Movie-Review: Into The Mind

Von Jona Zimmermann am 16.Okt. 2013

Selten wurde ein Freeski Movie so heiß erwartet wie der neue Streifen von Sherpas Cinema "Into The Mind". Der Trailer versprach alles bisher dagewesene im Skifilmbereich mühelos in den Schatten zu stellen und die Messlatte für folgende Freeridefilme auf ein neues Niveau zu setzen. Wir haben uns den Film für euch angeschaut und gecheck,t ob der Film hält was der Trailer verspricht, oder ob das gesamte Pulver bereits bei "All I Can" verschossen wurde.

Sobald "Into The Mind" zum Kauf stand, fühlte ich mich nahezu gezwungen ihn herunter zu laden. Der Trailer hatte mich einfach umgehauen. Er konnte, ähnlich wie schon das letzte Meisterwerk von Sherpas Cinema "All I Can", nicht nur durch herausragende skifahrerische Leistung überzeugen, sondern besonders durch außergewöhnliche Aufnahmen und einen hollywoodreifen Schnitt.

Nun gut, wer sich den Film besorgt hat und bereit ist, knapp 90 Minuten seiner Facebookzeit zu opfern, der kann mit dem Filmabenteuer "Into The Mind" starten.

Intro
Aus dem Intro lässt sich vorerst nicht darauf schließen, dass es sich um einen Skifilm handelt. Atemberaubende Naturaufnahmen und ein Gebetsmühlen schwingender Mann machen den Anfang. So wird mit der Unterstützung von experimenteller Musik, tollen Soundeffekten sowie dem dazu perfekt angepassten Schnitt, eine zum Greifen nahe Spannung aufgebaut, welche die Lust auf die ersten Skishots noch weiter steigert.

Allerdings wird bei diesem Intro auch klar, dass es sich bei "Into The Mind" nicht um einen reinen Skifilm handelt. So kommt die erste Skiszene erst nach 6 min, ist aber zugleich eine abartig fette Big Mountain Line, die einem erstmal den Mund offen stehen lässt.

Nun beginnt der eigentliche Film, welcher wie sich herausstellt, in verschiedene Kapitel untergliedert ist. Mit den folgenden POV-Aufnahmen wird zudem eine Story eingeleitet, an welcher sich der Film entlangzuhangeln versucht.

Kapitel 1: Call to Adventure
Das erste Kapitel welches sich "Call to Adventure" nennt, gleicht nochmals einem diesmal skiorientierten Intro, bei der die Rider kurz angekündigt werden. Außerdem wird mit dem Aufstieg zweier Freerider die Hauptstory des Films gebildet. Die dabei entstandenen Aufnahmen lassen ein wenig Spielfilmfeeling aufkommen.

Kapitel 2: Meeting the Mentors
Kapitel 2, genannt "Meeting the Mentors", versucht einen Bezug zwischen Freeskiern und Vögeln herzustellen, welcher wohl auf dem ewigen Traum vom Fliegen basiert. Ob man dies passend findet, muss jeder für sich selbst entscheiden. Was man allerdings nicht abstreiten kann, ist dass dieser Part durch tolle Nahaufnahmen und eine super Überleitung zur ersten wirklichen Skiaction (nach knapp 12 Minuten) überzeugen kann. Hierbei handelt es sich um traumhafte Powder- bzw. Backcountryshots, die einem das Warten auf die ersten richtigen Schneefälle nicht gerade erleichtern.

Besonders erwähnen möchte ich zusätzlich den perfekten Part von Callum Pettit, der spätestens nach "Into The Mind" aus dem Schatten seines Bruders Sean treten kann und den Cork 3 mindestens genauso gut beherrscht, wie er eindrucksvoll unter Beweis stellt. Auch Kye Petersen hat sich die fettesten Pillowlines des Backcountrys rausgesucht und zeigt, wie man diese richtig bearbeitet.

Kapitel 3: Crossing the Threshold
Das dritte Chapter wird wohl mit einem der besten Big Mountain Parts dieses Jahres eingeleitet. Callum Pettit zerlegt hierbei mit einem grandiosem Style und Fahrstil, die besten Lines aus British Columbia. Natürlich auch atemberaubend gefilmt, bietet sein Segment gepaart mit dem Soundtrack ein Fest für Augen und Ohren. Auch die Parts von JP Auclair und gerade der Part von Kye Petersen, stehen diesem keineswegs nach.

Es treten nun auch vermehrt die spielfilmähnlichen POV-Aufnahmen auf, doch die dahinter steckende Story wirkt schon jetzt sehr durchschaubar.

Kapitel 4: Road of Trails
Im 4. Kapitel schafft es Sherpas Cinema gewöhnliches Gelände durch kreatives Videomaterial, super Schnitt und klasse Sound außergewöhnlich erscheinen zu lassen. Jedoch erscheint dieser Teil des Films ein wenig wie ein Werbevideo für Whistler, allerdings ein besonders gutes.

Kapitel 5: Confront  the Shadow
Confront the Shadow ist eines meiner persönlichen Highlights des Films, auch wenn ich schon viele andere Meinungen über diesen Part gehört habe. Es handelt sich hierbei zwar um reine Pipeaction des Snowboarders Benji Farrow, doch die nie zuvor dagewesenen Aufnahmen machen einfach Spaß. Benji macht einen tollen Job und würde wohl auch als Schauspieler eine gute Figur abgeben. Allerdings darf bzw. kann man in diesem Chapter nicht auf einzelne Tricks eingehen, man muss es als "Gesamtkunstwerk" betrachten.

