[OR]Puder statt Hase
[OR]Puder statt Hase
Vorbemerkung: OR meint natürlich Ostern Report und nicht ...
Wieder einmal ist Ostern. Nun gehöre ich bereits einer Altersklasse an in der sich gewisse Meinungen und Vorurteile so stark in die Ganglien festgesetzt haben, dass sie kaum noch durch die Empirie verändert werden können. Mein diesbezügliches Vorurteil lautet, dass man zu Ostern nicht Skifahren kann. Nein, natürlich nicht wegen des Schnees (Ostern kennt da ja ganz eigene meteorologische Gesetzmässigkeiten, die noch viel zu wenig erforscht sind), sondern weil zu Ostern alle Skifahren. D.h. Volle Quartiere, lange Wartezeiten, verspurte Hänge etc. (man merkt, dieses Vorurteil stammt noch aus jener Zeit, als es keine Billigflüge gab und Stewardessen noch ein Hauch von Abenteuer umwehte).
Heuer wollte ich aber dann doch mal wieder zu Ostern fortfahren. Der Winter war kurz und so viele tolle Schneetage hatte ich nun auch wieder nicht um diese Möglichkeit auszulassen. Nach vielen, vielen Überlegungen entschied ich mich letztlich für Mallnitz in Kärnten. Dieser Ort hat schon seit Kindheitstagen eine Faszination auf mich ausgeübt (ich verbrachte meine Familienskiurlaub lange Zeit „drüben“ in Gastein). Ausserdem gibt’s da eine Abfahrt, die mich schon lange reizt. Und natürlich haben wir mit flaka (und topodellnevi und halvar etc.) aktive Forumsmitglieder hier, die mit ihren TRs durchaus Werbung für diese spezielle Region zwischen Österreich im Norden und Slowenien im Süden machen. Dank den modernen, vom Forum zur Verfügung gestellten Kommunikationsmitteln klappte auch die Kontaktaufnahme mit der einheimischen Freeride-Truppe und ein Quartier wurde auch gefunden.
Die Ankunft in Mallnitz (donnerstags nadhmittags) war vielversprechend: starker Schneesturm und schon waren die bereits aperen Wiesen wieder in eine Winterlandschaft verzaubert. I-Tüpfelchen war dann die Prognose für morgen: bluebird.
Also fanden wir uns um 8h30 zur ersten Bergfahrt auf den Mölltaler Gletscher (eigentlich Wurtenkees) ein. Nach paar unspektakulären Aufwärmrunden zwischen Haifischflossen wurde endlich der Gipfellift geöffnet und auf gings …
Die geplanten Foto-Shootings wurden dann in der Aufregung um flakas Knieverletzung (baldige Besserung!) und den Stress vor den heranziehenden Wolken geopfert. Bleibt noch zu erwähnen, dass mich flakas und topodellnevis Praxis-Skis sehr beeindruckten und meine Vorfreude auf die hoffentlich bald ankommenden eigenen Praxis anstiegen ließen.
Die Wetterverschlechtung war zum Glück nur von kurzer Dauer. Der Samstag morgen glänzte wieder durch annähernd wolkenlosen Himmel und die gestrige Kälte (sowie Bewölkung) hatte den Pulverschnee sicher gut konserviert. Gute Bedingungen also um die Freeridequalitäten in sogenannten Ankogelskigebiet von Mallnitz zu testen. Dieses Gebiet besticht ja zunächst durch eine große Seilbahn die von ca. 1270m bis knapp auf 2700m hinaufführt. Haken daran ist die südwestseitige Generalorientierung der Hänge sowie der – topographisch bedingte – schräg zur Bergflanke führende Verlauf der Seilbahn. Trotzdem sehen die Hänge durchaus brauchbar für einen gezielten Freeride-Ausflug aus.
Wir hatten allerdings andere Ziele. Bereits im Skibus zur Talstation hatte ich Roland („skifahrer“ vom hiesigen Forum bzw. SRG) und seine Freundin getroffen. Unser Ziel war das Gleiche: die Abfahrt über den Alpenhauptkamm von der Radeckscharte (2874m) nach Böckstein im Gastein bzw. zum Nordportal des Tauernbahntunnels (1172m).
Hier sieht man schon die Aufstiegsspur von der Bergstation aus …
Der Aufstieg hält sich mit ca. 300 Hm (man verliert von der Bergstation wieder knapp 100 Höhenmeter) in Grenzen.
Etwas nervös machten mich nur zwei Tourengruppen, die vor uns losgegangen waren. Zwar war mir bekannt, dass die Radeck-Abfahrt durch freie, breite Hänge gekennzeichnet ist, doch wer will schon Pulverschnee teilen?
Oben angekommen, stellte sich dann heraus, dass die Tourengeher alpinistischer motiviert sind (der nahe Ankogel, 3250m, lenkt viele vom Wesentlichen ab) und den Riesenhang für uns allein übrig liessen.
Blick nach Norden ins hintere Anlauftal …
Im Westen zeigt sich der Grossglockner …
Wir verloren aber keine Zeit und machten uns daran einen günstigen Einstieg in den Hang zu finden …
Die ersten paar Meter waren steinig und dann gab's noch für wenige Meter Schneedünen. Darunter war dann allerdings alles erste Sahne. Blick zurück auf den Starthang …
Roland's Grinser nach dem ersten Abfahrtsstück spricht Bände …
Es folgte eine Abfolge von Hängen in tollen Hochgebirgspulverschnee …
Die Hänge sind riesig breit und offen. Anfangs steiler, werden sie nach unten zunehmend flacher.
Ungefähr vor dem letzten Hangdrittel ...
Flache, aber durchaus schöne Hänge liegen noch vor uns ...
Und schließlich der Rückblick vom Talgrund …
Dann geht’s flach – aber meist ohne Anschieben – weiter das Anlauftal hinaus …
Wie bereits flaka & co ein Jahr vor uns (siehe flakas Radeck-TR bleiben auch wir zu lange auf der linken, südlichen Bachhälfte und müssen noch eine Bachquerungsaktion mit mühsamen Gegenaufstieg zur Almstrasse hinter uns bringen um dann nach einem längeren Ziehwegstück die Strasse kurz vor dem Bahnhof zum Nordportal des Tauerntunnels zu erreichen …
Mit dem Autoverlad ging es dann durch den Tauerntunnel zurück nach Mallnitz womit einer meiner absoluten Höhepunkte dieser Saison zu Ende war.
Zitieren
Lesezeichen