[TR]Skitouren im Val Maira

Vor einigen Wochen hat Gerrit (hier als Livrio sehr selten aktiv) mir gegenüber das Val Maira erwähnt. Eigene Recherchen ergaben schnell, dass es sich um den jüngsten Hot Spot der Skitourenszene handelt. Die Gegend hat irgendwie den Anschluß an die „moderne“ Entwicklung verpasst, (skitouristischer) Massentourismus fehlt völlig und jahrzehntelange Abwanderungsprozesse haben zu einem Zusammenbruch der lokalen Berglandwirtschaft und dem Verfall zahlreicher Siedlungen geführt.

Die Recherchen haben auch zum Buch von Bruno Rosano „Charamaio mai en Val Maira“ geführt. Das Buch ist der perfekte Appetizer, insofern es viele Tourenmöglichkeiten im Val Maira detailliert beschreibt und mit ansprechenden Fotos dafür sorgt, dass man nicht anders kann als möglichst bald dort hin zu fahren. Ergänzt wird das ganze durch einen Kartenanhang. Mit dem Buch bin ich also wochenlang „internet skigefahren“.
Nun ergab es sich, dass für die Osterwoche Zeit für einen Skiurlaub war und ich meine Freundin (obgleich Skitourenanfängerin) für diese lange Reise (vom Raum Wien immerhin ca. 1100 km) motivieren konnte.
Voll bepackt ging es also am Palmsonntag abend los. Nach stunden- bzw. eigentlicher tagelanger Anreise erreichten wir endlich unser Ziel, das vieldiskutierte Val Maira, wobei wir mit Acceglio einem der Hauptorte im oberen Tal als Ausgangspunkt wählten.

Vor Ort stellte sich dann die Auswahl aus den zahlreichen Möglichkeiten als das größte Problem dar. Die Entscheidung fiel letzlich auf eine kleine Erkundungstour um die lokalen Schneebedingungen abtesten zu können und mal ein bisschen in der Gegend rumzuschauen. Also ging es per Auto nach Chialvetta (1475m).
Typisch für die Gegen dort ist, dass man am letzten bewohnten Ort starten muss und sich durch eine beschauliche Talwanderung in einer in unterschiedlicher Stufe des „Verfalls“ sich befindlichen Kulturlandschaft an das Hochgebirge herantastet.

Das Dörfchen Pratorotondo (1622m). Speziellen "Pilgerwert" hat dieses (nur noch im Sommer bewohntes) Dorf als Geburtsort des Buchautors Bruno Rosano.
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Überall zeigen sich Möglichkeiten für Skitouren, aber wir sind bescheiden und bleiben unserer leichten Erkungdungstour treu indem wir brav im Talgrund weiter Richtung Passo della Garbonet gehen ...

Schöne Abfahrtsmöglichkeiten am Cima Ciarbonet
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Langsam kommen wir über die Waldgrenze hinaus und erreichen ein hübsches Almplateau ...
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Und - Stunden später - der herrliche Blick zum Skigelände rund um das (im Winter geschlossene) Rif. Gardetta.

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Der weitere Anstieg zieht sich, wir merken zudem die Auswirkungen des Nordföhns als Folge des Sturmtiefs an der Alpennordseite. Trotzdem erreichen wir irgendwann einen kleinen, unbedeutenden Gipfel namens Bric Cassin (2687m).

Und dem tollen Blick auf die Felsnadel der Rocca la Meja (2840m).

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Allerdings muss ich gestehen, dass mein Blick vor allem dem schönen Steilhang am Mont Cassorso (2774m) gewidmet ist ...
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Persönlich fasziniert mich der schöne Blick zum Monte Viso (3841m) im Norden. Ein Gipfel an dem ich vor ca. 25km mal vorbeigewandert bin (und beim Ersteigungsversuch abgebrochen...). Noch näher bieten sich ein paar offensichtlich interessante Skitourenmöglichkeiten an, die wir die nächsten Tage dann angehen werden.
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Unsere eigene Abfahrt ist allerdings unspektakulär. Wir ignorieren alle Verlockungen steilerer Varianten und genießen die gemütliche Standardroute ...

