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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : AvaRisk - Was haltet ihr von so einer Art Software?



free
04.01.2008, 12:29
Hallo zusammen!

Bin eben bei meinem Streifzug durchs Netz auf folgende Software gestoßen.

http://www.avarisk.com/index.html

Was haltet ihr generell davon? Auf den ersten Blick hat sie mir gefallen, auf den zweiten sehe ich sie kritisch, da sie dazu verleiten könnte, ein Rundum Sorglos Paket zu sein. Sprich die Software sagt go und wenn die Software das sagt kann es ja nur stimmen.

Was sind eure Gedanken dazu?

Gruß

Komander
05.01.2008, 13:10
Die Idee ist ja ganz gut! Die Software bassiert auf der Formel die hier beschreiben wird:

http://www.powderpark.de/stories/artikel.php?id=832

Diese gibt es ja schon seit längerer Zeit. Durch die Software wurde jetzt nur die Anwendung vereinfacht! Nix mehr mit selber rechnen ;-)

Aber man sollte sich natürlich nicht nur auf die Software verlassen, eigens einschätzen ist trotzdem Pflicht!

Komander
05.01.2008, 13:45
Hier noch nen guten Bericht gefunden zu der Reduktionsmethode von Werner Munteund:

Hendrik
24.01.2008, 22:59
Ich finde es auch nicht so verkehrt, solange man die Faktoren noch nicht völlig verinnerlicht hat, solch eine Software zu benutzen.

Aber das ganze hat mMn nach zwei Nachteile, die man berücksichtigen sollte:
1. Man sollte die Faktoren trotzdem lernen und verinnerlichen, damit man selber ein Gefühl für die Risikofaktoren entwickelt und besser auf wechselnde Faktoren reagieren kann.
2. Eigentlich sollte man das Handy beim LVS ausschalten oder in den Flugzeugmodus bringen (siehe Handy und LVS Thread). Eine solche handybasierende Software kann aber dazu verleiten das Handy anzulassen.

Ein weiteres Problem ist, dass keine nicht triviale Software fehlerfrei ist. Jetzt kann man natürlich argumentieren das diese Software nur einen Entscheidungsbaum abbildet und eigentlich trivial ist. Ok, maybe. Aber sicher sein kann man sich nicht. Was mir nur aufgefallen ist, und damit will ich wirklich nicht dem Autor ans Bein pissen, ist dass das Gefährdungspotential bei einem 3er laut Munter, zumindest in meiner Ausgabe des 3x3, 8 ist. In der Dokumentation unter http://www.avarisk.com/documentation.html steht hingegen 9 (Stand 24.01.2008). Ist zwar nicht schlimm und eine Abweichung im positiven bzw. sicheren Sinn, aber Fehler passieren nun mal. Daher sollte man sich nicht blind darauf verlassen, was aber auch für die gesamte Reduktionsmethode gilt.

jensr
25.01.2008, 09:29
Ich finde es auch nicht so verkehrt, solange man die Faktoren noch nicht völlig verinnerlicht hat, solch eine Software zu benutzen.

Aber das ganze hat mMn nach zwei Nachteile, die man berücksichtigen sollte:
1. Man sollte die Faktoren trotzdem lernen und verinnerlichen, damit man selber ein Gefühl für die Risikofaktoren entwickelt und besser auf wechselnde Faktoren reagieren kann.
2. Eigentlich sollte man das Handy beim LVS ausschalten oder in den Flugzeugmodus bringen (siehe Handy und LVS Thread). Eine solche handybasierende Software kann aber dazu verleiten das Handy anzulassen.

Ein weiteres Problem ist, dass keine nicht triviale Software fehlerfrei ist. Jetzt kann man natürlich argumentieren das diese Software nur einen Entscheidungsbaum abbildet und eigentlich trivial ist. Ok, maybe. Aber sicher sein kann man sich nicht. Was mir nur aufgefallen ist, und damit will ich wirklich nicht dem Autor ans Bein pissen, ist dass das Gefährdungspotential bei einem 3er laut Munter, zumindest in meiner Ausgabe des 3x3, 8 ist. In der Dokumentation unter http://www.avarisk.com/documentation.html steht hingegen 9 (Stand 24.01.2008). Ist zwar nicht schlimm und eine Abweichung im positiven bzw. sicheren Sinn, aber Fehler passieren nun mal. Daher sollte man sich nicht blind darauf verlassen, was aber auch für die gesamte Reduktionsmethode gilt.


So langsam machst du Leseratte mir echt Angst. Ich faule Sau habe noch nicht mal den Munter durch und das die reduktionsmethode/3x3 auswendig sitzt kann ich auch noch nicht behaupen. :-[

Gut das ich dich dabei habe! :-* ;)


cu, Jens

Hendrik
25.01.2008, 10:46
Ich habe mir das ganze jetzt mal angeschaut und muss leider eine Warnung aussprechen, denn die Software ist mMn im derzeitigen Zustand für unbedarfte extrem gefährlich!

Man wählt im ersten Schritt das Gefährdungspotential von 1-25, kann sich also den Wert aussuchen, wenn man das Gefährdungspotential selber bestimmt. Dann wird nur noch gerechnet, also durch das Produkt der Reduktionsfaktoren geteilt. Es werden keine Limits berücksichtigt oder angezeigt! Man kann also bei einem 5er einen 34° Südhang auf einen Wert <1 incl. grünem Häckchen bekommen.

@JensR: Böse Zungen würden jetzt behaupten das ich nur zu faul bin dich auszugraben ;)

Killersushi
25.01.2008, 15:58
jo beim 5er ne 0.2 hinbekommen :o :o

naja wenn man sich vorne die Nutzungsbedingungen durchliest...

Hendrik
25.01.2008, 16:29
Ein Haftungsausschluss ist normal und inbesondere bei einer kostenlosen Software völlig verständlich. Schau mal in die EULA die bei Windows beiliegt was da alles ausgeschlossen wird. Und da macht einer was zum Spaß oder für sich selbst und stellt es auch anderen zur Verfügung, was eigentlich eine tolle Sache ist.

