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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : [TR]Skitour Gr. Bösenstein (27.4.08) - Sonne pur und Sulz zum Quadrat



gletsch
27.04.2008, 18:40
Großer Bösenstein (2448m) – Sonne pur und Sulz zum Quadrat (27. 4. 08)

Wochenlang wurde ich nun von starken Knieschmerzen geplagt und hatte die Skisaison mental bereits abgeschrieben. Als sich vor paar Tagen die Schmerzen wieder linderten, konnte ich wieder hoffen, die tollen spätsaisonalen Schneelagen doch noch nutzen zu dürfen.

Die warmen Tage der letzten Zeit haben die Möglichkeiten rund um Wien natürlich bereits deutlich eingeschränkt. Vor allem, wenn man lange Zustiege zu Fuß (d.h. mit Ski am Rücken) scheut.

Gute Möglichkeiten für Skitouren ohne Fußwege bietet in der Spätsaison das Gebiet rund um die Edelrautehütte (1706m) bei Hohentauern in der Steiermark. Man kann hier fast bis zur Hütte auf einer kleinen Mautstrasse mit dem Auto rauf fahren. Ski anschnallen am Parkplatz ist hier also noch möglich. Der Große Bösenstein ist ein traditioneller Standardskitourenberg der Steiermark (bereits in den alten, legendären Schwanda-Skiführern beschrieben*) und dementsprechend stark frequentiert – aber uns ging es heute sowieso mehr darum, das schöne Wetter im Schnee genießen zu können.

Tatsächlich war bei unserer Ankunft der Parkplatz schon randvoll und wir ergatterten nur mit Mühe noch einen Platz. Aber die viel versprechenden Schneehöhen und der blaue Himmel entschädigten für die fehlende Ruhe und Einsamkeit …

Am Start – noch immer beträchtliche Schneehöhen rund um die Edelrautehütte
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Angesichts des Wetters war der Aufstieg heute sicherlich der Höhepunkt der ganzen Tour: herrliche Winterstimmungen trotz schweißtreibender Sonneneinstrahlung.

Muster im Schnee
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Anfang hat man fast die ganze Zeit über die „Rote Rinne“ (Bösensteinrinne) im Blick. Die klassische Abfahrtsvariante bei guten Verhältnissen am Bösenstein.

Rote Rinne (Bösensteinrinne)
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Der Aufstieg ist recht kurzweilig (etwas mehr als 2h) und es ergeben sich laufend gute Überblicke über die vielfältigen Abfahrtsvarianten. Bei entsprechenden Verhältnissen lassen sich beinahe alle Hänge, Rinnen etc. der umliegenden Gipfel bzw. Nebengipfel gut befahren.

Aufstieg im Mittelteil
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Den Gipfel selbst erreicht man über die steile Südflanke bzw. tw. über den Südwestgrat. Dank der guten Schneelage konnte man heute sogar bis zum Gipfelkreuz mit Ski gehen.

Gipfelaufstieg
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Die Fernsicht vom Gipfel war zwar nicht berauschend (diesig), aber der Kontrast der verschneiten Bergwelt ringsum mit dem bereits satt grünen Ennstal hat durchaus auch seine Reize.

Blick ins Ennstal
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Dank der hohen Schneelage war auch die direkte, relativ steile Gipfelrinne zu befahren, die sich durch das Felsband unterhalb der Gipfelfanke zieht. Die Schneequalität war jedoch jenseitig. Der Neuschnee der vergangenen Tage war komplett aufgesulzt, nur dort wo dieser Neuschnee bereits abgerutscht war, gab es schön hart-griffige Verhältnisse. Ansonsten war es Pflügen durch Sulz.

Gipfelrinne
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Die gleichen Verhältnisse dann auch in der Roten Rinne. Durch die zahlreichen Befahrungen war der Sulz hier dann zusätzlich noch zu entsprechenden Sulzhaufen zusammengerutscht.

Einfahrt in die Rote Rinne
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Tiefblick zur Edelrautehütte und nach Hohentauern
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Am besten waren die Verhältnisse wiederum dort, wo der (geringe) Neuschnee durch Rutsche bereits abgegangen war.
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Mit knapp 800 Hm sind sowohl Aufstieg als auch Abfahrt bald vorbei. Bei guten Verhältnissen würde das Gebiet aber zahlreiche Kombinationsmöglichkeiten mit kurzen Wiederaufstiegen bieten.