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Doch etwas müde, aber mehr als zufrieden erreichen wir wieder Chialvetta ...
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[to be continued]

schaut gut aus! :)

Nächsten Tag wollten wir dann doch was Größeres angehen. Es gibt ja auch 3000er hier und natürlich auch ganz steile Sachen (die sind für uns aber Tabu, ich kann mich da ganz schön hinter meiner Freundin verstecken, die ja neu im Geschäft ist ;)).

Daher ging es früh (6h00 Frühstück!) los Richtung Chiapera (1619m) am Talschluss des Val Maira. Das Wetter ist wie gestern wolkenlos aber bereits beim Aussteigen aus dem Auto werden wir vom Föhnsturm beinahe umgeweht. Zum Glück kennt N. ja die harte Schule des Alpenostrands und nach kurzem Austausch über die Alternativen entscheiden wir uns gemeinsam doch loszugehen.

Auch hier beginnt es mit einem Talhatscher ... bald gewinnen wir aber an Höhe und fasziniert beobachten wir, wie ganze Gruppen uns überholen und binnen Minuten nicht mehr sichtbar sind, während wir daran zu kämpfen haben, dass uns der Gegenwind nicht von der Almstrasse wegbläst.

Nichtsdestrotz ist das landschaftliche Ambiente wieder top ...

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Gleichzeitig ist aber der Sturm derart stark, dass er alle unsere Ambitionen für höhere Gipfel zu Nichte macht. Ganz kurz mag Nadja sogar überhaupt umdrehen und um ein Haar hätte ich auch eingestimmt. Aber ich hatte Hoffnung, dass um die "Ecke" der Föhnsturm weniger zu spüren wäre und wir mühten uns dann rüber in Richtung eines anderen Gipfels (Monte Bellino, 2937m), wo es tatsächlich (anfangs) etwas Schutz gegen den Sturm gab ...

Blick zum Monte Billuno (2937m)
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Tatsächlich wird es im Schutz eines Berghangs etwas windstiller und wir können uns wieder an Details erfreuen ...
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Der weitere Aufstieg erfolgt dann durchaus kontemplativ ...
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Der Blick auf die kommenden Abfahrtshänge lässt Vorfreude zu ..,
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Leider wird ganz oben der Sturm wieder stärker und wir drehen 20 Höhenmeter unter dem Gipfel um. Umso mehr genießen wir dann aber die Abfahrt ...

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Nach ein paar Abfolgen von wirklich netten Hängen erreichen wir wieder das Haupttal und können dann - nun mit Rückenwind - die lange Schussfahrt zurück zum Parkplatz angehen.

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Am dritten Tag (wieder Sonne pur) wollte ich nun endlich die schönen Westhänge oberhalb von Acceglio, die wir schon am ersten Tag bewundert hatten, angehen. Wir starteten daher ganz gemütlich erst um 7h00 mit dem Frühstück und fuhren dann los die wenigen Kilometer nach Lausetto (1510m).

Auf der Südseite des Val Maira heisst es zunächst die Ski tragen …
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... to be continued ...

... [Doppelpost ... gelöscht] ...

Unser Ziel sind die schönen Westhänge des Monte Ruissas (2736m), die wir schon von unserer ersten Erkundungstour betrachten konnten.

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Da heute unser selbst definierter Rasttag ist, gehen wir den Aufstieg beschaulich an ... nicht zuletzt auch um das Auffirnen der Hänge richtig zu erwischen.

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Langsam an Höhe gewinnend ergeben sich schöne Ausblicke zu unserer Tour des ersten Tages, ins Tal von Chialvetta mit den dortigen Möglichkeiten.

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Leider sind noch immer Reste des Nordföhns zu spüren. Immerhin haben wir dann aber vom Gipfel schöne Blicke in Richtung Poebene mit dem Talort Dronero und ganz im Süden die Andeutungen des Ligurischen Appennin ...

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Und auch der Monte Viso steht noch immer da ...

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Die Abfahrt selbst ist dann ein einziger Firngenuss ...
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Nach der schönen Abfahrt geht es sich dann gemütlich und zufrieden in Richtung Auto ...

