Kurztest - Ortovox S1

Von christian fink am 10.Feb. 2009

Die meisten Leute legen mehr Wert auf die Meinung derer, die Produkte benutzen, als auf jene, die die Produkte verkaufen. Daher freut es uns immer besonders, wenn sich jemand die Mühe macht, seine Erfahrungen mit anderen zu teilen. Hier also ein Erfahrungsbericht zum S1 von Knut Pohl.


Kurztest - LVS Ortovox S1

Kurztest

Autopilot zum Baggersee?

Autor: Knut Pohl Date: 31. Januar 2009
Die meisten Leute legen mehr Wert auf die Meinung derer, die Produkte benutzen, als auf jene, die die Produkte verkaufen. Daher freut es uns immer besonders, wenn sich jemand die Mühe macht, seine Erfahrungen mit anderen zu teilen. Hier also ein Erfahrungsbericht zum S1 von Knut Pohl.
Benutzer:
Durchschnittliche Intelligenz wird durch technischen Materialfetischismus kompensiert. Nörgelt gern an allen Sicherheitsaspekten rum und kann auch nen Nachmittag mal am Avalanche Trainig Center statt im Puder verbringen. Bisher gebrauchte LVS: Mammut Barryvox Opto3000 (ständig im Einsatz), Barryvox VS2000, Ortovox F1, BCA Tracker DTS, Stubai DSP Pieps und Mammut Barryvox Pulse.

Testbedingungen:
Suche zuhause, im Garten und am Berg. Leider noch kein Testcenter

Zum Test: Erster Eindruck: *****
Huch, grösser als gedacht. Scheint sauber verarbeitet, liegt gut in der Hand, das Holster ist bequem und gut und die Bedienung intuitiv.

Handhabung: *****
Selbst Goofie kriegt das hin. Nach ein bisschen rumspielen wurde dann die Bedienungsanleitung zur Hand genommen. Und interessanterweise stand da quasi nichts drin, was ich nicht beim rumspielen rausgefunden hatte. Das spricht schon mal für sich.
Doch ich fang mal vorne an:
Einschalten funktioniert einwandfrei mit und ohne Handschuhe, auch in der Haltetasche und ein versehentliches Ausschalten ist de facto nicht möglich. Die Leuchtdioden (durch Sichtfenster im Neoprenholster auch gut zu sehen) und ein Piepston informieren über die Batterieladung. Die Leuchtdioden blinken nachher weiter und zeigen so den Sendebetrieb an. Schaltet man das Gerät in aufgeklapptem Zustand ein, kann man den Selbsttest inkl. genauer Batterieladeanzeige verfolgen. Die angegebene Sendedauer von 250h sollte ausreichen. Auch wenn der Sendezustand natürlich die Hauptarbeitszeit eines LVS darstellt, ist er doch irgendwie langweilig.

Daher: Gerät aufgeklappt. Dazu muss man einen Entriegelungsknopf am Scharnier drücken und einfach aufklappen. Schon ist das S1 auf Empfang. Nach 90sec (Einstellbar von 30-120) ohne Bewegung stellt das Gerät wieder auf Senden um. Das Display fordert einen kurz dazu auf, das Handy abzustellen und fordert einen dann auf, mit der Grobsuche in Suchstreifen zu beginnen. Nun geht's drum, ein Signal zu finden (wer hätte es gedacht). Leider konnte ich die Reichweite bisher nicht sauber testen, im Feldversuch lag sie aber deutlich über Opto3000 und gleichauf mit dem Pieps.

Sobald ein Signal geortet wird, erscheint auf dem Display ein Koordinatenkreuz, auf dem ein Richtungspfeil, eine Entfernung und mind. eine liegende Figur angezeigt wird. Jetzt dreht man sich so lange, bis die (gross) angezeigte Figur genau auf der senkrechten Peillinie liegt und rennt einfach schnurgerade drauf los, wobei die angezeigte Entfernung kleiner wird. Gelangt man bei der Entfernung unter 3m stellt das Display automatisch auf Punktortung um. Das Peilkreuz verschwindet und es wird ein Kreis mit einer Entfernung in der Mitte angezeigt, der von vier Tendenzpfeilen umgeben ist. Nähert man sich dem Signal, zeigen die Tendenzpfeile nach innen, die angezeigte Entfernung wird kleiner und der Kreis ebenfalls. Kommt man nun über das Minimum hinaus, zeigen die Pfeile nach aussen, die Entfernung wird grösser, der Kreis auch, aber die minimal erreichte Kreisgrösse bleibt im inneren als Anzeige bestehen. So kann man beim Einkreuzen extrem schnell und intuitiv die Minima finden.

