Event-Review: FWT Chamonix 2014

Von Hans-Martin Kudlinski am 25.Jan. 2014

Dem Auftakt der Freeride World Tour in Courmayeur folgte nun bereits wenige Tage später der zweite Stopp in Chamonix. Letztlich konnten Jacky Paaso und Loic Collomb-Patton den Contest auf der französischen Seite des Mont Blanc für sich entscheiden und damit auch die Führung im Gesamtranking an sich reißen bzw. behaupten. Was in Chamonix passierte, könnt ihr hier nachlesen.

Das Wetter hätte heute beim zweiten Wettkampf innerhalb der 2014er Freeride World Tour Saison besser kaum sein können. Ein wolkenloser Himmel sorgte für beste Sicht über die gesamte Dauer des Contest hinweg. Tückisch hingegen zeigten sich der windbeeinflusste und damit sehr wechselhaft beschaffene Schnee gerade im oberen Teil des Wettkampfhangs. 

First in Line: Ski Men
So blieben nach der Eröffnung der Kategorie Ski Men durch den Russen Egor Sorokin einige Rider nicht von Stürzen verschont, die durch die teils unberechenbaren Schneeverhältniss zustande kamen. Griffin Post, Willie Schneider, Oakley White-Allen und auch Charlie Lyons hatten Pech und mussten sich bereits  im obersten Teil des Face damit abfinden, dass ihr Punktekonto an diesem Tag nicht mehr nennenswert aufgestockt werden sollte.

Den ersten Benchmark des Tages setzte Mickael Bimboes mit einem 77,75er Score. Er übernahm mit einem leicht unsauber gelandeten Drop zu Beginn, gefolgt von einem technisch anspruchsvollen Entry zu einem ordentlichen Double und einer anschließenden Highspeed Passage die Führung. Nach im sorgte der Schweizer mit einem gewohnt kompromisslosen Run und einem massiven Air für Aufsehen und setzte sich mit 70,25 Punkten vorübergehend auf den zweiten Platz.

Altmann geht in Führung
Diesen musste er kurz darauf bereits an Samuel Anthamatten abtreten, der nach seinem unglücklichen Sturz in Courmayeur am Ende eines hervorragenden Runs auf Wiedergutmachung aus gewesen sein dürfte. Er überzeugte auch heute mit technischem Anspruch in der Top Section und einer sehr guten Wahl seiner Line, die er zu einem sehr runden Run mit mehreren sauberen Transfers zusammenfügen konnte.

Eine bemerkenswerte Show lieferte danach der Amerikaner Garrett Altmann, welcher sich durch ausgiebiges Billy Goating seinen Weg zu einem massiven Double Lookers Right bahnte und diesen sehr sauber hinstellte. Die verdiente Führung für den mittleweile 35jährigen. Nach seinem zweiten Platz in Courmayeur, wollte Josh Daiek auch in Chamonix nichts anbrennen lassen. Sein Plan ging nicht auf, dafür jedoch seine Bindung. Er verlor im Outrun seines Straightline Doubles den rechten Ski, stürzte heftig und ging daher an diesem Tag leer aus.

Rückschläge für die deutschsprachigen Rider
Selbstbewusst ging auch Stefan Häusl an den Start. Er hatte sich für die Mid Section die steindurchsetzte "Pepper Zone" vorgenommen. Leider fehlte ihm bei seinem zweiten Drop ein Quentchen Speed, sodass er bei der Landung einen der vielen Steine erwischte und heftig stürzte. Glücklichweise blieb er dabei unverletzt.

Auch Raphael Webhofer wollte von Beginn an auf's Ganze gehen, stürzte aber nach einem großen Drop kurz nach der Ausfahrt aus dem Starttor. Felix Wiemers knüpfte an seine überzeugende Vorstellung in Courmayeur an und war bis zum letzten Feature mit mehreren hohen Airs in einer absolut flüssigen Line auf Kurs zu einem Topscore. Bis ihm am letzten Hit ein Bombhole bzw. eine Querung zum Verhängnis wurde und er kurzzeitig die Kontrolle verlor.

