Knowledge - Tipps zum Klamottenkauf

Von Dennis Forte am 18.Nov. 2008

Skifahren findet oft bei Wetterbedingungen statt, bei denen viele Menschen das Haus nicht verlassen, bzw. es nicht verlassen wollen. Damit Ihr trotzdem nicht friert und nass werdet, gibt es jetzt meinen persönlichen Freeskiers-Dressguide.


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Knowledge - Tipps zum Klamottenkauf


Wie man sich am Berg anzieht, um weder zu schwitzen, noch zu frieren

geschrieben am: 21. November 2006
geschrieben von: Lorenzo Rieg alias "freak"  
Skifahren findet oft bei Wetterbedingungen statt, bei denen viele Menschen das Haus nicht verlassen, bzw. es nicht verlassen wollen. Damit Ihr trotzdem nicht friert und nass werdet, gibt es jetzt meinen persönlichen Freeskiers-Dressguide. Es gibt viele verschiedene Philosophien zu diesem Thema und was hier steht ist in erster Linie meine persönliche Meinung. Ich will keine Marken, Leute oder Gruppen schlecht machen. Zunächst schreibe ich etwas Allgemeines zur Funktionskleidung, bevor ich dann später noch auf die einzelnen Kleidungsstücke eingehe.

Grundsätzliches zur Bekleidung

Die Kleidung hat beim Wintersport eine wichtige Aufgabe. Sie soll den Körper vor der Auskühlung und damit im Extremfall vor dem Erfrieren schützen. Der Körper kühlt aber nicht nur durch eine niedrige Temperatur aus, der Auskühlungseffekt wird durch Feuchtigkeit und Wind um ein Vielfaches verstärkt. Das ist der so genannte Windchill-Effekt.

Daher sollte man nicht nur warm genug, sondern in jedem Fall auch winddicht gekleidet sein. Absolut wasserdicht wäre ebenfalls schön, würde aber das Problem mit sich bringen, dass Du über kurz oder lang im eigenen Saft braten würdest. Und letztendlich ist es egal, ob man von innen oder von außen nass wirst. Also keine Plastiktüte als Kleidung, sondern etwas atmungsaktives, damit man eben auch von innen trocken bleibt. Die Funktionskleidung ist also nie wirklich wasserdicht. Wie viel Wasser sie nun verträgt, bis man dann trotzdem nass wird, kann man den Angaben über die Wassersäule entnehmen. Diese findet man oft auf einem Etikett im inneren der Jacke/Hose, oder sie hängt an einem separaten Etikett beim Kauf an der Jacke dran. Die Wassersäule wird in mm angegeben und entspricht eben der Höhe, bis zu der man Wasser auf der verwendeten Membran stapeln könnte, bis es durchtropft. Der verwendeten Membran, wohlgemerkt, nicht der Jacke, auf der das draufsteht.

Zum Vergleich: Ein gutes Zelt hat etwa eine Wassersäule von 3.000 mm. Bei einer billigen Skijacke hat man auch etwa diesen Wert, und da dauert es schon ein bisschen, bis man nass wird. Eine gute Skijacke hat eine 10.000 mm Wassersäule. Noch bessere Membranen erreichen eine Wassersäule von 20.000 mm und mehr 40.000 mm Wassersäule.

Das ganze bringt natürlich wenig, wenn die Membran noch so schön wasserdicht ist, es aber an den Nähten reintropft. Die Nähte müssen daher auf jeden Fall wasserdicht verklebt sein! Das kann man bei ungefütterten Jacken normalerweise sehen. Bei gefütterten Jacken sollte man sich dageggen vergewissern, dass dem so ist. Mittlerweile ist es aber eigentlich Standard. Genauso sollten die Reisverschlüsse abgedeckt oder wasserdicht sein, am besten auch an den Taschen.

Die Atmungsaktivität wird nicht immer angegeben, wenn, dann meist in ml pro qm pro 24 Stunden. Das bedeutet, soviel ml Wasser werden in 24 Stunden durch einen qm der Membran transportiert. Wohlgemerkt auch hier wieder die Membran und nicht die Jacke (wenn die zum Beispiel gefüttert ist, könnte die Membran evtl. mehr Wasser abtransportieren, das Futter aber nicht.) Ein Kleidungsstück atmet also nur soviel wie der schlechteste Teil, ist dabei aber so wasserdicht wie der beste Teil. Das gilt für das gesamte Outfit, also Kombination von Unterwäsche, Fleece, und Jacke. Was noch zu bemerken wäre: "Normalerweise verliert man beim Skifahren viel mehr Flüssigkeit als man denkt und viel mehr als selbst die atmungsaktivste Jacke mit einer Membran abtransportieren kann. Gerade bei längeren und heikleren Touren sollte man also auf die richtige Kleidung achten. Außerdem sollte man genug trinken, aber das ist hier ja nicht das Thema."

