Black Diamond präsentiert Der Lawinenforscher

Von Kerstin Stünkel am 19.Okt. 2015

Seit gestern ist die zweite Episode von Black Diamond-TV online. "Der Lawinenforscher: Eine Nachricht aus dem Backcountry" handelt von Drew Hardesty, einem Avalanche Forecaster aus Utah.

Als Drew zum ersten Mal auf Ski stand, lebte er in Kentucky. „Ich bin überrascht, dass ich mir nicht beide Beine gebrochen habe", erinnert er sich. An dem Tag wechselten sich Vater und Sohn damit ab, das Pferd der Familie zu reiten, während dieses den anderen hinter sich her zog. „Damals wussten wir nicht, dass das als Skikjöring bezeichnet wird. Wir hatten einfach nur unseren Spass damit."

Leben in den Bergen
Erst im College entdeckte er seine Leidenschaft für das Skifahren und für die Berge. Heute lebt Drew sein Leben im Einklang mit dem Schnee, dem er folgt, sobald es im Herbst zu schneien beginnt, dann den ganzen Winter über bis in den Frühling hinein, wenn er wieder schmilzt. Den Sommer verbringt er in den Bergen von Wyoming, wo er als Jenny Lake Climbing Ranger arbeitet. Im Winter kehrt er in die Wasatch Mountains in Utah zurück, wo er im Utah Avalanche Center, einem der ersten Lawinenwarndienste Nordamerikas, als Lawinenforscher arbeitet. Drew liebt seine beiden Jobs und seinen Lebensstil, den er niemals aufgeben möchte. „Diese Art und Weise, in und mit den Bergen zu leben, das bin ich. Ich kann mir kein anderes Leben vorstellen, ohne das ganze Jahr über in den Bergen zu sein."

Doch seine Arbeit bedeutet nicht nur Tiefschneeabfahrten und tolle Landschaften. „Du darfst keinen Fehler machen.", sagt Drew. „Meine Arbeit ist gefährlich." Lawinenforscher sind täglich unterwegs, ganz gleich welche Bedingungen vorherrschen. Drew hat schon mehrere Lawinenabgänge mitgemacht, wie die meisten anderen Lawinenforscher auch. „Das Ziel ist es jedes Mal, wohlbehalten zum Auto und am Ende des Tages zu meiner Familie zurückzukehren."

Während die Zahl der Menschen im Backcountry immer weiter ansteigt, kommt es auch häufiger zu Unfällen und Todesfällen. „Wir sind nicht mehr allein im Backcountry.", sagt Drew. „Wir teilen diese Leidenschaft mit allen anderen Menschen, die es in die Berge zieht. Somit hat jeder Fehler, den einer von uns macht, eine beträchtliche Auswirkung auf die gesamte Gemeinschaft."

Das sanfte, rhythmische "schschschsch" seiner Ski wird gelegentlich unterbrochen, wenn Drew stehen bleibt, um den Schnee zu untersuchen. Mit einer Geste in Richtung Berge überlegt er, welche Bedingungen er wohl weiter oben vorfinden wird. Weiter geht's. Wenn man Drew beim Aufstieg beobachtet, könnte man meinen, er sei in der Ebene unterwegs, so zügig und präzise sind seine Schritte. Oben auf dem Toledo Bowl angekommen, noch bevor die Sonne vollständig aufgegangen ist, zeigt er hinüber zum Mount Superior. Eine Heli-Gruppe ist dort gelandet und ein einzelner Skifahrer zieht seine Schwünge durch unberührtes Gelände.

Gemeinsames Risiko im Backcountry
Trotz der morgendlichen Ruhe ist Drew nicht allein in den Bergen. Niemand ist das und die Präsenz der Skifahrer unterstreicht diese Realität mit Nachdruck. Drew weiß vielleicht besser als sonst jemand, dass wir alle ein gemeinsames Risiko im Backcountry eingehen, bewusst oder unbewusst. Während der Skifahrer drüben auf dem Superior weiterfährt, kann Drew nicht wissen, ob er sich während der Saison über die Schneebeschaffenheit informiert hat, ob er weiß, dass über ihm oder unter ihm noch andere Skifahrer unterwegs sind, oder ob er überhaupt sein LVS-Gerät eingeschaltet hat.

