Edit: dieser Beitrag wurde geschrieben, als Spätzles Beitrag #26 in diesem Thema der letzte war
Weitere Aussagen meinerseits stehen z.B.
hier.
Des weiteren war mein obriger Beitrag mitnichten darauf bedacht, hier ein eingeschränktes Denkvermögen zu unterstellen.
Eigentlich wollte ich damit zum Ausdruck bringen, dass wir -ja, wir alle- dabei sind, eine Kultur zu entwickeln, in der oberflächliche Analysen, gepaart mit plakativen Aussagen und hohem Unterhaltungswert unsere Denkweise beeinflussen, ja vielleicht sogar bestimmen.
Die Medien verkaufen es millionenfach. Auch, weil wir so leicht verdauliche Kost wollen.
Nachdenken ist nichtmehr in. Zusammenhänge herleiten oder Einsichten gewinnen ist mühsam. Heute weiss man. Weil man es gehört, gesehen, ja sogar gelesen hat.
Das bildet dann das Fundament unserer Meinungen. Ich kann und will mich nicht davon ausnehmen. Aber ich versuche wenigstens, Aussagen jeglicher Art, ob im Forum hier, in der Bild-Zeitung, in der Tagesschau oder von renommierten Wissenschaftlern, mit meinem bisherigen Wissen abzugleichen, zu hinterfragen, ob das wirklich stimmen kann und schlussendlich mit einer gesunden Portion Menschenverstand abzuwägen.
Wenn man das grundsätzlich versucht, findet man raus, dass nur sehr wenige Aussagen grundsätzliche Allgemeingültigkeit besitzen.
Dann kommt man nicht zu Einstellungen, dass "Die Da" immer ihre Dönerbuden auf Parkplätzen aufbauen, rechtschaffende (wer ist das schon wirklich) Bürger belästigen und sich gar nicht integrieren wollen.
Klar sind das die Themen, die Schlagzeilen machen. Niemand schreibt einen Artikel mit der Kopfzeile "Heute wieder keine Übergriffe von Ausländern." Gibt keine Story her.
Und Storys sind DAS Werkzeug, mit dem wir die Welt begreifen. Wir erzählen uns Geschichten. Geben dadurch Wissen weiter. Denn allein alles wissen können wir nicht. Im Detail begreifen auch nicht. Daher müssen wir alles in Geschichten verpacken, um zu begreifen. Uns Modelle herleiten und erstellen. Wir sind nicht
Homo sapiens, der "weise Mensch", wir sind
Pan narrans, der "erzählende Affe" (frei nach Terry Pratchett und Jack Cohen).
Aber das wichtige daran ist, sich immer wieder mal ins Gedächtnis zu rufen, dass es Geschichten sind. Und das wir uns die Geschichten merken, die uns faszinieren, nicht grundsätzlich die, die den Allgemeinzustand beschreiben. Und das unsere Bilder, Modelle und Geschichten nicht zwangsläufig die der anderen sind.
Wenn man sich auf solchen Geschichten eine Meinung bildet, sollte man also immer auch daran denken, dass die Geschichten meistens nur der interessante und unterhaltsame Teil der Wahrheit sind, nicht zwangsläufig der Grösste.
Um zum Thema zurück zu kommen: Klar gibt es problematische Ausländer. -In manchen Nachbarländern sind das übrigens angeblich die Deutschen. Aber der Teil, bei dem es gut klappt, ist trotzdem der grössere. Grundsätzlich funktioniert es also. Und klar gibt es auch denjenigen Teil, der einfach nicht will (und vermutlich damit selber nichtmal zufrieden ist) und den Teil, der wider besseren Wissens aus welchen Mängeln auch immer nicht kann, aber das ist nicht allein die Schuld dieser. Sondern genauso können wir uns fragen, wie wir erreichen können, dass dieser Teil will, kann und darf. Ich glaube persönlich -ganz ähnlich wie Campagnard- dass wir als "Eingeborene" hier den bei weitem kleineren Schritt Richtung gemeinsamer Mitte gemacht haben. Bei allen. Dass wir uns mit einem Grossteil der Ausländer/Zuwanderer in einer Mitte getroffen haben, mit der Beide leben können und wollen, liegt meiner Meinung nach daran, dass bei Denen die Motivation sich zu "verbiegen" sehr viel höher war. Schliesslich wollten sie ja herkommen.
Jetzt sich aber gemütlich zurück zu lehnen und zu meinen: "Die wollen ja herkommen, dann müssen sie sich auch anpassen." ist ein sehr beschränkter Horizont. Hier wird vergessen: Wir wollen auch, dass sie kommen! Unsere Wirtschaft, unser Wohlstand und nicht zuletzt unser Wissen und unsere Kultur profitieren enorm von dieser Flexibilität, diesem Austausch.
Also sollen und müssen wir auch etwas dafür tun. Und das heisst, als aller erstes ein Anderssein akzeptieren. Und die Möglichkeiten bieten, das Anderssein auszuleben. Und für alle tolerierbare Grenzen des Anderssein erarbeiten.
Hier nur über die anderen zu motzen ist bequem, faul, arrogant und ignorant und schlussendlich für niemanden hilfreich. Aber sehr Deutsch. Können wir -kann ich selber- gut. Ist aber doof.
Also, Verständnis steht vor der Urteil, nicht Wissen und Erleben.
Puh, jetzt hab ich aber weit ausgeholt und bin durch den Verdauungstrakt zu den Zähnen gekommen.
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