Die Open Faces Freeride Series Kappl aus der Sicht von Lea Hartl

Von Lea Hartl am 20.Mär. 2013

Am vergangenen Wochenende machte die Open Faces Freeride Series Halt in Kappl, wo der ursprünglich für Februar geplante Contest nachgeholt werden konnte. Lea Hartl war für uns vor Ort und schildert die Geschehnisse im Rahmen des Events aus ihrer Sicht. Welche Eindrücke sie dort sammelte, erfahrt ihr in unserem Event-Report.

Schon an der Autobahnausfahrt begrüßen uns Plakate, die den Open Faces Stop in Kappl bewerben und „kranke Lines und fette Sprünge" ankündigen. Katharina Schroer und ich sind auf dem Weg ins Paznaun Tal. Wir wollen beide beim fünften Contest der Open Faces Serie mitfahren und da wir für freeskiers.net über das Event berichten, werden wir am Abend vorher vom Tourismusverband Paznaun Tal mit ein paar anderen Journalisten im Kappler Hotel Zhero zum Essen eingeladen.

Wir betreten die stylische Lobby und bedauern augenblicklich, nicht in Highheels und Cocktailkleidern angereist zu sein, sondern in alten Jeans und etwas matschigen Turnschuhen. Wir werden von den ungleich eleganteren VertreterInnen des Tourismusverbandes trotzdem überaus herzlich begrüßt. Auch der Chef der Bergbahnen ist da. Sympathischerweise scheint ihn die Paillettenkrawatte der attraktiven Marketingleiterin genauso einzuschüchtern wie uns.

Bei Tisch erfahren wir, dass es in Kappl nächstes Jahr eine neue Gondel und mehr Skirouten geben wird. Der Chef der Bergbahnen erzählt uns vom schönen, vielseitigen Freeridegelände in seinem Skigebiet und freut sich, als wir ihm sagen, dass wir es bereits kennen.

Die Quellspitze als Austragunsort
Wer als Freerider nach Kappl kommt, kann die Quellspitze kaum übersehen. Per etwa halbstündigem Gratspaziergang (je nach Schneelage mit Bouldereinlagen in Blockgelände) erreichbar, lockt sie mit einem offenen Gipfelhang und vielen, teilweise sehr anspruchsvollen Variationsmöglichkeiten. Beim Riders' Meeting am nächsten Morgen erklärt Markus Löffler vom Open Faces Team, dass es allen Beteiligten besonders wichtig war, den Contest hier abzuhalten.

Die Südostflanke der Quellspitze ist bei weitem das ästhetischste der Open Faces und alle Rider freuen sich darauf, auch wenn der Schnee Mitte März nicht mehr ganz ideal ist (wegen schlechtem Wetter am ursprünglich geplanten Termin im Februar musste der Contest verschoben werden). Wir werden darauf hingewiesen, dass die Landungen steil aber hart sind und nur wenig Neuschnee auf der eisigen Unterlage liegt. Wir sollen uns nicht zu übermäßig riskanten Aktionen verleiten lassen, weil alles angezuckert ist und schön aussieht.

Ladies first
Wie bei allen Open Faces Stopps starten die Damen zuerst. Der Contesthang ist vom Start aus teilweise einsehbar und wir versammeln uns alle um die ersten Starterinnen zu beobachten. Der Schnee ist schwer einzuschätzen. Der obere Teil ist steinig, weiter unten ist stellenweise Sluffmanagement gefragt, dann wieder sicheres Fahren auf alten Lawinenkegeln.

Ich bin froh, dass ich eine relativ hohe Startnummer habe und möchte nicht mit Sabine Schipflinger tauschen, die den Contest heute eröffnet. Ich überlege noch im Start, wo ich denn jetzt genau hinfahren soll und entscheide mich schließlich für eine nicht allzu risikofreudige Line im steileren, von oben gesehen linken Hangbereich. Im Nachhinein ärgere ich mich ein bisschen über mich selbst, da ich mich schon wieder nicht getraut habe, etwas größeres zu springen.

Nach dem Run
Dank der guten Erreichbarkeit von der Piste, dem schönen Wetter, der Werbung der Bergbahnen und dem Würstlstand gibt es in der Zuschauer Area auch tatsächlich Zuschauer. Wie viele der anderen Rider suche ich mir hier einen sonnigen Liegestuhl. Moderator Kai Unterrainer kommentiert gewohnt ausdauernd. Von Open Faces Superstar Martin Rofner spricht er so konsequent wie gnadenlos als Martin „The Rocket" Rofner. Die Männer fahren wie üblich auf hohem Niveau. Ich stelle mir vor, was man bei wirklich gutem Schnee im Contestface alles machen könnte.

Bei den Ski Damen hat Angelika Kaufmann (Österreich) mit einer gewohnt starken Leistung souverän und verdient gewonnen, vor Ariana Tricomi (Italien) auf Platz zwei. Auch Katharina Schuler zeigte wieder einen beeindruckenden Run und hatte einen Podestplatz schon so gut wie sicher, als sie kurz vor dem Ziel leider noch einen Ski verlor. Ich freue mich über Platz drei.

Rofner einmal mehr auf Rang 1
Die Ski Herren hatten sichtlich Spaß mit dem Face. Das Podium war diesmal vollständig in Österreichischer Hand. Konrad Dorian schaffte es trotz eines Fehlers im oberen Teil mit einem sauberen Frontflip auf Platz drei. Michael Durstberger wurde zweiter und zum Rookie of the year gekrönt. Martin Rofner gewann bisher jeden Stopp der Open Faces und machte auch in Kappl mit einem sehr schnellen, fehlerfreien Run keine Ausnahme.

Kappl war der letzte Event den das Open Faces Team selbst organisiert (der Contest am Kitzsteinhorn nächstes Wochenende gehört zu den Open Faces, wird aber von den Veranstaltern des X-Over Ride organisiert). Man kann allen Beteiligten nur zu einer gelungenen, Rookie-freundlichen Eventserie gratulieren, die das Wettkampfmäßige Freeriden in Österreich stark belebt hat. Auch die Bergbahnen Kappl haben ihre erste Freeride Veranstaltung bravourös über die Bühne gebracht. Sie sind sehr bemüht um ihre neue Wunschzielgruppe, auch wenn sie noch nicht so genau zu wissen scheinen, wie die bisher eher selten gesehene Spezies Freerider einzuschätzen ist, was sie natürlich nur sympathischer macht.

Bis die neue Gondel mit breiten Skihalterungen gebaut ist, helfen die Liftangestellten gern dabei, Snowboards und breite Ski samt Besitzern Tetris-mäßig in die alte Gondel zu stapeln. Als wir uns von den Damen vom Marketing verabschieden, fragen wir noch, wer sich den Spruch mit den „kranken Lines " auf den Plakaten ausgedacht hat und verursachen ungewollt Verunsicherung: „Ich glaube das sagt ihr so, oder?"

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