Aber das keine Limits beachtet werden ist kein Programmierfehler, sondern Vorsatz oder mangelnder Sachverstand. Zumindest müsste man den Nutzer darauf hinweisen. Ich glaube ich muss mal am WE eine Mail schreiben, ich glaube nicht das der Düsseldorfer jemandem schaden möchte.

alison
25.01.2008, 20:24
Ich bin der Autor von AvaRisk und gerade auf diesen Thread gestossen.
Die Diskussion ueber die Software finde ich extrem wichtig und freue mich ueber Kritik und Anerkennung. Das kann uns allen nur helfen.

Zu einigen Aussagen moechte ich mich gerne aeussern.

1. Ich sehe den Einsatz von AvaRisk eigentlich mehr bei der Tourenplanung zu Hause und auf der Huette. Wenn man erst im Gelaende an die Gefahren denkt, lebt man gefaehrlich. Natuerlich kann und muss man eventuell einige Annahmen auf der Tour korrigieren, weil das Wetter sich geaendert hat oder man ungenaue Informationen hatte. Aber wer moechte schon gerne vor jedem Hang das Handy rausangeln und bei -10 Grad die Handschuhe ausziehen um winzige Tasten bedienen zu koennen?

2. Wenn das Handy auf "Flugzeugmodus" ist (wie von Hendrik schon vorgeschlagen), sollte es eigentlich keine Wechselwirkung mit dem LVS mehr geben. Das ist natuerlich meine persoenliche Meinung als Elektrotechniker.
Aber AvaRisk sollte dann trotzdem laufen.

3. AvaRisk rechnet nach der Professionelle Reduktionsmethode. Limits gibt es meiner Meinung nach nur bei der Elementaren Reduktionsmethode, die stark vereinfacht ist. Trotzdem finde ich die Idee nicht schlecht und werde mal ueberlegen, wie ich das in der naechsten Version einbauen kann. Danke fuer den Hinweis!

4. Es ist voellig korrekt, das man bei einer sehr grosssen Gefahrenstufe (Gefahrenpotenzial z.B. 21) auf einen gruenen Haken kommt, wenn man sich folgendes vor Augen fuehrt:

Man muss alle verfuegbaren Reduktionsfaktoren ausnutzen. Heisst im Klartext: Man muss einen Hang finden, der eine Neigung kleiner 35 Grad hat und trotz sehr grosser Lawinengefahr stark verspurt ist - es waren also heute schon einige Gruppen vor mir da und habe keine Lawine ausgeloest. Weiterhin liegt er nicht in einer Richtung, die als besonders gefaehrdet im LLB markiert ist (wahrscheinlich sind das bei Sehr Gross aber alle Himmelsrichtungen) und ich bin zu zweit und halte einen Entlastungsabstand ein.
Hmm... mal angenommen, ihr findet diesen Hang, wuerdet ihr runterfahren?

5. In der Doku ist vom "durchschnittlichen Gefahrenpotenzial" die Rede, wie es auch bei Munter verwendet wird. Ich gebe zu, dass ich dies in einem nicht ganz korrekten Zusammenhang gebracht habe und werde die Doku korrigieren. Die Software ist davon aber unberuehrt, da hier die persoenliche Einschaetzung gefragt ist. Leider wird man um diesen weichen Faktor auf absehbare Zeit nicht herumkommen.


Gruesse
Andre

campagnard
25.01.2008, 21:09
und trotz sehr grosser Lawinengefahr stark verspurt ist


das ist nicht richtig ... der Reduktionsfaktor den Du scheinbar meinst bezieht sich auf "ständig befahrene Hänge", das heißt nicht, dass da schon jemand nach dem Neuschneefall gefahren sein muss, man kann durchaus einen jungfräulichen Hang als "ständig befahren" klassifizieren, wäre ja schlimm wenn nicht ;) . Um es präziser auzudrücken, es handelt sich hierbei um die Ankerbildung, die den Neuschnee besser hält.

Hendrik
25.01.2008, 21:48
Hallo André,

schön das du dich meldest! Ich schreibe mal kurz was zu den Punkten so weit ich das beurteilen kann, wenn was nicht stimmt möge man mich korrigieren.



1. Ich sehe den Einsatz von AvaRisk eigentlich mehr bei der Tourenplanung zu Hause und auf der Huette. Wenn man erst im Gelaende an die Gefahren denkt, lebt man gefaehrlich. Natuerlich kann und muss man eventuell einige Annahmen auf der Tour korrigieren, weil das Wetter sich geaendert hat oder man ungenaue Informationen hatte. Aber wer moechte schon gerne vor jedem Hang das Handy rausangeln und bei -10 Grad die Handschuhe ausziehen um winzige Tasten bedienen zu koennen?

Ich sehe das eigentlich etwas anders, da man bei einer Tourenplanung eh die Literatur in Griffweite hat und Leute die Touren planen sich wahrscheinlich (hoffentlich) besser auskennen. Dein Tool könnte recht schnell bei Leuten beliebt werden die seit Jahren in kein Buch mehr geschaut haben und von Lawinenkunde keine Ahnung haben. Die sehen dann ein grünes Häckchen und ziehen los, weil ja alles sicher ist. Also genau jene Leute die sonst den Spuren von anderen folgen, weil es da sicher sein muss. Daher muss solch ein Tool mMn möglichst Idiotensicher sein.



3. AvaRisk rechnet nach der Professionelle Reduktionsmethode. Limits gibt es meiner Meinung nach nur bei der Elementaren Reduktionsmethode, die stark vereinfacht ist. Trotzdem finde ich die Idee nicht schlecht und werde mal ueberlegen, wie ich das in der naechsten Version einbauen kann. Danke fuer den Hinweis!

