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Thema: Oberengadin-Adamello-Brenta: Mit Ecken und Kanten (27.2. - 9.3)

  1. #21
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    Standard AW: Oberengadin-Adamello-Brenta: Mit Ecken und Kanten (27.2. - 9.3)

    hehe. richtig "zwischen den zeilen" gelesen mit ner kompakten ist das bei so diffusem licht aber auch schwer, da hilft normal nur wald und nah rangehen.
    und etwas ebv (30sek)



    btw: weisst du was von der westwand vom tonalegletscher?
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  2. #22
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    Standard AW: Oberengadin-Adamello-Brenta: Mit Ecken und Kanten (27.2. - 9.3)

    Na Servus, Du legst ja ein Tempo vor mit Deinem Bericht! Bin ja froh, wenn ich vielleicht mal am Wochenende zum Bildersortieren komm!
    War jedenfalls ein toller Trip mit durchaus spannenden Erlebnissen! (Wobei: der Über-Drüber-Tag kommt ja noch.......)

  3. #23
    Freeskier Avatar von gletsch
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    Standard AW: Oberengadin-Adamello-Brenta: Mit Ecken und Kanten (27.2. - 9.3)

    Vom Freerider zum Maulwurf (Samstag Vormittag)

    Samstags früh gab’s dann endlich das so lange erwartete Schönwetter. So früh wie möglich fuhren wir also mit der Liftkette zu der schönen, nordseitigen Gletschermulde unterhalb der Cima Presena (3069m).

    Bei dem Anblick der leeren, noch unverspurten Hänge lief uns gleich das Wasser im Mund zusammen. Dass eine hoch liegende Wolkenschicht etwas das Sonnenlicht trübte störte kaum: endlich mal wieder Skifahren bei akzeptablen Sichtverhältnissen.



    Der Hang (und v.a. der fluffige Pulverschnee) war ein Traum – leider viel zu kurz. Nach einem Run ließen wir das Pistengebiet hinter uns und machten uns auf dem Weg zur Variante Corniciolo di Presena, die über 1200 Höhenmeter durch ein Seitental runter Richtung Passo Tonale zieht.

    Der Namensgeber der Abfahrt …


    Da wir früh dran waren, gab es anfangs nur wenige Spuren (es dürfte etwa eine Gruppe vor uns gestartet sein). Die Hänge waren im Wesentlichen mittelsteil und zogen sich in einer scheinbar endlosen Abfolge runter in den Kargrund (auf ca. 2200m). Schneemäßig war es ein einziger Pulvergenuss.



    Wie es sich gehört fuhren wir die Hänge einzeln und mit entsprechenden gegenseitigen Warten auf sicheren Positionen ab. Bald zeigte sich jedoch die „Tragik“ des Freeridens – zumal am Wochenende. Scheinbar ganz Norditalien schien plötzlich das Freeriden für sich entdeckt und gerade diese Abfahrt dafür ausgesucht zu haben. Während wir also versuchten schön brav einzeln die jeweiligen Hänge zu fahren, wurden wir von Gruppe um Gruppe (plus einige Einzelfahrer) an Freeridern überholt. Teilweise (v.a. bei den schnelleren Fahrern) hatte ich direkt Kollisionsangst …

    Es blieb zwar bei weitem genug Platz, so dass kaum Spuren gekreuzt wurde, aber natürlich führt das alle eigenen Vorsichtsmaßnahmen ad absurdum. Und hundertprozentig safe ist dieses Kar natürlich nicht – wie einige eingeschneite ältere Lawinenabgänge auch bezeugten.

    Nichtsdestotrotz hatten wir eine genussreiche Fahrt bis zum Kargrund, wo die zahlreichen Freerider bereits einen Trampelpfad im grundlosen Neuschnee angelegt hatten. Zumal die Snowboarder begannen mir hierbei Leid zu tun (als Skiläufer kam man im Wesentlichen mit ein paar Stockeinsätzen weiter). Einige legten sich in ihrer Verzweiflung gar aufs Board und versuchten quasi „schwimmend“ voranzukommen …

    Rückblick zum Kar des Vedretta Presana. Die Standard-Einfahrt in die Abfahrt erfolgt aus dem Joch direkt in Bildmitte. Zu sehen auch der schier endlose Strom an Mitstreitern.



