AW: zwischenfälle am berg
Von wegen extremes Risikio und so.
[QUOTE4. Ging Estelle Balet ein zu grosses Risiko ein?
Die Fotos des Unfallhanges wecken den Eindruck, die beiden Fahrerinnen seien in einem sehr steil abfallenden Couloir unterwegs gewesen. Dies war laut Jean-Marie Bornet, Sprecher der Kantonspolizei Wallis, nicht der Fall. Die beiden Fahrerinnen hätten vorgehabt, nur den obersten und viel weniger steilen Teil des Gipfels zu befahren und nach etwa 100 bis 150 Metern anzuhalten und zum Gipfel zurück zu steigen. Doch es kam anders.
5. Waren die Bedingungen zu gefährlich?
Im Gipfelteil, den die beiden Fahrerinnen befahren wollten, seien keine grossen Schneemengen abgegangen, sagt Bornet. Die Lawine löste sich in einem anderen, von zwei Felsbändern umgebenen steilen Couloir etwas weiter oberhalb und riss die Fahrerin mit. Bergführer Pierre Matthey sagte gegenüber «Le Nouvelliste»: «Die Bedingungen waren keineswegs aussergewöhnlich.» Er selber wäre ohne Zögern an diesem Tag mit Kunden ausserhalb der Piste gefahren. Die Freeeriderin sei kein leichtsinniges Risiko eingegangen. Aber in den Bergen bleibe immer ein Restrisiko. (nag/mcb)
][/QUOTE]
quelle und Artikel http://www.tagesanzeiger.ch/sport/wi...story/12943712
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Zitat:
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viennacalling
Aber die meisten, die sowas schreiben, meinen das anders. Eher so a la "besser was erleben und jung drauf gehen, als langweilig zu leben und dafür lange"
Auch diese Einstellung, die sicherlich z.B. ein Basejumper schon fast haben muss, kann ich verstehen.
21 Jahre ist arg jung, zu kurz um wirklich schon viel erlebt zu haben, aber wenn einer so denkt, lebt und im Alter von 18-45 auf die Kacke haut und sich dann bei einem Unfall verabschiedet, hat's für sein Empfinden eben vielleicht doch richtig gemacht.
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Zitat:
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swissmade
Auch diese Einstellung, die sicherlich z.B. ein Basejumper schon fast haben muss, kann ich verstehen.
21 Jahre ist arg jung, zu kurz um wirklich schon viel erlebt zu haben, aber wenn einer so denkt, lebt und im Alter von 18-45 auf die Kacke haut und sich dann bei einem Unfall verabschiedet, hat's für sein Empfinden eben vielleicht doch richtig gemacht.
Vielleicht sagt dem ein oder anderen hier der Name "Prince Ea" was, aber der hat heute ein Video rausgebracht, was mich irgendwie schwer an den Tod von Balet erinnert, bezogen darauf, das Leben "richtig" zu leben.
https://www.youtube.com/watch?v=ja-n5qUNRi8
AW: zwischenfälle am berg
das hat mir gefallen - danke fürs posten
AW: zwischenfälle am berg
interessant dürfte hier der Fakt sein, dass die Dame mit 2 deutlich erfahrenen Menschen am Berg unterwegs war. Ihre Mentorin und der Guide. Beide tragen die Verantwortung dann mindestens zivilrechtlich (vmtl der Guide noch mehr) vermutlich auch moralisch mit.
Ok, fangen wir nochmal bei den gesellschaftlich anerkannten Risikobewertungen an bzw das was uns verlässliche Daten sagen können:
Wieso fährt ein Guide auch in so einen Hang hinein (Aussage im Interview)?
LLB sagt Stufe 3 ( http://www.slf.ch/schneeinfo/Archiv/...e_complete.pdf) - wsl, Grenze ist ja 2800. Es sieht relativ nach Sektor Nord aus, die Auslaufzone einer möglichen Lawine, zumindest des hanges den man wohl versucht zu queren hat, ist definitiv nicht vorteilhaft.
