Kurztest - G3 ONYX Bindung

Von hans-martin kudlinski am 11.Feb. 2010

Im sich schnell entwickelnden Markt abfahrtsorientierter Tourenbindungen schlägt G3 mit ihrer neuen Bindung ONYX eine Brücke zwischen den aufstiegsorientierten Bindungen nach dem von Dynafit entwickelten TECH-Konzept und der Ausrichtung auf die Abfahrtstauglichkeit. Lest in unserem Hardware-Test, wie sich die Bindung in der Praxis schlägt.


Test - G3 ONYX Bindung

Review

freeskiers.net Test der neuen, Dynafit-kompatiblen G3 ONYX Bindung

Autor: Knut Pohl Date: 11. Februar 2010 Im sich schnell entwickelnden Markt abfahrtsorientierter Tourenbindungen schlägt G3 mit ihrer neuen Bindung ONYX eine Brücke zwischen den aufstiegsorientierten Bindungen nach dem von Dynafit entwickelten TECH-Konzept und der Ausrichtung auf die Abfahrtstauglichkeit. Lest in unserem Hardware-Test, wie sich die Bindung in der Praxis schlägt. Was gibt es schöneres für einen Gearhead und Quatschkopf wie mich, als einen Bindungstest machen zu können? Noch dazu über eine Bindung, die seit ihrer Vorstellung heiss diskutiert wurde, aber auch eine gewisse Erwartungshaltung produziert hat.

Die Rede ist von G3’s neuestem Wurf, der ONYX. Damit platziert sich der aus dem Telemark-Sektor gut bekannte, kanadische Hersteller als erster an der Start-Linie im Rennen um den hart umkämpften Tourenbindungs-Markt nachdem das Dynafit-Patent abgelaufen ist. Denn das ist die ONYX, eine Bindung nach dem Dynafit-Tech-Konzept. Die Kraftübertragung zwischen Skischuh und Bindung erfolgt hier nicht über die Stege an der Sohle, sondern Pins an der Bindung greifen direkt in Metallinserts im Schuh.

Gespannt wartete ich also auf ein Testexemplar und wie immer bei neuem Spielzeug ist die Neugierde beim Auspacken gross und ich freue mich schon darauf, die Bindung auf Herz und Nieren zu testen, geschont wird nichts; Equipment muss schliesslich auch das ruppigste Spiel der grossen Jungs aushalten. Die Packung jedenfalls –obwohl erstaunlich klein- macht etwas her. Ausnahmsweise einmal nicht der braune Pappkarton, in dem Bindungen sonst geliefert werden.

Bindungsmontage & technische Details

Also flugs ausgepackt und montiert, wobei hier positiv zu bemerken ist, dass die G3 ONYX das gleiche Lochmuster aufweist, wie die Dynafit-Bindungen. Eine Werkstatt mit passender Bohrlehre sollte leicht zu finden sein, ein Plus für alle Online-Besteller.

Doch hoppla, kein Ski vorhanden. Die Wirren der Nach-Wirtschaftskrise haben dafür gesorgt, dass die für die Bindung vorgesehenen Latten noch in der Weltgeschichte umhertingeln. Aber von so Lappalien lässt sich ein Gearhead, der mit dem Krempel spielen will, doch nicht aufhalten. Also wird kurzerhand der gute, alte V-Pro aus dem Ruhestand zurückgeholt, ein drittes Mal gebohrt und kommt so zu unerwarteten Ehren. Felle sind ja auch noch da. Und er ist zudem ein treuer Begleiter aus alten Tagen Und ich kenne sein Fahrverhalten sowohl mit Alpinbindung als auch Naxo-Tourenbindung bestens.

Auf diesem soll die Onyx also entjungfert werden. Die Montage ist schnell erledigt - Löcher gebohrt und die Grundplatten (die auch eine Wechselfunktion ermöglichen und einzeln erhältlich sind) festgeschraubt. Vorder- und Hinterbacken fixiert und Stopper (nicht bei der Bindung enthalten) dran.

Doch halt! Die sind ja viel zu breit, weil für einen anderen Ski gedacht. Und würden sich beim Laufen nur miteinander verhaken. Grundsätzlich ein Kritikpunkt der Stopper, die sich nämlich beim Anklappen nur wenig in der Breite ändern. Man sollte sie also so schmal wie möglich kaufen (momentan verfügbar in 85, 95 und 110mm) und im Zweifelsfall lieber ein paar mm aufbiegen.