    Die extrem hohe Schneedecke dieses Winters zeigte sich bei einer Bachüberquerung mit Hilfe einer Schneebrücke. Dabei kam direkt Spaltenquerungsfeeling auf, so tief ging es unter der Schneebrücke runter … Auch bei der „Unter“querung einer Materialseilbahn musste Obacht gegeben werden, weil Gefahr bestand sich an den Seilen den Kopf zu verletzen (etwas unterhalb waren die Seile der Materialseilbahn überhaupt eingeschneit!).

    Bald mussten die steilen Osthänge des Monticello gequert werden. Dies passiert auf einer Strasse, die allerdings aufgrund der Schneemengen nicht sichtbar war. Immerhin zeigten hier eigentlich alle Freerider einigermaßen verantwortungsvolles Verhalten. Obwohl deren Zahl mittlerweile sicherlich auf einige Dutzend gestiegen war, gelang es – in selbstorganisierender Weise – diese heiklen Osthänge einzeln und mit großem Sicherheitsabstand zu queren. Aus Berichten von pancugolo wussten wir, dass nun bald ein Tunnel durch eine Felszone auf die Nordseite Richtung der Hänge runter zum Passo Tonale kommen würde.

    Und tatsächlich war dieser Tunnel bald erreicht.



    Allerdings war der Tunneleingang komplett unter Schnee begraben. Eine Gruppe vor uns hatte sich bei unserer Ankunft bereits an die Arbeit gemacht und versuchte mit Sonden den optimalen Grabungsweg Richtung Tunnel zu finden.

    Nun war also Warten angesagt. Und das an einem nicht gerade perfekten safe spot. Immerhin sorgte eine hohe Wolkenschicht dafür, dass die Sonne nicht mit ganzer Kraft diese Osthänge aufheizen konnte. Allerdings genügte es für einige kleinere Abbrüche, die das Loch zum Tunneleingang jeweils wieder mit Einiges an Schnee zuschütteten und das Graben somit zur Sisyphusarbeit werden ließ. Die Wartezeit nutzten wir für Meinungsaustausch über Freeridemöglichkeiten (neben uns wartete auch eine Gruppe aus Seefeld, die uns von ihren gestrigen Tiefschnee-Abenteuern an den Südhängen oberhalb des Passo Tonale erzählte), Feststellungen über das Ausmaß der jeweiligen zu befürchteten klaustrophobischen Attacken, Befestigen der Stirnlampe am Helm (ja, ich hatte – wie immer - eine Stirnlampe dabei) etc.



    Nach etwa 1,5h kam dann Bewegung in die Meute. In kurzen Abständen (zwischen unserer Warteposition und dem Tunneleingang gab es ein potentiell lawinöses Couloir) näherte wir uns also den „Tunneleingang“: ein schwarzes Loch mit ca. 1m Durchmesser. Darin ging es dann ca. 6-7m rutschend hinab zum eigentlichen Tunnel. Hier wollte ich dann also mit meiner Stirnlampe trumpfen nur um zu bemerken, dass das Funserl grad mal Licht rund um meine Füße schaffte. Natürlich ist ein derartiger unbefestigter Tunnel im Winter stark vereist. So machten wir uns überaus vorsichtig auf den Weg zur anderen Seite, wo ein schwaches Licht den ebenfalls neu gegrabenen Ausgang markierte. Die Gehtechniken waren dabei durchaus unterschiedlich, manche zogen es nach Stürzen überhaupt vor auf allen Vieren durch den Tunnel zu kriechen (Kommentar: „Hey, it’s better to go on you ass!“).

    Am Tunnelausgang angekommen reihten wir uns dann in die bemerkenswert zivilisierte Warteschlange ein. Der Ausgang war ein nahezu perfektes Replikat des Eingangs. Nur ging es diesmal in die andere Richtung: also 6 oder 7m einen Hang hinaufkrabbeln und dann durch ein enges Loch ins Freie schlüpfen.

