Event-Review: FWT Fieberbrunn 2014

Von Hans-Martin Kudlinski am 3.Feb. 2014

Zwei Tage später als ursprünglich geplant, konnte nun der dritte Stopp der diesjährigen Freeride World Tour stattfinden. Da durch die Schneefälle mit anschließender Föhn-Periode die Bedingungen in Fieberbrunn nicht contestgerecht waren, entschloss man sich, den Wettbewerb heute, am 03. Februar 2014 an einem Face im österreichischen Kappl auszutragen. Hier konnten sich Nadine Wallner bei den Ski Women und Sam Smoothy bei den Men durchsetzen. Was sonst noch in Kappl passierte, könnt ihr hier nachlesen.

In der Contestsaison haben es die Veranstalter der Swatch Freeride World Tour by The North Face wahrlich nicht leicht: Wie werden Zeugen eines Winters, der nicht wirklich in Schwung kommen möchte und mit seiner Niederschlagsarmut und den milden Temperaturen nicht gerade die einfachsten Grundvoraussetzungen für eine Freeride Contestserie auf Weltniveau mit sich bringt.

Umso erprobter ist die Crew der FWT 2014 in Sachen Krisenmanagement, wie sich bereits während der ersten beiden Events zeigte. Auch was den Stopp in Fieberbrunn betrifft, war man gezwungen innerhalb kürzester Zeit eine Lösung für die Wetterumstände am Wildseeloder zu finden. Die milden Temperaturen und starken Winde nach dem letzten Schneefall machten den ursprünglich geplanten Hang für einen Contest unbefahrbar. Stattdessen entschloss man sich dazu, den gesamten Wettbewerb kurzerhand nach Kappl in Tirol zu verlegen, wo sich die Bedingungen aktuell deutlich tauglicher zeigten.  

Wallner wie man sie kennt
Um etwa 10 Uhr am heutigen Montag war es dann schließlich Jacklyn Paaso, die nach ihrem Sieg im vorangegangenen Stopp in Chamonix, das Event eröffnete. Sie zeigte einen durchaus soliden Run mit zwei kleineren, einem etwas höheren Drop - solides Riding ohne nennenswerte Fehler. Direkt nach ihr stand die Titelverteidigerin, Nadine Wallner, am Start. Schon dort konnte man ihr die Entschlossenheit ansehen. Lauthals pushte sie sich selbst, um anschließend ins Face zu droppen. Ohne jedes Zögern, schnell und aggressiv legte sie los und setzte bereits am ersten Feature im oberen Teil zu einem hohen Air an, den sie sicher stehen und mit zwei weiteren zügigen Drops verbinden konnte. Im Ziel angekommen, bedeutete das für sie einen Score von beeindruckenden 87,25 Punkten und damit natürlich die Führung.

Direkt nach Wallner war eine weitere Favoritin an der Reihe: Christine Hargin. Ihr wurde jedoch - wie später auch noch einigen weiteren Damen - die Landung oder vielmehr der Harschdeckel nach einem Drop im oberen Teil des Hangs zum Verhängnis. Nach ihrem Sturz waren die Hoffnungen auf eine gute Platzierung dahin. Anders lief es bei der Norwegerin, Matilda Rapaport. Sie bestach durch gewohnt sicheres, schnelles und technisch einwandfreies Riding. Abzüge gab es lediglich für die mangelnde Airtime. Rapaport schätzte das Gelände offenbar etwas falsch ein und landete somit am Ende auf Platz 4.

Österreichisches Doppelpodium
Ebenfalls ein weiteres Mal sehr selbstbewusst unterwegs war die Österreicherin, Lorraine Huber. Dies merkte man vor allem am durchgängig hohen Speed top to bottom und dem sicher gestandenen Drop im oberen Teil des Hangs, der manche ihrer Mitstreiterinnen zum Sturz brachte. Eine Leistung mit der sie nahtlos an ihre Vorstellung in Chamonix anknüpfen und erneut den dritten Platz erringen konnte.

Lorraines Run wurde im Anschluss noch einmal haarscharf, sprich um 0,5 Punkte, von der Amerikanerin Francesca Pavillard-Cain getoppt, die sich als Newcomerin erstmals über einen Podiumsplatz freuen durfte. Unangefochten an der Spitze blieb die amtierende FWT-Weltmeisterin Nadine Wallner.


