Workshop - Skischuhe, die passen

Von Administrator am 25.Mai. 2006

„Das Schönste am Skifahren ist, wenn man Abends wieder aus den Skischuhen steigen darf.“ Vor vielen Jahren habe ich diesen Satz zum ersten Mal gesagt und lange Zeit hatte ich große Probleme mit den Skischuhen.


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Skischuhe, die passen


So wurde das noch 2006 gemacht. Wie das Ganze heute funktioniert steht HIER

geschrieben am: 25. Mai 2006
geschrieben von: Christian Fink  
„Das Schönste am Skifahren ist, wenn man Abends wieder aus den Skischuhen steigen darf.“ Vor vielen Jahren habe ich diesen Satz zum ersten Mal gesagt und lange Zeit hatte ich immer Probleme mit den Skischuhen. Ganz egal ob mit einem Heckeinsteiger, einem Rennmodel oder einem Softboot: Nach einem Skitag war ich einfach nur froh, die Dinger wieder von den Füßen zu bekommen.

Trotzdem waren blaue Zehen mit abgefallenen Zehennägeln, offene Blasen an den Fersen oder schmerzende Schienbeine mit abgewetzter Behaarung kein Grund, das Skifahren aufzugeben. Doch als nach dem letzten Skiausflug drei Zehen und ein Teil des Fußballens für etwa eine Woche taub waren, hab ich den Entschluss gefasst, mir Hilfe zu suchen.

Also habe ich mit Phillip, einem Spezialisten für Skischuhanpassung, einen Termin ausgemacht, um dort Neue zu kaufen und mir dabei erklären zu lassen, wie man einen Skischuh richtig anpasst und welche Lösungen es bei Problemen gibt.

Als ich dort angekommen bin, ging es erstmal darum, zu klären, was ich mit dem Schuh machen will, was ich bisher gefahren bin und welche Erfahrungen ich damit gemacht habe. Mit diesen ersten Informationen hat sich Phillip dann an die Arbeit gemacht.

Mit einer Art umgedrehten Stempelkissen wurden meine Fußabdrücke auf Papier gestempelt, an denen man genau erkennen kann, an welchen Stellen der Druck größer oder schwächer ist. Dazu hat der Phillip noch die Außenabmessungen meiner Füße nachgezogen und so schon gesehen, wo später eventuell Probleme auftauchen können.

Nachdem der gesamte Fuß und die Wade auf Überbein, Zehenstellung, Ristform, Umfang und sonstige Besonderheiten untersucht waren, wurde mit dieser Schiebeplatte (kennt jeder vom Schuhe kaufen) die Länge der Füße bestimmt und die breiteste Stelle auf dem Abdruck ermittelt.

Anhand dieser, in einem Datenblatt festgehaltener Informationen hat Phillip dann einen geeigneten Schuh gewählt. Entscheidend ist hier neben der Form der Außenschale, dass der Flex des Schuhs möglichst gut zum Fahrer und dessen Fahrstil passt.

Ohne Innenschuhe und noch immer barfuss wurde zunächst geprüft, wie gut Fuß und Schale zusammen passen. Erst nachdem wir so eine passende Schale gefunden hatten, habe ich die Schuhe mit Socken und Innenschuhen anprobiert.

Bereits nach wenigen Minuten im Schuh konnte ich angeben, wo es Probleme geben wird. In meinem Fall war es das Überbein in Fußmitte, die großen Zehen und der Bereich um die Ferse, der enger sein sollte.
Erst jetzt wird mit der eigentlichen Anpassung begonnen. Für den in meinem Fall zu weiten Fersenbereich gibt es beispielsweise kleine Kunststoffteile, die über den Innenschuh gezogen werden und dadurch die Passform erhöhen. Für einen gut sitzenden Innenschuh ist es daher nicht zwingend notwendig, ein geschäumtes Modell zu wählen. Auch die herkömmlichen Innenschuhe bieten viele Möglichkeiten der Anpassung. ADDITIONALIMAGES ADDITIONALFEATURES



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Anpassen der Schale und Sohle


Der Hauptteil der Anpassung

geschrieben am: 25. Mai 2006
geschrieben von: Christian Fink  
 

Danach kommt die Außenhülle in die Werkstatt und wird in eine Vorrichtung eingespannt. Mit einem kleinen Fräskopf hat Phillip nun die vorher markierten Stellen des Schuhs nachgearbeitet und so etwas mehr Platz für die großen Zehen und das Überbein an meinem Fuß geschaffen. Neben dem Fräsen gibt es weitere Möglichkeiten, die Hülle nachzuarbeiten. Die Häufigste ist wohl das Ausbeulen, wodurch größere Flächen als beim Fräsen angepasst werden können. Bei der Anpassung meines Schuhs war das aber nicht notwendig.

