Von vielen gefahren, bis jetzt noch nicht beschrieben. Also mach ich's. Beschwert Euch nachher nicht.
Bindung:
Marker Duke
Grösse S
www.marker.de
http://static.backcountry.com/images...K0005/L_D2.jpg
Fahrer:
175cm, 80kg, geht ab wie Schmidt's Katze (Nicht der neue, junge Kater von denen, sondern die 7-jährige Katze, die immer vorne rechts im Fenster liegt), hat gern ne direkte Kraftübertragung, aber nen sanften Fahrstil, so dass auch eine Marker M900 auf Z 2,5 nen halben Tag ohne Fehlauslösung unbemerkt gefahren werden kann.
Bisherige Kenntnis von Silvretta, Naxo und Fritschi. Und natürlich der ein oder anderen Alpinbindung.
Montierter Ski:
Völkl Katana 183
Zum Test:
Erster Eindruck: ****(*)
Hoppla.
Stabil und solide Verarbeitet. Der maximale Z-Wert beeindruckt. Besonders die Verriegelung über lange Nuten auf der Schiene wirkt solide und stabil. Der direkten Kraftübertragung sollte kein Spiel im Weg stehen.
Getrübt wird der Eindruck lediglich durch die Aufstiegs-relevanten Funktionen. Zum Ver-/Entriegeln muss man aus der Bindung und die Steighilfe sieht hakelig, wackelig und umständlich zu bedienen aus.
Einstellung/Handhabung: **
Erfordert Einfühlungsvermögen -aber so ist der Adel halt.
Die Montage erweist sich -v.a. dank der Bauformtypischen Unabhängigkeit von der Sohlenlänge- als völlig unproblematisch und für den Geübten schnell zu erledigen.
Z-Wert Einstellung ist schnell gemacht, doch dann kommen die Schwierigkeiten. Den Anpressdruck einstellen wäre kein Problem, wenn bei annähernd korrekter Einstellung der Schuh irgendwie per Hand in die Bindung zu pressen wäre. Da aber schon beim Schliessen der Hinterbackenschlitten gegen den Federdruck nach hinten gepresst werden muss, ist dieses fast nicht möglich. Auch am Berg ein Manko.
Die Vorderbackenhöhe einzustellen erweist sich als Glücksspiel, da der Trick mit der Plastikkarte null funktioniert. Die Duke hat nämlich die unangenehme Eigenschaft, den Schuh vorne immer nach unten zu drücken, so dass er grundsätzlich auf die Schuhauflage presst. Mit Kraft lässt sich der Schuh aber trotzdem nach oben stellen. Eine Einstellung des Drucks am Vorderbacken ist somit reines Abschätzen und nicht präzise hin zu bekommen.
Das Umschalten in den Gehmodus geht eher schwer und der Hebel ist unhandlich -das wird mit Handschuhen oder kalten Fingern sicher lustig.
Fahreigenschaften: ****(*)
Mit einem Wort: Satt.
Kein Wackeln, kein Schwimmen, direkte Kraftübertragung wie man es sich wünscht. Einzig die bauform-bestimmte Standhöhe und das doch ordentliche Gewicht bringen hier geringe Nachteile, die aber nur eine untergeordnete Rolle spielen.
Auslösen tut sie, wie sie soll. Fehlauslösungen bislang Fehlanzeige.
Austieg: *(*)
Knapp an der Katastrophe vorbei geschrammt.
Der erste Fluch flutscht über die Lippen, wenn man beim Versuch, die Bindung zu öffnen mit kalten Fingern an dem eckigen Hebel abrutscht. Dass sich in der Verriegelungsschiene gern der Dreck der Sulztage der letzten Saison sammelt, hilft hier überhaupt nicht.
Dann rinn inne Pantoffeln und rauf den Berg, doch das hakelige Gefummel mit der Steighilfe bringt einen immer wieder brutal aus dem Rhythmus und zerrt an den Nerven. Vor allem von denjenigen, die hinter einem in der Spur stoppen. Mit Übung geht's leichter, aber das als Pluspunkt aufzuführen wäre mir fremdes Positivdenken...
Im Aufstieg ist die Kraftübertragung in Ordnung und man bekommt Druck auf die Kante, wenn man es will. Trotzdem fühlt es sich nicht so präzise und kontrollierbar an, wie man es sich wünscht und den Ski glatt auf dem Belag laufen zu lassen, geschieht auch nicht intuitiv.
Der Hang wird steil und die ersten Spitzkehren kommen. Jetzt beginnt die Katastrophe. Aus mir bisher unerfindlichen Gründen verhält sich die Duke beim spitzkehren wie ein bockiger Esel. Der Ski will partout nicht sauber abklappen, egal wie sehr man auskeilt. Zusammen mit breiten, langen und recht hinten montierten Ski werden Spitzkehren zum Angstgegner.
Den zweiten Stern gibt's daher nur unter Vorbehalten und auch nur, weil die Marktüblichen Bindungseinsätze zum Aufsteigen noch ne Ecke schlechter funktionieren.
Fazit: ***
Runter hui, rauf fast pfui.
Die Abfahrtseigenschaften der Bindung sind tadellos und genau das, was man sich im Gelände wünscht.
Im Aufstieg allerdings kann sie kaum punkten, hier liegt sie meilenweit hinter den Freeridemodellen von Naxo und Fritschi zurück und nur wenig vor einem Bindungseinsatz. Ganz glar nur für den gelegentlichen, mässig anspruchsvollen Antieg über maximal mittlere Höhendistanzen geeignet.
Ob man sich die (zugegeben leichten) Handicaps und den hohen Preis antun will, nur um wenig vor der Performance mit Bindungseinsatz zu liegen, bzw. um sich die paar Körner im Unterschied zum Booten zu sparen, bleibt jedem selbst überlassen. Ich persönlich bin nicht sicher, dass es die Sache Wert ist.
Zum Schluss bleibt weiterhin der Wunsch nach einer Freeride-Bindung mit den Aufstiegseigenschaften einer Naxo, der Steighilfe einer Fritschi und der Stabilität einer Duke. Dynafit, irgendwann komme ich.