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Thema: Risikomanagement - Wie geht ihr vor?

  1. #1
    Freeskier Avatar von frozen
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    Standard Risikomanagement - Wie geht ihr vor?

    Hello Community,

    da es jetzt auf den Winter zu geht und ich mich daher wieder verstärkt mit Lawinenkunde, Risikomanagement etc beschäftige, habe ich mal dieses Thema eröffnet. Meine praktische Erfahrung zu diesem Thema hält sich in Grenzen.
    Da sich hier im Forum viele erfahrene Freerider tumeln, würde mich speziell mal interessieren, wie ihr euren Trip bezogen auf das Risiko plant.

    Meine Fragen wären z.B.:
    - Wie sieht euer Alltag aus? Was macht ihr morgens als erstes, bevor ihr losfahrt?
    - Wendet ihr an jedem Hang Methoden zur Risikoreduktion an?
    - Worauf achtet ihr besonders? Habt ihr eine Checkliste in eurem Kopf, die ihr abhakt bevor ihr fahrt oder geschieht das alles aufgrund der Erfahrung schon intuitiv?

    Ziel soll es jetzt nicht sein hier ein super Konzept vorgelegt zu bekommen, sondern ich würde das lieber als Informations- und Erfahrungsaustausch sehen. Vielleicht haben ja ein paar Interesse an sowas und man bekommt ein paar Erfahrungswerte, die so in der Fachliteratur nicht unbedingt zu finden sind.

    Grüße.
    Stop global warming! Save the

  2. #2
    Moderator Avatar von Mc4air
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    Standard AW: Risikomanagement - Wie geht ihr vor?

    Du sprichst die Fachliteratur schon an. Ich habe relativ viel über das Thema gelesen, da ich nicht auf eine sehr lange Erfahrung zurückblicken kann. Kurse habe ich auch besucht mittlerweile verschiedene von verschiedenen Anbietern. Ausserdem war ich anfangs eher zufällig (im Militär) öfters mit Bergführern unterwegs. Anfangs Saison wird jeweils einmal mit den Freunden LVS-Training praktiziert (Rucksäcke verbuddeln)

    Alltag:
    - Im Winter schaue ich eigentlich jeden Tag das Lawinenbulletin des SLF an, auch mehrmals täglich. Rein Interessehalber, auch wenn ich gar nichts vorhabe.
    - Morgens vor dem losgehen wird das Bulletin aber intensiver studiert, die Expositionen der Tour auf der Karte angeschaut und Tourenerfahrungsberichte im Internet gelesen.
    - Im Hang vertraue ich recht auf mein Gefühl, was mich bisher nie betrogen hat. Ausserdem bin ich wohl recht viel vorsichtiger als einige andere. Bei "erheblich" gehe ich nur ungerne auf Tour, und nur mit Leuten, welche definitiv erfahrener sind als ich (was glücklicherweise alle Ride-Buddys von mir sind). Bei "mässig" traue ich mir das auch alleine zu. Schneedeckenanalyse ist bei mir eher eine Seltenheit. Wenn ich unsicher bin lass ichs eh bleiben. Wenn ich die Schneedecke untersuche, mache ich das rein interessehalber, um etwas dazuzulernen, oder die theoretischen Infos aus dem Bulletin ins praktische zu adaptieren.

    Ich bin definitiv nicht das Vorzeigebeispiel, rede mir aber ein, dies durch meine "Übervorsichtigkeit" zu kompensieren.
    Eat dessert first. Life is uncertain.

  3. #3
    Freeskier Avatar von osti
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    Standard AW: Risikomanagement - Wie geht ihr vor?

    Mc4Air hat ja schon einiges angesprochen.

    Fachliteratur und Kurse sind definitiv empfehlenswert!

