Skitour: Cima di Jazzi (Walliser Alpen)

Bei meinem ersten Zermatttag hat mich dann nach den zwei skitourenlosen Tagen in Argentiere die Sucht wieder gepackt. Angesichts der gewaltigen Bergkulisse rund um Zermatt wollte ich unbedingt auch einen Gipfel besteigen. Als Solist ist das allerdings in der Gegend dort gar nicht so einfach, da aufgrund der Spaltengefahr der Gletscher ein Alleingang ziemlich leichtsinnig ist. Am ehesten schien mir aufgrund diverser Recherchen noch die Cima di Jazzi (3803m) im Grenzkamm zu Italien geeignet.

Um die konkreten Verhältnisse nochmal vor Ort zu studieren stapfte ich also zunächst noch mit geschulterten Ski von der Bergstation der Stockhorn-Bahn rauf zum "echten" Stockhorn (3532m), wo sich ein guter Überblick über den gesamten verbleibenden Aufstieg zur Cima di Jazzi ergibt. Es war eine deutliche Spur zu erkennen, die nur an einigen wenigen Stellen an oder über offensichtliche Spalten führt. Da ich vor mir als auch hinter mir Gruppen mit dem gleichen Ziel hatte, schien mir das Raufgehen auch allein noch akzeptabel, zumal auch gute Schneebedingungen (tragfähiger Firn in den unteren Bereichen) herrschten.

Nach kurzer Abfahrt zum Stockhornpass (3387m) klebte ich also die Felle rauf und begann mit dem ziemlich flachen Anstieg. Bloss die letzten ca. 200 Höhenmeter birgten einige steilere Stücke, die zudem vom Wind hart wie Glas (und genauso rutschig) gepresst waren. Hier bereute ich dann sehr, dass ich blöderweise die Harscheisen im meinem Quartier gelassen hatte. Prompt rutschte ich aus (kurioserweise erst nach dem steilsten Stück) und verlor prompt wieder 30-40 Höhenmeter. Stürzen und abrutschen mit auf Aufstieg gestellter Bindung und Fellen an den Ski ist übrigens eine eher unangenehme Fortbewegungsart ...

Nach diesem Missgeschick erreichte ich dann problemlos (sieht man vom Keuchen ab ...) den Gipfel.

Die Abfahrt über den ewig langen und flachen Findelgletscher gestaltete sich dann (nach dem unangenehmen windgangelgeprägten Gipfelhang) als einziger Carvingtraum. Zunächst im trockenen, gesetzten Altschnee und dann in perfektem Firn. V.a. die lange Gletscherzunge war eine riesige, breite Carvingpiste (mit Ausnahme einiger Spaltenzonen, wo es Obacht zu geben galt ...).

Nach ca. 1200m auf dem Gletscher erreichte ich schliesslich das Gletschervorfeld, wo es dann - meist hangschräg querend - raus zur Station Gant des Zermatter Skigebietes ging. Knapp 1600 Höhenmeter Abfahrt waren zu Ende.

Fazit: Bei guten Bedingungen (Wetter, v.a. gute Sicht unbedingt notwendig, gutes und festes Einschneien der Spalten) eine gemütliche (dank der Seilbahnen als Zustiegshilfe zum Stockhornpass) Tour mit Ausklangmöglichkeiten im Zermatter Skigebiet.

Bilder:

Bild 1: Rückblick vom Stockhorn auf die Aufstiegsspur. Dieses Gelände wird von der Bergstation der Stockhornbahn (Hohtälli-Stockhorn) in ca. 20 bis 30 min zu Fuss erreicht und ist auch Ausgangspunkt für das ideale Freeride-Gelände auf der Nordseite des Stockhorns.

Bild 2: Beim Aufstieg zur Cima di Jazzi gelang mir eine Premiere in diesem Winter. Ich überholte tatsächlich eine Gruppe :D. Allerdings stellte sich dann am Gipfel beim Small Talk heraus, dass das älteste Mitglied dieser Gruppe eine Frau war, die sicher schon die 70 deutlich überschritten hatte :P.