4. Es ist voellig korrekt, das man bei einer sehr grosssen Gefahrenstufe (Gefahrenpotenzial z.B. 21) auf einen gruenen Haken kommt, wenn man sich folgendes vor Augen fuehrt:

Man muss alle verfuegbaren Reduktionsfaktoren ausnutzen. Heisst im Klartext: Man muss einen Hang finden, der eine Neigung kleiner 35 Grad hat und trotz sehr grosser Lawinengefahr stark verspurt ist - es waren also heute schon einige Gruppen vor mir da und habe keine Lawine ausgeloest. Weiterhin liegt er nicht in einer Richtung, die als besonders gefaehrdet im LLB markiert ist (wahrscheinlich sind das bei Sehr Gross aber alle Himmelsrichtungen) und ich bin zu zweit und halte einen Entlastungsabstand ein.
Hmm... mal angenommen, ihr findet diesen Hang, wuerdet ihr runterfahren?

Hier wird es gefährlich, Stichwort "Klumpenrisiko" laut Munter. Im 3x3 (3. Auflage) steht dazu unter der Tabelle der Reduktionsfaktoren:

Bei GROSS beschränken wir uns auf mäßig steiles Gelände (unter 30°).
Auch in diesem Link (http://www.bergundsteigen.at/file.php/archiv/2001/4/35-36%20(reduktionsmethode).pdf) im Kasten auf der zweiten Seite findest du die Einschränkung.

Im aktuellen Artikel von Munter in der bergundsteigen steht das so drin:

Bei groß ist das Risiko nicht mehr kalkulierbar!
Womit sich die Rechnerei Streng nach Munter gleich erledigt.

Dazu kommen noch Limits, die laut Munter eine "absolute Obergrenze ohne Graubereich, ohne Fehlertoleranz und ohne Sicherheitsdistanz" darstellen. Die gehören zwar nicht direkt zur PRM, aber deutlicher kann er es eigentlich nicht mehr ausdrücken. Diese Limits sind:

MÄSSIG Sektor Nord, selten befahren: maximal 39°
ERHEBLICH maximal 39° in allen Expositionen (gilt nicht für täglich befahrene Varianten in Pistennähe)
GROSS maximal 29° in allen Expositionen

Da kann man niemandem bewusst ein grünes Häckchen bei einem 5er für einen 34° Hang geben, das geht nicht!



5. In der Doku ist vom "durchschnittlichen Gefahrenpotenzial" die Rede, wie es auch bei Munter verwendet wird. Ich gebe zu, dass ich dies in einem nicht ganz korrekten Zusammenhang gebracht habe und werde die Doku korrigieren. Die Software ist davon aber unberuehrt, da hier die persoenliche Einschaetzung gefragt ist. Leider wird man um diesen weichen Faktor auf absehbare Zeit nicht herumkommen.

Die durchschnittlichen Faktoren werden nach Munter exponentiell erzeugt, wobei das bei einem 5er auch nicht mehr stimmt. Also lt. Buch 2^n und nicht n^2.

Die korrekte Tabelle aus dem 3x3 wäre diese hier:

12
24
38
416
525


Viele Grüße
Hendrik

alison
25.01.2008, 23:24
und trotz sehr grosser Lawinengefahr stark verspurt ist


das ist nicht richtig ... der Reduktionsfaktor den Du scheinbar meinst bezieht sich auf "ständig befahrene Hänge", das heißt nicht, dass da schon jemand nach dem Neuschneefall gefahren sein muss, man kann durchaus einen jungfräulichen Hang als "ständig befahren" klassifizieren, wäre ja schlimm wenn nicht ;) . Um es präziser auzudrücken, es handelt sich hierbei um die Ankerbildung, die den Neuschnee besser hält.


Leider ist es aber so. Bei Munter (3x3, Ausgabe 2003, Seite 126) heisst es (ich zitiere woertlich): "Staendig befahren heisst: zahlreiche Spuren nach jedem Neuschneefall auch in der Anrisszone. Beispiele wilde Piste, Varianten, Modetouren"

alison
25.01.2008, 23:53
Hallo Hendrik,




Hallo André,

schön das du dich meldest! Ich schreibe mal kurz was zu den Punkten so weit ich das beurteilen kann, wenn was nicht stimmt möge man mich korrigieren.

Ich sehe das eigentlich etwas anders, da man bei einer Tourenplanung eh die Literatur in Griffweite hat und Leute die Touren planen sich wahrscheinlich (hoffentlich) besser auskennen. Dein Tool könnte recht schnell bei Leuten beliebt werden die seit Jahren in kein Buch mehr geschaut haben und von Lawinenkunde keine Ahnung haben. Die sehen dann ein grünes Häckchen und ziehen los, weil ja alles sicher ist. Also genau jene Leute die sonst den Spuren von anderen folgen, weil es da sicher sein muss. Daher muss solch ein Tool mMn möglichst Idiotensicher sein.

Ich verstehe Deinen Punkt, und habe darueber auch schon nachgedacht. Jede Sicherheitstechnik verleitet einige unter uns zu mehr Risiko. Wenn jemand mit 100 km/h durch die Stadt faehrt, weil er sich wegen Airbag und ABS sicher fuehlt, kann dieses falsche Verhalten aber nicht der Technik angelastet werden. Deswegen habe ich mich entschlossen, AvaRisk troztdem zu veroeffentlichen. Wenn Du oder jemand anderes guten Idee hat, wie man den Benutzer auf die noch bestehenden Gefahren hinweisen kann, bin ich dafuer jederzeit offen.



Hier wird es gefährlich, Stichwort "Klumpenrisiko" laut Munter. Im 3x3 (3. Auflage) steht dazu unter der Tabelle der Reduktionsfaktoren:


Bei GROSS beschränken wir uns auf mäßig steiles Gelände (unter 30°).
Auch in diesem Link (http://www.bergundsteigen.at/file.php/archiv/2001/4/35-36%20(reduktionsmethode).pdf) im Kasten auf der zweiten Seite findest du die Einschränkung.

Im aktuellen Artikel von Munter in der bergundsteigen steht das so drin:

Bei groß ist das Risiko nicht mehr kalkulierbar!
Womit sich die Rechnerei Streng nach Munter gleich erledigt.

