Event-Review: FWT Verbier 2014

Von Hans-Martin Kudlinski am 31.Mär. 2014

Lange mussten alle Beteiligten darauf warten, nun war es am Samstag, dem 29. März 2014 endlich soweit: Das Finale der Freeride World Tour konnte in Form des 19. Xtreme Verbier am eindrucksvollen, felsdurchsetzten Nordhang des Bec des Rosses stattfinden. Am Ende standen Skifahrer Reine Barkered und Skifahrerin Pia Nic Gundersen ganz oben auf dem Treppchen. Zu den Gesamtsiegern der Freeride World Tour wurden der Newcomer Loïc Collomb-Patton und Titelverteidigerin Nadine Wallner gekrönt.

Die Verhältnisse am Bec des Rosses waren in jedem Fall sehr fordernd. Während es hier und da lockeren Powder zu finden gab, war der Schnee aufgrund der wechselhaften Wetterbedingungen in den letzten Tagen an den meisten Stellen windverblasen oder mit einem Harschdeckel überzogen. Auch der ein oder andere Stein unter der Schneeoberfläche forderte den Athleten im sehr steilen 500-Höhenmeter-Hang vollste Konzentration ab. Somit erlebten die etwa 6000 Zuschauer im Contest Village am Col des Gentianes und die Zehntausenden Zuseher am heimischen Rechner einen äußerst spannenden Contest auf höchstem Niveau.

Ski Men: Reine Barkered on Top
Von Beginn an war das Level der einzelnen Runs beeindruckend. Drew Tabke eröffnete den Abschlusscontest mit einer sehr kreativ gewählten Line inklusive 360 und einer technisch einwandfreien Vorstellung und einem Score von 82.25 Punkten. Nach ihm stand der Vorjahressieger am Bec für den Drop In bereit: Kevin Guri. Wie nicht anders von ihm zu erwarten, trat er dabei das Gaspedal bis zum Anschlag durch und überzeugte die Judges mit massiven Cliffdrops, die ihm mit minimalen Unsicherheiten in der Landung und 83.75 vorübergehend auf Platz Eins brachten. Danach sorgte Samuel Anthamatten mit einem heftigen Crash für den Schock-Moment des Tages. Er verlor nach einem harten Backslap am Hollywood-Cliff die Kontrolle und konnte sich glücklicherweise nach einem 200 Meter Tomahawk wieder fangen und auf eigenen Beinen ins Ziel hinab fahren.

Im Anschluss daran war es dann an der Zeit für den Winning Run des Tages mit einem 93.25er Score: Der Schwede Reine Barkered konnte seine Stärken am Bec voll ausspielen. In tadellosem Big Mountain Style kombinierte er Speed und die höchsten bzw. weitesten Cliffdrops des Tages - ohne die kleinste Unsicherheit. „Bei meinem Run lief alles gut, auch wenn die Sprünge größer und der Schnee schwieriger waren, als ich erwartet hatte", sagte Barkered. „Ich wollte schon immer hier gewinnen, schließlich ist der Xtreme der wichtigste Bigmountain-Contest überhaupt. Für mich ist ein Traum wahr geworden!"

Zweiter wurde FWT-Newcomer Ian Borgeson, der bei seinem ersten Auftritt am Bec des Rosses mit einem gewaltigen 360 in den Dogleg beeindruckte. Dritter wurde Loïc Collomb-Patton, der ebenfalls einen 360 stand und nach seiner ersten Saison auf der FWT zum Gesamtsieger gekürt wurde. „Das ist traumhaft", freute sich Collomb-Patton anschließend. „Der Druck am Start war groß, und ich war unsicher, ob ich eine gute Linie geplant hatte. Aber dann lief es perfekt. Ich bin überglücklich, die Tour gewonnen zu haben." Fabio Studer und Stefan Häusl stürzten, dürfen sich aber damit trösten, dass sie für die nächste Saison der FWT qualifiziert sind.

Ski Women: Gundersen holt Tagessieg, Wallner zweiten Gesamttitel
Pia Nic Gundersen gelang am Petit Bec des Rosses der herausragende Run des Tages bei den Skifahrerinnen. Sie fuhr mit hohem Tempo in der Falllinie ab und stand einen weiten Air an einem hohen Cliff, den noch keine Skifahrerin zuvor gesprungen war. Nadine Wallner aus Klösterle zeigte einen flüssigen Lauf mit einem Air gleich zu Beginn sowie einem anspruchsvollen Double. Sie belegte vor Jackie Paaso Platz Zwei und verteidigte damit erfolgreich ihren Titel. „Ich bin sprachlos!", sagte Wallner im Ziel. „Der Druck war größer als letztes Jahr, und ich war diese Woche krank. Deswegen konnte ich nicht so aggressiv fahren wie sonst. Die Bedingungen waren schwierig, da der Schnee sehr wechselhaft war – oben war es gut, unten jedoch windverblasen. Ich bin so froh und happy, wieder den Weltmeistertitel geholt zu haben!"

Lorraine Huber aus Lech stürzte gleich zu Beginn ihres Runs bei ihrem ersten Air und verspielte damit alle Chancen auf den Gesamttitel. Mit Platz Zwei in der Gesamtwertung kann sie jedoch auf eine sehr erfolgreiche Saison zurückblicken und ist für die Tour nächstes Jahr qualifiziert. „Ich habe heute alles gegeben und bin voll auf Sieg gefahren", berichtete sie. „Leider bin ich gestürzt, aber Vizeweltmeisterin ist ein schöner Trost!"

Winning Run Reine Barkered @ Verbier Xtreme 2014:

Run Loic Collomb-Patton @ Verbier Xtreme 2014:

Winning Run Pia Nic Gundersen @ Verbier Xtreme 2014:

Run Loic Nadine Wallner @ Verbier Xtreme 2014:
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