Rückblick Skigelände rund um die Edelrautehütte
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Auszüge aus der Tourenbeschreibung von Hans Schwanda (Skiglück vom Wienerwald bis zum Dachstein, Schroll-Verlag, Wien, 1965) in der köstlichen, mittlerweile antiquierten Sprache der Skibücher dieser Zeit:

„Das Skigebiet rund um die Edelrautehütte ist schneesicher und vor allem geländemäßig für alle Kategorien von Skiläufern geeignet. Der Bösenstein jedoch, der höchste Gipfel dieser Gruppe, ist ein Berg nur für die Zünftigen. Steile Flanken und Rinnen ermöglichen rassige Fahrten …

Die Abfahrt vom Skidepot beginnt gleich mit einer zünftigen Einfahrt. Senkrecht in die Steilmulde hinunter und dann in schönem Auslauf … in eine markante Einsattelung, von der aus die Bösensteinrinne steil in den Kessel der Grünen Lacke führt. Die Rinne ist das Glanzstück dieses Berges. Sie könne dreimal so lang sein, und man wäre noch immer nicht zufrieden. Sie ist breit genug zum Schwingen, zum Wedeln, zum Jagen, und man kann, an ihrem Fuß angelangt, nicht fassen, dass alles schon wieder vorbei ist.“

knut
27.04.2008, 18:45
...und man kann, an ihrem Fuß angelangt, nicht fassen, dass alles schon wieder vorbei ist.“


Das geht mir immer so ;D


Schöner TR, danke.

Angenehm, dass bei euch die Schneedecke noch so weit runter reicht, hier ist unter 2000 nix mehr zu machen...

gex
27.04.2008, 18:48
wollte genau das gleiche wie knut schreiben ;)

mal wieder nette tourenbeschreibung!

campagnard
27.04.2008, 19:44
ach ja ... scheeeeeee, seufz ....

klar
27.04.2008, 21:22
zünftig!

mcshiti
29.04.2008, 07:29
Echt geil...
Hut ab. also mir taugts dass viele immer noch so motiviert zum Skifahren/tourengehn sind. trotz der Temperaturen...

ich kann mich leider nicht mehr motivieren.
obwohl jetzt ja die EIGENTLICHE touren zeit ist...

Naice

pancugolo
29.04.2008, 10:43
Sehr interessanter Tour-Report aus einer mir völlig unbekannten Ecke der Alpen.
Danke!

gletsch
29.04.2008, 19:07
Das mit der Motivation ist wirklich ein Knackpunkt. Grad wenn man nicht direkt in den noch verschneiten Bergen wohnt ist es in der Spätsaison immer eine Überwindung. V.a. wenn's darum geht, sich allein aufzuraffen und evtl. mit Öffis zu fahren ...

Am Sonntag war es schon auch irgendwie strange, da im Wiener Becken die Rapsfelder schon knallgelb glänzen etc. Aber sobald die weissen Schneefelder des Schneebergs auftauchten, wussten wir, dass wir die richtige Entscheidung getroffen hatten (Alternative wäre Klettern auf der Hohen Wand gewesen).

@pancugolo: Das schöne an der Steiermark ist grad, dass sie vielfach im Windschatten der teutonischen Touristenhorden liegt. Dadurch wirkt hier alles nicht so kommerzialisiert. Hohentauern z.B. ist an sich ein traditioneller Magnesit-Bergbauort (Bergbau wurde allerdings schon eingestellt). Da hat's sonst grad mal 3-4 "echte" Wirtshäuser (und ein kleines Pistengebiet). Mit Ausnahme der Gegend um Schladming (und auch hier erreicht es nicth den Extremlevel von Tirol oder Vorarlberg) ist das überall so in der Steiermark.

Allerdings heisst das nicht, dass es besonders einsam hier ist auf den Standardstrecken. Neben den "Metropolen" Graz und Wien sind auch die eingeborenen Bergstämme dem Modetrend Skitouren verfallen ... :D

pancugolo
29.04.2008, 20:17
@pancugolo: Das schöne an der Steiermark ist grad, dass sie vielfach im Windschatten der teutonischen Touristenhorden liegt. Dadurch wirkt hier alles nicht so kommerzialisiert.

Als Stammeszugehöriger der oben genannten Horden kann ich nur sagen: Das spricht alles sehr für die Steiermark. Ich bevorzuge generell auch diese geschützten Reservate. Oh, wie ich mich und meinesgleichen hasse! ;)