Movie-Review: Legends of Aahhh's

Von Bernhard Scholz am 18.Okt. 2012

"Legends of Aaahhh's" ist ein Skifilm über Skifilme allgemein und „Blizzard of Aaahhh's" im Speziellen. Zahlreiche Filmsequenzen aus verschiedensten Quellen wechseln sich ab mit frisch aufgezeichneten Interviews. Eine abwechslungsreiche Show mit vielen bekannten Gesichtern.

Greg Stump selbst erzählt wie er bei Dick Barrymore, einem der Altmeister des Skifilms, als Athlet mit dabei war und sich dachte, „das kann ich auch". Und er machte es – er produzierte Skifilme. Er leitet durch diesen Film, kommentiert aus dem Off, spricht mit Interviewpartnern und klärt Zusammenhänge.

Legends of Aahhh's ist ein Film über die Produktion von Skifilmen und deren Einfluss. Beginnend bei den ersten Skifilmen, zeigt er wie eben diese gemacht wurden und vergisst dabei auch nicht Größen wie Arnold Frank und Leni Riefenstahl. Er spricht über die Filme von John Jay, die Einflüsse Roger Browns sowie die des Skateboardfahrens - gerade der Film "Dogtown" war hier offenbar inspirierend. Natürlich hatte auch das Snowboardfahren seinen Anteil.

Vielfältige Einflüsse

Insbesondere jedoch die Umfomulierung von „Extreme Skiing" in einen US-amerikanischen Konsens hatten großen Einfluss auf die Entwicklung der Amerikanischen Skifilme. Mit dem ursprünglichen Begriff des Extremskifahrens hat die Ende der 80er Jahre stattgefundene Umdeutung nicht mehr viel zu tun – inzwischen findet wieder eine Rückbesinnung auf die europäisch geprägte Bedeutung statt.

Schließlich geht es um die eigentliche Entwicklung der Skifilme Ende der 80er Jahre, als Stump mit einer Show durch die USA tourte und großen Erfolg hatte. Glen Plake war schon damals mit an Bord und mit dem auch als Skialpinist erfahrenen Scot Schmidt setzten sich die Filme von Greg Stump auch unter den „seriösen", auf Backcountry und Racing fokussierten Skifahrern, durch.

Rolle der Musik

Stump vergisst nicht zu erwähnen, dass auch die Musik eine wichtige Rolle spielte. Insbesondere Barry Levinson (Club a Clothing) und Trevor Horn werden hierbei angesprochen. Dann geht es konkret um den Film "Blizzard of Aaahhh's", darum, auf wen der Film einen bleibenden Eindruck hatte. Es waren viele, sehr viele. Insbesondere gäbe es weder TGR noch MSP – die Skifilmfirmen, die ab Ende der 90er Jahre maßgeblich die Richtung des Skisports vorgegeben hatten. Der Einfluss dieses Films wird an zahlreichen Punkten heraus gehoben und letztlich wird ihm dieser Status auch gerechtfertigt zugeschrieben. Alleine die Menge der Fans sowie der sich daraus entwickelnde Weg der Skiindustrie kann kaum ausreichend betont werden.

Glen Plake trifft es mit seinem Kommentar jedoch wohl am genauesten. Er bezeichnet das normale Skifahren, den Skizirkus sowie die Medien rund um das Skifahren als ausgesprochen langweilig. Er hat damit wohl Recht und "Blizzard of Aaahhh's" kam einfach zur richtigen Zeit um all das zu ändern. Mit seinen Freunden sowie der Möglichkeit ungeachtet irgendwelcher Zwänge einfach Spaß am Skifahren zu haben, brachten sie neuen Schwung in das eingerostete Rad.

Plake vs. Schmidt

Der Film setzte neue Maßstäbe: Grelle Farben, Spaß beim Skifahren, wilde Stunts, gute Musik, moderner Lifestyle und exzellente Skifahrer, die auch noch herausragende Charaktere (Schmidt, Plake, Hattrup) darstellten.Hinzu kommt eine gute Story, die jeder Skifahrer selbst gerne erleben würde.

Der Film handelt anschließend von den Personen sowie deren Interaktion in "Blizzard of Aaahhh's" und während des Drehs selbst - mit all seinen Problemen und Wendungen. Der Gegensatz zwischen Plake, dem extrovertierten Punk sowie Schmidt, dem introvertierten Extremskifahrer, wird an mehreren Stellen thematisiert und gut erklärt.

