Review: FWT Finale Verbier 2013

Von Hans-Martin Kudlinski am 24.Mär. 2013

Die Würfel am Bec des Rosses sind gefallen. Drew Tabke und Nadine Wallner stehen nach dem abschließenden Contest in Verbier als Weltmeister der Freeride World Tour 2013 fest. Wie kaum anders zu erwarten, bekamen die Zuschauermassen vor Ort und die über 180.000 Zuseher über den Livestream im Rahmen der 18. Auflage des Xtreme Verbier einen spannenden Contest zu sehen. Dabei sicherten sich der Franzose, Kevin Guri und die Schwedin Matilda Rapaport jeweils den Tagessieg.

Nur die besten zwölf Skifahrer und vier Skifahrinnen des Gesamtrankings konnten sich direkt für das Finale in Verbier qualifizieren. Vier weitere Männer und zwei Damen erhielten ihr "Startticket" am technisch herausforderndsten Face der Saison über Wildcards. Auch wenn der Himmel den Gipfel des Bec zeitweise in dichte Wolken hüllte, setzte sich die Sonne im Endeffekt immer wieder durch, so dass die insgesamt 32 Fahrer aller Kategorien zeigen konnten, aus welchem Holz sie geschnitzt sind.

Beim großen Finale am Bec des Rosses wurde erstmals der Schlussstrich unter die Saison der vereinten Freeride World Tour gezogen, welche erstmals die bis dato größten Freeride Wettkampfserien der Welt unter einem Dach zusammenfassen sollte. Dabei galt es auch stets das Gleichgewicht zwischen zwei Welten, den Freestyle-Elementen und dem Big Mountain Style zu finden. Über die gesamte Tour hinweg gelang über die einzelnen Stopps in Revelstoke (CAN), Courmayeur Mont Blanc (ITA), Chamonix-Mont-Blanc (FRA), Kirkwood (USA) und Fieberbrunn (AUT) ein ausgewogener Mix. Und gerade am Bec zeigte sich, dass auch der traditionelle Style nach wie vor unerlässlich ist, um am Ende ganz oben auf dem Podest stehen zu können.

Ski Men
Bei den Skifahrern konnten sich vor dem Event in Verbier noch mehrere Fahrer Chancen auf den Gesamtsieg ausrechnen. Drew Tabke aus den USA, der im vergangenen Winter als Gesamtzweiter abschloss, ging nach seinen beiden Siegen zu Beginn der Saison jedoch mit einem relativ komfortablen Vorsprung im goldenen Startnummern Trikot an den Start. Seine Erfahrung am Bec des Rosses kam ihm zu Gute, als er im oberen Teil kurzzeitig den Einstieg in seine Line verpasste und anschließend einen improvisierten, unteren Entrance Point finden und den Run sicher ins Ziel bringen konnte.

Am Bec musste er sich daher mit dem sechsten Rang zufrieden geben, den Titel als Freeride World Tour Champion 2013 konnten ihm aber weder Reine Barkered (Zweiter im Gesamtranking) noch Julien Lopez (Dritter) streitig machen. Tabke selbst: „Das ist die Belohnung für fast zehn Jahre auf Freeride-Wettkämpfen. Und es gibt keinen besseren Ort dafür als Verbier. Nachdem sich vor der Saison mehrere Touren vereinigt haben, ist das ein historischer Moment. Ich freue mich schon wieder auf das nächste Jahr!"

Der Tagessieg geht nach Frankreich
Der erste Platz beim Xtreme Verbier sollte an diesem Tag dem Franzosen Kevin Guri gelingen. Er leistete sich vom Start bis ins Ziel keine Schwächen und überzeugte die Judges mit einem sehr flüssigen, temporeichen und kraftvollen Run gepaart mit souveränen Airs. Auf dem zweiten Rang landete der Titelverteidiger Reine Barkered, der im Gegensatz zu den Vorjahren eine Line Lookers-Right wählte und gerade bei der Landung seines Drops am Hollywood-Cliff absolut überzeugen konnte. Dritter wurde Laurent Gauthier aus Kanada.

Der 26-jährige Österreicher und Newcomer in der FWT, Fabio Studer, ließ sich auch vom Bec des Rosses nicht einschüchtern und unterstrich mit einem fünften Platz in Verbier, seine fahrerische Klasse. Er berichtete im Ziel: „Oben war es ein bisschen schwierig zu fahren, aber dann hat der Schnee super gut gepasst. Ich war am Start ganz ruhig und bin sehr zufrieden mit meinem Run. Ich freue mich über meinen guten fünften Platz und dass ich nächstes Jahr wieder auf der Tour dabei bin."

Für die beiden Franzosen Seb Michaud und Aurelien Ducroz stellte der Contest in Verbier am vergangenen Freitag nach eigenen Aussagen den Abschied vom aktiven Wettkampfgeschehen dar. Michaud wurde ein Stein beim Absprung seines letzten Airs zum Verhängnis und musste nach dem darauffolgenden Sturz auf einem Ski ins Ziel fahren. Auch Ducroz ging auf's Ganze und blieb sich seinem "Highspeed-Style" treu. Nachdem er das Hollywood-Cliff zunächst souverän meisterte, kam auch er später zum Sturz. Beide blieben dabei glücklicherweise unverletzt.

Ski Women
Die Skifahrerinnen starteten traditionsgemäß im rechten Teil des Face von einen niedriger gelegenen Punkt und zeigten trotz flachen Lichts am "Petit Bec des Rosses" starke Leistungen mit zügigen, kontrollierten Runs und einigen Drops. Die Highlights setzten dabei zwei Fahrerinnen, welche momentan im Ranking der Freeride World Qualifier Series ganz oben stehen und sich mit einer Wildcard für den Contest in Verbier qualifizieren konnten. Matilda Rapaport aus Schweden steigerte sich nach ihrem zweiten Platz beim FWT Stopp in Fieberbrunn und holte sich damit den Sieg in Verbier. Hinter ihr war es die Österreicherin, Lorraine Huber, die einmal mehr einen starken Run absolvierte. Als Dritte und damit neue Weltmeisterin der Freeride World Tour komplettiert die 23-jährige Nadine Wallner das Podium.

Nach dem souveränen Sieg in der Freeride World Qualifier Serie 2012 gelingt ihr nun die Sensation: Bereits in ihrer Premieren-Saison in der FWT holt sich Wallner den Gesamtsieg und damit den Weltmeistertitel. Nach ihrem Sieg in Fieberbrunn und dem verletzungsbedingten Ausscheiden von Titelverteidigerin Christine Hargin lag sie weit in Führung. Hinter ihr reihten sich abschließend die Norwegerin Pia Nic Gundersen und Jacklyn Paaso aus den USA im Overall-Ranking ein.

„Ich kann es nicht glauben, dass ich gleich in meinem ersten Jahr auf der Tour Weltmeisterin geworden bin. Das hätte ich nie erwartet!", freute sich Nadine Wallner im Ziel. „Mein Run heute war okay; ich habe versucht, sicher runterzukommen und auf den Beinen zu bleiben. Das war ja meine erste Abfahrt am Bec des Rosses, ich bin beeindruckt!"

Die Highlights des FWT Finales in Verbier 2013: