Veränderungen im Fellhornpark

Von Jörg Angeli am 11.Nov. 2013

Der Fellhornpark in Oberstorf ist einer - wenn nicht sogar der - wichtigste Snowpark in Deutschland. In den vergangenen Jahren war er die erste Anlaufstelle sowohl für Anfänger als auch fortgeschrittene und Pro Rider. Das Medium- sowie Pro-Areal bot neben einem guten Jib Setup als quasi einziger Park eine Line mit großen Kickern, die auch den gehobenen Ansprüchen von leistungsorientierten Fahrern gerecht wurde. Nun soll der Fellhornpark in der nächsten Saison umgebaut und auf die breite Masse an Touristen angepasst werden. Wir fassen in diesem Artikel den aktuellen Stand zusammen und haben involvierte Personen wie Local Lukas Joas, die beiden Teammanager des deutschen Freeski Nationalteams, Daniel Schieß und Tobi Reindl sowie die Betreiber des Fellhornparks (Das Höchste) um eine Stellungnahme gebeten.

Nach der Schließung des Snowparks an der Zugspitze folgte vor einigen Wochen die nächste schlechte Nachricht für die deutsche Freeski Szene. Nachdem vor einigen Wochen Gerüchte die Runde machten, dass der Fellhornpark in der nächsten Saison nicht wieder öffnet, wurde eine Petition ins Leben gerufen, um diese Entscheidung doch noch zu beeinflussen. Bis heute fanden sich 2.114 Unterstützer der Aktion.

Offizielle Stellungnahme
Kurze Zeit später veröffentlichte Das Höchste eine Stellungnahme zu den geplanten Veränderungen:
Wir schätzen das rege Interesse am Fellhornpark und bedanken uns bei allen Unterzeichnern der Petition sowie für die vielen Kommentare die auf der Petitions-Seite sowie über die Social Media Kanäle abgegeben wurden.
Nach wie vor sind wir der Freestyle-Szene gegenüber sehr aufgeschlossen und es ist uns ein Anliegen auch weiterhin Angebote für diese Szene zur Verfügung zu stellen.

Wir haben geprüft, welche Verbesserungsmaßnahmen notwendig wären, um den bisherigen Mainpark wieder auf ein wirklich wettbewerbsfähiges Niveau zu bringen. Daraus hat sich ergeben, dass größere Geländeveränderungen, der Bau eines eigenen Liftes sowie der Umbau der Parkbase notwendig wären. Die Umsetzung dieser Maßnahmen ist an dieser Stelle jedoch nicht möglich. Darum haben wir uns um Alternativen bemüht.

Am Fellhorn – im Bereich des bisherigen Mainparks – wird es zukünftig eine sogenannte Funslope geben. Bei der Funslope handelt es sich um ein neuartiges Konzept, in dem Elemente von Funpark, Piste und Boardercross zu einem Gesamtkonzept vereint werden. Dieses erlaubt es, in einer Line viele Obstacles hintereinander zu fahren und dabei zusätzlich auch Elemente aus z.B. dem Boardercross zu berücksichtigen.

Mit dem Crystal Ground haben wir einen guten Funpark im Gebiet Fellhorn-Kanzelwand, welchen wir schon seit Jahren stark unterstützen. Zukünftig werden wir uns dort noch mehr einbringen. Außerdem prüfen wir momentan, welche Ausbaumaßnahmen hier möglich sind.
Wir sind auch mit dem DSV in Gesprächen, wie wir gute Trainingsmöglichkeiten für die Pro-Szene wie das Deutsche Freeski Team schaffen können und sind auch bereit, diesen Bereich weiter zu unterstützen.

Selbstverständlich sind wir auch weiterhin offen für Anregungen und Meinungen zum Thema. Diese nehmen wir ernst und sind bestrebt hier eine Lösung zu finden, die für alle zufriedenstellend ist. (Quelle: das-hoechste.de)

Aus der Stellungnahme geht hervor, dass der bisherige Main Park, also die Medium und Pro Line, in einen Funslope umgebaut werden sollen. Dies ist eine klare Absage an alle leistungsorientierten Freeskier und Filmcrews, für die der Fellhornpark in der Vergangenheit ein sehr gutes Setup bereitstellte. Ein Beispiel für einen Funslope kann man sich in Serfaus ansehen. Dass sich dieser an eine weniger freeskispezifische Zielgruppe richtet, dürfte jedem aus dem Video klar werden.

