Review: FWT Tourstopp Haines/Alaska

Von Heiko Joos am 22.Mär. 2016

Steile Rinnen, spektakuläre Cliffdrops und weite Powder-Felder: Der vierte Stopp der SWATCH Freeride World Tour in Haines war das erhoffte Highlight. Im Freeride-Mekka Alaska konnte sich Eva Walkner (AUT) erneut bei den Damen durchsetzen, bei den Männern holte sich Logan Pehota aus Kanada den Sieg. Der Vorarlberger Freeskier Fabio Studer schrammte mit Platz 4 knapp am Podium vorbei. K2 Teamrider Felix Wiemers (GER) wurde Fünfter.

Wegen technischer Probleme bei der Satellitenübertragung aus der abgelegenen Wildnis Alaskas fiel der Live-Webcast leider aus, aber die 31 Teilnehmer ließen sich davon nicht beeindrucken. Sie starteten am „The Venue" von zwei Startgates auf 1695 m und 1704 m. Der nach Ost-Nordost ausgerichtete Hang hat 650 Meter Höhenunterschied und liegt mehr als 30 Meilen von Haines entfernt, einsam in den Chilkat Mountains. Im Gegensatz zu den anderen FWT-Events, bei denen die Rider zum Start hiken, brachte sie hier im Südosten Alaskas ein Heli auf den Gipfel.

In Haines hat es diesen Winter überdurchschnittlich viel geschneit, sodass die Fahrer noch mehr Optionen vorfanden als im letzten Jahr, als "The Venue" erstmals Schauplatz eines FWT-Events war. In Haines ging es nicht nur um den prestigeträchtigen Sieg in der Freeride-Traumdestination Alaska, sondern auch um die Qualifikation für das FWT-Finale beim Xtreme Verbier am 2. April 2016 in der Schweiz. Nur die besten zwölf Skifahrer und die besten sechs Skifahrerinnen qualifizierten sich für den letzten Contest der Saison am felsdurchsetzten Nordhang de "Bec des Rosses" (3223 m). Dabei kamen nur die besten drei Resultate der ersten vier FWT-Tourstopps in Vallnord-Arcalís (AND), Chamonix-Mont-Blanc (FRA), Fieberbrunn Kitzbüheler Alpen (AUT) und Haines in die Wertung.

Fabio Studer jetzt auf Platz drei der Gesamtwertung

Logan Pehota fährt zwar seine erste Saison auf der FWT, aber der 21-Jährige hat mit seiner Mischung aus Freestyle-Innovationen und klassischem Highspeed-Riding bereits mehrfach auf sich aufmerksam gemacht. In Andorra war er Vierter, in Chamonix Zweiter – in Haines gelang ihm dank eines stylishen 360 und technisch anspruchsvoller Passagen mit 90 Punkten der erste Sieg. Platz zwei mit 88 Punkten ging an Loïc Collomb-Patton (FRA), den Sieger von Chamonix und Zweiten von Fieberbrunn. Der FWT-Weltmeister von 2014 begann aggressiv und setzte einen gewaltigen 360 in den Hang. Auch dem Weltmeister von 2013, Drew Tabke (USA), gelang nach langer Durststrecke wieder der Sprung auf das Podium – zuletzt war er zu Saisonbeginn 2015 in Chamonix Dritter gewesen. Mit kreativer Linienwahl und einem massiven Backflip sicherte er sich 86,33 Punkte, den dritten Platz und damit die Qualifikation für Verbier.

Fabio Studer aus dem österreichischen Koblach, Dritter in Chamonix, belegte in Haines mit 85,33 Punkten Platz vier. Er zeigte oben zwei Double Cliffdrops und unten einen Cork 360 sowie einen weiteren Sprung. „Ich bin zwar immer noch kein Fan vom vierten Platz, aber wenigstens bin ich wieder Dritter im Overall-Ranking", freute sich der Vorarlberger.

Felix Wiemers aus Biedenkopf in Hessen, zuletzt Dritter in Fieberbrunn, bestätigte seine gute Form mit Platz fünf. „Es ist cool gelaufen, ich habe oben an einem Felsen einen Backflip gestanden, an dem sonst keiner einen gemacht hat", erläuterte Wiemers seinen Run. „Ich war dann allerdings sehr schnell und habe statt des geplanten doppelten Cliffdrops lieber nur einen Sprung gemacht. Unten bin ich dann noch einen weiten Flat 360 an einer Windlip gesprungen. Ich bin Fünfter geworden, damit bin ich happy. Jetzt will ich in Verbier meinen Top-Ten-Platz halten!"

Stefan Häusl aus Strengen am Arlberg, diese Saison bislang immer in den Top Ten, ließ diese eindrucksvolle Serie auch in Haines nicht reißen und holte Platz acht: „Ich hatte einen super oberen Teil, aber leider konnte ich mein letztes Cliff nicht springen, weil in der Landung riesige Schneeknollen lagen – das hatte ich beim Facecheck nicht sehen können. Trotzdem war es super, hier in Alaska einen Run zu machen. Es war wieder sehr cool!"

In der Gesamtwertung führt nun Loïc Collomb-Patton (FRA) vor Logan Pehota (CAN) und Fabio Studer (AUT). Felix Wiemers (GER) liegt auf Platz sieben vor Stefan Häusl (AUT). Sie alle sind damit für das FWT-Finale in Verbier qualifiziert. Benedikt Mayr (GER) wurde heute nach einem Sturz nur Vierzehnter und fiel damit als Vierzehnter der Gesamtwertung knapp aus den Punkterängen, die den Start in Verbier ermöglichen.

Eva Walkner erneut souverän

Die amtierende Weltmeisterin Eva Walkner aus Salzburg ist ihrer Titelverteidigung einen großen Schritt näher gekommen: Mit ihrer bewährten Mischung aus aggressiven Turns und hohen Sprüngen holte sie heute 83,33 Punkte und damit mit großem Abstand den Sieg in Haines. Platz zwei mit 71,33 Punkten ging an Matilda Rapaport (SWE), die technisch schwierige Abschnitte sowie einen eindrucksvollen Air meisterte. Dritte wurde die Siegerin von Fieberbrunn, Arianna Tricomi (ITA). Sie zeigte einige der höchsten Cliffdrops der Skifahrerinnen, landete aber bei einem Sprung in Rücklage und erhielt daher Punktabzug.

Eva Walkner über ihren Run: „Ich war brutal nervös heute, weil ich mir eine schwierige Linie mit einem recht großen Cliff vorgenommen hatte. Aber es ist alles gut gegangen, ich habe alles gelandet und bin schnell gefahren, es war ein super Run. Ich habe viel Spaß im unverspurten Powder gehabt, es war megageiler Schnee!"

Walkner liegt in der Gesamtwertung nun deutlich in Führung vor Arianna Tricomi (ITA) und Matilda Rapaport (SWE). Sie muss jedoch in Verbier noch einmal punkten, um sich den Titel zu sichern - es bleibt also spannend! Nadine Wallner aus Klösterle am Arlberg (AUT) verzichtete wegen Filmaufnahmen auf die Reise nach Alaska, ist aber dank ihrer vorherigen Resultate als Fünfte der Gesamtwertung für Verbier qualifiziert.

Alle Runs von Alaska kann man im Replay unter www.freerideworldtour.com noch einmal anschauen – die ideale Vorbereitung auf das Finale der Tour, das am 2. April 2016 in Verbier (SUI) stattfindet!
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