Was bei der äußersten Kleidungsschicht noch zu erwähnen wäre: Diese muss ebenfalls wasserabweisend sein, was unsere tollen atmungsaktiven Membranen nicht sind. Doch zum Glück gibt es Imprägnierungen. Dank dieser Fluorcarbonharze perlt das Wasser auf der äußersten Schicht unserer Kleidung ab und richtet so keinen Schaden an, bevor die Membran auch nur in Aktion treten musste! Allerdings nutzt sich diese Imprägnierung (der Einfachheit halber ab jetzt DWR [durable water repellant] genannt) ab, Du solltest also ab und an neu imprägnieren. Mehr dazu im Teil "Bekleidungspflege". Ein netter Nebeneffekt der DWR ist, dass sie auch schmutzabweisend ist - Jacken und Hosen bleiben dadurch also relativ sauber!

Winddicht sind die Membranen auch, man schlägt mit ihnen also zwei Fliegen mit einer Klatsche.
Damit man nun aber nicht trocken und windgeschützt frierst, ist die Isolierung neben der Funktion sehr wichtig. "Warm anziehen" ist also angesagt. Die Devise lautet "Zwiebelprinzip"! Also möglichst dünne Schichten, davon dann aber so viele, dass man nicht friert! Besser drei Schichten Unterwäsche und eine dünne Funktionsjacke, als eine Schicht Unterwäsche und die klassische, dick gefütterte Skijacke.

Das hat viele Vorteile, und nur einen Nachteil. Der Nachteil ist der Preis! Das Schichtprinzip ist meist immer teuerer. Dafür ist die Atmungsaktivität besser, da die dünnen und hochfunktionellen Materialien den Schweiß besser ableiten. Viele dünne Schichten haben auch einen besseren Isoliereffekt und damit eine höhere Wärmeleistung als wenige dicke. Ein weiterer Vorteil ist die hohe Flexibilität, da man immer noch etwas ausziehen oder anziehen kann. Versuch mal, Dich mit einer richtig dicken Skijacke zu bewegen und danach mit einer dünnen und einem Fleece darunter. Natürlich müssen alle Schichten aus Funktionskleidung bestehen, sonst kann das ganze System  nicht funktionieren.


Auf nackter Haut


Fangen wir ganz innen an: Die Funktionsunterwäsche wärmt nicht nur, sie sollte auch den Schweiß als erstes so schnell wie möglich weg vom Körper transportieren. Es gibt viele Hersteller von Funktionsunterwäsche, aber fast alle verwenden dieselben Materialien. Meist viel Polyester, manchmal noch etwas Spandex/Lycra oä. Letzteres erhöht einfach die Dehnfähigkeit des Stoffes und damit den Tragekomfort, geht aber eben zu Lasten der Atmungsaktivität. Dann gibt es seit ein paar Jahren einige Hersteller, die auf Naturfasern (meist Merino-Wolle) für ihre Funktionsunterwäsche setzen, was erstaunlich gut funktioniert. Beide Materialien (Naturfasern und Kunstfasern) haben ihre Vor- und Nachteile. Funktionsunterwäsche aus Kunstfaser hat eine höhere Atmungsaktivität und ist normalerweise leichter und auch relativ günstig. Allerdings wärmt  sie recht wenig und fängt relativ schnell an ziemlich unangenehm zu riechen. Wenn man also in einer kleinen Hütte oder einem engen Auto mit mehreren Leuten wohnt, kann das unangenehm werden. Funktionsunterwäsche aus Naturfasern hat meist ein deutlich angenehmeres Tragegefühl auf der Haut und sie wärm auch besser. Sie atmet aber deutlich schlechter als eine gute Kunstfaser und ist in der Regel relativ teuer. Was kaufe ich mir also? Wenn ich viel schwitze, entweder von natur aus oder weil ich z.B. öfters aufsteige oder Touren gehe, wähle ich Funktionsunterwäsche aus Kunstfaser, wenn ich leicht friere, eher wenig schwitze und genug Geld übrig hab, dann welche aus Naturfasern.