Dazu kommen noch Limits, die laut Munter eine "absolute Obergrenze ohne Graubereich, ohne Fehlertoleranz und ohne Sicherheitsdistanz" darstellen. Die gehören zwar nicht direkt zur PRM, aber deutlicher kann er es eigentlich nicht mehr ausdrücken. Diese Limits sind:

MÄSSIG Sektor Nord, selten befahren: maximal 39°
ERHEBLICH maximal 39° in allen Expositionen (gilt nicht für täglich befahrene Varianten in Pistennähe)
GROSS maximal 29° in allen Expositionen

Da kann man niemandem bewusst ein grünes Häckchen bei einem 5er für einen 34° Hang geben, das geht nicht!

Wie gesagt, in 3x3 stehen die Limits auf Seite 122 direkt unter der Ueberschrift "Die Elementare Reduktionsmethode". Die Professionelle Reduktionsmethode (wie AvaRisk sie berechnet) kennt keine Limits.
Wenn also alle Expositionen gefaehrlich sind, muss ich das in AvaRisk auch eintragen. Dann kommt man aber nur noch auf 0,9 statt vorher 0,2. Das ist zwar immer noch "gruen", setzt aber einen stark verspurten Hang voraus. Da man den unter den gegebenen Umstaenden kaum finden wird, darf man ehrlicherweise auch den Reduktionsfaktor nicht angeben. Und schon ist man bei 1,8 -> absolutes No-Go!
Daher hast Du natuerlich recht, aber AvaRisk ebenfalls.

Ich habe versucht, ganz streng nur die Rechenvorschriften und Regel der RM abzubilden. Ueber Sinn und Unsinn der RM als solche kann ich wenig sagen. Da vertraue ich Munter. Er hat die statistischen Untersuchungen und Auswertungen gemacht und damit die Risikobeurteilung revolutioniert.

Es ist alles nur Wahrscheinlichkeitsrechnung. Auch bei 0,5 kann man in einer Lawine sterben und man kann auch den Risikofaktor 8 ueberleben. Nur ist halt beides nicht besonders wahrscheinlich.

Viele Gruesse
Andre

Hendrik
26.01.2008, 08:16
Morgen Andre,



Ich verstehe Deinen Punkt, und habe darueber auch schon nachgedacht. Jede Sicherheitstechnik verleitet einige unter uns zu mehr Risiko. Wenn jemand mit 100 km/h durch die Stadt faehrt, weil er sich wegen Airbag und ABS sicher fuehlt, kann dieses falsche Verhalten aber nicht der Technik angelastet werden. Deswegen habe ich mich entschlossen, AvaRisk troztdem zu veroeffentlichen. Wenn Du oder jemand anderes guten Idee hat, wie man den Benutzer auf die noch bestehenden Gefahren hinweisen kann, bin ich dafuer jederzeit offen.

Ich will nicht das du es nicht veröffentlichst, sonder nur das es Idiotensicher ist. MMn hat (fast) jeder hat das Recht sich selber aus eigenem Leichtsinn oder Dummheit umzubringen und sollte nicht bevormundet werden, aber in deinem eigenen Interesse sollte er sich dann nicht auf ein grünes Häkchen bei einem 5er berufen können. Denn:



Wie gesagt, in 3x3 stehen die Limits auf Seite 122 direkt unter der Ueberschrift "Die Elementare Reduktionsmethode". Die Professionelle Reduktionsmethode (wie AvaRisk sie berechnet) kennt keine Limits.

Und das ist falsch. Schau bitte noch mal in das Buch und schlage Seite 126 auf, da sollten die Faktoren der PRM stehen. Unter dem grauen Kasten der Reduktionsfaktoren steht dort

Bei GROSS beschränken wir uns auf mäßig steiles Gelände (unter 30°).
und das hat nichts mit der ERM zu tun. Das ist ein klares Limit der PRM.

Das die drei oben augelisteten Limits nicht zur PRM gehören ist richtig, aber lese bitte aus diesem Link (http://www.bergundsteigen.at/file.php/archiv/2001/4/35-36%20(reduktionsmethode).pdf) den Abschnitt "Klumpenrisiko". Da sollte eigentlich recht schnell klar werden das die Limits nach Munter eine Obergrenze der akzeptablen Risiken darstellen. Mit der PRM hat man einen höheren Spielraum als mit der ERM, darf bzw. sollte aber nicht diese Limits überschreiten. Die Limits findest du auf Seite 128/129 im Buch.

Viele Grüße
Hendrik

Hendrik
26.01.2008, 08:28
und trotz sehr grosser Lawinengefahr stark verspurt ist


das ist nicht richtig ... der Reduktionsfaktor den Du scheinbar meinst bezieht sich auf "ständig befahrene Hänge", das heißt nicht, dass da schon jemand nach dem Neuschneefall gefahren sein muss, man kann durchaus einen jungfräulichen Hang als "ständig befahren" klassifizieren, wäre ja schlimm wenn nicht ;) . Um es präziser auzudrücken, es handelt sich hierbei um die Ankerbildung, die den Neuschnee besser hält.


Leider ist es aber so. Bei Munter (3x3, Ausgabe 2003, Seite 126) heisst es (ich zitiere woertlich): "Staendig befahren heisst: zahlreiche Spuren nach jedem Neuschneefall auch in der Anrisszone. Beispiele wilde Piste, Varianten, Modetouren"

"Spuren nach jedem Neuschneefall" bedeutet das der Hang immer wenn es geschneit hat zerfahren wird. Wenn der Hang dann wie ein Acker aussieht gibt es keine gleichmäßigen Schichten in der Schneedecke, die einem Schneebrett als Gleitfläche dienen könnten. Dadurch verringert sich das Risiko.
Ober einer schon Spuren in den noch nicht gesetzten Schnee gemacht hat ist erst mal egal.

Als Ergänzung schreibt Munter aber noch (auch Seite 126): "Am ersten schönen Tag nach einer bedeutenden Niederschlagsperiode(kritische Neuschneemenge) geht man nicht an die äußerste Grenze." Ggf. ist das eine Warnung bei Werten die nahe der 1 sind wert.

alison
26.01.2008, 09:33
Moin Hendrik,

Du hast Recht, es gibt dieses eine Limit bei "GROSS" (Seite 126). Ich werde mal ueberlegen, wie ich das einbauen kann. Auch die Warnung bei einem Faktor nahe eins werde ich nochmal ueberdenken. Das Klumpenrisiko ist allerdings schwer umzusetzen, da bei der RM nur spezielles Verhalten ausgeschlossen wird. AvaRisk fragt ja nicht das genaue Verhalten des Freeriders oder Tourengehers ab sondern laesst ihn ganz bewusst auf gewisse Sachen verzichten.