Das Ergebnis des Fräsens ist wirklich enorm. Nicht nur, dass die schmerzenden Druckstellen verschwinden, es verbessert sich die Passform insgesamt in einem großen Bereich. Statt bei Rückenlage nur mit dem großen Zeh vorne anzuschlagen, verteilt sich der Druck nun auf alle übrigen Zehen und statt des schmerzenden Druckpunkts seitlich am Fuß liegt der Schuh jetzt über die gesamte Länge richtig satt an.

Es folgte der nächste Schritt, dass Anpassen der Sohle. Dies war für mich auch der Zeitpunkt, dem Phillip zu sagen, dass ich gerne einen geschäumten Innenschuh möchte. Das hätte ich natürlich auch früher sagen und dadurch die Anpassung des ursprünglichen Innenschuhs vermeiden können, aber ich wollte ja wissen, ob es ohne geschäumten Innenschuh auch funktioniert.
Für die angepasste Sohle macht es auch gar keinen Unterschied, ob sie in einem geschäumten oder einem gewöhnlichen Innenschuh liegt, wichtig ist nur, dass sie überhaupt drin liegt. Denkt man an meine Fußabdrücke vom Anfang und vergleicht die Seriensohle aus dem Schuh mit der neuen nach dem Anpassen, wird schnell klar, dass die Seriensohle nie wirklich gut sein kann. Im Bild sieht man den direkten Vergleich zwischen der Standardsohle (links) und der Angepassten (rechts).

Für die Anpassung der Sohlen steigt man auf eine Art Kissen, bei dem dann die Luft abgelassen wird und der Fußabdruck zurück bleibt. Die vorher erwärmten Sohlen werden auf die Abdrücke gelegt und man steigt beim Auskühlen noch mal darauf, um die Form zu fixieren. Durch drei nun verbundene Kunststoffschichten ist die Sohle sehr fest, beinahe vergleichbar mit Einlagen vom Orthopäden. Bei Bedarf lässt sich die Verformung jedoch mehrmals wiederholen. ADDITIONALIMAGES ADDITIONALFEATURES Workshop einem Freund empfehlen



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Schäumen und Feinabstimmung


Das Finish der Anpassung

geschrieben am: 25. Mai 2006
geschrieben von: Christian Fink  
 
Nun musste noch der Innenschuh geschäumt werden. Ich habe mich für ein Model mit Gelzunge entschieden, es gibt aber auch Modelle, bei denen sich die Zunge ebenfalls schäumen lässt (siehe Bild rechts).

Für ein optimales Ergebnis wurden zunächst die Knöchel und mein empfindliches Überbein mit einer Art Moosgummiklebeband abgeklebt und die Zehen in ein Neoprensäckchen gesteckt. Dadurch wurde vermieden, dass der Schuh nach dem Schäumen an diesen Stellen zu eng sitzt.

Das Schäumen selbst geht dann relativ schnell. Ich konnte deutlich spüren, wie sich der Schuh mit dem Schaum füllt und meinen Fuß eng umschließt. Sobald der ganze Innenschuh voll Schaum gelaufen ist, tritt der überschüssige Schaum aus den vorderen Schläuchen heraus. Nach einigen Minuten ist dieser soweit ausgehärtet, dass die Schläuche entfernt werden können.
Da der obere Bereich des Innenschuhs nicht geschäumt wird, war bei mir und meinen Storchenbeinen auch hier eine Anpassung notwendig.

Dazu hat der Phillip aus einer recht festen Schaumstoffplatte Formteile ausgeschnitten, diese mit dem Fön etwas erwärmt und hinten auf den Innenschuh geklebt.

Mit der Zunge lässt sich genauso verfahren, da ich aber erst beim Fahren ausprobieren konnte, ob das hintere Pad genügt, wurden die Vorderen zunächst nicht aufgeklebt.

Und fertig ist der angepasste Skischuh.

Viele User klagen ja über Schmerzen an den Schienbeinen und versuchen, durch abkleben, auspolstern o. Ä. Abhilfe zu schaffen. Dies ist aber oft nur ein Versuch, die Symptome zu verbessern. Die eigentliche Ursache liegt häufig darin, dass der Schuh nicht richtig passt, sich der Fuß daher zu sehr bewegen kann und die entstehenden Kräfte schließlich, über Hebel verstärkt, vom Schienbein abgefangen werden müssen. Bevor man da lange selbst erfolglos rumprobiert, würde ich empfehlen, von einem Fachmann prüfen zu lassen, ob nicht andere Maßnahmen zu einem besseren Ergebnis führen würden.

Zum Schluss noch ein Wort zu den Socken. Die Skisocken sollten möglichst dünn sein, denn dicke Socken saugen sich gern voll Flüssigkeit und verursachen dann kalte Füße.

Wenn Du noch Fragen hast, beantworte ich sie gerne in unserem Forum. ADDITIONALIMAGES ADDITIONALFEATURES Workshop einem Freund empfehlen

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