Das ist jetzt auch was einfach gegriffen...
Sicher nicht in einen Steilhang oberhalb einer 900m Rinne mit dem Pieps im Rucksack. Oder allein.
Und klar ist man nachher immer klüger. Der Prozess dahin ist aber enorm wichtig, um irgendwann auch mal vorher klüger zu sein. Unglücke zu diskutieren, um daraus zu lernen geht aber nur, wenn man die Betroffenheit für die Opfer ablegt.
Und Unglücke zu diskutieren, heisst über Fehler und Fehlverhalten zu diskutieren. Auch über drastisches. Ob das jetzt die Verunglückten in schlechtes Licht rückt oder nicht, muss man dabei einfach hinten an stellen.
“Anti-intellectualism has been a constant thread winding its way through our political and cultural life, nurtured by the false notion that democracy means that 'my ignorance is just as good as your knowledge.'" ― Isaac Asimov
Im Allgemeinen hüte ich mich vor Ferndiagnosen im Netz. (Und nachtreten schon gar nicht, erst recht nicht, wenn Leute umgekommen sind.)
Aber den Tatsachen ist auch und insbesondere dann ins Auge zu schauen, wenn jemand umgekommen ist.
Man darf nachher klüger sein, wenn man's vorher schon gewesen wäre. Das ist nicht respektlos gemeint sondern Fakt.
Wenn ich nur lese, welche Steilheit und Exposition in den obigen beiden Fällen bei Warnstufe 4 als Tour ausgewählt wurde, dann löst das grosses Unverständnis aus.
Da muss man nicht dabei gewesen sein. Da muss ich nicht mal so etwas wie Risikoabwägung oder Reduktionsmethode bewusst betreiben.
Die Berge sind für menschliche Torheiten kein gnädiges Umfeld.
Gruss Patrik
Das gilt sicherlich für einige Lawinenunfälle - oft ist es einfach das Quentchen mehr welches fatale Auswirkungen hat.
Die Situation im Februar war allerdings dermassen eindeutig, dass man selbst ohne den LLB zu lesen zu einer eindeutigen Einschätzung kommen sollte. Ich hab kein Mitleid mit Leuten die russisch Roulette spielen - sei es beim Skifahren oder anderen Aktivitäten.
Für mich gilt bei derart heiklen Situationen die konsequente Anwendung des Regionalfilters. In diesen Fall bin ich in der Woche gar nicht Skifahren gegangen obwohl der Powder direkt vor der Haustür lockte...
ich war vom 17-18.2 in besagter gegend. am 18.2 hätt ich dem ganzen einen 3er gegeben. allerdings einen harten. die schneefälle danach hab ich wie alex bewertet und hab mir zuhause die exponentielle lawinenopferkurve angeschaut; obwohl sicher mitunter sehr gute bedingungen herrschten und mein zeitplan auf skifahren eingestellt war.
übrigens haben wir die verunfallten am hochgrat hochstapfen sehen. unten beim mittagmachen dann die staubwolke. am fellhorn standen zu dem zeitpunkt auch ne große gruppe vor dem >40° fellbühl-hang. da hab ich dann persönlich beschlossen abends heim zu fahren.
Geändert von Zorro (16.12.2009 um 10:25 Uhr)
𝑇ℎ𝑖𝑠 𝑐𝑜𝑚𝑚𝑒𝑛𝑡 ℎ𝑎𝑠 𝑏𝑒𝑒𝑛 𝑐𝑒𝑛𝑠𝑜𝑟𝑒𝑑 𝑑𝑢𝑒 𝑡𝑜 𝐸𝑢𝑟𝑜𝑝𝑒𝑎𝑛 𝑈𝑛𝑖𝑜𝑛’𝑠 𝑐𝑜𝑝𝑦𝑟𝑖𝑔ℎ𝑡 𝑙𝑎𝑤.
mich erinnert diese diskussion an das vergangene WE.
zufällig treff ich einige forums freunde auf einem gipfel in OT. alle hatten wir die gleiche line im auge und der zufall hat uns zusammengeführt. wir überlegten und diskutierten die wohl "sicherste" variante direkt vom gipfel abzufahren, entschieden uns aber aus mehreren gründen gegen diese line und machten eine weniger steile abfahrt. es hat nicht lange gedauert, sind 3 andere in diese besagte line direkt vom gipfel gefahren und es hat alles gehalten. kleine oberflächliche rutsche waren zu beobachten, aber es ging nichts ab. trotz dieser 3 jungs haben wir auch beim erneuten aufstieg auf den gipfel nicht erwägung gezogen dort einzufahren. wir wussten, dass da trotzdem noch genug gefährdung bestand. die jungs kamen wieder und siehe da, einer löste genau die prädestinierte stelle aus. der auslauf des nicht gerade großen abgangs ging bis in einen mittlerweile viel befahrenen hang.
facts:
llb war 2, weist aber auf erhöhte gefährdung im kammnahen, steilen gelände hin. nicht unweit des gipfels, in hängen die wir auch gefahren sind, konnten wir 2 schneebrettauslösungen beobachten. auch wenn wir der überzeugung waren, dass es möglich gewesen wäre vom gifpel einzufahren, war dies aufgrund der gefährdung andere skifahrer im relativ klaren verlauf eines möglichen abganges, auszuschließen.
im nachhinein bin ich froh und sogar ein wenig stolz, dass wir trotz der lockenden, geilen line, klar entschieden haben und trotzdem unseren spaß hatten.
dRu
Geändert von dru (16.12.2009 um 12:04 Uhr)
“Anti-intellectualism has been a constant thread winding its way through our political and cultural life, nurtured by the false notion that democracy means that 'my ignorance is just as good as your knowledge.'" ― Isaac Asimov
da hier hab ich gestern gefunden.
http://lawine.tirol.gv.at/archiv/jahresberichte/
da sind alle Jahresberichte über Lawinen in Tirol.