Bild 3: Obligatorisches Gipfelfoto ...

Bilder (Fortsetzung)

Bild 4: Rückblick zur Cima di Jazzi vom oberen Findelgletscher

Bild 5: Abfahrtsroute

Bild 6: Totalansicht der Abfahrt in der Frontalen

oha, so wie der glänzt ( der gletscher) muss der aber schon ganz schön gebremst haben, oder?

du scheinst ja echt ne schöne woche gehabt zu haben. danke für die ganzen berichte.

wieso heisst denn dein bild tennisplatz?

Zitat:

---

Zitat von greg

oha, so wie der glänzt ( der gletscher) muss der aber schon ganz schön gebremst haben, oder?

du scheinst ja echt ne schöne woche gehabt zu haben. danke für die ganzen berichte.

wieso heisst denn dein bild tennisplatz?

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Das Foto hab ich am Morgen nach der Tour aufgenommen. Das Glänzen ist die gefrorene Kruste. Bei meiner Abfahrt wars grad noch firnig (wär aber feiner gewesen, wenn ich eine halbe Stunde oder mehr früher dran gewesen wär ...).

Mein Wetterglück war schon ziemlich gross* ;D. V.a. da ich ja wegen Urlaubsparen die Feiertage miteinbezogen habe und daher gar nicht nach mittelfristiger Wetterprognose gehen konnte ... Ein Tag war tendenziell wirklich schlecht (Schneefall ab ca. 12h00, ein/zwei andere Tage waren sonnig mit Wolken, die anderen nur sonnig mit maximal Cumulusbildung am Nachmittag - in Zermatt blieben die aber netterweise alle am Grenzkamm Schweiz-Italien hängen ...).

Tennisplatz heisst das Gipfelfoto wegen des grossen Ausmasses des Gipfelplateaus. Da haben echt einige grössere Gruppen Platz drauf (aber Fussballplatz wär übertrieben gewesen* ;)).

P.S.: Freut mich, dass euch die Berichte einigermassen gefallen. Mir machts Spass, die zu schreiben und ich lese auch immer gerne die anderen Berichte* :)

hi!

sieht ja schön aus :D

wie lange hast du denn in etwa gebraucht, vom stockhorn nach gant, oder vom stockhornpass bis zum gipfel oder so?

freak~[:fish:&:ghost:]

Zitat:

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Zitat von freak

hi!

sieht ja schön aus :D

wie lange hast du denn in etwa gebraucht, vom stockhorn nach gant, oder vom stockhornpass bis zum gipfel oder so?

freak~[:fish:&:ghost:]

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Die Zeiten zur Cima di Jazzi waren ungefähr so aus:

Stockhorn-Seilbahn - Stockhorn: etwas über eine halbe Stunde, dort ca. 15 min Pause
Stockhorn - Cima die Jazzi (war dann so ca. 13h00): etwas über 2 Stunden, Gipfelpause wohl ca. 20 min, Abfahrt dann wohl so eine Stunde (hatte mich einmal in einer Spaltenzone versemmelt und musste bischen retour gehen :-[)


Auf alle Fälle blieb dann noch genug Zeit um noch bisschen auf den Pisten im Hohtälli und Rothorn-Gebiet herumzukurven.

Die Stockhorn-Runs sahen ca. so aus:

8h45 Sunnegga-Bahn
9h20 erste Gondel auf Hohtälli
9h30 Stockhorn-Gondel
10h00 am Einstieg zu Stockhorn-Varianten

10h50 Beginn neuer Runde

Das geht (v.a. das Abfahren) natürlich auch um einiges schneller. Aber ich wollte, da ich ja das erstemal da war, bewusst Eindrücke sammeln und hab oft einfach zum Fotographieren/Herumschauen Pausen gemacht (ausserdem wollte ich ab und zu meine Nikotinsucht befriedigen ;)).