    Endlich im Freien angekommen – das Schlupfloch ist rechts hinter Livrio zu erkennen


    Tunnelausgangsloch mit Snowboardern von der Ferne …


    Durch schütteren Wald ging es dann über an sich schöne Hänge runter zu einer Strasse ca. 2 km östlich von Passo Tonale. Nach diesem (naiverweise) etwas unerwarteten Erlebnis dachten wir, dass wir wohl heute genug Überraschungen erlebt hatten und machten uns auf die neuerliche Liftreise rauf zum Gletscher.

    In den Fängen der Staatsgewalt (Samstag Nachmittag)

    Mittlerweile war das Wetter wieder deutlich schöner geworden. Leider war aber auch der Verspurungsgrad angewachsen.

    Großflächig verspurt: Die Hänge unterhalb des Passo Paradiso



    Die anspruchsvollere Variante „Passo del Diavolo“ erschien uns aufgrund der Neuschneemengen leider zu heikel …


    Die eingeschneite Bergstation des still gelegten Sessellifts Alveo am Passo Paradiso zeigt eindrücklich die enormen Schneemengen.


    Wieder ganz oben angekommen zeigen sich die Nordhänge rund um die Schlepplifte ebenfalls bereits komplett verspurt. Schade, dass Wochenende ist …




    Übrigens war grad ein viel besuchtes Skitourenrennen für das ein interessanter Parcours abgesteckt wurde.

    Aufstiegshang für das Skitourenrennen nahe des Passo Paradiso (das Schneebrett wurde präventiv aus Sicherheitsgründen ausgelöst)


    Links des verspurten Bereiches fanden wir dann doch noch einige gemütliche Meter zum Cruisen und Relaxen …




    Bei der letzten Abfahrt wählte ich dann eine kleine Steilzone links des Schlepplifts. Da unterhalb bereits ein Schneebrett abgegangen war, erschien das sicher genug und sollte noch mal ein wenig Spaß machen …



    Dummerweise hatte ich dabei ganz vergessen, dass wir ja in Italien sind! Wieder in der Nähe der Schlepplifttalstation angekommen wurden wir sofort vom Pistendienst mit einschlägigen Vorwürfen (Gefährdung und Auslösung eines Lawinenabgangs) konfrontiert und ein besonders Eifriger hatte bereits die Polizia gerufen. Kalmierende Diskussionsversuche waren dementsprechend sinnlos. Also hieß es wieder einmal Warten. Tatsächlich tauchte bald die Staatsgewalt in Form zweier Polizisten auf, die gleich mal mit ihren Handys die entsprechende Stelle fotographierten während sie vom Pistendienst über unser Verbrechen aufgeklärt wurden (sicherheitshalber wurden wir mal gar nicht dazu befragt …). Natürlich sollte man sich spätestens ab nun die weitere Vorgangsweise sorgfältig überlegen. Wir entschieden uns für den Weg der Obrigkeitsgläubigkeit und des Vertrauens auf die Rechtsstaatlichkeit und Livrio und ich gaben wie befohlen brav unsere Personaldokumente ab (Sabine war zur „Tatzeit“ beim Restaurant und war somit von vornherein unschuldig …).

    Als Nichtautofahrer durfte ich dann mit einem der Polizisten (der zweite fuhr per Lift zur Stelle des angeblichen Lawinenabgangs) über die Pisten (eine Strecke leider per Seilbahn) runter ins Polizeirevier (dabei mussten wir die chaotischen Pisten an den Südhängen des Passo Tonale queren, was gleich mal fast zu Zusammenstössen mit dem Pistenvolk geführt hätte).

    Der Polizist war übrigens irgendwie sogar richtig nett. Am Sessellift sitzend wies er staunend auf meine „monstrous skis“ (Legend Pro) hin usw. Als ich ihn (möglichst naiv) fragte, was denn genau die Problemlage sei, versuchte er mit radebrachend zu erklären, dass in Italien das Auslösen von Lawinen mindestens so arg sei wie Diebstahl etc. (das Wort „crime“ wollte oder konnte er nicht nennen …). Natürlich war mir die ungefähre Gesetzeslage zumindest in Grundzügen bekannt (Fall Bruno K.), aber es erschien mir praktikabler den mit den hiesigen juristischen Verhältnissen unkundigen Touristen hervor zu streichen.