    Zur Praxis:
    - ich checke auch fast täglich den LLB, weil er viele relevante Wetter-Infos enthält. Eine eingeschneite Graupel-Schicht oder Schwimmschnee oder sonstige Schwachschichten können sich noch tagelang bzw oft auch den ganzen Winter auswirken.
    - am Abend vorher schon mal grober 3x3 Check ob das morgige Vorhaben anhand der aktuellen Infos ok wäre.
    - morgens natürlich noch mal den aktuellen LLB lesen und auch die Messstationen checken, ob zB. nachts der Wind massiv gedreht hat und somit mit Einwehungen in der geplanten Exposition zu rechnen ist.
    - die Tour noch mal per 3x3 auf Durchführbarkeit abchecken
    - Vor Ort im Hang dann einfache Reduktionsmethode und/oder Stop&Go
    - Schneedecken-Analyse war ich lange auch kein großer Befürworter weil komplex. Aber hatte letzten Winter ein Erlebnis, was diese Ansicht nachhaltig geändert hat, weil ein einfacher Wischer mit dem Handschuh durch den Lockerschnee ein perfektes Kugellager freigelegt hatte. Seit dem schaue ich durchaus regelmäßig mal in die Schneedecke, v.a. bei Expositionswechsel und wenn es zB. steiler wird.
    - durchaus auf die eigene Intuition hören, und diese auch in der Gruppe kund tun.
    - generell viel in der Gruppe diskutieren, auch als vermeintlicher Anfänger.
    - ggf Bedenken klar äußern und nicht schweigen, weil man denkt, das schon jemand anderes den Mund aufmachen wird. Als Anfänger gibt man zu leicht die Entscheidungskompetenz implizit an die Erfahrerenen ab.
    - Rückzugsstrategien vorher vereinbaren! Wenn man erst im Hang anfängt zu diskutieren ob man das nun weiter fährt oder nicht, dann ist es idR zu spät.
    - ggf Safespots zum Warten vorher klar absprechen, gerade wenn man noch kein eingespieltes Team ist.
    - nicht nur nach offensichtlichen Zeichen suchen, die den LLB bestätigen, sondern auch jene, die dem LLB widersprechen (lokale Abweichungen sind immer ein Thema).
    - die Tagesentwicklung beachten, was morgens noch ok war, muss im Laufe des Tages nicht so bleiben (Neuschnee, Temperaturanstieg, Wind).
    - den Arsch in der Hose haben, um unpopuläre Entscheidungen zu treffen.
    " Ich habe in meinem Leben viel Geld für Weiber, schnelle Autos und Alkohol ausgegeben. Den Rest habe ich sinnlos verprasst!" George Best

  4. #4
    Freeskier Avatar von knut
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    Standard AW: Risikomanagement - Wie geht ihr vor?

    Einfach dem Zorro nen Bier pro Hang, den er zuerst befährt, versprechen.
    “Anti-intellectualism has been a constant thread winding its way through our political and cultural life, nurtured by the false notion that democracy means that 'my ignorance is just as good as your knowledge.'" ― Isaac Asimov

  5. #5
    Moderator Avatar von Mc4air
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    Standard AW: Risikomanagement - Wie geht ihr vor?

    Hat einige sehr gute Inputs dabei!

    Zitat Zitat von osti Beitrag anzeigen
    - nicht nur nach offensichtlichen Zeichen suchen, die den LLB bestätigen, sondern auch jene, die dem LLB widersprechen (lokale Abweichungen sind immer ein Thema).
    Den hier finde ich ganz besonders gut, aber recht schwierig umzusetzen, gerade mit noch nicht jahrelanger Erfahrung. Ich versuche immer, mich nicht zu sehr auf das Bulletin zu verlassen.
    Eat dessert first. Life is uncertain.

  6. #6
    Freeskier Avatar von osti
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    Standard AW: Risikomanagement - Wie geht ihr vor?

