt es Projekte, an denen Du zwischen den FWT-Stopps gerade arbeitest? Was steht danach an?

Björn: Nach dem Stop in Courmayeur habe ich die guten Bedingungen am Arlberg ausgenutzt und war mit Freunden viel am Berg unterwegs. Ich habe auch mit Sepp Mallaun und Mattias Fredericksson den guten Schnee zum Photographieren genutzt. Leider msste ich den vielen Skitagen ein klein wenig Tribut zollen – ich habe mir eine Sehne im Sprunggelenk entzunden – dieses Wehwechen beschäftigt mich leider immer noch. Aufgrund dessen musste ich leider ein paar Filmtage absagen, da mir diese Verletzung beim Hiken am meisten Probleme macht.

Ich möchte aber definitiv den heurigen Winter noch nutzen um das eine oder andere, lang gehegte Projekt anzugehen. Anfang April bin ich für meinen Sponsor Salewa unterwegs. Zusammen mit Davo Karnica (Sevent Summtis auf Ski) möchten wir etwas Steileres angehen (Hohe Tatra, Slowenien oder Montenegro). Danach werde ich wieder mit dem Stefan (Häusl), Mitch (Tölderer) und der Bibi (Pekarek) in der heimischen Bergwelt grössere Lines angehen und für das Tiroler Filmprojekt 'Time for the Whiteroom' möchte ich auch noch zum filmen gehen. Der Winter ist also noch lang...

fs.net: Wenn man spät abends am Zielort eintrifft, ist man dann froh darüber, wenn die erste Sichtung des Face vor Ort im wahrsten Sinne des Wortes ins Wasser fällt und zu einem "freien Tag" führt? Oder bereitet Dir dieser Zeitdruck bzw. Reisestress keine Probleme?

Björn: Mir persönlich ist das immer sehr recht, da ich mich sehr gerne länger am Contestort aufhalte und im Grunde immer etwas länger brauche, um mich einzugewöhnen. Das ist aber von Rider zu Rider unterschiedlich. Der eine hat's lieber, wenn alles so schnell wie möglich über die Bühne geht, andere nehmen sich lieber etwas mehr Zeit.

fs.net: Wie hast Du Dich in Røldal während des Weather Days beschäftigt? Einfach nur "abzuhängen" ist schließlich eher nicht dein Ding.

Björn: Am ersten Tag haben wir unseren Kühlschrank aufgefüllt. Obwohl Norwegen nicht unbedingt ein billiges Pflaster ist, möchte ich den Komfort guten Essens nicht missen – am Abend gab's dann Lachs!
Ich war Laufen, habe ein kleines Rumpfkräftigungsprogramm gemacht und nicht zu vergessen das Stretching. Ich versuche immer ein gewisses Maß an Körperspannung zu halten, wenn ich nicht am Berg bin. Im Appartement waren wir mit zwei Deutschen (Tom Leitner und Christian Reichenberger) einen Schweizer (Richard Amacker) und einem Franzosen (Aurelien Ducroz) und so hat auch das Super-G Rennen der Herren am Freitag, das im norwegischen TV übertragen wurde, für zwei Stunden eine gewisse Unterhaltung geboten – Ländermatchstimmung. Am Abend stand dann noch das Judgesmeeting, das Riders Meeting und der BIB-Draw auf dem Programm.

fs.net: Wo du es gerade ansprichst: Ein Programmpunkt vor jedem Contest, der in den Medien kaum Beachtung findet, ist das Riders Meeting. Aus eurer Sicht ist es jedoch sicherlich einer der wichtigsten Termine. Kannst Du kurz beschreiben, was dort geschieht und wie sich die Situation in Røldal zeigte?

Björn: Die Situation in Røldal war natürlich schwierig. Schwierige Wetter- und Schneebedingungen haben nicht nur die Rider sondern vor allem auch die Veranstalter vor eine große Herausforderung gestellt. Dass die Bedingungen in Norwegen nicht einfach werden war uns aber schon im Vorhinein klar. Das Riders Meeting stellt insofern einen wichtigen Termin dar, da es als Informationsausstausch zwischen Veranstaltern und Ridern dient. Die Rider wollen natürlich das bestmögliche Face mit dem bestmöglichen Schnee fahren, die Veranstalter stehen aber eher unter Zeitdruck und wollen natürlich beim erstmöglichen Wetterfenster das Ding durchziehen. Da ist viel Raum für Diskussion. Ich schätze die Bemühungen der Veranstalter sehr und repektiere die schwierige Situation in Røldal. Im Nachhinein würden wahrscheinlich auch die Veranstalter vieles anders machen.

fs.net: Beim Freeriden ist das Wetter ein ganz entscheidender Faktor, um unter sicheren Bedingungen unterwegs zu sein. Beim Stopp in Norwegen haben die äußeren Bedingungen den Organisatoren das Leben nach allen Mitteln der Kunst schwer gemacht. Wie bewertest Du die Entscheidungen im Bezug auf den Ablauf und die Wahl des letztendlichen Contest Face?