Bezueglich des staendig befahrenen Hangs bin ich allerdings anderer Meinung. Nach einem Neuschneefall kann niemand erkennen, ob der Hang seit Wochen immer wieder befahren wird. Daher sollte man ihn als unbefahren ansehen, wenn keine oder nur wenig Spuren zu sehen sind.

Viele Gruesse
Andre

Hendrik
26.01.2008, 09:55
Du hast Recht, es gibt dieses eine Limit bei "GROSS" (Seite 126). Ich werde mal ueberlegen, wie ich das einbauen kann. Auch die Warnung bei einem Faktor nahe eins werde ich nochmal ueberdenken. Das Klumpenrisiko ist allerdings schwer umzusetzen, da bei der RM nur spezielles Verhalten ausgeschlossen wird. AvaRisk fragt ja nicht das genaue Verhalten des Freeriders oder Tourengehers ab sondern laesst ihn ganz bewusst auf gewisse Sachen verzichten.

Du könntest auf der letzen Seite, wo das Ergebnis angezeigt wird, dass Limit für die jeweilige Stufe anzeigen. Ab Faktor 12 würde ich den errechneten Wert, wenn überhaupt, nur noch in grau mit Warndreieck anzeigen, denn

http://www.bergundsteigen.at/file.php/archiv/2007/4/52-57%20%28logik%20des%20gelingens%29.pdf]Bei[/url] groß ist das Risiko nicht mehr kalkulierbar!



Bezueglich des staendig befahrenen Hangs bin ich allerdings anderer Meinung. Nach einem Neuschneefall kann niemand erkennen, ob der Hang seit Wochen immer wieder befahren wird. Daher sollte man ihn als unbefahren ansehen, wenn keine oder nur wenig Spuren zu sehen sind.

Ein Urlauber der das nicht weiß kann das nicht und darf den Faktor daher auch nicht anwenden. Ein Einwohner oder jemand der das Gebiet regelmäßig besucht weiß das aber. Und das die erwähnte "wilde Piste, Varianten, Modetouren" häufig befahren werden ist auch wahrscheinlich. Frische Spuren in einem Hang hingegen sind kein hinreichendes Kriterium, denn daran kann man genausowenig erkennen ob der Hang seit Wochen immer wieder befahren wird. Alles was du siehst ist das nach dem letzten Schneefall einer dort gefahren ist und das berechtigt nicht zu der Einstufung "ständig befahrener Hang".

campagnard
26.01.2008, 10:14
Bezueglich des staendig befahrenen Hangs bin ich allerdings anderer Meinung. Nach einem Neuschneefall kann niemand erkennen, ob der Hang seit Wochen immer wieder befahren wird. Daher sollte man ihn als unbefahren ansehen, wenn keine oder nur wenig Spuren zu sehen sind.

Ein Urlauber der das nicht weiß kann das nicht und darf den Faktor daher auch nicht anwenden. Ein Einwohner oder jemand der das Gebiet regelmäßig besucht weiß das aber. Und das die erwähnte "wilde Piste, Varianten, Modetouren" häufig befahren werden ist auch wahrscheinlich. Frische Spuren in einem Hang hingegen sind kein hinreichendes Kriterium, denn daran kann man genausowenig erkennen ob der Hang seit Wochen immer wieder befahren wird. Alles was du siehst ist das nach dem letzten Schneefall einer dort gefahren ist und das berechtigt nicht zu der Einstufung "ständig befahrener Hang".


so ist das richtig ... als Local habe ich den Vorteil zu wissen welche Hänge eben "ständig befahren" sind und kann daher den Reduktionsfaktor (eventuell) anlegen. Als Tourist darf ich das nicht.

gex
26.01.2008, 17:46
alison, darf ich nach deiner motivation fragen, solch ein programm zu schreiben??

ja klar, du willst menschen helfen, aber die etwas tiefer gehende gründe würden mich interessieren...

alison
27.01.2008, 16:57
alison, darf ich nach deiner motivation fragen, solch ein programm zu schreiben??

ja klar, du willst menschen helfen, aber die etwas tiefer gehende gründe würden mich interessieren...


Nein, "menschen helfen" war kein Beweggrund. Klar freut es mich, wenn jemand die Software brauchen kann, deswegen habe ich sie aber nicht geschrieben.
Angefangen hat es, weil ich soetwas wie AvaRisk gerne gehabt haette, es aber nirgendwo im Netz finden konnte. Also habe ich es selbst geschrieben. Da sich Software ja bekanntlich kostenlos vervielfaeltigen und verteilen laesst, habe ich mich irgendwann dazu entschlossen, sie zu veroeffentlichen. Warum genau, weiss ich nicht mehr. Mittlerweile entwickelt das Projekt eine Eigendynamik, die spannend zu beobachten ist.

Frag mal freeskiers.net, die haben sehr aehnlich angefangen ;)

Ach ja, nochetwas: Ich habe eine neue Version online gestellt, welche das Limit bei grosser und sehr grosser Lawinengefahr auf unter 30 Grad beruecksichtigt. Einen extra Bonus in der Reduktionsmethode gibt es nicht (wird wie "max. 30-34 Grad" behandelt), aber wenn der Faktor nicht gewaehlt wurde, rechnet AvaRisk auch nicht - dann ist das Risko gleich dem Gefahrenpotential.

gex
27.01.2008, 17:46
konkreter frage:
ich frage mich, warum du so ein risiko eingehtst, die software zu veröffentlichen, wenn du es zu beginn nur zum eigengebrauch gemacht hast...


warum nimmst du ( immernoch!) das risiko und die mühe auf dich??

alison
27.01.2008, 18:34
Welches Risiko? Verstehe nicht ganz, was Du meinst...

gex
27.01.2008, 19:33
bin mit der rechtlichen lagen nicht vertraut, aber
sollte sich ein opfer auf deine software berufen, könntest du doch probleme bekommen oder lieg ich da falsch?

und auch wenn du rechtlich aus dem schneider sein solltest, so wollte ich es nicht verantworten, das andere sich aus unwissenheit komplett auf die software verlassen...

alison
28.01.2008, 20:33
bin mit der rechtlichen lagen nicht vertraut, aber
sollte sich ein opfer auf deine software berufen, könntest du doch probleme bekommen oder lieg ich da falsch?

und auch wenn du rechtlich aus dem schneider sein solltest, so wollte ich es nicht verantworten, das andere sich aus unwissenheit komplett auf die software verlassen...


