Gesucht wurde ein freerideorientierter Tourenski für die besseren Tage, der aber auch bei nicht so guten Bedingungen einigermaßen funktioniert.
Ein Bekannter fuhr den Keeper und war recht begeistert.
Ich bekam dann einen Tipp für ein günstiges Angebot und habe zugeschlagen.
Fahrer:
178cm/70 kg; Solide unterwegs in jedem Gelände. Weder Zöpferl flechten noch Straightline, fährt aber schon gerne mit Druck. Liebt Treeskiing und strukturiertes Gelände, springt viel und gerne, aber nur ganz kleine Gupferl...
90% Touren & 10% Freeride
(Seit mehreren älteren und einer aktuellen Verletzung derzeit viel defensiver unterwegs, auch noch nicht fit)
Mag eher härtere Ski, die trotzdem agil und wendig sind.
Ski:
Icelantic Keeper 2013.
Getestete Größe: 178 cm
Dimensionen: 150/119/136
Radius: 16m@178cm
Gewicht: 2,04 kg
Ich c&p mal noch, was Icelantic schreibt:
- Handmade in Denver, Colorado (In der Never Summer Factory)
- New Carbonium Topsheet Material
- Matte Fiberglass Mounting Plate
- ETLX 2200 Triaxel Fiberglass
- 2.2mm "Cold Bent" steel edge
- Poplar Wood Core
- 20mm Rubber Foil (3 Layers)
- Durasurf 4001 Sintered P Tex Base
Montiert hab ich eine Fritschi Vipec.
Erster Eindruck – anschauen und –tatschen
Der Ski fühlt sich gut an, relativ steif im Camber, weicher und dünner in Tip und Tail.
Ich würde so in etwa 7/10 in der Härteskala geben.
Durch die große Schaufel und generell die Abmessung wirkt er schon wie ein ziemliches Brett, trotz der Länge von nur 178 cm.
Der Tiprocker ist ziemlich ausgeprägt und beginnt eher abrupt. Der Tailrocker deutlich kleiner und wirkt kontinuierlicher.
(Icelantic statement zum Rocker: „The 30cm of early rise in the tip includes the tip rise, so that measurement is from the very end/tip of the ski, (same thing for the early rise in the tail). When flexed, the length of rise changes from 30cm to 36 cm (tip) and 25cm to 29cm(tail)“)
Der Sidecut schaut schon krass aus, für einen Ski dieser Dimension.
Das Topsheet Material ist funky – es wirkt wie aus quadratischen „Schuppen“ zusammengesetzt. Ich hab nicht rausgebracht, was das „Carbonium“ sein soll, aber es wirkt sehr robust.
Der Keeper fühlt sich solide und hochwertig an, die Kanten waren sehr scharf.
Optik **** - *****
Nicht wirklich wichtig, aber bei den Icelantic Ski schon erwähnenswert. Mir gefallen die Designs von Trevor Parr sehr. Beim Keeper fand ich jeden „Jahrgang“ bis jetzt recht cool.
Robustheit *****
Ziemlich gut. Ich schone meine Ski nicht und der Keeper hat schon einiges einstecken müssen, schaut dafür aber recht gut aus. An den Tips sind die Ränder etwas angenackelt – keine Ahnung wieso.
Preis
Ich hab den Ski neu für 300 € bekommen, was ein fairer Preis ist. Für ein aktuelles Modell zahlt man ohne irgendwelche Angebote wahrscheinlich so um die 600 bis 700 €.
Aufstiegsperformance *** (****)
Man hat schon das Gefühl ein rechtes Ungetüm an den Füssen zu haben – weniger wegen des Gewichts, sondern eher wegen der Maße. In steilerem Gelände sind meine Spitzkehren mit dem Keeper eher wenig elegant.
Wenns sehr hart (und dazu steil) ist, wird´s durch die Breite beim queren ein bissl schwierig, aber das ist ja auch nicht sein Einsatzgebiet.
Ansonsten durch sein Verhältnismäßig geringes Gewicht aber noch absolut im Rahmen und auch Aufstiege > 1000 Hm kein Problem.