Björn: Im Nachhinein ist man natürlich immer schlauer und so habe sich alle gefragt, warum nicht sofort das Face, an dem dann schlussendlich der Contest gefahren wurde, als Varinate B gewählt wurde. Da ich aber die genauen Umstände in den Wochen davor nicht kannte, kann ich das schwer beurteilen. Für uns Fahrer sind kurzfristig gewählte Änderungen immer schwierig. Man bereitet sich auf ein Face vor, um dann schlussendlich doch wieder mit einem anderen konfrontiert zu werden.

Kurz vor dem Hike ist dann auch noch ein kleines Schneebrett aus dem Hang ausgebrochen und hat die Situation nochmals verschärft! Die Bergführer haben dann den Aufstieg als nicht sicher eingestuft, da auch die Tageserwärmung eine gewisse Rolle spielte. So viel auch der Vorteil, sich das Ganze beim Aufstieg einzuprägen, weg was zu einer vollkommen neuen Situation führte – wir wurden mit dem Heli an den Start geflogen.

So ist es immer ein Anspannen und wieder loslassen das auf Dauer ganz schön an die Substanz geht. Die einen kommen damit besser klar die andern weniger. Ich persönlich hätte mir in Norwegen eine etwas spätere Startnummer gewünscht - ich war zweiter Skifahrer - da man so die Möglichkeit hat sich die anderen anzuschauen und somit noch mehr Infos über die Schneebedingungen bekommt. Aber Freeriden ist nun mal nicht Fußballspielen und wir müssen uns den äußeren Bedingungen anpassen. Ich hätte mir natürlich etwas mehr Zeit für die Vorbereitung gewünscht, das Face wurde 2 Stunden vor dem Wettkampf bestätigt, aber letzten Endes versuchen die Veranstalter das Bestmögliche zu gewährleisten und sind genau wie wir Fahrer auf die Wetterbedingungen angewiesen...


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Einmal Røldal und zurück

Autor: Hans-Martin Kudlinski Date: 09. März 2012 . fs.net: Hat sich die schwierige organisatorische Situation am Ende auf Deinen Run ausgewirkt?

Björn: Das würde ich nicht unbedingt sagen, eher hat mich die frühe Startnummer irritiert. Die Faces A und B waren knallhart bzw. eisig und das Contestface war schlussendlich ganz gut zu fahren. Wenn man sich dann am Start zwei oder drei Fahrer anschauen kann, kann man auch darauf reagieren – es ist aber nunmal leider kein Wunschkonzert.

freeskiers.net:
Nach welchen Kriterien hast Du Dir in Røldal deine Line zurecht gelegt bzw. wie gehst Du da üblicherweise vor?

Björn: Üblicherweise suche ich mir meine Line so aus, dass diese flüssig zu fahren ist und mich auch anspricht. Von steilen, engen Couloirs lass ich eher die Finger, da mir dieser Stil nicht ganz so liegt und ich persönlich auch mehr Spass an schnellen, flüssigen Runs mit größeren, weiteren Sprüngen habe. Und vor allem muss das ganze auch vom Start aus gut zu finden sein.

In Røldal war das ein gewisses Problem, da nach dem ersten, steileren und eisigen Starthang ein kleiner Zwischenboden die Sicht auch den zweiten Teil der Lines versperrt hat und das ist immer eine Gefahr für die Flüssigkeit. Im großen und Ganzen war ich mit meiner Linechoice zufrieden, nur konnte ich meine Line nicht ganz so 'durchkrachen' wie ich mir das vorgestellt habe.

fs.net: Gibt es zunächst eine "Safety-Variante", die man ggf. "erweitert" und auf die beispielsweise bei einem Wechsel hin zu schlechten Sichtverhältnissen zurückgegriffen wird?

