Knowledge: Freeridefoto-Basics presented by Haglöfs

Von Hans-Martin Kudlinski am 25.Mär. 2013

Man kennt das ja: Traumwetter und Neuschnee kommen zusammen, mit den Freunden verbringt man einen erstklassigen Tag am Berg und spult dabei einen Run nach dem anderen durch unverspurten Powder ab. Da liegt es auf der Hand, dass man zumindest einen Teil dieser Momente gerne mit der Kamera einfangen möchte - sei es um die Erinnerungen auch in bleibender Form mit nach Hause nehmen oder schlicht und einfach die Facebook-Freunde neidisch machen zu können. Damit die Momente auch ins rechte Licht gerückt werden, möchten wir euch fünf einfache Tipps geben, mit denen ihr eure Freeride-Shots verbessern könnt.

Eines gleich vorweg: Es geht uns hierbei nicht darum, die technischen Rahmenbedingungen, sprich das Kameraequipment, haarklein zu analysieren und darauf herum zu reiten. Es soll hier in erster Linie um einen Ausschnitt der gestalterischen Mittel gehen, welche von der Kamera selbst losgelöst sind. Unserer Ansicht nach ist dies der Ansatzpunkt mit dem größten Potential. Denn einerseits ist die neueste bzw. teuerste Spiegelreflexkamera allein keine Garantie für tolle Fotos, auch mit einer kleinen digitalen Kompaktkamera lassen sich sehr gute Ergebnisse erzielen, wenn man sich vor dem Drücken des Auslösers ein paar Gedanken macht.

Tipp 1: Der Horizont
Ein ganz einfaches und absolut grundlegendes Kriterium für ein gutes Freeridefoto ist ein gerader Horizont. Dies bedeutet nichts anderes als, dass man die Kamera beim Fotografieren eines Motivs grundsätzlich so halten sollte, dass der Horizont im Bild waagerecht erscheint. Das sollte in den meisten Fällen kein Problem darstellen, da man im Bereich der Freeridefotografie immer auch die umliegende Landschaft mit einbeziehen sollte (doch dazu später mehr). Ist besagte umliegende Landschaft sehr weitläufig, erscheint der Horizont ohnehin als deutlich erkennbare Linie am Himmel - eine Orientierung sollte daher kein Problem darstellen. Fotografiert man beispielsweise direkt in einen Hang hinein, bleibt die Möglichkeit, sich etwa an Bäumen zu orientieren, welche im Normalfall im 90° Winkel zum Horizont gen Himmel wachsen sollten.


Tipp 2: Das Bild dritteln
Ein zentral in der Bildmitte platzierter Fahrer wirkt in der Regel für den Betrachter wenig interessant. In vielen Bereichen der visuellen Medien orientiert man sich daher am sogenannten "Goldenen Schnitt". Für die Fotografie gibt es hierbei eine verinfachte Faustformel, an die man sich halten kann: Die "Drittel-Regel". Simpel ausgedrückt unterteilt man das Bild dabei gedanklich in neun Flächen (siehe unten in den Bildern). Um ein Motiv ansprechender zu gestalten, bietet es sich an, den Bildaufbau anhand eines der Schnittpunkte der Linien anzusetzen. So bietet es sich in der Freeridefotografie beispielsweise an, den Horizont an der oberen Drittellinie anzusetzen (1/3 Himmel, 2/3 Landschaft) und den Fahrer dann entsprechend an einer der beiden seitlichen Hilfslinien auszurichten.

Diese Regel gehört zu den Basics und führt immer wieder zu guten Ergebnissen. Sie ist daher gerade anfangs eine gute Hilfestellung, wenn man sich mit den Grundlagen beschäftigen möchte. Natürlich ist die Drittel-Regel kein Gesetz und es können auch durchaus hervorragende Bilder entstehen, wenn man sich deren Vorgaben bewusst wiedersetzt oder diese ins Extreme zieht. Der Experimentierfreude sind hier keinerlei Grenzen gesetzt.