Den einzig stichhaltigen Hinweis auf eine Art Überlebenswahrscheinlichkeit diesen Hang zu überleben bietet die Muntersche Rechenmethode. Einzelhangbeurteilungen von einem Guide sind, auch mit Schneeprofilen zu variabel, als dass sie verlässlich wären.
Restrisiko = Gefahrenpotential ( 6 - 12) / Reduktionsfaktoren (hier lediglich: kleine Gruppe und Abstände: 3)
Rrestrisiko = 2 bis 4 (bester, schlechtester fall, edit: erstklassiger red. faktor müsste berüchtischtigt werden, daher eher eine milchmädchenrechnung)
[Noch dazu kommt der Faktor Sand in der Schneedecke: Meines Wissens gibt es dazu keine hinreichenden Untersuchungen, alpenweit wurden mehrere Abgänge auf der Sandschicht gemeldet (Aiguilles du Midi, La Grave, Wallis eben, Schaufelspitze Stubai) in bekannter Liftnähe/auf bekannten Freeriderouten und meiner Beobachtung nach, würde ich behaupten, es macht die Schenedecke mindestens nicht stabiler als im Durchschnitt.]
Ein sinnvolles Restrisiko wird bei 1, maximal 2 gesehen. Bei Restrisiko 2 ist schon klar, dass man bei einer entsprechenden Anzahl an Touren irgendwann frühzeitig sterben wird. Hätte sie vielleicht nicht auch "live the life to the fullest" machen können, indem sie ein Buch liest oder Mutti im Garten Blumen pflanzen hilft? Tja. Hätte sie. Und genau das unterscheidet die Freiwilligkeit von einer zwanghaften Risikoentscheidung.
Meine Empathie gilt daher weiterhin eher den Menschen, die unter Zwang entscheiden müssen und daher ein Schicksal erleiden, als jemand der dies vollkommen aus freien Stücken tut, auch wenn mir diese Person eigentlich näher stünde. Sie kannte das Risiko oder zumindest ihre Führer oder sie hätte es sich das Wissen problemlos selbst aneignen können. Dennoch ist es ein Einzelschicksal, ein endend tödliches, das per se tragisch und bedauernsvoll ist.
AW: zwischenfälle am berg
Warum werde ich zivilrechtlich belangt? Die Entscheidung reinzufahren liegt doch bei mir selber.
AW: zwischenfälle am berg
Gefahrenpotenzial für Erheblich ist 6 - 12.
So wichtig solche Analysen zur Reduktionsmethode wären (und zwar ausführlich - nicht oberflächlich), die erstaunlicherweise hier und sonstwo scheinbar nicht stattfinden, umso unglücklicher/anstößiger ist es einen Fall rauszugreifen, wo ein Unfall passiert ist (falls Betroffene oder deren Umfeld mitlesen, wo auch polizeiliche Ermittlungen laufen, und weitreichende persönliche ethische Konsequenzen im Raum stehen).
Netter Beitrag: http://ich-liebe-berge.ch/lawinenunf...et-19-04-2016/
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Zorro
Restrisiko = Gefahrenpotential ( 6 - 12) / Reduktionsfaktoren (hier lediglich: kleine Gruppe und Abstände: 3)
Restrisiko = im besten Fall 6/3 => 2 (Im Normalfall 8/3 => 2,6)
FIFY
Ist aber so akademisch wie irrelevant, da bei einem Dreier zwingend ein erstklassiger RF gewählt werden muss, sonst ist die Reduktionsmethode nicht zulässig.
Das ist ja auch die Krux an Hängen von 40º+... Muntern ist meist nicht drin.
Zitat:
Zitat von
groshkover
Ich find's schade dass die Theorie und Praxis der Reduktionsmethode nirgendwo im Forum ausgiebig diskutiert wird. Eigentlich müssten wir doch ständig drüber reden.