    Zitat Zitat von Mc4air Beitrag anzeigen
    Ich versuche immer, mich nicht zu sehr auf das Bulletin zu verlassen.
    verständlich... ich habe einmal bei ausgegebener Warnstufe 1 in nem Schneebrett gelegen und wir alle haben vorher unterwegs gesehen, dass das deuuuuutlich schlechter ist, aber niemand hat den Mund aufgemacht, weil der LLB ja "nur" eine 1 ausgegeben hat -> ergo Falschannahme ("wird schon gut gehen, der LLB wird's ja wissen. Was werden die anderen denken, wenn ich bei nem 1er kneife?, usw..."). Das war eine wichtige Lektion in mehrfacher Hinsicht.
    " Ich habe in meinem Leben viel Geld für Weiber, schnelle Autos und Alkohol ausgegeben. Den Rest habe ich sinnlos verprasst!" George Best

  7. #7
    Freeskier
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    Standard AW: Risikomanagement - Wie geht ihr vor?

    Zitat Zitat von knut Beitrag anzeigen
    Einfach dem Zorro nen Bier pro Hang, den er zuerst befährt, versprechen.
    Das funktioniert ganz gut...

    Ich verlass mich dabei viel aufs Gefühl und die bekannten Vorgehensweisen in der Literatur. LLB am morgen ist Pflicht, unterwegs beim Aufstieg oder den ersten Gondelfahrten mal ein bissl schaun ob er übereinstimmt. --> Anzeichen wie Selbstauslösungen, verfrachtungen, etc.
    Auch vorher mal Tripreports im Netz checken oder mit Leuten vor Ort reden hat schon einiges geholfen. Am Hang selber PRM und auch auf gefährdete Stellen inkl. alternativen Lines schauen. Ist viel bauchgefühl / Erfahrung dabei.

    Dabei ist aber nicht bei jedem Hang erstmal 10 min oben stehen und über die Situation sprechen usus (auch wenn vor jeder Abfahrt die 30sec drüber reden evtl eine gute Angewohnheit wären...). Eher ein fahren wenn man meint es passt und wenn man sich unsicher ist doch noch mal überlegen.

    Muss wrsl. jede Gruppe ihre eigene Dynamik entwickeln. Adaptieren kann man sicher kein Konzept komplett, da einfach jeder einzelne und dadurch jede Gruppe anders funktioniert.

  8. #8
    Freeskier
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    Standard AW: Risikomanagement - Wie geht ihr vor?

    Zitat Zitat von knut Beitrag anzeigen
    Einfach dem Zorro nen Bier pro Hang, den er zuerst befährt, versprechen.
    Das funktioniert ganz gut...

    Ich verlass mich dabei viel aufs Gefühl und die bekannten Vorgehensweisen in der Literatur. LLB am morgen ist Pflicht, unterwegs beim Aufstieg oder den ersten Gondelfahrten mal ein bissl schaun ob er übereinstimmt. --> Anzeichen wie Selbstauslösungen, verfrachtungen, etc.
    Auch vorher mal Tripreports im Netz checken oder mit Leuten vor Ort reden hat schon einiges geholfen. Am Hang selber PRM und auch auf gefährdete Stellen inkl. alternativen Lines schauen. Ist viel bauchgefühl / Erfahrung dabei.

    Dabei ist aber nicht bei jedem Hang erstmal 10 min oben stehen und über die Situation sprechen usus (auch wenn vor jeder Abfahrt die 30sec drüber reden evtl eine gute Angewohnheit wären...). Eher ein fahren wenn man meint es passt und wenn man sich unsicher ist doch noch mal überlegen.

    Muss wrsl. jede Gruppe ihre eigene Dynamik entwickeln. Adaptieren kann man sicher kein Konzept komplett, da einfach jeder einzelne und dadurch jede Gruppe anders funktioniert.

  9. #9

    Standard AW: Risikomanagement - Wie geht ihr vor?

    Zitat Zitat von knut Beitrag anzeigen
    Einfach dem Zorro nen Bier pro Hang, den er zuerst befährt, versprechen.
    Ich diskutiere mit Leuten die nicht in in die Berge gehen über den Hang den Zorro fahren soll und vergleiche die Situation mit denen die ich in Büchern gesehen habe.
    It's a war of the mind and we're armed to the teeth.

  10. #10
    Freeskier
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    Standard AW: Risikomanagement - Wie geht ihr vor?


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