Tipp 3: Verhältnismäßigkeiten betonen
Beim Freeriden handelt es sich um einen Sport, der in der freien Natur stattfindet. Diese kann sehr eindrucksvolle Bilder bereithalten. Schroffe, steil empor ragende Felsen, eine imposante Bergkette im Hintergrund etc. Es kommt hier natürlich immer darauf an, welchen Aspekt man herausstellen möchte.

Wenn das Bild den Eindruck von Weitläufigkeit und Abgeschiedenheit vermitteln soll, lässt sich dies dadurch unterstützen, dass man dem Menschen (sprich, dem Fahrer) im Verhältnis zu Natur weniger Platz einräumt. Der Fahrer ließe sich beispielsweise relativ klein in einer Bildecke platzieren, während der restliche Raum von der Landschaft eingenommen wird. Um den Eindruck von Abgeschiedenheit zu erzeugen ist natürlich darauf zu achten, dass weder im Vorder- noch im Hintergrund Liftanlagen o.Ä. auftauchen. In dem Fall ist es also auch wichtig darauf zu achten, was man nicht sehen soll.


Tipp 4: Der richtige Moment
Moderne Kameras sind dazu in der Lage in kürzester Zeit viele Fotos zu schießen. Da wir in der Sportfotografie immer versuchen, den idealen Moment einer Bewegung einzufangen, ist diese technische Komponente hilfreich. Man muss also nicht unbedingt in der richtigen Tausendstelsekunde auf den Auslöser drücken, sondern hat in der Regel die Wahl aus einer Serie von Einzelbildern. Man sollte sich daher natürlich für das Einzelbild entscheiden, welches den idealen Moment wiedergibt. So selbstverständlich dieser Punkt klingen mag, so wichtig ist er auch.

Selbst der beste Fahrer mit perfekter Fahrtechnik durchläuft zwangsläufig Phasen in denen eine Momentaufnahme unvorteilhaft aussieht. Beispielsweise während des Kantenwechsels, oder wenn bei einem Cliffdrop noch keine kompakte Haltung in der Luft eingenommen wurde. Befinden sich die Arme des Fahrers noch in einer Ausholbewegung nach dem Absprung, oder werden die Beine bereits wieder zur Landung gestreckt, dann handelt es sich dabei folglich auch nicht um den idealen Moment einer Sequenz.


Tipp 5: Linien finden, um den Blick zu lenken
Hier ist ein kreatives Auge gefragt. Der Blick des Betrachters lässt sich ganz gezielt lenken. Wer sich vor dem Druck auf den Auslöser bereits im Klaren darüber ist, wie sein Motiv aussehen soll, kann dieses geplant in Szene setzen. Wenn ich beispielsweise vorher weiß, wo der Fahrer, den ich gleich fotografieren werde, einen Turn zieht, dann kann ich diese Aktion durch bildgestalterische Mittel betonen.

Hierbei kann es sich etwa um eine windbeeinflusste Geländekante handeln, deren Verlängerung direkt auf den Fahrer hindeutet, oder aber eine Licht-Schatten-Grenze, die entlang der Line verläuft, welche der Fahrer sich zurecht gelegt hat. Das Wichtigste bei dieser gezielten und je nach Anspruch sehr komplexen Art der Bildgestaltung ist die Verständigung zwischen Fotograf und Fahrer. Denn der beste Plan ist wertlos, wenn die Umsetzung nicht dem entspricht, was man sich zuvor zurecht gelegt hat.


Die Liste dieser Tipps und Krieterien, auf die es zu achten gilt, ließe sich noch beliebig fortsetzen und ist daher bei weitem nicht als vollständig und umfassend anzusehen. Wir hoffen jedoch, dass wir euch hiermit bereits ein paar hilfreiche Punkte aufzeigen und euch damit dazu anregen konnten, nach draußen zu gehen und jede Menge neuer Freeridefotos zu schießen und dabei ein paar Grundregeln im Hinterkopf zu behalten.
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