    Auf alle Fälle versammelten wir uns dann alle im Revier und der Polizist kramte zunächst ein Exemplar des italienischen Rechtskodex hervor. Ich dachte schon, er wolle mir die Paragraphen auf Italienisch vorlesen, als er dann etwas umständlich von zwei Problemen zu sprechen begann. Eines, das Kleinere, wäre Gefährdung (lösbar mit einer Verwaltungsstrafe), das Zweite, Gravierendere, wäre das Auslösen einer Lawine. Als wir dann versuchten zu erklären, dass niemand eine Lawine ausgelöst hätte (das alte Schneebrett war bereits allgemein als altes, selbstausgelöstes anerkannt worden) erschein der zweite Polizist und eine Diskussion zwischen den beiden Polizisten entstand, die wir mangels Italienischkenntnisse nicht verfolgen konnten (manchmal schien diese Diskussion für uns positiv, manchmal eher brenzlig zu sein).

    Nach mehrmaligen Betonungen der Strafe (für die Gefährdung) und der prekäreren Situation (für die Lawinenauslösung) hieß es dann plötzlich alles sei o.k. und wir wurden (natürlich freundlich per Handschlag) entlassen. Keine Ahnung, ob letztlich alles nur Show war (schließlich war die Polizei ja explizit gerufen worden und musste irgendwas tun), oder ob es einfach zu umständlich erschien, da den juristischen Apparat in Gang zu setzen, werden wir wohl nie erfahren.

    P.S.: Ups, sry, für den langen Text ...

  4. #24
    Moderator Avatar von freak
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    Standard AW: Oberengadin-Adamello-Brenta: Mit Ecken und Kanten (27.2. - 9.3)

    interessant das sowas tatsächlich passiert...

    freak~[&]
    Vom Rathaus in die Diskothek ist es nur ein kurzer Weg!

  5. #25
    Freeskier
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    Standard AW: Oberengadin-Adamello-Brenta: Mit Ecken und Kanten (27.2. - 9.3)

    Wahnsinn, ihr habt wirklich etwas erlebt, an das ihr euch wohl noch lange erinnern könnt.

    Der TR enthält wirklich alles, was es zu einem guten Kriminalroman braucht, ist jedenfalls defintiv spannender als meine langweiliger TR vom letzten November aus der Ecke! Aber dass der TR für soviel Andrang an der Alveo-Route gesorgt hat, überrascht mich dann doch

    Tja, in Italien kann Freeriden in der Nähe des Pistenbereichs u.U. ein bisschen heikel sein. Am Besten man verlässt den möglichst unauffällig und macht sich schnell aus dem Staub, äh Powder.

    Der Tunnel ist übrigens seit Mitte Dezember in diesem komplett zugeschneiten Zustand.
    Geändert von pancugolo (12.03.2009 um 22:07 Uhr)

  6. #26
    Freeskier Avatar von gletsch
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    Standard AW: Oberengadin-Adamello-Brenta: Mit Ecken und Kanten (27.2. - 9.3)

    Sightseeing zum Abschluss: Drei Gebirgsgruppen in einem Tag

    Am Sonntag merkten wir dann doch bereits etwas Müdigkeit und trotz Wetters hatten wir unsere ursprünglichen Ambitionen (z.B. Pisgana oder eine Skitour bei Pejo in der südlichen Ortlergruppe) heruntergeschraubt und wir entschieden uns lediglich für Ausflüge rund um die diversen Pistengebiete vor Ort.

    Von den Südhängen oberhalb des Passo Tonale konnten wir dabei noch mal einen schönen Blick auf den Traumhang des Passo Paradiso erheischen.



    Für die Mittagszeit begaben wir uns dann doch noch in den kleinen Ort Pejo, einem netten Familienskigebiet am Südrand der Ortlergruppe. Ein geplantes (bzw. an sich in Bau befindliches, aber wegen Geldmangel derzeit gestopptes) Projekt würde dieses Skigebiet mit Hilfe einer Bahn zum ehemaligen Rif. Mantova (2980m) mit interessantem Freeride-Potential ausstatten. Unser ursprünglich geplantes Vorhaben mit Tourenski diese neue Geländekammer zu erkunden fiel aber unserer Faulheit zum Opfer bzw. wäre die Querung unterhalb teilweise steiler Südhänge auch aus Gründen der Lawinengefahr eher heikel gewesen. Der Ort hätte bei Schlechtwetter/Neuschnee auch durchaus etwas Treeskiing-Potential (allerdings mit dem hier offenbar üblichen Caveat, dass Skifahren abseits der Pisten gleich ganz verboten ist).