Na gut, als Demokrat ist man ja Kompromist. Dann wird eben ein Ski mit Stoppern, der andere mit Fangriemen ausgestattet. So kann man gleich Beides ausprobieren. Die Einstellung der Bindung ist dank guter Anleitung und dem satten Verstellbereich von max. 33mm (2 Schritte a 7.5mm vorne und 18mm Verstellbereich hinten) kein Problem. Die separaten Verstellmöglichkeiten erlauben auch, die Bindungsposition in zwei Stufen um 15mm zu verschieben.

Die Justage von Sohlenlänge und Auslösewert ist keine Hexerei. Systembedingt ist der Auslösewert vorne fix und die Auslösung kann komplett blockiert werden; hinten kann man den Z Wert für die seitliche (Z 6-12) und die vorwärts (Z 5-10) gerichtete Auslösung separat einstellen. Harscheisen waren zum Zeitpunkt des Testbeginns noch nicht lieferbar, sollen aber in Kürze kommen und wir werden sie natürlich für Euch testen. Als weiteres Zubehör gibt es für Faltenbalg-Tourenschuhe einen Shim als Unterlage.

Erste Praxiserfahrungen: Eine kleine Skiwanderung

So gerüstet kann ich beruhigt zu Bett gehen. Natürlich nicht ohne eine gewisse Vorfreude auf den folgenden Tag. An dem steht eine kleine Skitour – na gut, Skitour ist übertrieben, Skiwanderung trifft es besser - über rund 500 Höhenmeter auf dem Programm. Weder Schnee noch Wetter spielen richtig mit, doch das ist nebensächlich. Draussen spielen ist immer gesund.

Schon beim Einstieg in die Bindung fallen die ersten Unterschiede zur Dynafit auf: Der Vorderbacken muss durch Herabdrücken mit dem Skistock aufgehalten werden. Diese Tatsache ist der Abfahrtsausrichtung der Bindung geschuldet. Die Feder ist so konstruiert, dass sie den Vorderbacken – im Gegensatz zum Familienvater Dynafit - grundsätzlich geschlossen hält. Dies dient dem Zurückstellen der Bindungsbacken, sollte es zu Erschütterungen und Beinahe-Auslösungen kommen. Die Chance für Fehlauslösungen wird so minimiert. Auf dem Parkplatz ist der Einstieg problemlos, doch ob es in kritischem Gelände auch so bleibt, werden wir im späteren Teil des Testes genau im Auge behalten.

Erstaunlicherweise ist das Finden der Insert-Löcher auch nicht so ein Gefummel, wie von Dynafit-Modellen in Erinnerung. Jetzt noch die Ferse runter pressen und schon ist man in der Bindung. Der Wechsel in den Tour-Modus erfolgt einfach durch Umlegen eines Hebels mit dem Skistock. Praktischerweise arretieren die Stopper dabei automatisch in der Oben-Position. Gut, alles paletti, also kann’s losgehen.

Die ersten Schritte reihen sich schnell aneinander und ich geniesse den systemimmanenten Gehkomfort aller Tech-Bindungen, nämlich den Drehpunkt nah an den Zehen und die Tatsache, dass nur der eigene Schuh angehoben werden muss, keine Teile der Bindung. Herrlich kraftsparend. Dadurch ist der Aufstieg bequem und ich komme zügig voran. Hier ist die Bindung klar in ihrem Element.

Die zweistufige Steighilfe unterstützt den Tourengeher in allen Hangneigungen. Doch die Aufstiegseignung werden wir noch genauer unter die Lupe nehmen. So stehe ich überraschend schnell am Gipfel des Spital (1574m) im Nebel und es ist klar, dass ich zügig wieder zum Viehstall hinunter möchte. Das wie ist weniger klar. Dank der schnellen Umstellung in den Skimodus entscheide ich mich, den kurzen Gipfelhang mit Fellen abzufahren, die ich für den noch kürzeren Gegenhang doch nicht wieder aufziehen würde.

Eine kurze Pause später nehme ich die Abfahrt in Angriff. Abfellen und Bindung umstellen sind fix erledigt und ich geniesse ein paar poudröse Schwünge, bevor es zerhackt und eisig wird. Die Kraftübertragung auf den Ski ist dabei satt und knochentrocken. Doch auch dazu mehr im bald folgenden, ausführlichen Test.

Am Parkplatz angekommen verstaue ich mein Gerödel und bin trotz allem mal wieder froh, dass ich den Hintern hoch bekommen habe, um draussen spielen zu gehen.

Lest demnächst mehr über die Handhabung der G3 ONYX auf einem breiten Ski und längeren Touren im zweiten Teil unseres Produkttests.

 

Additional Information
www.g3onyx.com
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