Interview - Linda Leitner

Von hans-martin kudlinski am 12.Okt. 2009

Als Fotograf hat man es heutzutage nicht einfach, erfolgreich zu sein. Gerade im Freeski-Bereich ist es schwierig geworden, sich als Newcomer neben den etablierten Größen zu behaupten. Momentan ist eine 18jährige Österreicherin auf dem besten Wege, sich in der Szene einen...


Interview - Linda Leitner

Review

Im Gespräch mit der Fotografin aus Kaprun

Autor: Hans-Martin Kudlinski Date: 12. Oktober 2009 Als Fotograf hat man es heutzutage nicht einfach, erfolgreich zu sein. Gerade im Freeski-Bereich ist es schwierig geworden, sich als Newcomer neben den etablierten Größen zu behaupten. Momentan ist eine 18jährige Österreicherin auf dem besten Wege, sich in der Szene einen Namen zu machen – Linda Leitner. Sie kann dabei auch schon diverse Veröffentlichungen und Kooperationen mit namhaften Partnern vorweisen. Unter anderem ergab sich bereits eine Zusammenarbeit mit Firmen wie Sub Industries, Dynastar, Lange und den Magazinen Fall-Line, InTheSnow oder auch freeskiers.net.

Wir haben uns mit der aufstrebenden Fotografin in Innsbruck getroffen, um über ihren bisherigen Werdegang, aktuelle Sichtweisen und Ihre zukünftigen Bemühungen auf dem Weg nach oben zu sprechen.

freeskiers.net: Hallo Linda, zunächst sollten wir vielleicht erst einmal die Standardsachen hinter uns bringen. Vielleicht möchtest Du Dich unseren Lesern kurz vorstellen?
LL: Ich heiße Linda Leitner, bin Fotografin, genauer gesagt Freeski-Fotografin – das ist mein Spezialgebiet. Momentan versuche ich mich auch in der Lifestyle- und Fashion Fotografie, aber das ist halt etwas ganz anderes... Ich bin 18, studiere die nächsten 3 Jahre zunächst BWL in Innsbruck und möchte dann anschließend noch Fotografie an einer privaten Uni studieren.

freeskiers.net: Wie bist Du dazu gekommen, Dich mit Fotografie im Näheren zu beschäftigen?
LL: Alle meine Freunde sind Freeskier oder Freestyle-Snowboarder, so wie ich früher auch. Allerdings habe ich jetzt ein kaputtes Knie und musste deswegen mit dem Fahren selbst kürzer treten und bin dann auf die Fotografie gekommen.

freeskiers.net: Wie kam es dann bei Dir letztendlich dazu, dass es über das Hobby hinausging?
LL: Ich habe einfach versucht, soviele Kontakte zu knüpfen, wie möglich. Das ganze ist dann einfach immer größer geworden. Ich habe über Freunde, auf Parties oder eben im Park immer neue Leute kennengelernt und mir dann irgendwann gedacht: Wieso nicht? Hauptsächlich lief das alles also über Mundpropaganda.

freeskiers.net: Du hattest bereits mit 15 Deine erste Veröffentlichung. Wo genau fand diese statt und wie kam sie zustande?
LL: Also meine allererste Veröffentlichung war in einer ganz normalen Tageszeitung, die erste „richtige“ Veröffentlichung war dann in einem kleinen Snowboard-Magazin, ich glaub, das gibt es mittlerweile gar nicht mehr...

freeskiers.net: Was aber nicht mit Deinen Fotos zusammenhängt, hoffe ich...
LL (lacht): Nein, nein, das hat wohl andere Gründe.

freeskiers.net: Und durch diese ersten Veröffentlichungen kamen dann wieder neue Angebote?
LL: Ja, danach ging es dann wieder weiter über die Mundpropaganda, da viele meiner Freunde Sponsoren haben, wurden diese dann wieder auf mich aufmerksam und kommen mittlerweile sogar teilweise von sich aus auf mich zu.