Björn: Ich behalte mir immer eine Variante B im Hinterkopf. Meine A-Variante suche ich mir immer so aus, dass diese mir auch wirklich gefällt und Spass macht. Ich halte nach wie vor immer noch nichts von 'Contestlines', obwohl auch diese Variante sehr oft erfolgreich ist. Ich suche meine Line immer nach objektiven Gefahren ab – Steilheit, Exponiertheit, usw. und wähle diese dann so, dass ich mich damit wohlfühle und dass ich das ganze auch handeln kann. Wenn ich dann am Start bin, versuche ich möglichst bei meiner Line zu bleiben und diese auch durchzuziehen – außer besondere Umstände bringen mich dann zur B-Variante. Beispielsweise die Schnee- und Lichtverhältnisse und die Informationen, die ich durchs Anschauen anderer Rider bekomme.

fs.net: Eine immer wieder heiß diskutierte und schwer pauschal zu reglementierende Sache ist das Judging eines Freeridecontest. Inwiefern habt ihr vor jedem Stopp, die Möglichkeit, auf die Sichtweise der Judges einzuwirken?

Björn: Im Grunde sollte es so funktionieren, dass die Rider überhaupt nicht auf die Judges einwirken müssen. Wir haben bei jedem Stop ein JudgesMeeting, bei dem die letzten Contests diskutiert werden und Beispielruns bewertet werden. Leider war auch nach dem Contest in Røldal die Diskussion wieder groß und das Meeting in Fieberbrunn wird sicher interessant. Auch ich war mit dem Resultat in Røldal nicht einverstanden, da ich die frühe Startnummer nutzte und mir jeden Run angesehen hab und mein eigenes Ranking gemacht habe.

Dass das Judging letzen Endes immer eine subjektive Bewertung bleiben wird, sollte uns allen klar sein und jeder der sich aus dem Startgate abstösst, erklärt sich damit einverstanden. Manchmal gibt es eben mehr Diskussionsbedarf und manchmal weniger. Und was heuer noch dazukommt ist die Tatsache, dass die Dichte an guten Fahrern von Jahr zu Jahr zunimmt - es ist heuer so groß wie niemals zuvor - und dieser Umstand das Judging auf keinen Fall erleichtert.

fs.net: Kannst Du kurz auf Deinen Run in Røldal eingehen und eine Bewertung abgeben, wie Du ihn im Vergleich zu denen der anderen Rider einstufen würdest?

Björn: Mein persönlicher Eindruck war, dass ich keinen Megalauf hervorgezaubert habe, dass der Lauf aber allemal für einen Platz unter den ersten 10 reichen sollte. Ich habe meinen ersten Sprung nicht gemacht, da ich mir über die Bedingungen im oberen Teil des Hanges nicht im Klaren war. Im unteren Teil wars im Großen und Ganzen okay mit Raum noch oben. Ich hätte mich auf den 7ten oder 8ten Platz geschätzt. Letztendlich wurde ich 13ter – was aber auch mit der frühen Startnummer zusammenhängt – diese werden um Schnitt immer etwas schlechter beurteilt als die späteren.

fs.net: Du warst mit der Bewertung durch die Judges an diesem Tag nicht ganz zufrieden. Gab es im Nachhinein nochmal ein Gespräch mit den Judges, in welchem darüber diskutiert wurde? Falls ja, wie wurde die Bewertung begründet?

Björn: Auf der Afterparty habe ich mich noch mit Seb Michaud , der als Judge in Røldal war, unterhalten und ihm mein Ranking erklärt. Im Grunde hatte ich das Gefühl, dass auch Seb mit dem Judging in Røldal nicht ganz einverstanden war und sehr bemüht ist das Ganze in Fiberbrunn zum Gespräch zu bringen. Das Gespräch findet dann dort statt, wenn ich meinen Run auf Video gesehen habe und ich mich dann besser einschätzen kann.

fs.net: Wie sieht nun Deine Zielsetzung für den Stopp auf heimischem Boden aus?

Björn: Ich möchte aufs Podium. Es hat zwar heuer noch ned ganz nach Plan funktioniert aber weit entfernt davon bin ich auch nicht. Leider macht mir meine Sehnenentzündung zur Zeit etwas Sorgen und hält mich vom Berg – für einen Run werd ich aber die Zähne zusammenbeißen.

fs.net: Vielen Dank für diese Einblicke und viel Erfolg beim Stopp in Fieberbrunn!


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