Kapitel 6: Enter the Darkness
Kommen wir nun zum einzigen Streetsegment des Films, welches trotz eines Staraufgebots in Form von JP Auclair und Tom Wallisch für mich eher etwas enttäuschend war und nicht an das aus "All I Can" herankommt, diesem aber sehr ähnlich ist. Aufwendig inszinierte Visuals werden an Wände einer Stadt projeziert und sollen die Verbindung zwischen Berg und Street verdeutlichen, was auch relativ gut gelingt. Leider muss man gestehen, dass JP Auclair und gerade Tom Wallisch nicht die Chance haben, ihr volles Können unter Beweis zu stellen, und somit ein wenig untergehen.

Kapitel 7: The Ordeal + Kapitel 8: The Death
The Ordeal stellt den Hauptstrang des Films dar. Die Abfahrt des zuvor bestiegenen Berges stellt sich als lebensgefährlich heraus und endet auf der Intensivstation eines Krankenhauses. Die gesamte folgende Story handelt nun eigentlich nur noch von dem sogenannten "Way back" des verunglückten Freeriders. Im darauf folgendem Segment werden neben schönen Naturaufnahmen auch abartige Crashes gezeigt, bei denen sich schonmal der Magen umdrehen kann.

Kapitel 9: The Rebirth
The Rebirth zeigt einen wunderbaren Vergleich vom Snowboarden und Surfen und macht somit auf die Ursprünge aufmerksam. Zudem besitzt Tom Wallisch hier einen ziemlich sicken Big Air Part, der sich aber leider auf drei Shots beschränkt. Einer meiner Favourites stellt das Segment von Chris Rubens dar: Sehr abwechslungsreich, super Riding, märchenhafte Kulisse und Weltklasse gefilmt. Dasselbe gilt für Mark Abma und Ingrid Backström, die geballte Frauenpower zeigt.

Kapitel 10: The Road Back + Kapitel 11: Seizing the Sword
Für Hardcore-Freerider ist Chapter 10 ein wahrer Augenschmaus: Brutale Abfahrten in eigentlich unfahrbarem Gelände gepaart mit klirrendem Gitarrensound. Was will man mehr? Total geflasht hat mich zudem der Part von Angel Collinson. Selten habe ich so gute Freeride-Action von einer Lady zu sehen bekommen.

Das auch die Alpen gute Freeridelines zu bieten haben, beweist der französische Ausnahmesnowboarder Xavier de le Rue zusammen mit Sam Anthamatten eindrucksvoll auf eisigen Hängen am Nordfusse des Matterhorns. Grenzen scheint es für die Beiden keine zu geben!

Kapitel 12: Return with the Elixir
Wer glaubt eine Nahtoderfahrung könne einen echten Freerider aus der Bahn werfen und ihn davon abhalten sich nochmals mit seinem Schicksalsberg zu messen, der hat sich getäuscht. So entstand die Aufnahme einer der wohl anspruchsvollsten Big Mountain Lines die jemals gefahren wurde,welche zugleich die Message überbringt, dass man niemals aufgeben sollte.

Kapitel 13: Master of two Worlds
Das letzte Kapitel stellt mit tollen Spezialeffekten und Retrolook den Werdegang eines Freeskiers nach und zeigt warum wir diesen Sport so lieben. Wieder einmal zeigt Callum Pettit warum er zu den besten Skifahrern der Welt gehört.

Fazit
"Into The Mind" ist für mich definitv einer der Filmhighlights des Jahres. Jedoch muss ich gestehen, dass ich aufgrund des klasse Trailers und dem Vorjahreswerk wohl mit etwas zu hohen Ansprüchen an den Film herangegangen bin und somit doch ein wenig enttäuscht wurde. Es sind zwar nur Kleinigkeiten, über die ich mich beschwere, allerdings stören diese meiner Meinung nach das Gesamtbild des Films. Mein größter Kritikpunkt geht hierbei an die Story, welche sich durch den Film zieht. Die Idee finde ich gut, allerdings hätte man die Umsetzung besser und interessanter gestalten können. Zudem fehlt teilweise der Zusammenhang zwischen einzelnen Szenen und andere werden unverständlicherweise unnötig oft wiederholt.

Doch ich meckere hier wirklich auf höchstem Niveau: "Into The Mind" ist ein wirklich weltklasse produzierter Streifen, der sich eben nicht nur auf die skifahrerische Ebene beschränkt, sondern tiefer in die Materie der Faszination Wintersport eindringt. Der Film geht im wahrsten Sinne des Wortes Into the Mind und berührt sowohl aus philosophischer als auch aus spiritueller Sicht.

Ich kenne keine andere Skifilmproduktion, die ähnlich gute Bilder produziert und trotzdem noch ein Auge für die richtigen Actionshots besitzt. Aus fahrerischer Sicht haben mich alle bis auf das Street Segment vollends überzeugt. Man merkt das die Rider in diesem Film wirklich dauerhaft an ihre Grenzen gehen und diese auch teilweise überschreiten. Als weiteres großes Plus: Im Vergleich zu ähnlich großen Filmproduktionen sehr wenig unnötiges und oft störendes Gerede.

Wer sich also einen faszinierenden Skifilm anschauen will und dazu noch ein offenes Auge für detailverliebte Filmspielereien hat, welche nicht unbedingt etwas mit dem Skifahren zu tun haben, der ist bei "Into The Mind" genau an den richtigen Film geraten!

Für alle noch Unentschlossenen, empfehlen wir nochmals den Trailer anzuschauen:

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