Weil ich Kaffee gerne mag und es ein morgendliches Ritual ist, das mir Freude bereitet. Die Wahl des Kaffees hat damit aber wenig zu tun
As Kruppe ever says, it is a wise ox that gets the yoke.
Für mich vermischt Du da zwei Dinge, zwischen denen eine imo klare Grenze verläuft. Arbeitsbedingungen oder Umweltstandards in der Produktion eines Produktes, dass ich erwerbe, stehen in direktem Zusammenhang mit mir als Konsumenten. Diese Bedingungen und Einflüsse gibt es nur, weil ich und andere das Produkt kaufen. Damit habe ich mich (zumindest zu einem gewissen Grad) auseinander zu setzen und entsprechend zu handeln. In meinen Konsumentscheidungen genauso, wie in meinen politischen Entscheidungen. Zweiter es sogar, ohne als Konsument überhaupt betroffen zu sein.
Bei Politikern sind halt Tätigkeiten, die Rückschlüsse auf die politische Gesinnung zulassen, immer in die Bewertung mit hinein zu beziehen. Vor allem da in der heutigen Politik das eigentliche politische Handeln ja häufig nicht wirklich aussagefähig ist.
Die anderen, oben genannten Beispiele sind aber Dinge, bei denen es rein um den Privatmensch geht. Und das kann man in seine Entscheidungen mit Einflüssen lassen, muss man aber nicht. Und ganz sicher darf es keinen Gesellschaftlichen Druck geben, dieses zu tun. Man darf nicht mehr guten Gewissens House oft Cards schauen hat eben auch was von "Kauft nicht beim Juden", besonders in der medial so stark beackerten Verdachtsphase, während richtige Fakten und Hintergründe, die erst Monate oder Jahre später klar werden, kaum Beachtung finden. Das Gegenbeispiel dazu ist die mediale Hexenjagd auf den nach gesamtgesellschaftlich nach bestem Wissen und Gewissen unschuldigen Kachelmann.
Und es ist ach viel zu einfach, sich hier am Einzelfall zu empören und moralisch aufzugeilen. Vor allem, weil es am Kern des Pudels vorbei geht und die moralische Energie verpufft. Fälle wie Weinstein oder Spacey dazu zu nutzen, die Einzelperson zu verdammen, greift viel zu kurz. Aber wir müssen sie als Entscheidungsgrundlage für unsere gesamtgesellschaftlich ausgerichteten politischen und moralischen Einstellungen und Reaktionen nutzen. Sprich, wir als Menschheit müssen daraus lernen.
Und in manchen Fällen müssen wir auch der Einzelperson vergeben. Wenn ein OJ Simpsons oder Tyson seine Strafen abgesessen/verbüßt hat, dann müssen wir diese Menschen auch öffentlich wieder normal behandeln und nicht auf alle Ewigkeit verdammen.
Bei einem wegen wiederholtem.Ladendiebstahles verurteilten Klempner finden wir es ja auch irgendwie ungerecht, wenn dieser sich nach Verbüssung seiner Strafen sich nicht wieder gesellschaftlich integrieren kann.
Geändert von knut (04.01.2018 um 07:23 Uhr)
“Anti-intellectualism has been a constant thread winding its way through our political and cultural life, nurtured by the false notion that democracy means that 'my ignorance is just as good as your knowledge.'" ― Isaac Asimov
Wie üblich sind wir uns glaube ich eh einig. Wenn man vor der Frage steht, ob man HoC noch anschaut oder das neue Album der Band noch hört, muss man sich das selber überlegen, jedes mal wieder und jedes mal selber.
Also genau das hier: "Und das kann man in seine Entscheidungen mit Einflüssen lassen, muss man aber nicht."
Den Vergleich mit "Kauft nicht beim Juden" finde ich nicht zutreffend. Es ist in diesem Fall ja eher "Kauft nicht bei einer Einzelperson, deren unpassendes, teils strafbares, teils "nur" arschloch Verhalten über viele Jahre anderen Leuten geschadet hat".
Es gibt, finde ich, auch Unterschiede zwischen dem Fall Kachelmann (Aussage gegen Aussage) und Weinstein und Spacey (viele Beschuldiger, über Jahre, Verhalten ein offenes Geheimnis gedeckt von vielen anderen im "System", in Teilen auch Schuldeingeständnisse). Nicht umsonst wird die Diskussion um die komplizierteren Fälle von etwa Woody Allen, Roman Polanski usw nicht auf der gleichen Ebene wie bei Weinstein geführt. Auch Casey Affleck hat kürzlich einen Oskar bekommen.
Wenn der Produzent beschließt, dass er Kevin Spacey nicht in seinem Film haben will, ist das für mein Empfinden nicht "ich stelle keine Juden an", sondern "ich schmeiße jemand raus, gegen den viele Beschwerden anderer Mitarbeiter vorliegen". Wenn das alles doch nicht stimmt, kann er rechtlich gegen den Rauswurf vorgehen. Fällt mE unter "kann man in seine Entscheidungen mit einfließen lassen", nicht unter "Hexenjagd".