freeskiers.net: Welcher Auftrag/Einsatz war denn für Dich bisher Dein persönliches Highlight? Gibt es da einen, der Dir besonders gut gefallen hat?
LL: Im März/April war das Ambühl Invitational in der Schweiz. Dort wurden pro Nation jeweils 2 Fahrer eingeladen, die sich ihren Fotografen und ihren Filmer selbst aussuchen konnten. Und ich durfte eben für das Team Österreich an den Start gehen, was mich sehr gefreut hat.

freeskiers.net: Sehr cool, das ist natürlich eine feine Sache.
Was sollte man Deiner Meinung nach als Fotograf im Freeski-Bereich tunlichst vermeiden?
LL: Man darf auf keinen Fall zu pingelig sein. Mann sollte z.B. nicht gerade 2 Std. dafür brauchen, sein Setting aufzubauen. Vor allem ist es wichtig, mit den Fahrern zusammenzuarbeiten und sie nicht ewig irgendwo nachts in der Kälte warten zu lassen, bis man die ganze Technik so eingerichtet hat, wie man das möchte. Man sollte einfach schon im Vornherein wissen, was man macht.

freeskiers.net: Hast Du als Frau und gerade in Deinem noch recht jungen Alter Probleme, von den anderen Fotografen ernstgenommen zu werden? Gibt es da dumme Sprüche?
LL: Eigentlich kaum. Manchmal kommt es aber schon vor, dass jemand meint er sei etwas Besseres und müsse sich mir in den Weg stellen um mir die Sicht zu verdecken.

freeskiers.net: Da heutzutage jeder Zweite eine DSLR sein eigen nennt, wird man mit Fotos geradezu überschwemmt. Was macht für Dich einen guten Fotografen aus?
LL: Wichtig ist auf jeden Fall mal, dass er sich mit der Technik gut auskennt, dass er nicht nur in der Gegend herumknipst, sondern sich auch auf seinem Gebiet gut auskennt. Zum Beispiel beim Freeskiing ist es eben sehr wichtig, genau den richtigen Moment eines Tricks zu kennen, um diesen einfangen zu können.

freeskiers.net: Was sollte man heutzutage machen, um sich von der Masse der Fotografen abzuheben? Wie kann man noch auf sich aufmerksam machen?
LL: Das allerwichtigste sind auf jeden Fall mal die Connections.Und dann natülich Ideen – man sollte ausgefallene Bildideen haben. Es ist mittlerweile einfach so, dass wenn man auf den Berg kommt, immer mindestens 5 Fotografen dort sind und um sich abzugrenzen, sollte man sich dann eben etwas besonderes einfallen lassen.

freeskiers.net: Zur technischen Seite. Mit welcher Ausrüstung hast Du angefangen?
LL: Angefangen hat damals alles mit der kleinen, digitalen Kompaktkamera meines Vaters. Ungefähr ein Jahr danach habe ich mir dann eine Bridge-Kamera zugelegt, mit der ich dann aber auch relativ bald an die Grenzen gestoßen bin. Anschließend kam dann meine erste digitale Spiegelreflex Kamera und wiederum 2 Jahre später meine jetzige Nikon.

freeskiers.net: Das alles ist ja nicht ganz billig, wie hast Du denn das nötige Geld dafür auftreiben können?
LL: Mein Equipment habe ich mir anfangs durch Sparen und eben Nebenjobs finanziert. Hauptsächlich habe ich mir das Geld durch das Erstellen von Websites dazu verdient.

freeskiers.net: Mit welcher Ausrüstung bist Du denn momentan unterwegs?
LL: Mein derzeitiges Equipment: Nikon D200, ein Nikkor 18-55mm als Weitwinkel-Objektiv und ein Peleng Fisheye. Als Tele habe ich ein Tamron 80-300mm und das Nikkor 80-200mm. Dazu kommen noch einige Blitze, und Zubehör wie Filter, Batteriegriff, usw.

