So, nachdem ich mal wieder Glück hatte und mich auf der ISPO umsehen dürfte (Schnee gibts ja eh keinen), teile ich ein paar Fotos und Eindrücke mit Euch.
Fazit vorab: Ja, ein Besuch lohnt sich in mehrfacher Hinsicht. Die Ausstellungsflächen sind riesig und an einem Tag nicht zu bewältigen. Ich habe mich auf die Skihallen und Outdoorhallen beschränkt.
Was kann man berichten? – hier meine höchst subjektive Übersicht:
Klamotten und nur Klamotten
Der ganze Ausrüstungsbereich (Ski, Bindungen, Skiboots) wird immer kleiner ist mein Eindruck. Alle, so scheint es, verkaufen im Schwerpunkt Klamotten. Am deutlichsten am Stand von Rossignol. Wie die Fachpresse schon berichtete, so auch auf der ISPO: Jede Menge Jacken, Hosen, Mützen. Vom Stil her eher so eine Mischung aus Bogner und Sportalm und Kitzbühl. Die Zielgruppe könnte man als 40 Jahre plus X, unsportlich und besserverdienend beschreiben.
Racing is back!
Die großen Firmen wie Atomic, Fischer, Rossignol, Völkl, Head etc. haben im Vergleich zu vor zwei Jahren den Schwerpunkt bei der Präsentation Ihrer Produkte aus dem Rennsport oder Pistenski oder Langlauf (!) gelegt.
Daneben werden Tourenski und Tourenfreerider (mit 88cm Mittelbreite?!) vorgestellt. Freerideski werden nur mehr am Rand gezeigt oder hinter einer Trennwand „versteckt“. Scheint nicht mehr wichtig zu sein.
Ski für Freerider?
Das Angebot ist meiner Meinung nach kleiner als vor zwei Jahren. Ski über 190cm? Sehr selten. Ski über 125mm Mittelbreite? Sehr sehr selten. Eigentlich keine mehr. Die meisten Marken hören bei einer Mittelbreite von 118 oder 122mm auf. Dafür ist aber alles schön bunt hier:
Neue Bindungen?
Zuerst die gute Nachricht. Es gibt sie noch die guten alten Sachen. Die Look 18 wird wie bisher mit viel Metall und ohne Veränderungen auch die nächste Saison angeboten. Für die STH Steel konnte ich das nicht Erfahrung bringen. Die Look 18 war daher ein Bild wert. Daneben ist die Look Pivot 14 mit dem neuen WTR Vorderbacken zu sehen.
Der WTR Vorderbacken sieht aus wie Yoghurtbecher vom Lidl. Fühlt sich auch so an. Dem würde ich meine 100kg nicht anvertrauen. Tyrolia verändert das Aussehen des Vorderbackens der Attack. Sieht völlig seltsam aus...
Coolster Stand?
Black Crows. Keine Frage. Sieht einfach mal nur geil aus. Aber auch hier haben die Klamotten den Vormarsch angetreten.
Lächerlichster Stand?
Bogner. Von außen eine riesenhafte Fotowand mit den Highlights aus gefühlt 100 Jahren Bogner Skisportgeschichte und dann innen beste Kernkompetenz für russische „Oligarchen-Frauen“. Am besten mit einem Kaffee in der Hand vom Stand gegenüber zu beobachten. Was auch einige getan haben.
Glaubwürdigste Hardcore Säufer und Party-Animals als Standpersonal?
Faction und K2. Faction Personal wirkte auf mich versoffener, die Amis etwas zivilisierter und auf das Geschäft konzentriert. Bei Faction roch es am Stand als würden noch alle 2 Promille vom Vorabend ausdünsten und die Stimmung war auch eher „Fuck-off, du störst“. Sehr sympathisch. Irgendwie.
Schlechteste Qualität der in die Hand genommen Ski?
K2. Au weia. Ich bin kein Skibauer noch kann ich wirklich was zu Fertigungstechniken sagen. Aber das war m.E. billiger ...… aus China. War zuvor bei Elan, wahrscheinlich eine völlig zu Unrecht eher übersehene Marke, aber Elan hat gegenüber K2 sehr hochwertige Ware.
Der heiße Scheiß?
Lupo von Dalbello. Keine Frage. Es war fast nicht möglich an die Schuhe zu kommen oder ein Bild zu machen, so umlagert waren die Modelle. Alle wollen die Dinger in die Hand nehmen und daran rumspielen. Die Schuhe machen einen wertigen Eindruck.