Während Drew dem Skifahrer bei der Abfahrt zusieht, verziehen sich die tiefen Lachfalten rund um seine blauen Augen zu einem Lächeln, dem er nachgibt, denn tief in seinem Herzen liebt er die Berge und das Skifahren. Es ist die Liebe zu diesen Bergen, die Drew dazu gebracht haben, einen Verhaltenskodex für Menschen im Backcountry zu entwickeln und diesen zu verfechten. Da die Zahl der Menschen im Backcountry jedes Jahr rapide zunimmt, steigt auch das Risiko. Und Drew weiß, dass wir am Rande eines Abgrunds stehen. In seinen Augen ist es für die Zukunft des Backcountry unerlässlich, klare Regeln festzulegen. Und somit hängt nicht nur sein Lebensunterhalt, sondern auch sein Leben davon ab.



Verhaltenskodex für Menschen im Backcountry
Um dem Trend der immer häufiger werdenden Unfälle entgegenzuwirken, möchte Drew einen Verhaltenskodex für Menschen im Backcountry einführen. Dieser Code stützt sich auf drei Grundlagen – Wissen, Bewusstsein und Weitblick. Drew ist der Meinung, dass Menschen im Backcountry die aktuellen Lawinenbedingungen kennen und in der Lage sein sollten, sich selbst zu retten. Sie müssen sich darüber im Klaren sein, dass andere Gruppen oder Einzelpersonen im Backcountry unterwegs sind, dass sich Skifahrer über ihnen befinden, Schneeschuhgeher unter ihnen, und dass sich viele Autos auf der Strasse befinden, die durch die Berge führt. Zu guter Letzt und vielleicht am wichtigsten ist es, dass Menschen im Backcountry über den notwendigen Weitblick verfügen, um einschätzen zu können, ob sie andere Personen gefährden oder nicht.

„Wenn wir nichts unternehmen, um den Trend der immer häufigeren Unfälle aufzuhalten, wenn zum Beispiel ein Skifahrer eine Lawine auslöst, die über die Strasse weiter unten hinwegfegt und einen Schulbus voller Kinder mitreißt, wenn wir nichts tun, womit wollen wir das rechtfertigen?"

Meistens, am Ende seiner Arbeit als Lawinenforscher, fährt Drew über Big Cottonwood zurück zu seinem Auto und seiner Familie ab. „Ich fühle mich sehr geehrt, dass ich mein Leben mit einer Sache verbinden konnte, von der ich denke, dass sie der Gemeinschaft der Menschen in den Bergen etwas geben kann", sagt er.

Er weiß, dass seine Arbeit die Menschen nur informieren kann und dass deren Entscheidungen letztlich aufgrund eines Bauchgefühls und nicht aufgrund von Logik fallen. Natürlich gibt es Menschen, die eine andere Risikostufe für akzeptabel halten, als er. Mit seinem Bericht kann er diese Menschen nicht kontrollieren. Trotzdem lohnt es sich für ihn.

Die Black Diamond TV-Filmtour
Du kannst Dir die Premiere der ersten Staffel ansehen. An jedem Tourstopp werden die ersten drei Episoden sowie ein Diavortrag eines Black Diamond-Athleten gezeigt.

Die Tourstopps:
23. Oktober 2015, 19 Uhr Alpint Stockholm (SE)
27. Oktober 2015, 19 Uhr Naturkompaniet Östersund (SE)
28. Oktober 2015, 19 Uhr SAS Approach Briancon (FR)
29. Oktober 2015, 19 Uhr SAS Approach Gap (FR)

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