[Bericht] European Outdoor Film Tour 2006/07 ZH

Da ich ja momentan nichts anderes machen kann, als rumhängen, hab ich beschlossen, mal woanders rumzuhängen und war für euch an dem European Outdoor Film Tour Stop in Zürich.

Das Fazit vorne weg: Ich war irgendwie enttäuscht. Nicht ganz fair, aber enttäuscht.

Die Filmvorführung fand im Volkshaus Zürich in einem der dortigen Universalsääle (Aula, Debütantinnenball, Laientheater oder langweilige Honorationsreden finden hier vermutlich eine Heimstätte) statt, der simpel mit Stühlen gefüllt war, eine Dialeinwand hing zwecks Projektion auf der Bühne, wenigstens der Sound war ordentlich.
Schon der Vorraum wirkte lieblos, zwei Schaufensterpuppen mit der Extreme Kollektion des Sponsors Mammut und ein paar Prospekte auf einem Klapptisch des Lokalsponsors Transa. That's it.
Das Publikum war erstaunlich Durchschnitt, Väter mit 12-jährigen Töchtern, Ehepaare, Familien und sehr wenige, die nach Sportlern aus Leidenschaft aussahen. Dementsprechend konsumptiv war es auch, ein paar Aaahs und Oohs und einige Lacher, sonst kam keine Stimmung im Saal auf (Züri halt...).
Wie auch, bei der lieblosen An- und Zwischenmoderation des Promo-Teams?
Die Verlosung der nicht gerade üppigen Preise (Beanie, Offiziersmesser, Schneeschuhe, Rucksack) wurde wie ein lästiges Übel schnell abgehandelt. Der Preis der angebotenen "Best of" DVD war irgendwie -naja- 15,- € sind 30,- SFr, klar. Sagt alles.
Soviel zum Rahmen.
Die Filmkollektion selber war irgendwie gut und war es doch nicht. Die Einzelfilme, und das sind die Beiträge -lieblose Zusammenschnitte- anderweitig ebenfalls publizierter Outdoor-Filme, schwankten irgendwie zu sehr in ihrer Qualität, zeigten aber ausnahmslos beneidenswerte sportliche Einzel- und Extremleistungen.
Angefangen mit einer Erstbegehung einer wirklich kranken Route im Yosemite durch den an "weirdness" nicht zu überbietenden Cedar Wright auf filmerisch unterstem Niveau über die politisch motivierte Dokumentation einer Reise mit den Caribou bis zu filmerisch extravagant aufgenommenen BASE-Jump Aktionen reichte das Repertoire.
Alle Filme sind durchaus für sich genommen sehenswert, der Mix stimmt jedoch überhaupt nicht.
Der wirklich respektable Speed-Begehungsversuch des G2 durch Böhm und Haag ist sicher spannend, jedoch im Verhältnis zu langatmig.
Dass das ganze durch 4 Minuten Cliff-Drops (sicher 25 Sprünge) -hektisch und lieblos aus dem Zusammenhang gerissen- von Julian Carr aufgelockert werden soll, hilft nicht.
Die Nordpol-Expedition von Miur/Phillips ist irgendwie auch nichts aus der Kategorie "Bis jetzt noch nicht dagewesen", allerdings hab ich noch nie Menschen gesehen, die in so krassen Situationen einen so kranken Humor haben. Aussies...
Auch die Schlusssequenz des Films, eine Snowboard AK-Line (btw. mässige Performance) sowie eine Ski-Rinne mit BASE-Abschluss aus dem TGR Film "Tangerine Dream" wirkt extrem zerstückelt, lieblos und liess mich irgendwie mit gemischten Gefühlen den Saal verlassen.

Da ich das ganze jetzt so verrissen hab, kommt nun die Relativierung. Ich kannte bis jetzt Extremsport auf Kinoleinwand-Format nur aus den Nuit de la Glisse-Filmen und hatte einen stimmungsvollen Abend mit einem Filmerischen, optisch eindrucksvollen Gesamtkunstwerk erwartet.
Was ich erleben durfte, war eine Sammlung eindrucksvoller Expeditions-Dokumentationen durchmischt mit Ausschnitten aktueller Filmproduktionen verschiedenster Extremsportarten. Und das ganze in mässigem, eher lieblosem Rahmenprogramm weit unterhalb des kinotechnischen Höchstgenusses.
Die Doku's waren allesamt beeindruckend, aber eben Dokus, während die Zusammenschnitte teilweise lieblos oder zusammenhanglos wirkten und ihre "Message" irgendwie nicht rüber kam.

Wer also wie ich ein Filmerisches Gesamtkunstwerk, ein optisches Feuerwerk dargebracht auf dem Top-Level der Kinopräsentation a la Thierry Donard's Nuit de la Glisse erwartet, wird enttäuscht werden.
Dennoch bieted die Euopean Outdoor Filmtour einen interessanten Überblick über die faszinierende Welt der Extremsportarten und Extremerfahrungen und dokumentiert eindrucksvoll einige der estremsten Einzelleistungen im Outdoor-Sektor des vergangenen Jahres.

In so fern war es, wie so häufig, meine völlig falsche Erwartung, die mich das ganze als eher enttäuschend erleben liess. Sehenswert ist es trotzdem. Auf jeden Fall. Man könnte aber mehr draus machen. Viel mehr.


BTW: Wie sieht es eigentlich diese Saison mit der Nuit de la Glisse im deutschsprachigen Raum aus? Hat irgendjemand irgendwelche Infos?

danke. die nuit d.l.g. kommt doch nur alle 2 jahre, oder?

Auf der HP steht was von Tourstops im Januar 2007. Natürlich nur in FR.

Toller Bericht. Hast dir ja einiges an Arbeit gemacht, deine Eindrücke zusammenzuschreiben.

danke für informativen verriss.
wo hast du denn die nuit de la glisse filme, die du gesehen hast, gesehen?

Zitat:

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Zitat von gletsch

Toller Bericht. Hast dir ja einiges an Arbeit gemacht, deine Eindrücke zusammenzuschreiben.

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Ich wollt's knapp halten aber dann sprudelte es aus mir raus...

Zitat:

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Zitat von klar

wo hast du denn die nuit de la glisse filme, die du gesehen hast, gesehen?

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In den Cinemax-Kinos, 1x Mühlheim, 1x Zürich (hier allerdings als "reguläres" Programm, langweiliger) und das dritte weiss ich gar nicht mehr. War das in Innsbruck? Keine Ahnung.