Ohh, junger Padawan, dann wühl mal etwas tiefer im Forum. Das wird durchaus diskutiert. Und ausführliche Artikel dazu gibt es hier und anderswo auch (Beispiel), denn die RM ist nur begrenzt in einem Forum diskutierbar
AW: zwischenfälle am berg
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Zitat:
Zitat von
groshkover
Was dieses Forum schon mal 2011 oder 2008 für glorreiche Zeiten erlebt hat ist für mich kalter Kaffe.
Den Artikel kenne ich auch schon.
Den Ton kannst du dir sparen. Verreck einfach.
Besonders freundlicher Zeitgenosse.. :D
Zum Thema Reduktionsmethode:
Ich finds theoretisch eine gute Sache, um Gefühle/Lust auf eine Abfahrt aus der Beurteilung zur Lawinenlage rauszuhalten. Allerdings ist es recht praxisfern, soweit ich das beurteilen kann. Ich kenne persönlich niemanden, der das regelmässig anwenden würde.
Ich war am Dienstag knapp 30km von Orsieres entfernt am Fahren und war ziemlich geschockt, als die anderen vom Unfall erzählt haben. Gerade erst Weltmeisterin (oder was auch immer..) und dann sowas ;(
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Zitat:
Zitat von
klar
Wiedermal ein extrem spannender und informativer Artikel! Ich finde das, was Patrick Nairz und das Team vom LWD Tirol so zum Thema Lawinen, Aufklärung und Wissen beitragen, bemerkenswert. Da dürfte ruhig ein bisschen mehr Rampenlicht drauf fallen.
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Zitat:
Zitat von
knut
Wiedermal ein extrem spannender und informativer Artikel! Ich finde das, was Patrick Nairz und das Team vom LWD Tirol so zum Thema Lawinen, Aufklärung und Wissen beitragen, bemerkenswert. Da dürfte ruhig ein bisschen mehr Rampenlicht drauf fallen.
Ja finde ich auch, wenn ich das mit den echt super dürftigen Lawinenberichten hier in Kärnten vergleiche, und auch dieser Artikel war ein echtes Aha für mich, hatte heute auch viele dieser Sahara Flecken gesehen und sie auch so fehlinterpretiert wie im Artikel beschrieben.
AW: zwischenfälle am berg
Zitat:
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klar
=>
Zitat:
Für Schneebrettlawinen benötigt man neben einer Mindestneigung von ca. 30 Grad immer eine in der Schneedecke befindliche Schwachschicht, über der gebundener Schnee lagert. Mögliche Schwachschichten sind entweder kalter, lockerer Pulverschnee oder aufbauend umgewandelte Kristalle (kantige Kristalle, Schwimmschnee, Oberflächenreif). Eine harte Kruste ist somit keine Schwachschicht und stellt deshalb auch niemals das unmittelbare Problem für Schneebrettlawinen dar!
Verstehe ich das richtig? Eine Eislamelle, auf der gebundener Schnee liegt, ohne dazwischen befindliche Schwachschicht, wäre unkritisch?
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maestro
Verstehe ich das richtig? Eine Eislamelle auf der gebundener Schnee liegt ohne dazwischen befindliche Schwachschicht wäre unkritisch?
Prinzipiell ja, ist imo aber irrelevant, da das so nicht wirklich vorkommt.
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Diskutiert weiter, ich find das sehr interessant. Wieso kommt das eigentlich nicht vor? Weil sich, nachdem die Schneedecke gefriert, in der Regel Oberflächenreif bildet?
Und wie ist das auf dem Gletscher, nach dem ersten Schneefall auf Eis? Ist das überhaupt "Eis", oder eher komprimierter Altschnee? Glaziologin klar bitte zur Aufklärung!
Edit: Hiermit erneut bewiesen: Das Wort "Moderator" unter dem Forennamen, sagt nichts, aber auch gar nichts, über irgendeine Art von Kompetenz aus :D