Zitat:
In einer Vorlesung an einer renommierten amerikanischen Universität – den Namen verschweige ich wohlweislich – stand plötzlich eine junge schwarze Frau auf und unterbrach mich in der Darlegung meines Arguments. Ich weiss nicht mehr, worum es genau ging, aber das ist auch nicht wichtig. Denn die Frau sagte zu mir bloss: Schauen Sie, ich bin schwarz, ich bin eine Frau, ich bin alleinerziehende Mutter, ich habe Aids – und ich bin mit Ihnen absolut nicht einverstanden, verstanden? Ich war schockiert, als ich feststellte, dass dieses Pseudo-Argument von den anderen Studenten offensichtlich als begründeter Einwand akzeptiert wurde. Ich stand von da an auf verlorenem Posten. Und mir ging sogleich durch den Kopf: Diese Art der Intervention ist voraufklärerisch, ja barbarisch – es zählt nicht mehr das Argument und die Vernunft, sondern die Position des Aussagenden und also die Macht, wobei hier Macht eben heisst: Opferstatus, also der Anspruch auf Wiedergutmachung.