Interview: Uvex Entwicklungsleiter

Von Laurin Ring am 19.Mär. 2015

Sie gehört wohl zum wichtigsten Teil der Ausrüstung, egal ob Sonnenschein oder Schneefall - sie ist immer dabei. Die Goggle sorgt bei Wind und Witterung für den nötigen Durchblick. Wir konnten für euch hinter die Kulissen von Uvex blicken und zeigen euch im Rahmen eines Interviews mit dem Entwicklungsleiter der Uvex Sports Group Frank Proksch, was hinter der Entwicklung einer Goggle steckt.

freeskiers.net: Die variomatic - Technologie soll den lästigen Wechsel des Glases oder der Brille ersetzen. Vielleicht könntest Du kurz verdeutlichen bei welchen äußeren Gegebenheiten sich das Glas der Brille automatisch verändert und wie dies geschieht?

Frank: Unsere variomatic Scheiben reagieren auf UV-Strahlung in der Umgebung und verdunkeln sich automatisch je nach Strahlungsstärke. Das ist im Prinzip eine chemische Reaktion. Sie wird durch lichtempfindliche Pigmente, die in das Ausgangsmaterial der Scheibe vermischt werden, ausgelöst.

Diese Pigmente arbeiten ähnlich wie ein Rosenblatt. Trifft viel UV-Strahlung auf die Scheibe öffnet sich der Rosenblattkelch – in der Scheibe also das Pigment – und deckt damit eine große Scheibenfläche ab. Die Scheibe wird dunkel. Reduziert sich die Helligkeit bzw. UV-Strahlung, beispielsweise durch einsetzende Bewölkung, schließen sich die Pigmente wieder und viel Licht wird hindurchgelassen, die Scheibe wird heller.

freeskiers.net: Die variotronic Goggles sind die uvex Topmodelle. Was macht diese zur „Immer dabei"-Skibrille?

Frank: Die variotronic Scheibe von uvex ist pures Hightech: Sie kann sich binnen Sekundenbruchteilen wechselnden Lichtverhältnissen anpassen – vollautomatisch oder, wenn gewünscht, manuell. Man blickt quasi durch ein gewölbtes, durchsichtiges Display (ähnlich wie ein Bildschirm) ohne Hintergrundgehäuse. Die vollelektronische LCD Goggle misst über eine seitlich installierte Photozelle den Umgebungslichteinfall und dunkelt mittels Niedervoltspannung binnen Zehntelsekunden die „liquid Crystals" im Display ab.

Wie bei einem LCD-Fernseher können die Flüssigkristalle ihre Farbe ändern. So erreichen wir mit vier unterschiedlichen Transmissionsgraden für jeden Lichteinfall die passende Tönung. Die Brille kann im vollautomatischen als auch im manuellen Modus betrieben werden. Diese LCD Technologie ist ein wahres Alleinstellungsmerkmal und wird tatsächlich auch nur von uvex angeboten.

freeskiers.net: Welche Gesichtspunkte sind bei Euch in der Entwicklung einer uvex Goggle am wichtigsten und was macht für Euch eine uvex Goggle aus?

Frank: An erster Stelle steht bei uns der Qualitätsanspruch ans Produkt. Klar, eine Goggle soll auch gut aussehen und – je nach Modell – die Geschmäcker uns Styles unterschiedlicher Zielgruppen abdecken. Ein Freeskier bevorzugt andere Styles als ein Racer. Dazu kommen verschiedene Segmentierungen wie Größe oder Scheibentechnologie. So designen unsere Produktmanager den Frame zunächst in 2D, später in 3D in Abstimmung zur passenden Scheibentechnologie.