Studer mit Platz 4 zu alter Stärke, Collomb-Patton erneut ganz vorne
Besser lief es dagegen für Fabio Studer, der nach dem Sturz beim ersten FWT Stopp seinen Run problemlos ins Ziel brachte und einen der spektakulärsten 3er des Tages zeigte. Bei dem exponierten Inrun zum Absprung wäre bereits ein sauberer Straight Air aller Ehren wert gewesen. Das Ergebnis: 76 Punkte und damit am Ende der vierte Rang.

Ebenfalls spektakulär war auch der Auftritt des eigentlich nach vergangener Saison in Contest-Rente gegangenen Lokalmatadors, Aurelien Ducroz. Nachdem auch er aufgrund des Schnees im oberen Teil ins Straucheln geriet, wurde er seinem kompromisslosen Ruf gerecht und zog bei seinem Backflip am letzten Feature alle Register.

Während Drew Tabke und Reine Barkered mit Platz 25 bzw. Platz 14 hinter ihren Erwartungen zurückblieben, legte der sympathische Franzose Loic Collomb-Patton zweifelsohne die größte Show des Tages hin. Er droppte als letzter in das Face ein, wählte die Line, die auch Altmann zuvor gefahren war. Mit dem kleinen Unterschied, dass Collomb-Patton den Double nicht straight sprang, sondern einen absolut cleanen leftside 3er über diesen exponierten Teil des Hangs in die Landung stellte. Damit bestanden keine Zweifel, wer den ersten Platz verdient haben und damit auch die Führung im Gesamtranking ausbauen sollte.


Auftakt der Freeride World Tour nun auch für die Ski Women
Den Abschluss des Wettkampftages bestritten die Damen, die nun beim zweiten Stopp der Freeride World Tour auch ins Geschehen eingreifen konnten. Lorraine Huber, welche den ersten Damen-Run hinlegte, konnte man ihre Selbstsicherheit bereits beim Drop in deutlich anmerken. Vollkommen fehlerlos war ihre Vorstellung, die ihr am Ende den dritten Platz einbringen sollte.

Überboten wurde Lorraine's Score erst von der Verbier Xtreme Gewinnerin 2013, Matilda Rapaport, die ähnlich souverän unterwegs war, jedoch ein paar Features mehr für sich zu nutzen wusste. Als Siebte stand die Titelverteidigerin, Nadine Wallner, am Starttor. Technisch gab es an dem Run nichts auszusetzen, jedoch schien es fast so, als hätte sie ihre Landmarks und damit auch die geplanten Features teilweise verpasst. So beendete sie den Stopp in Chamonix mit einem siebten Platz.

Auch Christine Hargin konnte ihrer Favoritenrolle nicht gerecht werden. Der Backwash des Film-Helis raubte ihr an einer Schlüsselstelle des Runs die Sicht, sodass sie in der Folge einen Stein erwischte und zum Sturz kam. Kurzerhand entschlossen sich die Veranstalter, ihr dafür am Ende des Feldes einen zweiten Run zuzugestehen. Bei diesem wirkte sie dann regelrecht etwas zögerlich und musste sich mit dem achten Rang begnügen.

Jede Menge Airtime bei den Damen
Einen besonders bemerkenswerten Hit bekamen wir von der Neuseeländerin, Hanna Fischer, zu sehen. Sie war an diesem Tag die Einzige, die ihr Cliff in der Mid Section mittig, also an der höchsten Stelle droppte. Wenngleich sie den Drop nicht sauber rausfahren konnte und sie schließlich nur auf Platz 10 landete, war der Sickbird-Award für diese Aktion in greifbare Nähe gerückt.

Besser verlief es da für Jacky Paaso: Auch sie ist dafür bekannt, nicht vor hohen Drops zurück zu schrecken. Sie fasste sich ein Herz und überbot ihre Mitstreiterinnen mit einem massiven Double, welches an diesem Tag sonst nur von den Männern anvisiert wurde. Ein Auftakt nach Maß - sie wird nun als Gesamtführende in Fieberbrunn an den Start gehen dürfen.
Hinterlasse eine Antwort
Bitte anmelden, um einen Kommentar zu posten