Den ursprünglichen Plan, den Trip Report vom Brecher und Max 1:1 mit eigenen Bildern zu parodieren, liessen wir bleiben, hier also unser ganz eigener TR.
Prolog:
Über mehrere Threads und schliesslich über eine WhatsApp Gruppe fanden sich schnell einige Schweizer, welche Interesse an einer ersten Beschnupperung des Neuschnees fanden. Man kannte sich nicht, oder nur kaum. Ich hatte heute frei, wollte den Tag natürlich ausnutzen, genauso erging es wohl dem Yanik (th1nk). Wir haben uns nie gesehen, höchstens mal in irgendwelchen Threads über Bindungen und Flaschenzüge sinniert. Beste Voraussetzungen also. Die Tour wurde - ohne irgendwelche Inspirationen - ausgesucht, penibel genau vorbereitet und zu zweit über Stunden hinweg ausgearbeitet (am Vorabend über Whatsapp).
Jetzt wäre der Zeitpunkt, die passende Mucke anzumachen
Ich weiss nicht obs dem Yanik ähnlich erging, aber ich geniesse jeweils den Morgen vor der Tour. Der Tee für die Thermoskanne wird gebrutzelt, 1-2 (ok, 3) Sandwiches gestrichen, und nochmals ein letzter Blick über die Ausrüstung geworfen, ob man auch wirklich nichts vergessen hat (heute nur das Helmnetz). Die Felle schon mal auf die Skier aufgezogen und ab ins Auto damit.
Unterwegs im Auto, bei völliger Dunkelheit, alleine auf der Strasse dann wieder leise Gedankengänge. Mit wem treffe ich mich da eigentlich? Ists bescheuert, schon im November auf ne Skitour zu gehen? Und wenn nicht, warum bin ich der einzige weit und breit mit Skiern im Auto? Und was mache ich, wenn der Yanik verpennt?
Mit diesem Gedankenchorus im Kopf geht es Sedrun entgegen, wo ich die Matterhorn-Gotthard Bahn auf den Oberalppass nehme. Es soll auf den Pazolastock gehen. Die Sonne geht gerade langsam auf, da kommt die Nachricht von Yanik.
Phu, er hat nicht verpennt!Bist du auf Kurs?
Bin schon fast in Andermatt
Wir treffen uns auf dem Oberalp, wie ausgemacht mit "den Breiten". Die arme Sau hat ne Baron, ich ne Radical, hihihi... Er 116 unterm Fuss, ich 115. Aber wir haben uns ja vorher bereits auf Seniorentempo geeinigt.
Es geht also los, und von Seniorentum kann keine Rede sein, wir kommen gut voran und gewinnen schnell an Höhe. Nicht zuletzt dank der bereits vorhandenen Schneeschuh-Autobahn welche den Aufstieg enorm erleichtert hat.
Unterwegs dann wieder Zeit für Gedankenchorusse.
Warum macht sogar der Aufstieg Spass? Gehts gar nicht ums runterfahren, sondern ums irgendwo hinkommen? Ists Freeriden wenn man breite Ski hat, oder wenn nur das Abfahren Spass macht? Weshalb mag der Yanik so saugut, obwohl seine Bindung doppelt so schwer ist wie meine? Und warum denke ich über so Zeug nach, statt die Aussicht zu geniessen?
Während dem Aufstieg finden sich schnell Gesprächsthemen. Die aktuelle Lawinenlage, Drytooling, hohe Literleistungen von europäischen Kleinwagen, Skibindungen, Schnäppchen-Goggles von Salomon, Abfahrtsvarianten usw.
Weils jetzt nicht so ein Riesenaufstieg ist, war man dann irgendwann halt oben, wobei wir um ehrlich zu sein nicht ganz oben waren, sondern nur bis da, wos dann wieder runter geht.
Der Schnee war hier oben ganz gut, ja eigentlich richtig geil sogar.
Die Abfahrt nach Andermatt war rein von der Menge Schnee her eigentlich gut machbar, aber so nach 500hm Bruchharsch machts dann halt nicht mehr so Spass, und bei 500hm ists nicht geblieben. Nun gut, wir waren auf den Skiern, für uns war das definitiv Freude genug.
Kurzer Fussmarsch zurück nach Andermatt und weil oben der Schnee ja eigentlich schon recht geil war, und es gerade mal Zeit für Mittag war, liessen wir es uns nicht nehmen, nochmals auf den Oberalp zu fahren. Dies ging bis auf die Panik meines Lebens (ich dachte ich hätte Schlüssel, Geld, Karten und Handy verloren. Der Magier mit der schwarzen Maske hats dann aber wieder heimlich in meinen Rucksack zurückgelegt.) ganz gut. Oben angekommen gleich wieder die Skier angeschnallt und nochmals ein paar Höhenmeter gemacht.
Der Yanik hat in Andermatt kurz auf den leichteren, schmaleren Ski mit Radical gewechselt. Schade eigentlich, denn der Powder hier war wirklich ganz gut. Er war sogar so gut, dass ich vor Freude schon beim Aufstieg meinen Helm vom Rucksack geschmissen habe (ohne Helmnetz ist aber auch doof). Der wurde bei der Abfahrt wieder eingesammelt, und so trennten sich unsere Wege beim Oberalppass wieder. Er nach Andermatt zu seinem Auto, ich nach Sedrun zu meinem. Unterwegs nach Hause dann wieder den Cantus vom Reisen im Ohr.
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