Review: Red Bull Playstreets

Von Nico Hölzel am 17.Feb. 2015

Das Warten hat sich gelohnt. Und wie. Nach einjähriger Abstinenz begeistern die besten Freeskier der ganzen Welt mit spektakulären Sprüngen die rund 8500 Zuschauer im Kurort Bad Gastein bei den Red Bull Playstreets. Der Norweger Øystein Braaten kann sich in einem Herzschlagfinale gegen den jungen Schweizer Andri Ragettli die Siegeskrone aufsetzen und damit seinen Stern auf dem Walk of Fame sichern.

Der Start ähnelt einer Skisprungschanze. Wie ein einsamer Turm in den Straßen Bad Gasteins thront sie gegenüber des legendären Hotels Salzburger Hof. Ein Startbalken würde die Illusion perfekt machen, dass nun keine Athleten auf Twintips, sondern die DSV-Adler zur Vierschanzentournee antreten werden. Durch die beiden Bäume am Rand des Startbereichs kann der Rider den ersten Sprung nur erahnen. Im Blindflug zum Double-Flatspin.

Bereits zum sechsten Mal traf sich die Weltelite der Freestyle Szene am vergangenen Wochenende im Gasteinertal, um über die sehr engen Kicker, Straßen oder Dächer ihr Können den Massen zu präsentieren. Darunter glorreiche Namen wie der Schweizer Elias Ambühl und Titelverteidiger Charles Gagnier aus Kanada. X-Games Slopestyle Gewinner Nick Goepper (USA) verletzte sich unglücklich bei einem Sturz im Training und musste das In-City-Event ebenso absagen, wie der Münchner Bene Mayr. Der Österreicher Luggi Brucic und Andri Ragettli aus der Schweiz sprangen im wahrsten Sinne des Wortes ein.

Von der Reserve ins Finale
Letzterer hätte sich seine Premiere im historischen Zentrum des Kurortes nicht besser ausmalen können. Der Sechzehnjährige zeigte mit kreativen und technisch anspruchsvollen Runs eine fantastische Leistung und musste sich in einem hauchdünnen Finale dem Norweger Øystein Braaten (19) mit nur einem Punkt Unterschied geschlagen geben. Titelverteidiger Gagnier musste wie der Lokalmatador Tobi Tritscher (AUT) schon in der Qualifikationsrunde die Segel streichen.

Auf der mit 2.660 Kubikmetern Schnee präparierten und 380 Meter langen weißen Bühne, lieferten sich die besten Acht nach der Qualifikation in spannenden Head-to-Head Duellen ein packendes Gefecht um den Finaleinzug. In einem für viele Rider vorgezogenen Finale trafen die Favoriten Jesper Tjäder (SWE) und Braaten bereits im Halbfinale aufeinander und zwangen die drei Judges mit unfassbaren Runs prompt, die höchsten Scores des Abends in ihren Computer zu tippen. Der Schwede behielt im Anschluss im Kampf um Platz drei die Oberhand und komplettierte das Podest.

"Ein bisschen deppert musst du schon sein"
Das Event bewies zum wiederholten Male die enorme Qualität, die die Athleten an den Tag legen. Da das Leistungsniveau von Jahr zu Jahr rapide ansteigt, müssen selbst die "alten Hasen" wie Charles Gagnier ihr Trickrepertoire ständig erweitern und verfeinern, um mit den Braatens und Tjäders der Szene mithalten zu können.

"Ein bisschen deppert musst du schon sein", meinte Tobi Tritscher im Vorfeld des Contests über den Kurs. Man könne den ersten Sprung frühestens unmittelbar davor sehen und sei gezwungen sehr instinktiv zu handeln. Der Mann aus Schladming ist eigentlich als Freerider in den Bergen dieser Welt unterwegs und reiste aus diesem Grund mit nicht all zu großen Erwartungen in den Kurort. Von den Freestyle-Jungs ist er in jedem Fall begeistert: "Was die abziehen ist unfassbar!"

Im Übrigen besitzt Norwegen eine sehr lange und erfolgreiche Skisprungtradition. Øystein Braatens Erfolg ist demnach alles andere als ein Zufall.

Wer sich das ganze Final-Spektakel noch einmal in voller Länge ansehen möchte, dem wird hier geholfen. Es lohnt sich!

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