Ich habe einen Haftungsausschluss in der Software und weise an verschiedensten Stellen auf der Website auf Gefahren und weiterfuehrende Literatur hin. Denke das sollte sowohl aus juristischer, als auch aus moralischer Sicht reichen.

Ausserdem muss man um AvaRisk anzuwenden, zumindest den aktuellen Lawinenlagebericht lesen und sich ueber die Hangneigung und andere Faktoren Gedanken machen. Wahrscheinlich ist das schon mehr, als was manche normalerweise tun. Man hoert ja immer wieder von "Alpinisten", die glauben, dass Recco sie vor Lawinen beschuetzt...

knut
28.01.2008, 21:22
Man hört auch von Leuten, die glauben ein ständig viel befahrener Hang hätte viele sichtbare Spuren drin... ::)

Abgesehen davon, dass die Software auf die nötigen Limits (vide supra) nicht hinweist, läuft sie sowieso nicht auf meinem Siemens.
Was mich wiederum überhaupt nicht juckt, da ich sowieso der Meinung bin, dass, wer es nicht schafft, sich die nötigen Risiko- und Reduktionsfaktoren zu merken, die RM besser nicht anwenden sollte.
Erst recht nicht die PRM.

Und jetzt frag mich nicht, warum ich mich mit dem Thema überhaupt beschäftigt habe. Wenn ich die Antwort auf solche -bis jetzt hypothetischen Fragen hätte, würde mein Leben vermutlich in geregelteren Bahnen ablaufen.

Hendrik
28.01.2008, 22:37
Ich habe einen Haftungsausschluss in der Software und weise an verschiedensten Stellen auf der Website auf Gefahren und weiterfuehrende Literatur hin. Denke das sollte sowohl aus juristischer, als auch aus moralischer Sicht reichen.

Dem würde ich so nicht zustimmen, denn im Falle deiner Software ist die Lage ziemlich schwierig. Es ist halt keine Software bei der eine Fehlfunktion keine schwerwiegenden Konsequenzen hat, wie bei einem Computerspiel oder einer Bildbearbeitung. Es geht hier um eine Software, bei der eine Fehlfunktion oder die unsachgemäße Verwendung zu Handlungen führen kann, welche zu schweren Verletzungen, Behinderungen oder gar dem Tod des Anwenders führen.

Inbesondere sollte man folgendes Bedenken:

1. Juristische Konsequenzen: Auch wenn du einen Haftungsausschluss hast schützt dich das nicht unbedingt vor allen Konsequenzen. Ich bin zwar kein Anwalt, aber ich könnte mir gut vorstellen, dass man dich in irgend einer Form haftbar machen könnte, wenn man (grobe) Fahrlässigkeit nachweisen kann. Und das Fehlen des Limits bei einem 4er könnte mMn durchaus aus als (grobe) Fahrlässigkeit durchgehen. Spätestens wenn 2 Leute dadurch sterben und der dritte der Gruppe sagt, dass man sich auf dein Programm verlassen könnte es ungemütlich werden.

2. Finanziell: Sollte es bei dem oben angeführten Beispiel zu einem gerichtlichen Verfahren kommen hast du ein Problem, selbst wenn du am Ende nicht schuldig sein solltest. Das kostet bis zum Ende sehr viel Zeit und Geld, eine schwere Belastung ist es ohnehin.

3. Moralisch: Die beiden Leute aus dem o. g. Beispiel sind tot, du wurdest freigesprochen. Würde dich das nicht belasten? Klar waren die dumm, aber das war immer noch dein Programm auf das sie sich verlassen haben. Selbst ohne Fehler würde es mich sehr belasten, wenn jemand mit wenig Ahnung die Software benutzt und dann in einer Lawine stirbt. Denn, wäre derjenige ohne die Software auch in den Hang eingestiegen? Hätte er ohne Software nur die ERM benutzt, die ja für Leute mit weniger Hintergrundwissen gedacht ist und die diesen Hang bei den Bedingungen ausgeschlossen hätte? Dacht derjenige vielleicht, dass ein Wert von 0,97 akzeptabel ist, obwohl es der erste schöne Tag nach dem erreichen der kritischen Neuschneemenge war?

Ich will deine Software sicherlich nicht verurteilen oder schlecht machen und finde es generell großartig, dass Leute ihre Software der Welt kostenfrei zur Verfügung stellen. Aber deine Software ist ein Paradebeispiel dafür wie gefährlich Software sein kann, dass Software i. A. nicht fehlerfrei ist und das Softwareentwicklung böse Folgen haben kann.

Und jetzt zu den NEDAP Wahlcomputern... ::)

alison
29.01.2008, 08:00
Hallo Hendrik, hallo Knut,

jetzt wirds philosophisch ;-)

Erst einmal ist nicht die Software gefährlich, sondern falsches Verhalten. Die Software steuert ja niemanden fern, sie ist kein Autopilot. Falsches Verhalten ist übrigens die häufigste Ursache für Unfälle aller Art und überall. Ich kann niemanden zu richtigem Verhalten zwingen. Sehrwohl kann ich aber vernünftige Leute bei ihrer Entscheidungsfindung mit Hilfe von AvaRisk unterstützen. Und ich habe ein Mittel (natürlich nicht das ultimative Mittel, sondern nur eines unter vielen) um die eher Risikobereiten auf Gefahren und Prävention hinzuweisen. Ich werde mal darüber nachdenken, wie ich das noch verbessern kann.