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und auf einen Cappuccino in einer kleinen Trattoria oberhalb von Acceglio ...
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sehr schön, vielen dank dafür! wollte schon bei deinem andern TR nachfragen, wie es denn in den ominösen süditalienischen alpen wohl aussieht ;)

Da ist er ewig untergetaucht und haut dann gleich so'n Ding raus!

Sehr schöner Trip Report, herzlichen Dank dafür.

Schick. Und wo ist die Pizza?

freak~[:fish:&:ghost:]

geilomat!

Bäm. Nice :)

Zitat:

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Zitat von knut

Da ist er ewig untergetaucht

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...btw. ist's eigentlich Zufall dass der Alpenosträndler Tom from Austria zeitgleich hier wieder auftaucht? :blowbunny:

Zitat:

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Zitat von knut

...btw. ist's eigentlich Zufall dass der Alpenosträndler Tom from Austria zeitgleich hier wieder auftaucht? :blowbunny:

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Manchmal gibt es eben Zufälle ... ist mir auch aufgefallen. Zunächst mal danke an die netten Rückmeldungen. Ich denke, ich finde heute abend Zeit den TR fertig zu stellen und dann plane ich noch einen kleinen Infoteil. Das Val Maira hat sich in den letzten Jahren ja tatsächlich zu einem auch im deutschen Sprachraum begehrten Ziel entwickelt. Nicht zu unrecht. Die Gegend ist dort - in all ihrer Mannigfaltikgeit und auch mit all den Problemen aufgrund des flächigen Verfalls vieler alter Infrastrukturen - für uns Nordländer beinahe "exotisch". Und skitourenmäßig (vielleicht mit Ausnahme von Gletschern, die es dort nicht gibt) lässt sie nichts zu wünschen ürbrig.

Nach dem "Beinahe-Rasttag" am Monte Ruissas haben wir uns für Karfreitag wieder etwas "Großes" vorgenommen. Nadja wünscht sich unbedingt einen Dreitausender. Nun gibt es im Val Maira eine ganze Auswahl an Dreitausender, das Problem ist aber mit jedem, dass man immer in Talnähe zu starten hat, d.h. die Höhenmeter sind doch etwas abschreckend. Kurz gesagt, ich befürchte einfach, dass ich konditionell weit unter dem Gipfel schlapp machen würde und diese mögliche Blöße will ich mir nicht geben.

Natürlich lasse ich mich trotzdem weich klopfen und wir gehen frühmorgens unser Dreitausenderprojekt an. Wir fahren wieder zum gleichen Sektor wie am Vortag, d.h. nach Lausetto bzw. sogar noch ein Stück weiter nach Colombatta auf 1570m, direkt über Acceglio gelegen und beginnen mit dem regionstypischen, beschaulichen Anstieg auf einer gemütlichen Almstraße.

Bald wird unserer Aufstieg aber getrübt: zunächst merke ich, dass ich die Karte vergessen hatte. Unverzeihlich, dass mir das passiert ... und nur wenig später meldet sich etwas zerknirscht Nadja mit der Mitteilung, dass sie vergessen hat, die Wasserflasche aufzufüllen. Bei bevorstehenden 1400 Hm, strahlenden Sonnenschein und genereller Südausrichtung doch etwas beunruhigen ... wir haben jetzt nur noch meine Flasche plus zwei ganz kleine Thermos mit Tee.

Dabei beginnen wir bereits mit den ersten Sonnenstrahlen zu schwitzen ...

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Wir sind aber trotzdem guter Dinge, zumal wir mit diversen Brunnen an den zahlreichen Almen rechnen ... Tatsächlich finden wir wenig später an der Grande Varzio einen echten Brunnen und laben uns dementsprechend ...

Über Serpentinen geht es - noch immer der Almstrasse folgend - weiter, aber bald erreichen wir die Capella Madonna della Grazie (1995m) und wir blicken erstmals auf bestes Skigelände mit unserem Ziel, der Cima Sebolet (3018m) im Blickpunkt ...