    Anschließend fuhren wir dann nach Madonna di Campiglio, hauptsächlich deswegen, da der Ort aus Funk und Fernsehen (Weltcup) bekannt ist und man von Pejo aus die eindrückliche Brentagruppe im Panorama hatte und wir uns dieses landschaftliche Erlebnis auch vor Ort gönnen wollten.

    Tatsächlich ist die Landschaft rund um den Groste-Pass inmitten der Kalkgipfel der Brenta-Dolomiten der Höhepunkt von Madonna.

    Cima del Groste (2901m)


    Evtl. was für die Base-Jumper hier?


    Dünenlandschaft am Groste-Pass (2500m)


    Cima Tosa (3159m), ansatzweise ist das Canlone di Tosa, eine berühmte 800 Hm-Eistour in der Nordwand zu erkennen


    Freeridetechnisch bieten die Hänge rund um den Groste-Pass eher für Anhänger des Waagrechten weite Betätigungsfelder. Immerhin ist auch hier das Fahren abseits der Pisten verboten, so dass bereits wenige Meter neben den Pisten relativ wenig los ist …


    Wer allerdings in die Fussstapfen (bzw. Skispuren) von Heini Holzer treten will, der könnte sich an der Cima Brenta (3151m) versuchen (Erstbefahrung der Nordrinne 1970 durch Heini Holzer).


    Fazit

    Der perfekte Freeridetag setzt derart viele Parameter bezüglich Schnee(beschaffenheit), Lawinengefahr, Wetter und Andrang voraus, so dass es wohl unwahrscheinlich ist, im Laufe einer starken Woche mehrere solcher perfekten Tage genießen zu dürfen. Tatsächlich stellten sich die Wetter- und Schneeverhältnisse während unserer kleinen Reise als ziemlich komplex dar. Immerhin konnten wir durch die geringe Lawinengefahr – erkauft durch tw. miserable Schneeverhältnisse – einige Abfahrten im Oberengadin (La Rösa, Valetta) erleben, die bei Neuschnee wohl an zu großer Lawinengefahr gescheitert wären.

    Wieder einmal überraschend fanden wir den geringen Andrang im Diavolezza-/Lagalbgebiet. Abgesehen von den nicht vorhandenen Offpiste-Fahrern gelang es uns auch einmal, die gesamte Morteratsch-Touristenabfahrt (immerhin mehrere Kilometer lang) zu fahren, ohne einen einzigen anderen Skifahrer zu begegnen. Tatsächlich gehen bereits Schließungsgerüchte bezüglich der Lagalb-Seilbahn um.

    Erwartet hatten wir allerdings den Gegensatz zwischen Leere unter der Woche und Überfüllung (auch der Freeride-Abfahrten) am Wochenende im Adamellogebiet. Interessant jedoch, dass wohl die Mehrheit der italienischen Freerider mit Snowboard unterwegs war. Wenig Verständnis kann ich für die italienische Obsession mit Off-Piste-Verboten abgewinnen. Deren Nutzen in punkto entgangener Unfälle erscheint mir zudem eher gering. Es bleibt zu hoffen, dass diese Verbote nicht auf die anderen Alpenländer übergreifen.

    In der Tat beeindruckend die außergewöhnlich großen Schneemengen an der Alpensüdseite und zwar bis in tiefe Lagen deutlich unter 1000m hinab. Tief verschneite Obstplantagen zu sehen ist schon etwas Besonderes. Im Adamellogebiet (Passo Tonale/Presena) hat es zur Zeit übrigens offizielle Schneehöhen von 130 – 550cm.

  7. #27
    Freeskier Avatar von Schorsch629
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    Standard AW: Oberengadin-Adamello-Brenta: Mit Ecken und Kanten (27.2. - 9.3)

    Fantastico !

    wohl einer der erlebnissreichsten TR's dieser saison......