Und zum Thema Hexenjagd fielen mir noch diese beiden Artikel ein
Yes, this is a witch hunt. I'm a witch and I'm hunting you
A fair accusation of sexual harassment or a witch hunt?
if it's something we can share, we can steal it.
ich glaub, der brecher beschreibts ganz gut. in der populärkultur trennt man meist nicht zwischen „kunst“ und „künstler“ u will das auch nicht, weil man beides als gesamtpaket sucht (als feuilletonalias muss ich hier anführungszeichen setzen).
house of cards kommt jetzt natürlich sehr moralisierend daher, deshalb stört das spacey ding wahrscheinlich auch so.
wenn ich bei brand new jetzt die band u ihre musik gleichermassen toll fände, würde mir das jetzt das neue album ziemlich vermiesen. weil aber das einzige, was ich von denen kenne, seit vorgestern deren neues album ist, fällt mir kein grund ein, warum ich es jetzt nicht gut finden sollte.
edit: ich mag die radikale u energische ehrlichkeit in der überschrift.
Geändert von Ruprecht (04.01.2018 um 12:55 Uhr)
if it's something we can share, we can steal it.
...und genießen dennoch den gepflegten Austausch über die Details, stimmt!
Nur ist es halt keine Einzelperson, sondern eine ganze Serienproduktion mit 100+ involvierten Leuten. Da finde ich es halt stark übertrieben, sein Konsumverhalten an Spacey allein auszurichten.
Aber auch das kann man machen. Nur andere zu be- oder verurteilen, die das nicht machen, ist halt furzdumme Shitstorm-Hysterie.
Das ist auch etwas völlig anderes und dieses Vorgehen fände ich richtig und wichtig. Und es darf und soll auch durchaus öffentlichen Druck auf diese Verantwortlichen geben, solches Verhalten zu ächten und mit entsprechenden Konsequenzen zu handeln.
Aber auf Entscheidungsträger in den Firmen hab ich mich mit meinen vorherigen Aussagen auch gar nicht beziehen wollen. Sondern besonders auf den gesellschaftlichen und öffentlichen Druck, als Endkonsument da mit zu mischen und die Serie zu boykottieren.
Wenn man in seinem Umfeld oder auf Social Media Schelte kriegt, weil man noch HoC sieht, dann ist das eben doch irgendwie wie "kauft nicht beim Juden"
“Anti-intellectualism has been a constant thread winding its way through our political and cultural life, nurtured by the false notion that democracy means that 'my ignorance is just as good as your knowledge.'" ― Isaac Asimov
Ich glaub, Du hast da was falsch verstanden oder wirr zitiert.
Oder bist Du der Meinung, man sollte seine Mitmenschen dazu drängen, solche Konsumentscheidungen zu tätigen?
Geändert von knut (05.01.2018 um 07:55 Uhr)
“Anti-intellectualism has been a constant thread winding its way through our political and cultural life, nurtured by the false notion that democracy means that 'my ignorance is just as good as your knowledge.'" ― Isaac Asimov
Als Konsument hat man zwei Möglichkeiten: Kaufen oder Nicht kaufen/schauen oder nicht schauen.
Wenn ein Produkt Umwelt-/Arbeitsbedingungsstandards/moralische Standards nicht erfüllt/sexuelle Übergriffe beinhaltet, sollte es nicht gekauft/geschaut werden. Das denke ich, da sind wir uns einig.
Macht man es trotzdem, dann ist man imho nach ein Opportunist, denn er nutzt die Gelegenheit ein ,meistens, dadurch günstiges Produkt zu erstehen/ er ist zu bequem sich mit den Umständen auseinanderzusetzen.
#stay safe#
Ich hab trotzdem Bock auf House of Cards
As Kruppe ever says, it is a wise ox that gets the yoke.
Nachtrag zum von mir angesprochenen Vorfall mit Gaza: Offensichtlich haben sie nen neuen Sänger gefunden und unter dem Namen Cult Leader weitergemacht. Hat nur 5 Jahre gedauert, bis ich das rausgefunden hab. Huch...
Gerichtsverhandlung gab's keine, weil keine Anklage. Irgendwie ne lauwarme Einigung der beiden beteiligten Menschen, nicht mehr darüber zu sprechen. Kann man von halten, was man will. Ich find's extrem seltsam. Hier in Kurzform und mit weiteren Links, falls es wen interessiert.
As Kruppe ever says, it is a wise ox that gets the yoke.
Und ich dachte immer, schaukeln im Lift ist verboten....
“A man of knowledge is free…he has no honor, no dignity, no family, no home, no country, but only life to be lived.”
Juan Matus
http://david.mountaineer.over-blog.de/
https://soundcloud.com/djdasc
der Mann hat einfach steeze
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