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Zunächst geht es über sanftes Gelände bergauf ...

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Und kurz wird es dann etwas steiler ...

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Nach ca. 200 Hm erreichen wir dann aber endlich wieder flachere Hänge und können auch wieder zu unserem Ziel mit der schönen Südflanke blicken ...

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Langsam nähern wir uns dem Gipfel ...

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Tatsächlich zieht sich die lange Schrägquerung etwas, aber kurz unter dem Gipfel erreichen uns die Rufe einer italienischen Gruppe, die grad mit der Abfahrt beginnt: "Bellissimo". Frisch motiviert quälen wir uns also doch noch die letzten paar Meter auf den Gipfel der Cima Sebolet (3018m), der mit Ski bis zur Gipfelmarkierung erreicht werden kann.

Und hier werden dann - mit dem Monte Viso passend im Hintergrund - die derzeit besten (und schönsten) Tourenski der Welt zur Schau gestellt:

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Auch Nadja freut sich (hoffentlich) riesig, es ist ihr überhaupt allererster Dreitausender ...

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Am Gipfel ist fast Windstille, bald sind wir von den Aufstiegsstrapazen erholt und die Vorfreude auf eine schier "endlose" Abfahrt über einen Riesenhang von 1000 Hm beginnt. Dank der guten Bedingungen - wir sind fast zum perfekten Auffirnzzeitpunkt dran - können wir direkt vom Gipfel in die Südflanke starten.

In nur wenigen Sekunden ist Nadja lediglich als kleiner Punkt, 300 oder 400 Hm weiter unten auszumachen ...

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Die weitere Abfahrt besteht aus einer Abfolge an Traumhängen ...

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Wir fahren eine möglichst direkte Linie runter in Richtung Grande Giacomarda (Almhütte), knapp 1000 Höhenmeter durch schönen Firn. Von dort aus geht es zurück zur Capella ...

Die weitere Abfahrt über die Almstrasse erinnert beinahe an Kunstschneepisten ...

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Durch die landschaftlich schöne Schlucht erreichen wir dann bald wieder unseren Ausgangspunkt und können uns wieder an Cappucino in einem der (wenigen) Trattorias erfreuen ...

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Als Abschluss für unseren Ausflug ins Val Maira hätten wir dann nächsten Tag noch eine gemütlich Abschlusstour in den dortigen "Nockbergen" in Aussicht gehabt. Angesichts eines kleinen Schlechtwettereinbruchs (Schneefall bis 1600m, Regen darunter, dazwischen Sonne) haben wir dann davon Abstand genommen und - mit kulturtouristischen Zwischenstopp in der Provinzhauptstadt Cuneo - die lange Reise zum Powder-Paradise des Alpenostrands angetreten ...

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Sehr schön. Danke !

Überblick zu Skitourenmöglichkeiten im Val Maira

Wie angekündigt nun eine ganz kleine Zusammenstellung über die Möglichkeiten, die das Val Maira für den Skitourengeher so zu bieten hat. Vorab ist festzuhalten, dass dieses Tal in den italienischen (Süd)Westalpen (genauer gesagt in den südlichen Cottischen Alpen) zwar in den letzten Jahren auch im deutschsprachigen Raum vermehrt an skitourentouristischer Aufmerksamkeit gewonnen hat (im Sommer/Herbst ist es bei Wanderern und Mountainbikern ein interessantes Ziel), aber man sich trotzdem keine Sorgen bezüglich des Andrangs machen muss. Zu weit ist die Anreise, zu unspektakulär sind die Gipfelnamen (man lässt ja bekannte Gebirgsgruppen, die z.B. mit zahlreichen 4000er aufwarten können "links" liegen) und zu gering ist die touristische (und sonstige) Infrastruktur in diesem Tal bzw. generell in der Ecke dort.

Mit wenigen Ausnahmen (z.B. Berichte in alpinen Magazinen) findet sich auch meines Wissens keine umfassende deutschsprachige skitouristische Information (also z.B. Guidebooks) zum Val Maira (im Gegensatz dazu ist die Wanderliteratur sehr umfassend, es gibt u.a. ein eigenes Buch über das Tal bzw. den Talrundwanderweg und in allen Büchern über die GTA "Grand Traversata delle Alpi" ist das Tal als Teil dieses Weitwanderwegs entsprechend dokumentiert).

