Review: Eco Freeride Tour - Andermatt

Von Hanna Finkel am 20.Mär. 2015

Bereits zum 8. Mal fand vom 13. - 15. März 2015 die Eco Freeride Tour Kick the Vik auf der 2310 Meter hoch gelegenen Maighelshütte in Andermatt statt. Dieses Jahr erwartete uns mit dem Contest Face Piz Piogn Crap ein äußerst anspruchsvolles Freeride-Terrain. Abwechslungsreiche, spielerische und beeindruckende Abfahrten auf Ski und Snowboard, die allesamt für das anschließende Riders Judging auf Video aufgezeichnet wurden, waren das durch und durch sehenswerte Ergebnis dieses Wochenendes.

Schwierige Bedingungen treffen auf ein anspruchsvolles Contest Face
Am Freitag, den 13. März 2015 begrüßten mich und die übrigen Freerider aus verschiedenen Ecken Europas strahlender Sonnenschein und frühlingshafte Temperaturen. Bereits beim Zustieg zur Maighelshütte stellten wir mit Respekt die ziemlich verblasene und verharschte Schneedecke fest. Der Wind in Kombination mit warmen Temperaturen tagsüber und Minusgraden in der Nacht hatte ganze Arbeit geleistet.

Schließlich erreichte uns die Nachricht, dass der für Samstag angesetzte Contest bereits am Freitag aufgrund der Wettervorhersage über die Bühne gehen sollte. Der Blick auf das Contest-Face imponierte mir. Und gleichzeitig stellte ich mir wie die anderen Fahrer die Frage, in welcher Exposition und in welcher Rinne der Schnee wohl noch am weichsten sein würde.

Der Aufstieg zum Start in einer Rinne unterhalb des Piz Piogn Crap war anstrengend und nervenaufreibend. 500 Höhenmeter schleppten wir uns mit allem Sicherheitsequipment gen Gipfel. Bereits auf den ersten Metern wusste ich die verhältnismäßig sanft angelegte Aufstiegsspur der Bergführer von Andermatt Guides sehr zu schätzen. Der Boot Track auf den letzten Metern entlang eines Fixseils forderte nochmals Kraft und Nerven.

Am Gipfelgrad oben angekommen, wies uns ein Bergführer in das weitere Wettkampfprozedere ein und überwachte unsere Sicherheit. Das anschließende Balancieren über den Grad und der Drop-In in die steile Rinne verlangten volle Konzentration. Ein letztes Mal Durchschnaufen am Start und schon ging es bergab. Irgendwie schmiss ich meine Linienwahl bereits auf den ersten Abfahrtsmetern komplett über den Haufen. Statt dem offenen und sonnigen Rücken Riders Right, den ich mir von vornherein eigentlich ausgeguckt hatte, wählte ich die steile und felsdurchsetzte Variante Riders Left.

Denn ich merkte ganz schnell, dass der Schnee im Schatten viel weicher war. Dennoch wurde ich in der steilen Rinne kurz vor dem Ziel von einigen Sharks überrascht und verlor auf ein, zwei harten Stellen fast die Kontrolle, schaffte es aber trotzdem einigermaßen flüssig und sturzfrei ins Ziel. Das Gefühl war überwältigend, als ich vom Jubel der anderen Fahrer dort unten empfangen wurde. Bei den noch kommenden Fahrern tat ich es meinen Mitstreitern gleich und bejubelte jeden weiteren Ankömmling im Ziel. Das wohl verdiente Bier am Abend auf der Maighelshütte war das i-Tüpfelchen dieses doch harten Contest-Tages.

Freeriding mit Gleichgesinnten
Aufgrund getaner Arbeit am Freitag hatten wir an den darauffolgenden beiden Event-Tagen freie Hand in unserer Tagesplanung. Zum einen bestand die Möglichkeit mit Raffi, einem jungen Bergführer-Aspiranten von Andermatt Guides, beim Suunto Orientierungs-Workshop die eigenen Fähigkeiten in Bezug auf Tourenplanung, Umgang mit Karte, Kompass und der Suunto Uhr sowie Orientierung im Gelände weiterzubringen. Es fanden sich aber auch kleine Gruppen unter den Teilnehmern zusammen, die das Backcountry im Maighelstal auf eigene Faust oder mit einem weiteren Bergführer erkundschafteten.

Die Gruppe unter der Führung des Bergführers Dan Loutrel bestieg den 2766 Meter hohen Piz Plaunca Cotschna, der die Freerider mit einer beeindruckenden Powder Abfahrt in das Val Curnera belohnte. Die übrigen stürmten einen der zahlreichen umliegenden Gipfel auf der Suche nach dem letzten Powder dieser Saison. Am Samstagabend erwartete uns endlich der heimliche Höhepunkt des Kick the Vik: die Vorführung aller gefahrenen Lines am Piz Piogn Crap mit anschließendem Riders Judging.

Wir Teilnehmer bewerteten unsere Runs gegenseitig anhand der Kriterien Linienwahl, Flüssigkeit, Kontrolle sowie Air & Style. Soweit ich weiß ist diese Art des Judgings etwas Einzigartiges und das Tolle daran: Diese Form der Bewertung nimmt dem Freeride Contest jegliche verbissene Ernsthaftigkeit und Druck und sorgt stattdessen für eine extrem lockere Atmosphäre.

And the winners are...
Ganz ehrlich?! So wie ich dieses Freeride Event bereits zum vierten Mal erleben durfte, kommt es auf das Gewinnen-Wollen beim Kick the Vik nicht an. Vielmehr trifft man sich um eine feine Zeit unter Gleichgesinnten in einer atemberaubenden Bergwelt zu erleben. Meiner Meinung nach darf sich ein jeder mit seinem Contest-Run als Gewinner sehen. Zumindest wurde man jedes Jahr wie ein solcher bei der Zieleinfahrt bejubelt.

Trotzdem honorieren die Teilnehmer und Freerider natürlich die spektakulärsten, flüssigsten und stylischsten Runs mit den imposantesten Cliffdrops. Und so machte Ruede Gisler (CH) auf dem Snowboard die beste Figur. Der Schweizer Skifahrer Jan Bonetti packte gleich zwei hohe und souverän gelandete Cliffs aus und bei den Mädels konnte sich meine Wenigkeit gegen die weibliche Ski und Snowboard fahrende Konkurrenz durchsetzen.

Zu guter Letzt sei noch eines gesagt: Es stehen noch zwei Stopps auf dem Programm der Eco Freeride Tour. Einen abenteuerlichen Biwakier-Workshop erwartet die Freunde der EFT vom 27. - 29. März 2015 im Kaunertal. Der finale EFT Stopp findet am 3. - 5. April 2015 auf der Forno Hütte in Maloja statt. Und das Beste: Es sind noch Plätze frei.

 

Hinterlasse eine Antwort
Bitte anmelden, um einen Kommentar zu posten