  8. #28
    Freeskier Avatar von ironpauer
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    Standard AW: Oberengadin-Adamello-Brenta: Mit Ecken und Kanten (27.2. - 9.3)

    Toller TR!
    Die Gliederung in mehrere Etappen ist eine schöne Idee. So lern' ich etwas für meinen ersten zukünftigen TR.
    Schön finde ich bei Euch, neben vielen Bildern, die inhaltsvollen Informationen und den gewählten Narrationsstil.

    Diavolezza / Lagalp bzw St. Moritz: , da muß ich unbedingt mal hin.

  9. #29
    Freeskier Avatar von TomyLight
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    Standard AW: Oberengadin-Adamello-Brenta: Mit Ecken und Kanten (27.2. - 9.3)

    WoW !

    Dein TR wäre etwas für die Start-Seite!

  10. #30
    Freeskier Avatar von gletsch
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    Standard AW: Oberengadin-Adamello-Brenta: Mit Ecken und Kanten (27.2. - 9.3)

    @all: Danke für die netten Rückmeldungen. Es freut mich, dass hier auch "traditionell-konservative" TRs Anklang finden (persönlich mag ich das ganze hier vertretbare Spektrum von poetisch über intellektuell-hintergründig, dadaistisch bis zu den action/fotolastigen TRs).

    Da es sich bei unseren Zielen/Abfahrten ja in keinster Weise um secret spots handelt (einige sind auf den jeweiligen websites der Seilbahngesellschaften explizit erwähnt, Presena ist hier durch pancugolo bereits vorgestellt worden bzw. sogar auch als "line" im SRG beschrieben etc.) sind bewusst auch Informationen für potentielle Nachahmer drin.

    Im übrigen kann ich diesen Winter die Alpensüdseite wirklich aufs wärmste empfehlen. Es ist einfach eindrucksvoll diese teilweise noch sehr authentischen italienischen Bergdörfer tief verschneit zu sehen (wir wohnten in Ossano, einem von einer Ruine gekrönten Dörfchen an der Ostauffahrt zum Passo Tonale auf ca. 1000m Seehöhe: ca. 1-1.5m Schnee im Dorf!). Pancugolos Begeisterung für die Alpensüdseite kann ich nun voll nachvollziehen.

    Apropos Action: In St. Moritz bei der Valetta-Abfahrt nach Samedan kreuzten wir die Spuren von professionellen "Freeridern" (vom Fremdenverkehrsverband organisiert? die sind ja glaub ich fast offizielle "Wappentiere" von St. Moritz). Die zeigten uns eindrückliche cliff hugs in einer Felswand und praktizierten auch vorbildliches Verhalten (einzeln im Gefahrenbereich, Sicherheitsabstände). Livrio hat davon glaub ich ein paar Tele-Shots ...

  11. #31
    Freeskier Avatar von Schorsch629
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    Standard AW: Oberengadin-Adamello-Brenta: Mit Ecken und Kanten (27.2. - 9.3)


  12. #32
    Freeskier Avatar von gletsch
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    Standard AW: Oberengadin-Adamello-Brenta: Mit Ecken und Kanten (27.2. - 9.3)

    Hehe, Freud'sche Fehlleistung . Wahrscheinlich hätte ich mich so an den Felsen angeklammert ... Die Gemsen sahen das Gelände natürlich viel entspannter, ist ja auch ihr natürlicher playground.

  13. #33
    Freeskier Avatar von alex
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    Standard AW: Oberengadin-Adamello-Brenta: Mit Ecken und Kanten (27.2. - 9.3)

    Klasse - sehr interessant berichtet!

    Die Situation in Italien ist schon äusserst seltsam. Einerseits stürzen sich an den Wochenden schlecht ausgerüstete und uninformierte Massen in die Hänge neben den Pisten und auf der anderen Seite diese Überregulierung durch den Gesetzgeber. Am besten hält man sich etwas entfernter der Pisten auf - da ist man sicher vor Polizei und Deppen ;-)

  14. #34
    Freeskier Avatar von gex
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    Standard AW: Oberengadin-Adamello-Brenta: Mit Ecken und Kanten (27.2. - 9.3)

    Toller TR Gletsch!!!

    aber diese Ambivalenz erscheint mir äußerst grotesk...