Die wichtigsten Informationsgrundlagen sind das Buch und die (sehr gute) Skitourenkarte von Bruno Rosano:

"Charamaio mai en Val Maira", L'Artistica Editrice, Cuneo (2. Auflage, 2012).

"Esquiar en Val Maira" 1 : 20.000 (die in der Karte eingetragenen Skitouren korrespondieren im wesentlichen mit den im Buch beschriebenen und sind nach einem in Italien üblichen Schwierigkeitsschema von 1 bis 5 (mit Abstufungen innerhalb dieser Stufen) sowie mit einer „Ernsthaftigkeitsstufe“ von E1 bis E4) klassifiziert.

Italienisch muss man nicht unbedingt können (meines beschränkt sich auf 6 Jahre vergessenes Schullatein plus einige wenige Worte ...), da im Buch die Fotos sehr guten Überblick über große Teile der Auf- und Anstiege bieten und auch die jeweiligen (sehr detaillierten) Beschreibungen und Schwierigkeitsbewertungen mit ein wenig google translate gut zugänglich sind.

Von der ersten Auflage des Buches (2004) gibt es eine englische Übersetzung in Taschenbuchformat ohne Fotos. Die Nummern der Abfahrten korrespondieren zwar nicht mit der neuen italienischen Auflage, aber die jeweiligen Touren sind rasch zuzuordnen.

Sobald man sich das Buch gekauft und die Fotos gesehen hat, versteht man sofort, warum das Gebiet als Skitourenziel interessant ist ...
An vielen Ausgangspunkten wurden auch entsprechende Info-Tafeln errichtet, sodass man die Karte gut mit der Info-Tafel-Karte verifizieren kann ;)
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Noch ein paar Vorbemerkungen:

Das Val Maira ist geprägt von landschaftlicher Vielfalt. Aufgrund der Geologie finden sich dort sowohl sanfte "hügelartige" Berge (die eher an z.B. die Kärntner Nockberge erinnern) als auch ausgeprägte, hochalpine Felsgipfel "Dolomiten von Cuneo" genannt. Die Touren sind daher sehr vielfältig, von ausgeprochenen Hochwintertouren durch lichte Lärchenwelder, offenes Almgelände bis hin zu steilem Hochgebirgsgelände und engen Couloirs. Die Schwierigkeitsverteilung der (im Buch und in der Karte dokumentierten) Touren ist dabei insofern sehr ausgeglichen, als dass sowohl Anfänger als auch Experten „aus dem Vollen schöpfen“ können.

Gleichzeitig handelt es sich um eine bis vor ca. 50 bis 100 Jahren intensiv besiedelte und entsprechend gepflegte Kulturlandschaft mit sehr dezentral angelegten bis in die Hochtäler (vom Haupttal des Torrente Maira führen besiedelte Seitentäler in das Gebirge hinein) reichender Besiedlung. Das Haupttal beginnt mit dem Städtchen Dronero am Rand der Poebene (ca. 600m) und führt zum Alpenhauptkamm (Grenze zu Frankreich) mit dem höchstgelegenen Ort Chiapera, das von der Felszinne Rocca Castello sehr hübsch dominiert wird.