Ist wirklich Intressant zu sehen wo was abgegangen ist.
Bei einem Unfall ende 2007 in Hintertux bin ich 5 min vorher unterhalb des Hangs die Talabfahrt gefahren.
und als ich unten angekommen war auf einmal total die Hektik im Tal und der erste Heli kam angeflogen.
da dachte ich mir schon das was passiert ist.
Im letzten Jahr im Februar als es die vielen Unfälle gab war ich grad am Arlberg und hab mit paar leuten von da nen Bier getrunken als einer meinte das es in den Alpen an heute und morgen mindestens 10 tote geben wird. wir sind dann am nächsten Tag auch nicht Powdern gewesen. erst danach den Tag und dann mit den Einheimischen.
ich finds acuh net in ordnugn , normal gehören dei retter erst ma beurlaubt!!
Ihr habt grad einen qualitativen Post von mir gelesen
Gestern. Hang Nordwest mit Windverfrachtungen. ca 30 Grad. Auf ca 1700-1800 M.ü.M. Sind an den Hang gefahren und weil er uns Instabil erschien sind wir zuerst einige Höhenmeter auf dem Grat aufgestiegen. Wir wussten, dass der Hang an dem Tag schon befahren wurde und wir wussten auch, dass es gefährlich ist. Deshalb wollten wir so schnell wie möglich zu den Bäumen auf der rechten Seite traversieren. Mein Freund ist dann in den Hang reingefahren und nach 2 Meter ist der Hang ins Rutschen gekommen. Er konnte sich dann an einer kleinen Tanne festhalten. Wir hatten unglaubliches Glück.
So schön Freeriden auch ist, es ist und bleibt extrem gefährlich.
Be carefull.
Geändert von Alias99 (21.12.2009 um 09:14 Uhr)
ja passiert schnell.... augen auf Leute !!
YOU CAN MAKE IT HAPPEN, YOU CAN MAKE IT REAL !!!
was war das denn für eine Warstufe?
und wo war das?
heftige schollen...
wie läuft der Hang aus?
Wobei solche Schollen dich auch zermalmen wenn der Hang schön flach ausläuft..
Korrekt.besser wäre "hirn an"...
Warnstufe erheblich. In der Zentralschweiz und der Hang läuft flach aus. Die Schollen sind windgepresster Pulverschnee.
Hatten am Sonntag ne Auslösung. Wind hatte seit dem Morgen merklich aufgefrischt und Schnee vor allem nach Süd verfrachtet. Wir sind dann trotzdem eine südliche Variante gefahren, da wir die Verfrachtungen für gering hielten.
Nachdem schon zwei von uns die Rinne befahren hatten löste sich bei der dritten Person eine Hälfte des Hanges oberhalb am Grat. Der Anriss setzte sich dann schnell bis zu uns fort. Anrisshöhe geschätzt etwa 20cm. Da wir recht safe und ebenerdig auf einem Felsvorsprung standen und sich oberhalb nur wenige Meter Hang befanden, hat es uns Wartende, wenn auch merklich, nur wenig Zentimeter "versetzt". Alle anderen konnten noch rausfahren bzw. standen schon wieder safe ausserhalb des Einzugsgebietes.
Hangexposition Süd, Steilheit im Einstieg ca. 40 Grad, oberhalb mehr, unten schnell flacher werdend. Anrissbreite etwa 5-10m, Lauflänge ca. 100 Meter, Breite des Kegels unten etwa 10-15m, Höhe etwa 1,50m (alles geschätzt).
Hier ein Foto von dem Hang (nicht von diesem Tag, aus dem Web, mehr Schnee) und der LLB für diesen Tag.
Wachsam bleiben!Lagebericht Land Salzburg
20. Dezember 2009, 7:45 Uhr
Vorsicht vor dem frischen Triebschnee
Gefahrenbeurteilung:
Günstig sind die Bedingungen weiterhin im windgeschützten Gelände. Dort wo der Wind hinkommt, ändert sich die Situation aber deutlich. Die Schneebrettgefahr nimmt im Tagesverlauf zu. Die Anzahl der Gefahrenstellen sind vom Gelände und vom Windeinfluß abhängig. Insgesamt ist die Gefährdung oberhalb der Waldgrenze mäßig (Stufe 2), kann aber im Tagesverlauf vor allem entlang der Nordalpen und in den Tauern gebietsweise auf erheblich (Stufe 3) ansteigen. Der Triebschnee wird in den Rinnen und Mulden und Windschattenhängen abgelagert, dort kann bereits das Gewicht einer einzelnen Person zu Auslösung reichen. Die Mehrzahl der Einwehungen sind gut zu erkennen, die Mächtigkeit und der Umfang des Triebschnees können aber leicht unterschätzt werden.
Snow porn is bad for my mental health!
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