Selbstverständlich habe ich eine moralische Verantwortung. Ich nehme diese aber auch ernst. So ist zum Beispiel das Limit für Stufe 4 seit Sonntag in AvaRisk und es steht zum Download auf der Website bereit. Nicht schlecht, gelle?

Was das Risiko eines Rechtstreits angeht, kann ich nur sagen, dass wir nun mal alle irgendwelche Risiken eingehen, das ist ein immanenter Bestandteil unseres Lebens.
Stell Dir vor, Du löst eine Lawine und ein Freund wird verschüttet oder Du krachst dummerweise bei der Abfahrt in ihn hinein. Dieser liegt danach wochenlang im Spital und verbringt den Rest seines Lebens im Rollstuhl. Ist gar nicht so unwahrscheinlich, passiert immer wieder. Mit den Folgen werden Dein Freund und Du zeitlebens zu kämpfen haben, das ist bestimmt nicht einfach. Warum also gehst Du dieses Risiko ein und bleibst nicht zu Hause?
Selbstverständlich bist Du vorsichtig, versuchst das Risiko zu minimieren, aber ein Restrisiko bleibt immer, egal was Du unternimmst. Das weiss man spätestens seit der Titanic. Man hätte natürlich auf der Brücke ein Schild anbringen können „Bitte keine Eisberge anrempeln“… Entschuldige meinen Sarkasmus, ich hoffe Du verstehst meinen Punkt.

Im Übrigen nennt Munter Werte <=1 auch "akzeptiertes Restrisiko". Das ist seine Meinung und jeder ist frei darin, einen niedrigeren Wert (d.h. eine grössere statistische Sicherheit) für sich zu wählen und eventuell schon ab 0,5 den Hang nicht mehr zu befahren. Immerhin liegt der Reduktionsmethode auch die Annahme zu Grunde, dass wenn auf 100000 Skifahrer 10 Tote kommen (die genaue Zahl habe ich nicht mehr im Kopf), es durchaus akzeptabel ist. Man kann das durchaus in Frage stellen und sollte es sogar.

Grüsse
André

Hendrik
29.01.2008, 09:41
Erst einmal ist nicht die Software gefährlich, sondern falsches Verhalten. Die Software steuert ja niemanden fern, sie ist kein Autopilot. Falsches Verhalten ist übrigens die häufigste Ursache für Unfälle aller Art und überall. Ich kann niemanden zu richtigem Verhalten zwingen. Sehrwohl kann ich aber vernünftige Leute bei ihrer Entscheidungsfindung mit Hilfe von AvaRisk unterstützen. Und ich habe ein Mittel (natürlich nicht das ultimative Mittel, sondern nur eines unter vielen) um die eher Risikobereiten auf Gefahren und Prävention hinzuweisen. Ich werde mal darüber nachdenken, wie ich das noch verbessern kann.

Bist du dir da zu 100% sicher? Klar liegt es am falschen Verhalten, aber deine Software kann das Verhalten von Leuten beeinflussen. Und das kann in die falsche Richtung geschehen, einmal durch einen Fehler, aber auch dadurch das deine Software die PRM den Leuten erst zugänglich macht. Würden diese Leute die ERM verwenden wäre die Limits für sie deutlich restriktiver und sie würden den einen oder anderen Hang nicht befahren.



Selbstverständlich habe ich eine moralische Verantwortung. Ich nehme diese aber auch ernst. So ist zum Beispiel das Limit für Stufe 4 seit Sonntag in AvaRisk und es steht zum Download auf der Website bereit. Nicht schlecht, gelle?

Das spricht natürlich für dich. Auf der anderen Seite kann man sich aber fragen, warum ein so elementar wichtiger Faktor erst in der Version 2.0.2 berücksichtigt wird.



Was das Risiko eines Rechtstreits angeht, kann ich nur sagen, dass wir nun mal alle irgendwelche Risiken eingehen, das ist ein immanenter Bestandteil unseres Lebens.

Das hat ein Bekannter von mir und Autor eines ziemlich bekannten deutschen Blogs (Hobbyprojekt, ohne Werbung und Sponsoren) auch gedacht, bis ihm ein eine Klage wegen Rufschädigung eines nicht mal namentlich genannten deutschen Anwalts ins Haus kam. Und da war der Streitwert noch relativ gering.



Stell Dir vor, Du löst eine Lawine und ein Freund wird verschüttet oder Du krachst dummerweise bei der Abfahrt in ihn hinein. Dieser liegt danach wochenlang im Spital und verbringt den Rest seines Lebens im Rollstuhl. Ist gar nicht so unwahrscheinlich, passiert immer wieder. Mit den Folgen werden Dein Freund und Du zeitlebens zu kämpfen haben, das ist bestimmt nicht einfach. Warum also gehst Du dieses Risiko ein und bleibst nicht zu Hause?

Weil ich das Risiko für das Skifahren akzeptiere. Bei deiner Software ist halt die Frage was Du für die Risiken, die du eingehst, zurückbekommst und ob das am Ende für dich in einem akzeptablen Rahmen liegt. Zumindest hast du schon mal was gelernt.



Im Übrigen nennt Munter Werte <=1 auch "akzeptiertes Restrisiko".

So unumstößlich ist die 1 als Wert nicht. Tabelle zur PRM, Seite 126 im Buch:

Am ersten schönen Tag nach einer bedeutenden Niederschlagsperiode (kritische Neuschneemenge erreicht) geht man nicht an die äußerste Grenze



Immerhin liegt der Reduktionsmethode auch die Annahme zu Grunde, dass wenn auf 100000 Skifahrer 10 Tote kommen (die genaue Zahl habe ich nicht mehr im Kopf), es durchaus akzeptabel ist.

1:100.000, warum sollte er den Bruch erweitern und der Wert ist auch gar nicht so schlecht verglichen mit anderen Tätigkeiten.

Viele Grüße
Hendrik

alison
29.01.2008, 11:23
Das spricht natürlich für dich. Auf der anderen Seite kann man sich aber fragen, warum ein so elementar wichtiger Faktor erst in der Version 2.0.2 berücksichtigt wird.

