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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Linker Fernerkogel - Reloaded



klar
04.05.2008, 22:02
Livrios TR über seine Tour inklusive Traumabfahrt (http://www.freeskiers.net/index.php?option=com_smf&Itemid=277&topic=5810.0) auf eben diesem hatte uns an gewisse, schon oft beäugt und noch nie fahrbar erschienene Rinnen erinnert. Bereits im Vorfeld nahmen wir deren momentanen Zustand aus der Ferne in Augenschein und beschlossen am Samstag eine gemütliche Wanderung ohne Verpflichtungen in Richtung des beliebten und praktisch zwischen zwei Skigebieten mit vorzüglichem Aprés Ski gelegenen, linken Fernerkogels.

Kaisa, Veikko und Keksie lustwandeln durch flirrende Hitze über einen Gletscher.

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Blick vom Gipfel mit Einladung zum Philosophieren über den Unterschied zwischen Himmel und Erde, beziehungsweise die Frage, wo das eine anfängt und das andere aufhört.

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Keksie und Kaisa haben den linken Fernerkogel bezwungen.

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Nach verdienter Gipfelrast fahren Veikko und Kaisa über den noch angenehm pulvirgen Gletscher ab (siehe Livrios TR), Keksie und ich suchen den Einstieg zur Alternativabfahrt. Keksie bewegt sich hier direkt drauf zu.

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Nach einem ersten Blick den, doch recht abrupten, Abgrund hinunter kommen uns ein paar Zweifel. Wie auch das Leben grundsätzlich betreffend, handelt es sich hier jedoch um eine Frage der Perspektive und mit ein bisschen an der Kante entlang hangeln findet sich ein Blickwinkel, aus dem wir finden, es wäre machbar, wenn auch durchaus sportlich.

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Wir diskutieren länger, kommen zu dem Schluss, dass wir zu spät dran und das Risiko zu hoch ist und folgen den anderen über den Gletscher hinunter. Blick zurück:

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Zum Vergleich das gleiche im Februar, Rinne rechts im oberen Bild mittig.

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Neuer Tag, neues Glück. Am Sonntag geben Keksie und ich uns die nicht besonders vielen Höhenmeter noch mal etwas zügigeren Schrittes, während die anderen im Skigebiet ihren Sonnenbrand pflegen. Da wir jetzt wissen, was uns erwartet, stellen wir uns beim Gedanken an das Verlassen des gemütlich flachen Gletschers nicht mehr so an.

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Der Schnee ist wie erwartet auf der schattigen Seite pulvrig, auf der sonnigen ein fester, aber griffiger Harschdeckel.

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Die obersten Schwünge waren weder besonders fröhlich in der Stimmung, noch elegant in der Ausführung. Ein letztes Mal Zusammenreißen,

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und wir befinden uns wieder in entspannteren Gefilden, wo Hinfallen und Wegrutschen nicht mehr ganz so potentiell tödliche Konsequenzen hätte.

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Schnee ist angenehm, Platz reichlich und Steilheit moderater. Etwa auf halber Strecke fängt ein stetiges Rieseln von den Felswänden über der Rinne an. Massenmäßig kommt zwar nicht viel, aber da wir plötzlich einen reißenden Nassschneebach neben uns haben, genügt ein „Fuck! Holy shit! Let’s get out of here!“ und wir sind uns einig, nicht länger zu verweilen, sondern auf schnellstem Wege an die Schirmbar zu flüchten.

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Die Rinne ist mehr oder weniger nach Norden ausgerichtet, der Tag war recht bewölkt, Harschdeckel in der Rinne wie erwähnt noch fest. Was wir sehr unterschätzt haben, war, wie sehr sich die Felsen darüber auch durch die diffuse Strahlung erwärmen. Die Rinne wird auf beiden Seiten von Felswänden begrenzt, wobei logischerweise die eine nach NW schaut, die andere nach NO. Letztere war trotz frühem Start und günstigem Wetter schon viel zu warm. Fels durchsetzte Schneeduschen sind eher nicht so toll, kündigen sich aber fluchtbegünstigenderweise wenigstens lautstartk an.