Das geortete Signal kann jetzt weggedrückt werden. Es gibt einen speziellen Modus für mehr als 4 Verschüttete, auf den ich hier aber nicht eingehe, da ich ihn persönlich für die Praxis recht irrelevant finde. Dass es einen integrierten Kompass sowie Hangneigungsmesser (beides für die direkte Ortung nötig) hat, sei nur am Rande erwähnt. Die Bedienung und Anzeigen sind aus den Filmen übrigens recht gut ersichtlich (auch wenn der Typ sehr seltsam wirkt).

Praxiseinsatz: *****
Ay caramba! Im Praxiseinsatz lässt sich das S1 extrem intuitiv bedienen, zeigt tadellos das Signal an und die Ortung funktioniert ziemlich genau, wie beschrieben. Zu den von der Version 1 beschriebenen Ausfällen ist es bei mir nie gekommen. Hier hat Ortovox scheinbar saubere Arbeit geleistet. Ich konnte damit auch Zweifachverschüttungen (ein Pieps und ein Opto3000) sehr schnell lösen und finden und das Markieren von Signalen funktionierte fehlerlos. Mehr Geräte hatte ich bis jetzt leider nicht zur Verfügung. Das wirklich faszinierende offenbarte sich aber erst, als ein Schlechtwettertag auf der Hütte genutzt wurde, um ne Runde "Lawine" zu spielen.

6 Leute, die vorher alle nie ein LVS in der Hand hatten, wurden nach nur sehr kurzer, grundlegender Einführung in die Suche losgeschickt. KEINER hat länger als 5:30min gebraucht (grosses Suchfeld, min. 80m bis zum Erstsignal), um das LVS zu orten, zu sondieren und aus 30-70cm Tiefe samt Rucksack auszubuddeln. Alle haben intuitiv das Gerät brauchen können und sind fast ohne Fehl- oder Bogengänge direkt auf die Verschüttungsstelle zugegangen. Wenn ich mich an Lawinenlehrgänge mit dem Akademischen Sportverband und dem F1 erinnere, dann musste immer die Gegend so gewählt werden, dass keine Absturzgefahr bestand, wenn man etwas weiter ausholte beim suchen. Echt unglaublich, wie kinderleicht die Suche mit dem S1 funktioniert. Was mir noch fehlt, um mich völlig von dem Gerät zu überzeugen, sind Praxiserfahrungen mit komplizierten Mehrfachverschüttetenszenarien und richtig tief verschüttete Signale.

Fazit: *****
Absolut überzeugend. Als ich letztes Frühjahr mal die Gelegenheit hatte, mit einem Barryvox Pulse während einer Suchübung alle anderen Mannschaften auszustechen und die gefundenen Signale einfach wegzublenden war für mich klar, ich muss auch ein 3-Antennengerät der neuen Generation haben (Das DSP Pieps hatte ich vorher schon oft in der Hand und es hat mich nie wirklich als besser im Vergleich zu meinem Opto3000 überzeugt). Analoge Geräte können hier eh einpacken, aber auch die digitalen sehen alt aus. Das S1 überzeugt mich nochmal mehr, als das Pulse, da Bedienung und Anzeige noch intuitiver sind und Fehlbedienungen quasi ausgeschlossen sind. Mit diesem Gerät in der Hand traue ich auch Gelegenheitsbergfüchsen zu, dass sie mich orten (und dann hoffentlich auch ausbuddeln) können. Ein echt gelungenes LVS. Wenn jeder, mit dem ich fahren gehe, ein S1 hätte, würde manch zweifelnder Gedanke, ob man sein Leben wirklich im Notfall in die Hände der anderen legen könnte, deutlich leiser ertönen.

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