(...) - ein kleines neurologisches Wunder, das wir vielleicht besser und lockerer mit
"Intuition" umschreiben könnten - um dann wieder in den dritten Schaltkreis zurückzukehren
und ein neues semantisches Raster zu entwerfen, ein neues Erfahrungsmodell zu bauen. Kein
Wunder, daß so etwas immer ein Schock für diejenigensein muß, die in ihren alten Roboter-
Prägungen gefangen sind. Sie empfinden alles Neue als Bedrohung ihres Territoriums (ihres
geistig/ideologischen Raums). Die lange Liste der Märtyrer, die der Idee der freien Forschung
zum Opfer fielen, angefangen bei Sokrates, zeigt, wie mechanisch diese Neophobie (die
Angst vor neuen semantischen Signalen) ist.
Thomas Kuhn wies in seinem Buch 'Die Struktur wissenschaftlicher Revolutionen' nach, daß
nicht einmal die Wissenschaft selbst, also die Apotheose der Rationalität auf dem dritten
Schaltkreis, frei von dieser Neophobie ist. Er zeigt in aller Ausführlichkeit, daß jede wissenschaftliche
Revolution eine ganze Generation braucht, um eine alte Weltsicht zu stürzen.
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