Fazit: Bedürfnis an Nervenkitzel vorläufig wieder gestillt.
Wehrmutstropfen: Marius, normalerweise Maskottchen für die interessantern Aktionen im P-tal, war nicht dabei :-*

gletsch
04.05.2008, 22:16
Gratulation zu eurer Befahrung (und danke für die Dokumentation). Sehr eindrucksvoll. Wie steil schätzt du die Rinne (bzw. die steilsten Partien)? Hatte nach den entsprechenden Anmerkungen in Livrios Bericht (da ist dir ein kleiner Fehler bei der Autorenzuordnung unterlaufen ;)) damit gerechnet, dass ihr das noch heuer versucht (bin selbst kurzfristig angefixt gewesen ... nach eurer Beschreibung nun ist mir jedoch klar, dass mir das wohl eine Nummer zu gross wäre ...).

Dass der Schnee aus den begrenzenden Felswänden schon so durchweicht würde (und der entsprechende Steinschlaggefahr) hätte ich ehrlich auch nicht gerechnet (das stellt auch etwas meine Pläne bezüglich Firn/Eiswandsaison in Frage ...).

klar
04.05.2008, 22:27
hoppla, autorenzuordung korrigiert, entschuldigung den betreffenden.

oberstes stück vielleicht 45° an den steilsten stellen, rest konstant über 40 laut karte. wenn man mal in der eigentlichen rinne drin ist, ist es nicht mehr besonders schlimm. oben ist halt das problem, dass man recht ausgesetzt über einem felsabbruch rumrutscht. je nach persönlicher verfassung ist das dann eher ein mentales, als ein skitechnisches problem :)

wie gesagt sind keine schneemassen runtergekommen, aber die jahreszeitlich üblichen lockerschnee geschichten von den felsen runter reichen im steilen, engen gelände leider schon, um einigen schaden anzurichten. der schnee auf dem wir gefahren sind, wäre völlig in ordnung gewesen, insofern lässt sich das ganze schon vermeiden von wegen firnsaison und so..

freak
05.05.2008, 08:11
sportliche sache :)
und steinschlag gehört meiner meinung nach sowieso abgeschafft.

freak~[:fish:&:ghost:]

alex
05.05.2008, 09:49
Sehr interessant!

Ich find's auch immer wieder gut wenn Denkanstöße zur Risikobetrachtung gegeben werden - Danke!

miccay
05.05.2008, 10:40
Waren am Sonntag auf der selben Tour unterwegs allerdings etwas später, wäre zu dem Zeitpunkt definitiv nicht da rein gefahren, da es bei nem Rutsch ja eigentlich keine Möglichkeit gibt sich seitlich raus zu flüchten.

Um wie viel Uhr seid ihr denn abgefahren?

knut
05.05.2008, 10:51
Danke für den Bericht. Und meine Bewunderung.

campagnard
05.05.2008, 12:38
auch sehr cool ...

Zorro
05.05.2008, 17:45
da es bei nem Rutsch ja eigentlich keine Möglichkeit gibt sich seitlich raus zu flüchten.

das haben Rinnen (also echte Rinnen) so an sich. ;)

wären meine Erzeuger am Freitag und nicht Donnerstag ins dieses schöne Tal gefahren, wäre das stetig bergauf-jammernde Miskottchen beim Zittern dabei gewesen. Dachte mir schon dass ihr das macht ;)
Sehr schön. Sogar Schwünge scheinen ja kein Problem gewesen zu sein. :)

(na, campagnard, noch die viele Hm tiefer liegende T-Rinne im Visier? ;)

miccay
05.05.2008, 21:22
da es bei nem Rutsch ja eigentlich keine Möglichkeit gibt sich seitlich raus zu flüchten.

das haben Rinnen (also echte Rinnen) so an sich. ;)


Ist mir schon klar, deswegen ja auch meine Frage nach der Befahrungszeit. Kluk! ;D

klar
06.05.2008, 14:52
Um wie viel Uhr seid ihr denn abgefahren?


waren um kurz vor 12 oben. der schnee in der rinne war völlig in ordnung, harschdeckel noch kaum angetaut bzw im unteren teil eher pulverschnee. nur die felsen haben sich trotz kaum direkter sonne schneller erwärmt als gedacht.

Schorsch629
06.05.2008, 14:58
Ferie gud kann ich da nur sagen, echt schön!

livrio
06.05.2008, 15:12
Respekt vor der Unternehmung und schönen Dank für die gelungene Dokumentation. Immer wieder interessant zu sehen, dass in den Rinnen dann doch viel mehr Platz ist als man von unten vermutet.

pancugolo
06.05.2008, 16:08
Cool!
Ebenfalls von mir Respekt für die Rinnenbefahrung!