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Dazwischen finden sich viele hübsche Orte, die trotz (oder wegen?) der Verfallserscheinungen einen Reiz aufweisen …
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Zu erwähnen ist auch, dass das Tal (inklusiver natürlich seiner Seitentäler) seit ca. 100 Jahren zu den am stärksten von Abwanderung betroffenen Alpentälern zählt. Vieles an Infrastruktur bis hin zu ganzen Dorfteilen bzw. Siedlungen (Fraziones / Borgatas) sind vollkommen verfallen ("Siedlungswüstungen"), andere werden nur noch im Sommer bewohnt bzw. dienen teilweise als Ferienhäuser für die Nachkommen der ehemals bäuerlichen Besitzer. Dementsprechend sind auch die Elemente der bäuerlichen Kulturlandschaft (Ackerflächen, Wiesen und Weiden, Wälder) teils- bzw. großteils verfallen und vielerorts haben Verbuschungs- und Wiederbewaldungsprozesse eingesetzt.
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Massentouristische Entwicklung hat hier nie stattgefunden. Erste Skitourenführer erschienen zwar schon in den 1930er Jahren, aber es gab nie eine technische Erschließung von Pistenskigebieten. Rein abfahrtsorientierte Freerider stellen somit auch heute keine Zielgruppe dar.
Wie erwähnt ist die touristische Nächtigungsinfrastruktur sehr begrenzt. Im oberen Tal dürfte es so um ein Dutzend Pensionen/"Hotels" geben. In den kleinen Orten (wie z.B. Preit, Chialvetta) offenbar überhaupt nur ein einziges. Wir haben unseres (ca. 1 km von Acceglio entfernt) zunächst geographisch via Bing Maps ausgesucht und dann halt direkt über Webiste/Email. Zusätzlich zu erwähnen ist, dass man in (wahrscheinlich) allen Pensionen/Hotels kulinarisch (mit lokal/regionaler Küche) verwöhnt wird, die Preise günstig sind und die Zusatzkosten (fehlendes Liftangebot und Apres Ski) vernachlässigbar sind ... Gleichzeitig findet sich trotzdem oft genug eine kleine Trattoria, wo man nach der Tour entspannt einen Cappucino und einen Kuchen etc. genießen kann.

Die Hauptorte des Tales sind Stroppo, Prazzo (ca. 1000m) und Acceglio (ca. 1250m). Letzeres ist das „Zentrum“ des oberen Val Maira (Alta Val Maira) ist Acceglio (1250m), das auch (bei einer Einwohnerzahl von unter 200) ein klein wenig an Infrastruktur (Bankomat, Carabinieri, 2 Alimentari, Trattorias, Hotel) aufweist.
Die (skitouristisch) wichtigsten Seitentäler nun sind – stark vereinfacht - folgende:

Vallone del Preit mit Canosio (1242m) und Preit (1541m)
Vallone di Elva mit einer Reihe von kleinen Siedlungen (Frazziones / Borgatas) bis auf ca. 1700m
Vallone di Unerzio mit Chialvetta (1475m).

Und natürlich der Talschluss selbst rund um Sareppo (1525m) und Chiappera (1619m). Gerade im Hochwinter gibt es aber bei entsprechender Schneelage auch sehr lohnende Touren abseits dieser Hochtäler.
Diese (bewohnten) Orte sind im Winter bei Schneefall / Schneefahrbahn nur mit Kette bzw. Allrad gut und schnell vom Haupttal aus erreichbar. Je nach Wohnort starten daher die meisten Skitouren mit einer (kurzen, u.U. aber abenteuerlichen) Autofahrt, allerdings gibt es einen auf Tourengeher ausgerichteten „Taxidienst“ (Sherpa-Express) mit 4x4-Transportern (sehr praktisch, bei Überschreitungen, die zwischen den jeweiligen Seitentälern sehr lohnend sind). Grundsätzlich gilt aber, dass vom "Talgrund" bzw. vom letzten bewohnten Ort gestartet werden muss. Dementsprechend sind auch die zu bewältigenden Höhenunterschiede für die höheren Berge nicht zu unterschätzen.

Durch die Anordnung der Seitentäler lässt sich das Tal gut nach Sektoren gliedern, wie es sich auch im erwähnten Skitourenbuch von B. Rosano widerspiegelt.
In der knappen Woche unseres Aufenthalts konnten wir nur drei dieser Sektoren selbst mit Touren "kennenlernen", wobei alle diese Sektoren auch einzeln für sich lohnende Tourenziele für mehrere Wochen darstellen würden. Im folgenden werde ich mich daher weitgehend auf diese drei Sektoren beschränken.

[to be continued]

Danke, super TR! Da kriegt man gleich Lust loszuziehen!

Alter! Nicht schlecht. Vorbildlicher TR!