Also um das nochmal klarzustellen wie ich das meine. Wenn ich mich als Europäer sehe, muss ich mich ja irgendwie damit identifizieren können. Heißt, erkenne ich mich wieder? Und das ist für mich wie Döner-Pizza. Schon irgendwie eine geile Sache, so ganz will ich dem Braten nicht trauen weil es für mich zu Grundverschieden ist. Gesellschaftlich wie Wirtschaftlich.
Europäische Werte? Was sind das? Werte, die die Menschen in Europa verkörpern? Welche die Politik vertritt? Und welches Europa? Schengen? Geographisch? Union? Ich würde dir ja zustimmen, wenn es hier ein gemeinsames Bild gibt, aber das kann ich nicht bestätigen. Bestes Beispiel: Flüchtlinge. Solange es da Cherry-Picking von Einzelnen gibt (Polen/Ungarn vorneweg) ist das für mich kein Handeln auf Basis gemeinsamer Werte.
Wirtschaftlich seh ich gute Fortschritte, aber bis das sauber funktioniert dauert das noch ewig und ob das alles ein Happy Ending bekommt - keine Ahnung. Beispiel Zinspolitik: Deutschland/Frankreich etc. bräuchte seit Jahren wieder höhere Zinsen und keine negativ Zinsen. Das verträgt sich jedoch nicht mit den südeuropäischen Ländern. Was machen wir jetzt? Niedrigzinspolitik für alle? Nicht für alle zielführend. Bin gespannt was in 10-15 Jahren passiert wenn die Zinsen vllt doch wieder Richtung 2-3%+ gehen werden.
Werte - Gehen wir von den sechs Gründerstaaten aus, bin ich bei dir da ist noch ein in etwa ähnliches Wertebild vorhanden. Bei den Ostblockländern ist die Einstellung zu Themen, die für uns elementar sind leider oft sehr verschieden. (Arbeit/Familie/Umwelt) Und da möchte ich kein Unterschied machen zwischen Osten und sehr weit im Osten, da mir beides fremd ist. Bsp. von ein paar Geschäftsreisen aus den letzten beiden Jahren. Frauen müssen bei der Endverhandlung den Raum verlassen (Türkei), rumänischer Kollege nimmt mich nach Arbeit mit ins Hotel, fährt an Straßenrand, steigt aus und wirft Müllsäcke in den Fluss "sorry, was to late for the pickup yesterday" (Rumänien), habe Entwicklerbüros gesehen die als "modern" gelten, die so übel wahren, dass PETA es nichtmal als Schweinestall akzeptiert hätte(Bulgarien). Und ich bin definitiv kein Vielreisender. Nach solchen Erfahrungen hab ich allerdings keine Lust mehr auf Geschäftsreisen in viele Staaten der EU. Das ich kündige, bevor ich nach China reise weiß mein Chef.
Rene sagt "er möchte sich nicht mit den Braundeutschen identifizieren" und was macht Europa? Le Pen, Johnson... Müssen wir das wirklich diskutieren? Die Dummen gibt es in jedem Staat zu Hauf und ist nicht Deutschtypisch. Und wie werden solche Kampagnen vorangetrieben? Bsp England: Wir zahlen die anderen profitieren! Stell dir mal vor, die EU führt für den "Aufbau OST" einen Soli ein auf euer Gehalt. 5,5% wie in Deutschland, wer ist dann noch pro-EU? Dann haben wir keine Europäer mehr.
Und wenn ich mir die Geschichte der EU anschaue: Kohleunion (Hieß das glaube ich), Römer Verträge, Maastrich-Verträge. Klingt für mich eher nach Wirtschaft. Und die heutigen Kandidaten zum Beitritt machen das IMHO auch nicht nur, weil die EU-Regulierungen nur ein Segen sind sondern für wirtschaftlichen Aufschwung.
Ich sehe ein sehr positives WIR-bestreben und ein Wunsch nach einer Identität aber keine Identifikation meiner Seite dazu. Natürlich steh ich dem näher, als den Wertebildern in USA,Korea, Venezuela...aber reicht das aus, um mich wider zu erkennen? Möglicherweise kann ich das in vielen Jahren, derzeit bin ich jedoch nur Fan der EU. Vllt hab ich auch einfach nur ein Identitätsproblem
So genug vor dem Frühstück - Mahlzeit.
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