Touring Stiefel von Fischer?
Fischer hat ein sehr großes Programm an Skitourenstiefeln für nächste Jahr im Programm. Die Modellvielfalt ist beeindruckend. Ich glaube die haben inzwischen mehr Stiefel als Ski im Programm…
Stylefaktor?
Auffällig sind die farblich aufeinander abgestimmten Komplettsets. Hier ist wohl am Markt eine Käuferschicht entdeckt worden die ein Komplettset mit aus dem Laden nimmt. Daher muss dann alles farblich passen. Hier das Beispiel ich kaufe mir ein „Sage-Komplett-Alaska-Bad-Ass“ Set.
Seltsame Helme?
Ja, gibt es. Aber nach nochmaligen Betrachten könnte der violette Helm aber auch richtig geil sein. Ich bin da noch unentschlossen.
Jüngstes Standpersonal?
Line Ski. Könnte auch die Klasse 9c der Herder-Realschule aus Kleingöppingen gewesen sein.
Zufällige Beobachtungen?
Patagonia legt als neue Marketingaussage den folgenden Slogan fest:
Die Klamotten sollen nicht durch Neuware ersetzt werden, sondern im Shop repariert werden. Interessanter Ansatz. Das ist im Rahmen der ISPO, wo es nur um den Verkauf von Neuware geht, in der Tat mal was neues.
Skimode aus Italien ist einfach anders…
Die PINDUNG
Hier kann ich tatsächlich etwas mehr berichten. Die beiden Helden Markus Steinke und Michael Kreuzinger sind am Stand und erklären jedes Detail. Das ist unglaublich sympathisch und macht einfach gute Laune. Dazu gibt es ein gescheites Bier und man geht jedes Bauteil durch. Besonders spannend sind natürlich welche Überlegungen zu welcher Detaillösung geführt haben.
Der Prototyp wird erklärt und vorgeführt. Es ist allerdings in der Tat noch ein recht klobiger Prototyp. Die Jungs fahren aber mit dem Ding bereit rum und testen. Der Vorderbacken ist ein ziemlicher Trümmer (Markus: „Design wie ein imperialer Sternenzerstörer ;-)“). Der Hinterbacken ähnelt dem Look-Pivot Hinterbacken. Der Ausdrehwinkel ist aber eingeschränkter aufgrund der eingebauten Verschiebelösung um zwischen Aufstieg und Abfahrt umzuschalten. Das ganze System macht einen sehr stabilen und durchdachten Eindruck. Ja, es wird auch ausreichend Metall verarbeitet. Gerade Michael Kreuzinger erläutert, dass Stabilität den Vorrang vor Gewicht hat. Da es ein Prototyp ist sind natürlich noch nicht alle Details und Maße optimal gestaltet. Es hakt und klappert noch ein wenig, aber das sind Details die bis zum Start der Serienproduktion noch gelöst werden.
Die Pindung soll es nur im Fachhandel geben. Das Gewicht der Produktionsversion soll letzlich zwischen 1.300 und 1.500 Gramm (einzeln). liegen. Das ist nicht gerade leicht, die Beast wiegt dazu im Vergleich „nur“ 950 Gramm. Eine Duke wiegt allerdings ca. 1400 Gramm. Dafür bekommt man aber eine echte Alpinbindung für die Abfahrt mit einem Z-Wert bis 14. Über den Preis konnten die Jungs noch nicht so viel verraten, es wird aber wohl über 400,- Euro werden, wahrscheinlich eher sogar in Richtung 500,- Euro gehen. Dafür stammen die Bauteile aus Deutschland und – man höre und staune – die Produktion übernehmen die beiden selbst und schrauben das Ding hier in Deutschland zusammen. Alle Teile und insbesondere die Verbindungen sind Standardmaschinenbauverbindungen was eine Reparatur in einer örtlichen Schlosserei möglich erscheinen lässt ;-)
Ein tolles Projekt. Ich wünsche alles Glück und einen guten Start der Produktion.
P.S.: Am Stand sind auch die Gleithölzer von Liebling zu bewundern. Schöne Ski machen die auch noch. Nicht zum Aushalten :-)
P.P.S.: Einge Bilder sind verdreht und ich bekomme die nicht zurückgedreht - F**K...
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