  15. #35
    Freeskier Avatar von klar
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    Standard AW: Oberengadin-Adamello-Brenta: Mit Ecken und Kanten (27.2. - 9.3)

    sehr nett
    if it's something we can share, we can steal it.

  16. #36
    Freeskier
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    Standard AW: Oberengadin-Adamello-Brenta: Mit Ecken und Kanten (27.2. - 9.3)

    Gefährdung also das Fahren in Tiefschneehängen oberhalb Pisten wo man eine Lawine/Schneebrett auslösen könnte die auf die Piste auslaufen könnte und somit Skifahrer gefährden könnte zieht eine Verwaltungsstrafe von ca. 600 Euro mit sich.

    Wenn man eine Lawine tatsächlich auslöst wirds komplizierter und kann natürlich zu einem Strafprozess führen.

    Übrigens ist das ziemlich normal und häufig das einem die Carabinieri nach anfänglichen Moralpredigen und Strafandrohungen dann doch "laufen" lassen und einem nicht mal eine Strafe gegeben wird egal wegen welcher Vergehen.

  17. #37
    Freeskier
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    Standard AW: Oberengadin-Adamello-Brenta: Mit Ecken und Kanten (27.2. - 9.3)

    Wie versprochen gibts nun auch Text und Bilder, die meine Sicht unseres Trips illustrieren sollen. Hier verlassen wir gerade das "Normalschigebiet" am Piz Lagalb und Helmut inspiziert das Terrain Richtung Süden.



    Panorama nach Süden, rechts unten die Bernina-Paßhöhe mit dem Hospiz, links unser Ziel, die Alp Rösa.


    Alp Rösa leicht gezoomt


    Und ein Blick zum Hospiz


    Und hier unser Ziel im Visier des Teleobjektivs


    Helmut bei den ersten Schwüngen über hart gepressten Altschnee.



    Ganz so einfach, wie die Orientierung auf der Karte wirkt, ist die Sache dann nicht, am Anfang sind einige Felsstufen zu überwinden. Die anfänglich gut sichtbaren alten Spuren (ja, ich weiß, denen soll man ja nicht nachfahren.....) sind bald durch Verwehungen nicht mehr sichtbar und das Gelände ist vor allem am Anfang stark konvex, sodaß man nur schwer über die Felsabbrüche hinaussehen kann um die richtige Linie zu finden. So queren wir anfänglich etwas unschlüssig hin und her, um schließlich die Einfahrt in einen ziemlich steilen Hang zwischen zwei Felsen zu finden. Helmuts Bild weiter unten zeigt die "Schlüsselstelle" von oben, auf meiner Aufnahme von unten sieht das ganze aber natürlich wieder absolut flach und harmlos aus. Spätestens hier merken wir auch, dass wir besser noch eine Stunde gewartet hätten, denn obwohl die Sonne herausgekommen ist, ist der Hang noch ziemlich hart gefroren.



    Ab dem ersten Felsband wird die Orientierung leichter, über kupierte Hänge geht es in eine Geländekammer, die sich sowohl nach Westen in Richtung unseres Hospizes öffnet als auch Abfahrtsmöglichkeiten weiter hinunter nach Süden zu unserem eigentlichen Ziel, der Alp Rösa bietet. Auf dem Betonsockel rechts oben war nach Angaben unseres Wirtes früher einmal eine Wetterstation. Man erkennt auch gut, dass der Zustand der Schneedecke nicht gerade euphorisierend war.



    Aber landschaftlich gibt es keinerlei Kritikpunkte. Der Einschnitt unten links ist das Val di Gess, da wollen wir durch um zum Talboden der Alp Rösa zu gelangen.



    Auf der Weiterfahrt treffen auf eine Vierergruppe aus Tourengehern, die vom Hospiz her aufgestiegen sind. Bis auf diese kleine Gruppe haben wir die gesamte Südseite des Berges für uns allein. (Wobei zugegebenermaßen die Zahl der Pisten-User auf der Nordseite ja auch nicht gerade gewaltig war.)







    Sabine und Helmut am oberen Ende des Val di Gess



    Und hier finden sich auf den südexponierten Hängen des kleinen Tales sogar einige Höhenmeter Firnschnee.