Stimmen zu den geplanten Veränderungen
Lukas Joas, HZU Rider, Local und Mitglied des deutschen Freeski Nationalteams, zeigte sich auf Nachfrage von freeskiers.net enttäuscht: "Es ist blöd für mich und die anderen Locals, weil es keinen anderen Funpark gibt, in dem man Kickern kann. Es gibt natürlich auch in anderen Skigbieten Kicker, aber in keinem ist das Gelände so optimal wie am Fellhorn. Außerdem sind die Voraussetzungen für sehr gute Schneeverhältnisse aufgrund der Lage und Höhe ideal". Zudem sieht Joas im Snowpark Crystal Ground, aufgrund der Ausrichtung des Setups für Jibber, keinen adäquaten Ersatz für den Fellhornpark: "Der Crystal Ground ist aufgrund der geringeren Schneesicherheit und des vorhandenen Geländes kein passender Ersatz für den Fellhornpark. Der Aufbau von ähnlichen Kickern wie am Fellhorn würde dort einen sehr großen Aufwand bedeuten. Allerdings glaube ich auch, dass dieses Thema für die Betreiber des Crystal Grounds sehr wichtig ist und wenn das Projekt von den richtigen Leuten geplant wird, sehe ich durchaus realistische Chancen für eine erfolgreiche Umsetzung". Der Snowpark in Riezlern bot in den letzten Jahren ein umfangreiches Setup mit Rails, Boxen und kreativen Jib-Obstacles, jedoch keine großen Pro Kicker.

Auf Basis einer Kooperation zwischen dem Fellhornpark und dem deutschen Freeski Nationalteam wurde im letzten Jahr mit dem Big Air Kicker eine Möglichkeit für die Top Rider geschaffen, ohne eine Reise ins Ausland für die anstehenden Contests trainieren zu können. Zudem fand im Frühling mit "Le Grillage" ein Event im Fellhornpark speziell für die Freeski Szene statt, welches auf großen Zuspruch bei Ridern und den Medien traf. Vor allem vor diesem Hintergrund sieht Daniel Schießl, Teammanager des deutschen Freeski Nationalteams, die aktuellen Entwicklungen sehr kritisch: "Nach "Le Grillage" haben wir der Fellhornbahn eine Empfehlung gegeben, wo es eventuell Chancen [für den Park] geben könnte und Beispiele aus dem näheren Umfeld gezeigt, wie Parks funktionieren können. Danach haben wir Gerüchte gehört, dass die Shapecrew entlassen und kein Park mehr gebaut werden soll, gefolgt von der offiziellen Stellungnahme der Fellhornbahn. Es wurden darin jedoch Sachen behauptet, die meines Wissens nach nach nicht der Wahrheit entsprechen, aber das lässt sich von außen schlecht beurteilen."

Schießl weiter: "Fakt ist, dass es keinen Medium Park mehr geben wird, sondern den Funslope und eine Easy Line. Dafür sind sie (Anm. d. Red.: Die Fellhornbahn) bereit, eine größere Kooperation mit dem Crystal Ground Park einzugehen. Der Grund dort gehört allerdings nicht der Bahn, sondern ist in Privatbesitz und daher kann man dort auch nicht beliebig das Gelände verändern, um zum Beispiel Erdbauarbeiten für eine größere Kickerline durchzuführen."

Tobi Reindl, ebenfalls Teammanager des deutschen Freeski Nationalteams, stimmt diesen Aussagen zu und fügt an: "Mich ärgert es zu hören, dass der Park aus wirtschaftlichen Gründen geschlossen wird. Da fehlt die Bereitschaft genug zu investieren. Wenn man mal nach Österreich guckt, dort werden viele neue Parks eröffnet und "alte" Setups erweitert. Die Skigebiete dort setzen sich intensiv mit dem Thema auseinander, bilden sich fort und machen dann die entsprechenden Schritte, damit der Snowpark auch wirtschaftlich solide da steht. Daran sollte man sich [in Deutschland] ein Beispiel nehmen, anstatt Parks aus wirtschaftlichen Gründen einzustellen. Nach der Schließung des Snowparks an der Zugspitze und jetzt dem Fellhornpark, fallen wir dadurch sportlich sehr weit zurück im Vergleich zur Konkurrenz."