Wechselhafte Schnee, zahlreiche Stürze
Den ersten Run bei den Ski Men bestritt der Deutsche, Felix Wiemers, der auch heute wieder zu verstehen gab, dass er es auf die vorderen Plätze abgesehen hatte. Nach einer sehr schnellen Top-Section steuerte er auf das erste Feature zu und zeigte einen massiven Backflip. Nach der an und für sich sauberen Landung verfing sich ein Ski, Wiemers überschlug sich einmal nach vorne, konnte seine Fahrt jedoch unbeirrt fortsetzen und mit einem cleanen Drop beenden. Dennoch blieben die erwünschten Punkte nach der Unsicherheit im oberen Teil diesmal aus. Kurz darauf war Stefan Häusl aus Österreich an der Reihe und legte einen fehlerlosen Run hin, der beispielhaft für seinen aggressiven Riding Style war und ihm vorrübergehend den ersten Platz einbrachte.

Nach Häusl setzte dann auch Josh Daiek zu einem seiner mit Spannung erwarteten Highspeed Runs an. Ihn ereilte jedoch bei der Landung dasselbe Schicksal, vor dem im Laufe des Tages auch noch ein knappes Drittel des gesamten Fahrerfeldes nicht verschont bleiben sollte: Ein Crash aufgrund der schwierigen, da wechselhaften Beschaffenheit des Schnees. Gerade am Entry zur Mid Section hatten viele Rider zu kämpfen. Handdrag bzw. Cork 3er schien der Berg an dieser Stelle schlicht nicht zuzulassen: Sowohl Kevin Guri als auch Fabio Studer und Raphael Webhofer scheiterten an exakt demselben Spot an diesem Vorhaben. Einzig Nicolas Salencon gelang es gegen Ende, den Trick sauber rauszufahren. Er wurde für seine Line, welche die meisten Hits des Tages beinhaltete, mit Platz 2 belohnt.

Selbst der Gewinner der letzten beiden FWT Events, Loic Collomb-Patton, stürzte. An dem wohl meist gesprungenen Feature des Tages hatte er sich vorgenommen, einen 720 zu springen. Als er merkte, dass nach den ersten beiden Rotationen noch etwas Airtime übrig war, versuchte er gezwungenermaßen noch einen weiteren Spin draufzulegen - leider erfolglos.

Smoothy back on top
Nachdem er 2012 als Gesamtvierter die FWT Saison abschließen konnte, blieb Sam Smoothy in der Folgesaison eher glücklos, was die Topplatzierungen betrifft. Nach einem 11. und einem 6. Platz machte sich nun ein Aufwärtstrend im laufenden Jahr bemerkbar. Dieser sollte auch heute nicht abreißen. Schon in der Top Section beeindruckte Smoothy mit einem flüssigen Double, bei dem er vollkommen darauf verzichtete, die Geschwindigkeit in irgendeiner Form abzubauen. Die einzige Ausnahme machte er beim Einstieg in die Mid Section, den er anders als die meisten Rider etwas weiter unten lookers left suchte. Von dort aus ging es mit einem vorbildlichen Triple und einem weiteren Highspeed Air in Richtung Ziel. Mit 86,5 Punkten der verdiente Tagessieg.

Matt Francisty aus Kanada fuhr die gleiche Line wie Smoothy, erhielt aufgrund des etwas zögerlicheren Gesamteindrucks jedoch einen geringeren Score und landete damit auf Platz 4. Komplettiert wurde das Podium durch den Schweizer Richard Amacker auf dem dritten Rang. Auch bei ihm wurde fehlerfreies, sicheres Highspeed Riding mit drei hohen, weiten Airs von den Punktrichtern rund um Hugo Harrison mit einer hohen Wertung belohnt.

Gesamtrankings
Somit durchmischen sich nach den ersten drei Events der Freeride World Tour 2014 die Gesamtrankings erneut. Bei den Männern kann Loic Collomb-Patton die Führung vor Sam Smoothy und Nicolas Salencon behaupten. In der Kategorie Ski Women steht Matilda Rapaport mit nur 40 Punkten knapp vor Lorraine Huber auf Platz eins. Auf Rang drei steht nun Nadine Wallner. Die komplette Übersicht könnt ihr untenstehend ablesen.


Vor dem vierten Stopp steht nun eine kleine Verschnaufpause an, bis schließlich am 01. März 2014 in Kirkwood erneut um Punkte gekämpft wird.
Hinterlasse eine Antwort
Bitte anmelden, um einen Kommentar zu posten