Über den Wolken muss die Freiheit wohl grenzenlos sein. Mitten drin eher weniger.
Es hat so seine Vorteile, eine Freundin zu haben. Ganz besonders, wenn diese auch Ski fährt, und noch mehr, wenn ihre Familie eine kleine Zweitwohnung mit Skikeller in den Bergen hat. Besagter Skikeller, wenn gleich sehr praktisch während den Wintermonaten, ist jedoch eine äusserst heimtückische Einrichtung. Ganz besonders, wenns eine Woche nach Saisonende nochmals anständig schneit, man noch einige Frühlingsskitouren geplant hat und dann feststellt, dass der Rucksack der in der Einleitung Erwähnten inkl. der gesamten Lawinenausrüstung noch in besagtem Skikeller steht. Tendentiell eher suboptimal.
Dass die Gondelbahn ja eben schon Saisonende hat und die Zufahrtsstrasse noch metertief unter Schnee liegt erleichtert eine Bergung des besagten Rucksacks auch nicht wirklich. Ein Freitag Nachmittag mit 20cm Neuschnee und eine neu erworbene und frisch montierte G3 ONYX liefern jedoch die nötige Motivation.
Also ab ins Auto, Zufahrtsstrasse so weit hoch wie möglich, angefellt und losgelaufen. Und wenn man schon mal am Berg ist kann man auch gleich noch weiter hoch.
Der Lift, welcher normalerweise für den Uphill zuständig ist, ruht im Zwielicht. Unter mir muss es bewölkt sein, über mir irgendwo sonnig. Mein Standpunkt liegt irgendwo dazwischen im undefinierbaren Weiss.
Noch kann man die Geländekonturen mit der nötigen Ortskenntnis ungefähr erahnen. Die Liftstützen bieten zusätzliche Orientierungshilfe. Noch gehts voran, doch schon bald steh ich mitten im Whiteout. Pause. Vielleicht kommt die Sonne ja doch nochmal durch? In der Ferne hört man Nassschneelawinen zu Tale donnern.
Warten, Hoffen, vielleicht wirds ja doch noch was? Nach 30 Minuten lichtet sich der wabernde Wolkennebel tatsächlich wieder, endlich kann man wieder was sehen! Der Aufstieg geht weiter
Die Stimmung entschädigt für die Wartezeit. An der oberen Grenze der Wolkendecke macht Bewölkung spass.
Mein heutiges Ziel ist die Bergstation des Liftes. Dort liegen die Relikte der alpinen Bespassungsindustrie in gespengstischer Zwischensaisonstarre.
Nach einem kurzen Lichtblick an der oberen Wolkendecke steigt diese wieder an und der Berg versinkt erneut im Weiss. Bügel schliessen, die Talfahrt steht an.
Dieser TR muss leider ohne Actionshots auskommen. GoPro-POV-Footage Liebhaber können jedoch meinen Run simulieren, indem sie ein leeres Word-Dokument öffnen, die Seite im Querformat einrichten und 10min lang auf das leere, weisse Blatt starren.
Der Aufstiegsspur entlang zöpfelte ich mich talwärts. Mehr lag bei diesen Sichtverhältnissen nicht drin. Erst auf den letzten paar Metern sorgten ein paar Bäume wieder für etwas Kontrast.
LVS und Lawinenausrüstung gesichert, mission accomplished - weitere Frühlingstouren können kommen!
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