Ein neuer Ansatz

Stump beschreibt die Zeit, die sie insbesondere in Europa (Chamonix) damit verbrachten die gewonnene Freiheit auszukosten und auf Film zu bannen. Aus dem Antrieb heraus, der neuen Welt zu zeigen, was in der alten Welt in Skigebieten zu diesem Zeitpunkt gang und gäbe war. Ein revolutionärer Gedanke neben dem auch Scott Schmidts Zitat „people sueing skiareas should be shot" Eingang in "Legends of Aaahhh's" fand. Der Einschlag des Films in die Welt außerhalb des Skifahrens findet seinen Platz als Popkulturphänomen. Die „Today" Show wird dabei als Wendepunkt herauskristallisiert.

Skibilder selbst kommen natürlich nicht zu kurz. Zahlreiche Sequenzen zeigen die schönsten und besten Aufnahmen aus „Blizzard of Aaahhh's" und weiteren, inzwischen legendären Filmen.

Greg Stump spricht noch darüber, dass er gerne „Skifilme" machen wollte, jedoch keine „Extremski Filme", wie sie in Europa und speziell in Frankreich an der Tagesordnung waren. Auch die Konkurrenz auf dem eigenen Kontinent spricht er an, vor allem deren Art Filme zu drehen. Die wesentliche Professionalisierung der Skifilme durch MSP und TGR stehen hierbei mit im Vordergrund.

Auswirkungen der technischen Neuerungen

Auch dem Einfluss der neuen, breiten Powderski wird eine große Bedeutung zugesprochen. Negative Auswüchse, wie etwa Verletzte und auch Tote werden nicht ausgeblendet sondern zumindest von vereinzelten Interviewpartnern ins rechte Licht gerückt. Kritik an den neuen Filmen wird ebenso nicht verschwiegen und Warren Miller spricht aus was viele denken: Es gäbe eigentlich so viele Geschichten zu erzählen, aber die Einladung Spaß zu haben wird leider kaum vermittelt.

Der Sprecher und Macher des Films, Greg Stump, schließt mit den Worten und dem Fazit, dass die Filme sowie insbesondere „Blizzard of Aaahhh's" zum einen den Skifahrern die Augen geöffnet haben den Sport weiter voran zu treiben. Zum anderen erhielten alle Filmproduzenten die Möglichkeit, sich ebenfalls weiter zu entwickeln - in einer positiven Art und Weise.

Fazit:
„Legends of Aaahhh's" ist ein Zusammenschnitt zahlloser Filmsequenzen aus vielen verschiedenen Skifilmen. Die meiste Zeit sieht man alte Aufnahmen, die sich inzwischen durchaus etwas abgenutzt haben. Spannend wird es erst, wenn Greg Stump den modernen Skifilm und dessen Entstehung aus seiner Sicht beschreibt. Man merkt, dass sich die Zeiten geändert haben und die Filme mit wenig Tiefgang sogar von ihren Produzenten selbst abgelehnt werden (was zu hoffen gibt).

Aber bekanntermaßen ist das Skifilmpublikum sehr konservativ und Neuerungen gegenüber eher skeptisch eingestellt. Fast bekommt man das Gefühl, als würde Stump auf eine neuerliche Revolution durch einen einzelnen Film wie „Blizzard of Aaahhh's" hoffen. Ob es dafür aktuell die herausragenden Charaktere gibt und insbesondere die Schaffenskraft der Filmproduzenten reicht, bleibt abzuwarten.

Eine Empfehlung an alle, die schon lange Skifilme schauen und gerne mal für ein paar Minuten in Nostalgie versinken möchten. Leider wird der Europäische Skifilm in weiten Teilen völlig ausgeblendet und manche Hinweise auf andere Skiströmungen als der US-Amerikanischen werden zwar erwähnt, aber nicht erläutert.

Hier und da wünscht man sich selbst bei diesem Film mehr Tiefe. Mehr geht offenbar nun mal auch nicht in einen 1,5 Stunden Streifen, daher sei das verziehen. Wir ziehen uns jetzt den neonpinken Overall an und setzen uns mit einem Bier in der Hand vor den Fernseher, um den Streifen nochmals zu genießen.

Der Trailer zu „Legends of Aaahhh's":



Beiträge u.a. von:
Greg Stump, Geoff Stump, Kim Reichhelm, Glen Plake, Scot Schmidt, Dick Barrymore, Klaus Obermeyer, Mike Douglas, Shane Anderson, David Peri, Warren Miller, John Jay, Dick Durrance, Roger Brown, John Clendenin, Frank Barre, Bobbie Burns, Steve Winter, Steve Jones, Corey Gavitt, Shane McConkey, Lynne Weiland, Gary Bigham, John Faulkner, Mark Sharpiro, Gary Nate, Dave McCoy, Josh Berman, Jeremy Nobis

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