Abfahrtsverhalten
Powder **** (*****)
Sehr geil. Der Ski ist sehr Drehfreudig, ganz besonders, wenn man etwas mehr Druck auf die Tips gibt. Was mir gut gefällt (und vermutlich auch meiner Art zu fahren entgegenkommt) ist, dass man ein sehr intensives Gefühl für den Schnee hat. Der Keeper ist kein Surfboard, das oben auf der Powderwelle schwimmt, sondern eher ein Panzer, der sich durch alles hindurchwühlt, ohne jedoch an Manövrierbarkeit zu verlieren.
Ich finde die Stabilität und das sichere Gefühl sehr fein. Der Ski liegt satt und stabil auf und ermöglicht einem jederzeit zu tun, was man möchte.
Je höher das Tempo, desto agiler wird er, aber auch langsames cruisen macht viel Spaß.
An wirklich tiefen Tagen dürften es natürlich schon ein paar mm mehr unter der Bindung sein, aber bei uns kommt das jetzt nicht so oft vor, dass mir da etwas abginge...
Irgendwann erreicht man dann schon ein Limit, bei dem man sich ein paar cm mehr an Länge wünscht, das wäre jedoch für mich zum Hochgehen nicht mehr gescheit machbar...
Anderes Weiches (Sulz, feuchter Neuschnee, zerfahrener Powder, etc.) *****
Top. Bügelt alles nieder, verleitet zum offensiveren fahren und driftet schön durch jegliche Arten weichen Schnees.
Der beste Ski, den ich in diesen Bedingungen je gefahren bin (man muss fairerweise aber sagen, dass ich da aber ned so viel Erfahrung mit vergleichbaren Modellen hab.)
Man spürt, wie sehr der Ski gewinnt, wenn der Schnee schwerer wird.
Piste: weich und griffig *** (****)
Ich interessiere mich nicht für Pisten, aber manchmal muss man ja doch (siehe auch nächsten Punkt) und siehe da: Das macht er erstaunlich gut. Sowohl weite Turns mit höherer Geschwindigkeit, als auch kurze Carving Schwünge funktionieren ziemlich gut und machen Spaß, solange der Schnee einigermaßen griffig ist.
Alles Harte: (Piste, vereiste Ziehwege, Buckel, etc.) **
Wie schon geschrieben interessiert mich Piste kein Stück, aber bei vielen der heimischen Skitouren endet die Abfahrt in mehr oder weniger langen Waldabschnitten (Forststraßen, Wanderwege u.ä.), die dann irgendwann recht buckelpistenartig ausgefahren und vereist sind. Insofern ist das für mich durchaus ein Kriterium.
Ich muss allerdings eines voranstellen. Mit meinen Mega-detuning-skills (was man aber unbedingt tun sollte – die Kanten sind ab Werk sehr scharf und ganz ohne Behandlung fährt es sich einfach wie ein anderer Ski) hab ich`s vielleicht etwas übertrieben. Es fühlt sich an, als hätte ich gar keine gescheite Kante mehr. Bei einem Ski mit der Breite braucht man eh schon ein bissl, bis man den Kantenwechsel vollzogen hat; besonders wenn`s eng und eisig wird muss man schon sehr konzentriert draufstehen.
Diese Jahr werd ich die Kanten nochmal schleifen lassen und dann etwas vorsichtiger detunen...
Bruchharsch *** (****)
Ganz ok. Ich tendiere generell etwas dazu hinten drin zu hängen, durch einen etwas zentraleren Stand verbessert man die Performance bei brüchigen Deckeln definitiv, weil es das hakeln des Tails spürbar minimiert; dann kommt der doch deutliche Tiprocker und die große Schaufel mit Taper zum tragen. Keine Offenbarung, aber solide und vorhersagbar.
Fazit: ****
Nicht die eierlegende, weedkackende Wollmilchrennkampfsau, aber auch nicht so weit weg davon, imho. Vor allem eine top Performance in allem was weich ist. Stabil, Sicherheit vermittelnd und einfach zu fahren – ich mag den Keeper sehr.
http://www.freeskiers.net/community/...9&d=1448464230