Einstellung bei den deutschen Skigebieten bleibt diskussionswürdig 
Neben den sportlichen Nachteilen, zeigen sich die beiden Teammanager auch enttäuscht von dem Support durch die deutschen Skigebiete: "Wir wollen nicht sagen, dass die Entscheidung der Fellhornbahn aus rein betriebswirtschaftlicher Sicht falsch ist, aber wir haben das Gefühl, dass die deutschen Skigebiete nach Gründen suchen, warum Parks nicht funktionieren und wenn man auf diese Weise an die Sache rangeht, dann kann es auch nicht klappen. Es gibt andere Beispiele, die gezeigt haben, dass es gehen kann und es ist natürlich extrem schade, dass dies bei unseren Parks nicht der Fall ist."

Neben den Nachteilen für die leistungsorientierten Freeskier liegt den beiden Managern, die selbst aktive Fahrer sind, die lokale Szene am Herzen und dass es bei den Veränderungen nicht nur um Trainingsmöglichkeiten für das Nationalteam geht: "Uns ist es eigentlich viel wichtiger, dass ein Park für die lokale Szene geschaffen wird, als einen Big Air Kicker dort zu haben. Es sollten auch Rails, Boxen, Medium Kicker - einfach alle wichtigen Obstacles - vorhanden sein und und der Park weiterhin bestehen."

Aktuelle Stellungnahme von Das Höchste
Auf Nachfrage bei Das Höchste, den Betreibern des Fellhornparks, stand uns Jörn Homburg, Leiter des Marketings, Rede und Antwort. Er erklärte, dass die Besucherfrequentierung im Main Park in den letzten Jahren kontinuierlich gesunken sei. Die Verteilung zwischen Easy und Main Park lag bei etwa 80/20 zu Gunsten des Einsteigersetups. Zudem sei die Rückmeldung aus der Szene gewesen, dass die Infrastruktur durch die relativ langen Wege zum Park sowie vom Park zum Lift und der in die Jahre gekommenen Chill Area nicht optimal ist. Aus diesen Gründen war es aus wirtschaftlicher Sicht der einzig richtige Schritt, den Fellhornpark in seiner bisherigen Form nicht weiter zu betreiben.

Homburg betonte zudem, dass der Funslope kein Ersatz für den Main Park sein sollte, sondern ein zusätzliches Angebot für eine alternative Zielgruppe darstellt. Man sei außerdem nach dem Bekanntwerden der Pläne jederzeit offen für Gespräche mit allen Beteiligten sowie alternative Ideen gewesen und ist dies auch weiterhin. In einem Treffen zwischen den Gründern der Petition gegen die Schließung wurden alternative Ideen wie ein neuer Standort oder eine neue Ausrichtung des Parks diskutiert.

Das Ergebnis dieser Diskussionen war, dass es schlicht die beste Lösung ist, den Park im Kleinwalsertal auszubauen. Die aktuellen Planungen sehen vor, dass in der nächsten Saison auf der bisher freien Seite des Kesslerliftes in Riezlern eine Kicker Line entsteht. Wie groß diese sein wird, konnte bisher nicht endgültig beschlossen werden. Die Tablelänge wird sich jedoch höchstwahrscheinlich im Rahmen einer Medium Line bewegen, da die Frequentierung an einem Pro Kicker, wie er letztes Jahr am Fellhorn aufgebaut wurde, zu gering ist.

Auch mit dem DSV laufen laut Homburg aktuell Gespräche über Trainingsmöglichkeiten am Fellhorn trotz der momentan geplanten Veränderungen.

Unsichere Zukunft
Insgesamt lässt sich feststellen, dass noch einige Unsicherheit über die Zukunft des Parks besteht.

Wir werden euch auf dem Laufenden halten, wenn es neue Entwicklungen gibt. Der Fellhornpark war in den letzten Jahren ein äußerst wichtiger Baustein der deutschen Freeski Szene und auch wir würden es sehr bedauern, wenn es im nächsten Jahr keinen neuen Medium- und Propark in Oberstdorf geben würde.
Hinterlasse eine Antwort
Bitte anmelden, um einen Kommentar zu posten