Noch eine kurze Bemerkung: Generell atmet die Funktionsunterwäsche relativ gut, also z.B. besser als die meisten Jacken. Das ist auch gut, weil sich die Flüssigkeit lieber unter der Jacke als direkt am Körper befinden soll. Wichtig ist noch, dass die Funktionsunterwäsche eng am Körper anliegt, damit sie den Schweiß wegtransportieren kann. Mittlerweile gibt es echt luxuriöse Unterwäsche,  die hat dann unter anderem Silberionen gegen Geruch eingearbeitet, allerdings tut es imho bei der Unterwäsche auch was Billigeres. Die verwendeten Materialien sind ja sowieso oft dieselben. Oft findet man auch in anderen Sportbereichen gute Funktionsunterwäsche, die fürs Skifahren geeignet und zudem billiger ist.

Die Zwischenschicht

Hierzu gibt es eigentlich nicht viel zu sagen. Ein Fleece ist warm und dabei auch atmungsaktiv. Ich selbst hab in dieser Schicht einen Protektor an. Die meisten Protektorenhersteller verwenden atmungsaktive Materialien oder Mesheinsätze.  Leute denen entweder sehr schnell kalt wird oder die bei ganz tiefen Temperaturen unterwegs sind, kann ich Primaloft-Unterjacken empfehlen. Sie sind extrem warm.

Wenn man eine reine Funktionshose verwendet, will man auch da an kalten Tagen evtl. etwas drunterziehen - hier kann man eine Fleece-Hose oder Softshell-Hose verwenden, wobei man an den Beinen nicht so schnell friert. Generell kann man auch einfach eine Schicht Unterwäsche mehr anziehen.


Den Elementen trotzen


Sowohl bei Jacken als auch bei Hosen gibt es verschiedene Möglichkeiten, auf die ich als erstes noch mal kurz eingehe. Da wären Hardshell, Soft-Shell und klassisch gefüttert.

Letzteres sind eben alle typischen Ski-, Snowboardjacken und -hosen. Gerade bei Jacken sollte man aber lieber das Schichtprinzip verwenden. Bei der Hose ist das nicht so relevant, trotzdem ist auch hier das Schichtprinzip besser.

Soft-Shells kann man fast immer verwenden. Sie sind äußerst atmungsaktiv, sehr bequem, winddicht,  relativ strapazierfähig und halten auch einiges an Wasser ab. Besonders die hohe Atmungsaktivität und die Beweglichkeit heben sie von den anderen Typen ab. Die Wassersäule liegt normalerweise so bei 3.000-5.000mm.

Hardshells sind sehr Wasserundurchlässig und trotzdem noch möglichst atmungsaktiv. Sie sind sozusagen der reine Funktionsstoff. Gut gegen alles, was einem das Wetter entgegen werfen kann. Man sollte bei der Hardshell auf eine Wassersäule von ~20.000mm oder mehr und eine möglichst hohe Atmungsaktivität achten. 

Unabhängig vom Material sind immer noch einige Dinge zu beachten:

  • Bei Hosen ist ein Latz, vorne und hinten, empfehlenswert. Dabei sollten die Träger natürlich schön flexibel sein. Kantenschutz an der Beininnenseite ist auch von Vorteil. Schneefang in den Beinen, sowie Verbindungsmöglichkeiten zur passenden Jacke sind ja mittlerweile Standart. Beweglichkeit ist bei den Hosen auch wichtig. 
  • Bei Jacken ist es wichtig, wie viele und was für Taschen man braucht. Wegen dem Rucksack sollten auch die Schulterpartien in irgendeiner Weise verstärkt sein, da sich die Jacke dort recht schnell abnutzen kann. Natürlich sind auch hier Schneefang und Bewegungsfreiheit notwendig. Kapuzen sind gut, damit der Hals schön warm bleib. Im Zeitalter von Helmen haben sie jedoch ihren herkömmlichen Zweck verloren.
Kurz noch etwas zu den Belüftungsöffnungen. Die sind gerade im Frühjahr gut, wobei manche nicht wirklich effektiv sind. Bei einer Hose sind  Belüftungsöffnungen an der Beininnenseite wesentlich effektiver als an der Beinaußenseite. Natürlich sollten die Reißverschlüsse gerade an diesen Stellen unbedingt Wasserdicht sein. Natürlich sind möglichst große Belüftungsöffnungen wünschenswert.

Generell sollte man auch auf Details achten, wobei da jeder selbst wissen muss was ihm wichtig ist. Manch einer will den Schneefang unbedingt rausnehmen können, der andere braucht eine Tasche am Ärmel.

Jetzt müsst ihr selbst entscheiden, was für euch wichtig oder unwichtig ist. In sachen Style sollte auf jeden Fall jeder seine Intuition folgen, damit nicht alle Freeskier gleich aussehen. ADDITIONALINFORMATION   photos: freeskiers.net
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