Powder-Saisonstart 2009

Von reXX am 20.Okt. 2009

Wer in den Bergen wohnt dem ist durchaus bekannt, dass Schneefall im Oktober eigentlich nichts Besonderes ist. Wenn er allerdings gleich so massiv kommt wie in den letzten Tagen, am Berg bis über einen Meter Neuschnee und selbst in den Tallagen eine geschlossene Schneedecke bringt ...


Powder-Saisonstart 2009

Review

Massiver Wintereinbruch in den Bergen ermöglicht einen Traum-Start der Skisaison 2009/2010

Autor: Bernhard Scholz Date: 20. Oktober 2009

Wer in den Bergen wohnt dem ist durchaus bekannt, dass Schneefall im Oktober eigentlich nichts Besonderes ist. Wenn er allerdings gleich so massiv kommt wie in den letzten Tagen, am Berg bis über einen Meter Neuschnee und selbst in den Tallagen eine geschlossene Schneedecke bringt, dann ist das schon eine kleine Sensation! Eben ein perfekter Start in den Winter 2009/2010. Und da liegt es nahe, die Powderlatten aus dem Sommerschlaf zu holen und - mit Liftunterstützung oder ohne - die ersten Lines in den Tiefschnee zu ziehen. Bis auf einige ganz wenige Skigebiete befinden sich Pisten und Bergbahnen nämlich noch im Sommerschlaf bzw. im Sommerbetrieb.

Trotzdem - wer ein echter Freerider ist der lässt sich davon nicht abhalten. Entweder er kämpft gegen die Widerstände mancher Bergbahnangestellter, auch im Sommerbetrieb Skifahrer zu befördern. Oder er schnallt sich die Felle unter die Ski und vertraut auf seine Kondition. Das Ergebnis jedenfalls ist das gleiche: Powdern Mitte Oktober ist etwas absolut hervorragendes und macht unheimlich Lust auf die kommenden Wintermonate!

Ein paar Gedanken zum Thema von Bernhard Scholz:

So, da steh ich also wieder hier, wachse meine Ski, friere mir die Füße ab und hab dabei ein dümmliches Grinsen im Gesicht. Absolut völlig überraschend hat einer der jährlichen Herbststürme doch tatsächlich ein wenig Schnee gebracht. Genug jedenfalls, um wie jedes Jahr direkt nach dem Sommer die alten Knochen durchgeschüttelt zu bekommen.

Natürlich hat noch kein Skigebiet auf, aber das macht nichts, schließlich hab ich den Sommer hindurch fleißig trainiert, um die Fitness zu erhalten und auch ohne technische Unterstützung den Berg hinauf laufen zu können. Insbesondere die Leberwerte zeigen, dass hier kein Quäntchen Kondition verloren gegangen ist.

In manch abgelegenen und zudem bisher vor der Öffentlichkeit absolut geheim gehaltenen Skiliftenklaven - durch EU Subventionen am Leben erhalten (vermutlich wissen die EU Bürokraten mehr als wir wenn es um Schneelöcher bei diversen Staulagen geht) - laufen angeblich vereinzelte Lifte. Gut möglich, dass es noch der Sommerbetrieb ist, aber als eingefleischter Skifahrer genießt man nichts so sehr wie die ungläubig staunenden Blicke verwirrter Holländer oder eurotourgestresster Japaner.

Manch einer hat dann sicher auch das Glück, auf den richtigen Skilift getippt zu haben und fast alleine die noch nicht präparierten Pisten zerpflügen zu können. Meist natürlich bei absolut miserablem Wetter, sonst würde zu dieser Jahreszeit ja kein Schnee liegen bleiben. Aber zu solchen Opfern ist man gern bereit, zumindest wenn man durch die später forenale Online-Veröffentlichung grauer Fotos mit grauen Skifahrern in grauer Umgebung neidvolle Kommentare erntet.

Tatsächlich scheint es ja fast so, als würde der erste Schneefall einer neuen Saison bei Tiefschneeenthusiasten und solchen, die sich dafür halten, einen internen Schalter umlegen. Aus weitgehend normalen und ausgeglichenen Individuen seltsames Vokabular brabbelnde Scheuklappenidioten machen.

Nur zu Illustrationszwecken hier eine Auswahl wesentlicher Zentralbegriffe: Z-Wert, double Kangarooflip mit Truckdriver, extrudierter oder gesinterter Belag, Diamantfeile, Recurve, Rocker, Pintail, McConkey Turn, Schneeprofil, Nord- Süd- West- Oststau mit einbrechendem Föhn und unstetiger Schneefallgrenze bei kumulierten Niederschlagsmengen auf zuvor angegraupelter Schneedecke mit südseitigem Deckel.

Redet man in Köln mit unbedarften Sporthändlern in dieser Sprache, ist die Chance auf ein gutes fachliches Gespräch kleiner als die Möglichkeit, sich während der nächsten Tage mit Drogen vollgepumpt in einem gepolsterten Pensionszimmer und wesentlich verringerter Bewegungsfreiheit wieder zu finden.

Ganz anders natürlich in Metropolen wie Innsbruck oder auch Genf. Sobald weißes Gold vom Himmel fällt, rennt die halbe Stadt die Hügel hoch und zerstört massenweise Ski durch die viel zu geringe Schneedecke. Die andere Hälfte der Bevölkerung freut sich über das jährliche Umsatzplus im sonst eher lauen Herbst.

Der Ausdruck des „weißen Goldes“ ist hierbei übrigens nicht allzu weit her geholt. Ohne das weiße Zeug hätte sich nämlich kaum ein Dorf in den Alpen die Dorfstraße vergolden, bzw. asphaltieren lassen können. Vermutlich lagert unter mancher solcher Straßen tatsächlich eine nicht unerhebliche Goldreserve, anders lässt sich die grenzenlose Gelassenheit gewisser Älpler sonst kaum erklären.

Insbesondere angesichts gewisser Sattmannströme. Die Herkunft der enormen Finanzströme bleibt letztlich weitgehend im Verborgenen, wie beim weißen Pulver der anderen Herkunft auch. Doch dass dies nicht die einzige Gemeinsamkeit ist, zeigt sich am Suchtpotential dem jedes Jahr aufs neue zahllose Unbedarfte verfallen. Die sich daraufhin abspielende Maschinerie, vom normalen Menschen hin zum vollständig ausgerüsteten und stets bereiten Tiefschneejünger, würde alleine schon einige Seiten sachlicher Ablaufstrukturerklärungen füllen.

Daher hier nur eine Zahl: 2390. Das ist die Summe an Euros, die man in etwa mindestens ausgeben muss, um die normale Minimalausrüstung eines Tiefschneefahrers zu ergattern. Und man ist dann noch keinen einzigen Meter Ski gefahren und hat zudem nur ein einziges lächerliches Paar Ski!

Da frage ich mich schon, wie das unsere alten Herren in den 30er Jahren angestellt haben als sie Schuss auf Holzbrettern den Arlberg hinunter gesaust sind...

Zum Glück schneit es jetzt aber und ich stehe hier und wachse eines meiner zig Paar Ski und mein Hirn ist wegen des frischen Schnees ein wenig ausgeschaltet und ich muss ausnahmsweise nicht über die Marketingmaschine nachdenken. Denn wer „so“ sagt, ist noch lang nicht fertig!

Nachfolgend eine kleine, aber absolut feine Auswahl an Bildern von freeskiers.net Usern, die den Neuschnee zu nutzen wussten und die Tiefschnee-Saison 2009/2010 gebührend eröffnet haben:


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