Eine Freeski-Goggle mit einer relativ großen, sphärischen Multimirror-Scheibe hat völlig andere Designfeatures als eine Racing-Goggle. Eines haben sie jedoch alle gemeinsam: Sie sind „Made in Germany". Das ist uns wichtig und natürlich auch ein Wettbewerbsvorteil. Durch die heimische Produktion können wir viel höhere Qualitätsstandards und bessere, vielseitigere Scheibentechnologien anbieten.

freeskiers.net: uvex bietet mit der take off Technologie auch Goggles mit einfacher Möglichkeit zum Scheibenwechsel an. Besteht für Euch noch die Notwendigkeit Scheiben zu wechseln oder ist dies durch die vario-Technologien überflüssig geworden?

Frank: Wir wollen jedem Kunden genau die Goggle bieten, die zu seinen Bedürfnissen und zu seinem Style passt. Daher haben wir gleich vier adaptive – also an verschiedene Lichtverhältnisse anpassbare – Scheibentechnologien im Programm. Neben variomatic und variotronic bieten wir noch, wie Du schon sagst, die sogenannten take off Scheiben an. Da haben wir gerade auf der ISPO für die kommende Saison einige richtig gute Freeski-Modelle vorgestellt.

Das funktioniert folgendermaßen: Über einer stark kontrastierenden Doppelscheibe kannst Du mit einer Magnethalterung eine zusätzliche Multimirror-Frontscheibe anbringen. Die Montage ist sehr einfach, dauert nur Sekunden und funktioniert auch mit Handschuhen. Selbstverständlich ohne Einbußen bei Antifog und UV-Beschichtung. Die Magneten halten die Oberscheibe auch bei Chrashes fest.

So trägst Du bei bluebird einen stark tönenden Multimirror als dritte, flexible Scheibe über der hellen kontrastverstärkenden Doppelscheibe. Bei einsetzender Bewölkung ziehst Du die obere Scheibe einfach ab und verstaust sie in Deiner Jackentasche. Im Handumdrehen machst Du aus einer dunklen eine Schlechtwetter-Scheibe.

freeskiers.net: Uns würde interessieren, wie bei euch die Ideenfindung eines neuen Goggle Designs abläuft und ob ihr euch an gewisse „Modetrends" haltet oder ob ihr größtenteils euren eigenen Ideen folgt?

Frank: Da überlassen wir natürlich nichts dem Zufall. Wir haben bei uvex eine interne Design-Abteilung bestehend aus festangestellten kreativen und natürlich ski-affinen Mitarbeiter/innen installiert. Hier entstehen in Zusammenarbeit mit einem internationalen Netzwerk aus Trendforschern und Künstlern Entwürfe und Produktvorschläge.

Einige Ideen sind verrückter, andere wiederum eher an Marktbedürfnissen ausgerichtet. Da finden wir denke ich eine gute Mischung. Unsere Designer holen sich zusätzlich noch Input aus der Szene. Andererseits aber auch von verschiedenen Mode- oder Design-Messen, manchmal sogar Spielzeug-Messen. Wir lassen uns da gern von unterschiedlichen Seiten inspirieren.

freeskiers.net: Welche Rolle spielen die Teamfahrer bei der Entwicklung?

Frank: Wir treffen unsere core Rider– rund um Roman, Felix, Basti, Sandra und all die anderen – mehrmals im Jahr persönlich, um uns mit ihnen auszutauschen. Das kann am Berg, im uvex Firmensitz in Fürth oder bei verschiedenen Produkt-Meetings sein. Ihre Meinung und ihr Input spielt bei uns eine tragende Rolle.

Daher binden wir sie schon ab der Erstellung der ersten Prototypen in den Entwicklungsprozess mit ein. So checken wir, ob wir uns beim Design und den Produktfeatures in die gewünschte Richtung bewegen und diskutierten mit ihnen, welche Themen und Produkte in der Szene gerade noch so angesagt sind.

Hinterlasse eine Antwort
Bitte anmelden, um einen Kommentar zu posten
vorheriger Artikel

People: Markus Eder

nächster Artikel

Interview Felix Wiemers