Jérémie Heitz' "La Liste"

Von Julia Schwarzmayr am 21.Nov. 2016

"La Liste" besteht aus 15 nahezu senkrechten Faces, die Jérémie Heitz in den Alpen befahren will. Dabei aber nicht in Spitzkehren, wie üblich, sondern in seiner Art Ski zu fahren: in großen Turns, flüssig, und natürlich richtig am Gas hängend. Dabei begibt sich der 27jährige auf die Spuren solcher Legenden wie Sylvain Saudan – oft auch als „Vater des Extremskifahrens" bezeichnet – um 50 Jahre nach ihm dieselben Hänge und Couloirs zu bezwingen.

„Ich bin schwer beeindruckt von den Leistungen der Extremskifahrer damals. Mit dem alten Material solche Faces zu fahren... Für mich ist das eine große Inspiration und bringt mich dazu, meine Grenzen ausloten zu wollen", sagt der Schweizer, der 2015 in der Freeride World Tour den 2. Gesamtrang holen konnte.

Neben Jérémie Heitz selbst ist nicht nur Sylvain Saudan Teil des Films, auch Sam Anthamatten ist in Wort und Bild mit dabei; Xavier De le Rue, Nicolas Falquet, Luca Rolli oder Dédé Anzévui ebenfalls. Herausgekommen ist eine Dokumentation, in der Bild und Ton hervorragend zusammenspielen und der spektakulärstes Skifahren auf allerhöchstem Niveau zeigt.
In den Aufstiegsszenen stellt es einem die Haare fast auf, so steil ist das Gelände. Wenn Jérémie Heitz dann genau hier hinunter heizt, ist das wirklich beeindruckend, vom atemberaubenden Tempo bleibt einem beinahe der Mund offen stehen. Obwohl sich eine wahnsinns Abfahrt an die nächste reiht, wirkt der Film trotzdem ruhig und nicht wie ein reiner Ski-Actionfilm. Das liegt vielleicht daran, dass die Personen so glaubwürdig und authentisch rüber gebracht werden, besonders Sam Anthamatten hat daran großen Anteil durch seine ehrlich erscheinende Wertschätzung: „Jérémie ist superfit, superschnell und supermotiviert. Das in Kombination ergibt einen der talentiertesten Skifahrer der Welt."

Aber auch Heitz selbst wirkt bodenständig und nicht übermenschlich. Das nicht zuletzt wegen der förmlich spürbaren Angst nach seinem Sturz, aber auch deswegen, weil er offensichtlich nicht verlernt hat, auch umzudrehen wenn es nicht geht – es gibt allerdings nicht viel, das nicht geht. Der Schlusspunkt des Films: das Obergabelhorn in den Schweizer Alpen – ohne Worte. Es bleibt zu hoffen, dass wir noch viel von Jérémie Heitz zu sehen bekommen werden und er sich die Fähigkeit bewahren kann, trotz Filmteam und Zeitdruck auf eine Abfahrt zu verzichten, wenn sie ihm nicht gefällt.

Unser Fazit: Absolut sehenswerte 45 Minuten; eine Ski-Dokumentation auf den Spuren der alten Helden, bei der Jérémie Heitz die Grenze dessen, was mit Ski befahrbar ist, ein Stück weit verschiebt: „Je pense que c'est skiable." („Ich denke, das kann man mit Ski fahren.")

Wer den Film in voller Länge sehen möchte - den gibts HIER.

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