    Zu schnell ist der Genuss vorbei, und nun geht es ziemlich flach entlang eines Baches weiter.



    Wir treffen schließlich auf die im Winter gesperrte Verbindungsstraße nach Livigno, unterhalb davon entdecken wir in mit schütterem Baumwuchs durchsetztem Almgelände wieder einen netten Firn-Hang.





  18. #38
    Freeskier
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    Standard AW: Oberengadin-Adamello-Brenta: Mit Ecken und Kanten (27.2. - 9.3)

    Und nun meine Bilder von der Valetta-Tour von der Bergstation Trais Fluors oberhalb von Celerina nach Samedan:

    Hier verlassen wir das organisierte Schigebiet und steigen mit Fellen etwa 20 Minuten zur Fuorcla Valetta auf. Wir freuen uns über die aktuell gute Sicht und die Sonnenstrahlen, die Vorfreude auf eine Genussabfahrt durch die Valletta hinunter nach Samedan machen, den optionalen Aufstieg zum Piz Padella oder zum Piz Ot haben wir den unsicheren Wetterverhältnissen bereits geopfert.





    Doch in der Scharte wechselt das Wetter plötzlich, eisiger Sturm erschwert das Abfellen und dichter Nebel gestaltet die erste Passage der Abfahrt zu einem Blindflug.
    Auch finden sich östlich der Scharte ordentliche Schneewächten und eine sich plötzlich auftuende Anrisskante veranlasst uns zu äußerster Vorsicht.







    Weiter unten im Valletta wird die Sicht dann etwas besser, aber weder der immer noch stark windgepresste Schnee noch der eisige Wind machen die Abfahrt zum erhofften Genuss.





    Über eine weitere kleine Scharte wechseln wir nordöstlich des Piz Padella auf die nach Samedan hinunterführenden Hänge. Hier sichten wir ein Rudel Gämsen, die sich angesichts der Eindringlinge in höhere Gefilde zurückziehen.





    Die Verhältnisse bessern sich, die Sicht ist brauchbar und hier liegen einige Zentimeter Pulver auf hartgefrorenem Untergrund, gerade genug, um bequem ausreichenden Kantengriff aufbauen zu können und deutlich zu wenig, um auf dem eisigen Untergrund gefährliche Verhältnisse zu bedingen. Los geht´s!





    Die Gämsen finden unser Treiben offenbar dilettantisch und zeigen uns, wie man einen wirklich steilen und felsdurchsetzten Hang meistert.
    Zunächst braucht es Anlauf....



    Und dann geht es im Schuss bergab!




    Die Hänge weiter hinunter nach Samedan sind zwar nicht felsdurchsetzt, aber ziemlich steil, das merke ich, als es mir einmal die Bindung aufschlägt und kopfüber talwärts rutsche, dabei auch noch den mich überholenden Schi einfange und so doch gehörige Probleme habe, zum Stillstand zu kommen.
    Insgesamt sind die Hänge aber sehr fein zu fahren und der Tiefblick auf Samedan wie aus einem Flugzeug steigert den Genuss zusätzlich.



















    Hier gebe ich einmal meinen "Bauchladen" mit dem Photoapparat an Sabine weiter und komme so auch zur Ehre, auf diesem Genusshang abgelichtet zu werden.






    Weiter unten führt die Abfahrt dann durch einen Lawinentobel und endet an einem alten Tallift in Samedan.


  19. #39
    Freeskier
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    Standard AW: Oberengadin-Adamello-Brenta: Mit Ecken und Kanten (27.2. - 9.3)

    Auch wenn schon ein halbes Jahr vergangen ist, aber ich habe erst jetzt Zeit gefunden, weitere Bilder von dieser Tour hochzuladen, vielleicht hat ja doch noch der eine oder andere Spaß daran.

    Zunächst einige Shots von den Schneemengen am Berninahospiz




    Man beachte, dass es sich bei den unteren Fenstern rechts um die Fenster des ersten Stockes handelt.




    Schneemauern an der Straße



    Stiegenhausfenster zwischen dem ersten und zweiten Stock.



    Fenster im Speisesaal.


  20. #40

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