Ganz einfach. AvaRisk ist ein Taschenrechner. Multiplikation, Division mit bunten Bildchen aufgepeppt. Thats it.
Ich denke, Du legst da zuviel rein. Es ist kein allumfassendes Beratungsinstrument, was Dir sagt, ob Du gehen kannst oder nicht. Sollte es auch nie sein. Die Limite sind strenggenommen kein Teil der Rechnung, daher hatte ich sie nicht drin.
Man muss nach wie vor die Reduktionsmethode kennen und können und auch sonst einiges an Erfahrung mitbringen. AvaRisk nimmt Dir nur das Kopfrechnen ab.

Nochwas: Wir reden hier immer über die Gefahrenstufe. Alle schauen dafür in das LLB und denken, das ist Gesetz. Laut Munter ist das aber für die PRM falsch. Man muss dafür den 40-Punkte Niveaucheck durchführen um die lokale Gefahrenstufe zu ermitteln. Der würde aber bei weitem meinen zeitlichen Rahmen sprengen und ich weiss auch nicht, ob das sinnvoll wäre.



1:100.000, warum sollte er den Bruch erweitern und der Wert ist auch gar nicht so schlecht verglichen mit anderen Tätigkeiten.


Naja, im Strassenverkehr würde mal eine derart hohe Mortalität sicher nicht akzeptieren. Im Übrigen ist es (wenn meine Ursprungszahlen stimmen) 1:10.000.

patrick
29.01.2008, 11:45
Ist 1:100000 !

Hendrik
29.01.2008, 12:18
Ganz einfach. AvaRisk ist ein Taschenrechner. Multiplikation, Division mit bunten Bildchen aufgepeppt. Thats it.
Ich denke, Du legst da zuviel rein.

Das ich mich darauf verlasse brauchst du nicht befürchten, aber das Risiko das es jemand trotzdem tut ist einfach gegeben. Soll auch kein Vorwurf sein, es ist eher so das ich das für dich geschrieben habe, damit du es mal von einer andere Sichtweise aus sehen kannst.



Im Übrigen ist es (wenn meine Ursprungszahlen stimmen) 1:10.000.

Mit der Literatur hast du es nicht so, oder? Seite 193 in deiner Ausgabe des 3x3.



Naja, im Strassenverkehr würde mal eine derart hohe Mortalität sicher nicht akzeptieren.

Naja, Munter schreibt auf der selben Seite(193), dass es in etwas vergleichbar mit Autofahren wäre. Dem stimme ich aber nicht zu.

In Deutschland gibt es im Jahr etwas mehr als 5000 Verkehrstote, das macht ca. 14 am Tag. Bei einem Toten auf 100.000 Teilnehmern wären das nur 1,4 Millionen Verkehrsteilnehmer bei 82 Millionen Einwohnern. Das passt nicht. (Auf der Seite im 3x3 aufpassen, denn 1.000.000 ist nicht 1*10^5, da ist eine 0 zu viel)

alison
29.01.2008, 18:00
Mit der Literatur hast du es nicht so, oder? Seite 193 in deiner Ausgabe des 3x3.

Ich war unterwegs und hatte das Buch nicht dabei. Kein Grund persönlich zu werden.



Naja, Munter schreibt auf der selben Seite(193), dass es in etwas vergleichbar mit Autofahren wäre. Dem stimme ich aber nicht zu.

In Deutschland gibt es im Jahr etwas mehr als 5000 Verkehrstote, das macht ca. 14 am Tag. Bei einem Toten auf 100.000 Teilnehmern wären das nur 1,4 Millionen Verkehrsteilnehmer bei 82 Millionen Einwohnern. Das passt nicht. (Auf der Seite im 3x3 aufpassen, denn 1.000.000 ist nicht 1*10^5, da ist eine 0 zu viel)

Der Fehler im Buch ist mir noch gar nicht aufgefallen.

Im Übrigen bin ich Deiner Meinung.

Die Reduktionsmethode kümmert sich nur um Lawinenunfälle. Es gibt noch andere Arten, auf einer Tour das Leben zu lassen, z.B. Absturz, Erfrieren und Steinschlag. Daher ist die Aussage „Skitouren sind so gefährlich wie Autofahren“ schon inhaltlich falsch. Korrekt müsste es heissen „Bei einer Skitour durch eine Lawine umzukommen, ist so wahrscheinlich, wie durch einen Unfall beim Autofahren“.
Das eigentliche Risiko auf einer Skitour liegt natürlich höher, wenn man die anderen Unfallarten noch berücksichtigt. Sagen wir mal vorsichtig statt 1:100.000 real 1:50.000. Dann müssen wir noch Gleiches mit Gleichem vergleichen. Was dem Skitourer die Tour ist, ist dem normalen Verkehrsteilnehmer der Weg von A nach B.

Angenommen jeder der 82 Mio Einwohner Deutschlands legt im Schnitt 2 Wege pro Tag zurück, also hin- und zurück zur Arbeit, zum Einkaufen, zum Kindergarten, was auch immer.
Macht 82*10^6 * 2 * 365 = 59.860.000.000 Wege pro Jahr
Jetzt noch durch die Anzahl Verkehrstote dividiert: 59.860 Mio / 5000 = 11.972.000
Die Chance, auf dem Weg zur Arbeit ums Leben zu kommen ist damit rund 1:12 Mio.

Auch wenn ich hier einige Annahmen getroffen habe, so war ich doch recht vorsichtig, d.h. habe eher zu Gunsten von Munter gerechnet.

Trotzdem kann man sagen: Auf eine Skitour zu gehen ist (mindestens?) 240 Mal so gefährlich, wie mit dem Auto zur Arbeit zu fahren oder zu Fuss zum Aldi. Und das auch nur bei korrekter Anwendung der Reduktionsmethode, ansonsten ist es noch viel gefährlicher.
Man kann das auch umdrehen und mal ausrechnen, wie viele Verkehrstote es gäbe, wenn das Risiko genau wie bei einer Skitour wäre: 1,2 Millionen! Es geht hierbei selbstredend nicht um genaue Zahlen, sondern nur um Grössenordnungen.

Grüsse
André