Serfaus, Gries - Vier Personen wurden am Samstag am Zischgeles im Sellrain von einer Lawine erfasst. Gegen 14.22 Uhr waren zwei Skitourengruppen mit insgesamt 5 Personen unterwegs, als sich die Schneemassen lösten. Ein 40-jähriger Einheimischer konnte sich durch eine Schussfahrt noch rechtzeitig in Sicherheit bringen.
Ein 38-jähriger Steirer wurde verschüttet und konnte erst von den Suchmannschaften geortet werden. Er wurde von der Crew des Notarzthubschraubers „Christophorus 1“ nach einer halben Stunde ausgegraben und unter Reanimationsbedingungen in die Klinik Innsbruck geflogen. Sein Zustand ist laut Klinik sehr kritisch.
„Zwei Beteiligte, ein 46-jähriger Deutscher und seine 16-jährige Tochter hatten einen Airbag-Rucksack, sie blieben an der Oberfläche“, erklärte Robert Schwaiger von der Alpinpolizei gegenüber der TT. Die beiden wurden nur leicht verletzt.
Ein 49-jähriger Innsbrucker blieb zwar ebenfalls an der Oberfläche, wurde aber dennoch schwer verletzt.
Das rund 100 Meter breite und 200 Meter lange Schneebrett ist am Gipfelhang des rund 3000 Meter hohen Zischgeles in der Schrankogelgruppe abgegangen. Ausgelöst wurde es von Tourengehern bei der Abfahrt kurz nach 14 Uhr. Obwohl am Samstag Lawinenwarnstufe 3 in Tirol ausgegeben worden war, zog es zahlreiche Tourengeher in die Berge.
Großeinsatz auch in Serfaus
Glimpflich endete indes ein Sucheinsatz nach dem Abgang eines Schneebretts in Serfaus im dortigen Skigebiet. Gegen 12.40 Uhr fuhr ein 55-jähriger deutscher Snowboardfahrer in den freien Skiraum, einen 42 Grad steilen Nordhang, ein. Direkt unterhalb löste sich daraufhin ein Schneebrett und riss den Deutschen einige Meter mit. Der Snowboarder konnte auf der Oberfläche bleiben und wurde nicht verletzt.
Die Schneemassen erreichten jedoch eine Skiabfahrt. Diese war zum Zeitpunkt des Lawinenabgangs nicht gesperrt, berichteten die zuständigen Bergbahnen, weshalb sofort mit der Suche nach möglichen Verschütteten begonnen wurde.
„Rund 150 Mann waren vor Ort“, sagte ein Bergretter. Die Suche wurde aber gegen 14.30 Uhr abgebrochen. Es sei niemand gefunden worden. An dem Einsatz hatten sich auch Suchhunde und zwei Hubschrauber beteiligt.
Keine Verschütteten in Sulden
Auch südlich des Brenners in Sulden im Vinschgau konnten die Bergretter nach stundenlanger Suche nach möglicherweise einem Verschütteten den Einsatz abbrechen. „Es war niemand drunter“, sagte der Suldner Bergretter Olaf Reinstadler. Rund 50 Personen, fünf Hunde und ein Helikopter waren nach einem Lawinenabgang an Ort und Stelle. Mehrere Personen hatten die Lawine ausgelöst. Nachdem diese getrennt voneinander abgefahren waren, waren sich die Betroffenen nicht sicher, ob sie noch jemanden vermissten oder nicht.
Die Lawinengefahr in war in Nord- und Osttirol am Samstag von Experten als „erheblich“, der Stufe „3“ auf der fünfteiligen Skala, beurteilt worden. In den Tourengebieten wurde die Situation als „heikel“ bezeichnet. Die Experten verwiesen zudem auf die erforderliche Erfahrung und die Beurteilung der Lawinensituation der Variantenfahrer. Auch in Südtirol war die Lawinengefahr auf „erheblich“ eingestuft worden. Aufgrund des Neuschnees herrschten „sehr heikle Bedingungen“. (TT.com, APA)
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