freeskiers.net: Wie Du bereits erwähnt hast, fotografierst Du mit Nikon . Hat das bestimmte Gründe? Findet man die Rivaltität zwischen Nikon- und Canon-Nutzern auch in der Szene wieder?
LL: Also ich habe ursprünglich mit Canon angefangen, habe dann aber irgendwann alles verkauft und bin zu Nikon gewechselt. Besondere Gründe dafür gab es allerdings nicht, Nikon hat mir letztlich einfach eher zugesagt. Die Meinung in der Szene geht auch eher in Richtung Nikon als „Elite Kamera“, wobei ich nicht glaube, dass von technischer Seite Welten zwischen beiden Herstellern liegen.

freeskiers.net: Wenn Du Dich auf ein einziges Objektiv beschränken müsstest, welches wäre das? Auf welches könntest Du am ehesten verzichten, welches ist Dein Lieblingsobjektiv?
LL: Mein Lieblingsobjektiv ist auf jeden Fall das 80-200 Nikkor, das ist einfach supergeil. Verzichten könnte ich auf das Fisheye, das ist doch recht speziell.

freeskiers.net: Wie stehst Du zur digitalen Nachbearbeitung der Fotos und wieviel Zeit nimmt diese bei Dir im Verhältnis zum eigentlichen Fotografieren Anspruch?
LL: Meiner Meinung nach sollten Sportfotos so real getreu wie möglich bleiben und deshalb bearbeite ich meine Fotos nur so viel wie nötig. Trotzdem würde ich sagen, dass die Arbeit am Computer mehr Zeit verlangt, als die Zeit des Fotografierens. Aussortieren, Verkleinern, Kontraste und Farben korrigieren, das braucht eben doch seine Zeit.

freeskiers.net: Was inspiriert Dich?
LL: Ich schau mir gerne verschiedene Magazine an, die mit Freeskiing zu tun haben. Oder eben auch einfach auf dem Berg zu sein, den Kontakt mit den Fahrern zu haben, weil ich immer mehr Pro-Rider kennenlerne und ihnen zuschauen kann. Das ganze Drum und Dran eben.

freeskiers.net: Wie hast Du die Fotografie erlernt?
LL: Ich habe mir im Prinzip alles selbst beigebracht. Es gab zwar hier und da mal Jemanden, der mir dann wieder etwas Neues gezeigt und mir geholfen hat. Aber im Großen und Ganzen habe ich alles selbstständig gelernt.

freeskiers.net: Wie stehst Du zum Tilt & Shift Hype der momentan in der Freestyle-Fotografie die Runde macht?
LL: Ich selbst werde mir wohl keins zulegen, ich habe das zwar schon bei anderen gesehen, aber für mich ist das eher nichts.Vor allem besteht durch die Verzerrung der Proportionen dabei die Möglichkeit zu Schummeln. Da wird ein Kicker schonmal größer als er eigentlich wirklich ist.

freeskiers.net: Wo siehst Du Dich in fünf Jahren?
LL: Mein Traum ist es natürlich professionelle internationale Sportfotografin zu sein. Ob sich das in dem Ausmaß in 5 Jahren realisieren lässt, weiß ich nicht. Aber ich arbeite daran und setze auch alles daran es zu schaffen :) Momentan bin ich leider noch nicht so bekannt, aber ich würde mich freuen wenn sich das in den nächsten 2 Jahren ändern würde. Mein großes Ziel für diese oder spätestens nächste Saison wäre unteranderem ein Cover Shot.

freeskiers.net: Stehen in nächster Zeit schon irgendwelche neuen Kooperationen ins Haus?
LL: Konkrete Pläne gibt es noch nicht, ich will aber auf jeden Fall so viele Events wie möglich besuchen und umherreisen.

freeskiers.net: Gibt es noch etwas, das Du gerne loswerden möchtest?
LL: Ja, ich bin momentan noch auf der Suche nach einem Sponsor für den London Freeze Ende Oktober und würde mich natürlich freuen, wenn sich in dieser Richtung etwas ergeben würde...

Um einen Einblick in Lindas bisherige Arbeiten zu bekommen gibt es hier nun eine kleine Auswahl aus ihrem Portfolio zu begutachten:

Additional Information
lindaleitner.com
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