So dann versuche ich es auch mal mit einem kurzen Report, da der ein oder andere das Gebiet sicherlich noch nicht kennt.
Heuer waren wir im "Espace San Bernardo" , also quasi am kleinen Sankt Bernhard Pass. Dieser liegt an der Grenze zwischen Frankreich und Italien. Quasi so 30-40km Luftlinie entfernt vom Mont Blanc. Die italienische Seite "La Thuile" gehört zum Aostatal und liegt eher am Anfang, wenn man von Norden her kommt. Wir haben aber in "La Rosière, also auf der französischen Seite gewohnt. Dort gibt es mehr Unterkunftsangebote und es scheint auch günstiger zu sein. Wer ein sehr gutes Preisleistungsskigebiet sucht und folglich in den Nordalpen kaum fündig wird, dem sei das Espace San Bernardo wärmstens empfohlen. Die Kosten sind etwa 2/3 so hoch. Allerdings muss man dafür für die An- und Abreise 2-3h extra einplanen, sofern man aus Deutschland anreist. Mit Essenspause und spritsparender Fahrt, aber mit wenig Stau, haben wir dann aber doch von Mainz/Frankfurt aus circa 9h gebraucht. Wir sind über die Schweiz (+ Vignette) und dann Frankreich bis Annecy (+ ~ 10€ Maut) und dann über Land gefahren. Man kann aber auch mehr Autobahn nehmen bei in etwa gleicher Zeit, dafür aber + 40km und +10€ Maut. Wie dem auch sei, wenn man dann endlich im Tal in Bourg-Saint-Maurice angekommen ist (von hier geht auch eine Seilbahn direkt nach La Plagne (Les ARCS) hoch), muss man noch gefühlt ewig den Berg nach La Rosière hochfahren (circa 35 Minuten). Am Anreisetag hat es leicht geschneit und es wahr nebelig, aber wir haben es dann dennoch gut nach oben auf circa 1800 m.Ü.M geschafft.
Das Appartement, typisch für den französischen Teil der Alpen, eher klein und funktionell. Hatten extra etwas für 4 Personen genommen, aber dennoch waren es dann 30m² mit einem Durchgangsflurzimmer mit Etagenbetten und einem Wohnschlafraum mit ausziehbarer Doppelcouch. Nun ja es hat für zwei dann aber doch gepasst mit einem gewissen Maß an Privatsphäre. Wie immer sei empfohlen und bewährt: Streichhölzer auf der Toilette platzieren und nach dem Geschäft abbrennen).
Nicht umsonst viel die Wahl auf La Rosière, da es sowohl die Woche vor Beginn des Urlaubs als auch am Anreisetag etwas Neuschnee gegeben hat, als auch die Grundlage in der Region, zumindest angegeben, mit rund 2,5m Schneehöhe für den jetzigen Winter sehr gut war.
Direkt am ersten Tag ging es dann mit dem Neuschnee daran, zum einen das Gebiet zu erkunden und zum anderen auf schnell verspurten Arealen, Lines abzugreifen, auch auf Expositionen, die im Verlauf vorhersehbar schlechter sein werden. Das Wetter war wolkig mit Sonne gemischt.
Eines meiner absoluten Highlights war auch der erste Kontakt mit der italienischen Seite, da man dort von einem uralt Tellerlift in Empfang genommen wurde. Also mit Metallbügeln und mit Selbstbedienung. Herrlich!
Nun ja des Weiteren merkte man schnell, das das Gebiet eine ganz gute räumliche Ausdehnung hat und auch ganz gut von Tourengehern und Freeridern frequentiert wird.
Am zweiten Tag war das Wetter dann top. Kaiserwetter und top Schnee, zumindest im Sektor Nord. Die ersten Aufstiege wurden gemacht, um noch unverspurte Hänge zu finden. Für die weitern Tage wurden auch Ziele gesteckt und dann via Outmap (gibt leider wenig Alternativen momentan) abends begutachtet. In den weiteren Tagen sank dann auch die Lawinenwarnstufe auf einen eher niedrigen Zweier und wir trauten uns auch steilere, bzw. steile und längere Hänge zu befahren und zu traversieren. Viele geführte Gruppen sieht man dann im Gebiet täglich vor allem am Mont Vailasan. Hier kann man quasi auch offpiste direkt nach Italien rüber und hat ein recht weitläufiges Areal vor sich.
Am Mittwoch, als wir diesen ganze dreimal am Tag erklommen konnten, war morgens ein Guide mit einem echt komischen Typen unterwegs. Diesen konnte selbst ich mit doch weit überdurchschnittlich schweren Ski, locker überholen. Der Typ hat schon von 10m Entfernung nach Alkohol gerochen und hat es fast nicht hochgeschafft. Es ging soweit, dass der Skilehrer dann die Ski von dem Typen zusätzlich nach oben mitgeschleppt hat. Jedes mal frage ich mich dann, wie diese Leute dann oben runter fahren. Je nach Abfahrt, war es durchaus steil ... .
Nun ja wie fast immer stellte sich auch hier heraus, wer etwas mehr investiert und am besten noch ein zweites Mal irgendwo aufsteigt, dem bieten sich dennoch einige unverspurte Hänge. Manchmal reicht auch ein Trümmerfeld durch das man durch muss, und schon ist der Hang unbefleckt. Ich denke für jeden Schwierigkeitsgrad findet man in dem Gebiet viele mögliche Hänge zum befahren.
Schneemäßig kann ich mich nicht beschweren. Bis zum letzten Tag war die Nordseite durchgehend pulvrig bis so circa 2200m (locker so zwischen 25-50cm gefühlt). Andere Expositionen waren z.T. natürlich zu durchnässt gewesen. Wie dem auch sei, diese Gebiet hat wirklich Spaß gemacht. Die etwas längere Anreise nimmt man, wenn man dann mal da ist, auch gerne ich Kauf. Für reines Pistenvergnügen ist es evtl. etwas schnell etwas langeweilig, aber es gibt dennoch genug Abwechslung. Leute meistens sehr nett vor Ort, Skibus recht regelmäßig und auch ein schön anzuschauender Ferienort ohne Bettenburgen aus der Retorte!
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