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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Wärme Pro und Kontra.



subtleplague
04.12.2007, 19:29
Angeregt von unserer lustigen Wetterachterbahn frage ich mich in welchen Dosen Wärme gut ist und wann man sie braucht.
Natürlich begüstigt sie die Setzung, aber mit der erneuten Abkühlung bilden sich eislamellen/harschschichten. Dass das meist besser ist als Oberflächenreif etc. ist natürlich logisch, aber braucht man auch wärme nach Großschneefällen, oder reicht dort auch die Mächtigkeit der Schneedecke um sich zu verbinden?
Schneefall der warm beginnt, oder gar aus Regen in Schnee übergeht ist ja bekanntermaßenauch gut. Tageszeitliche Erwärmung ist meist eher unschön, aber berechenbar.
Für den Aufbau mächtiger Schneedecken ist ein Wechsel meist gut, denn wie man am Katastrophen Winter 98/99 gesehen hat konnten sich viele große Lawinen nur bilden, weil sich die Einzugsbereiche durch die Setzung nicht früher entladen haben (und auch nicht hätten wenn es früher aufghört hätte).

die Fragen die ich mir Stelle sind z.B. wie lange muss es wie warm werden um den Neuschnee gut zu verbinden?
klappt das auch ohne, dass der schnee eine Schicht an der Oberfläche erhält, oder muss man den "Preis bezahlen". Also gibt es eine (kurzzeitige) Erwärmung ohne Krustbildung, die aber so tief geht, dass der Schnee sich verbindet?

knut
04.12.2007, 19:39
Naja, Wenn ich das richtig im Kopf hab, sollte die Temperaturdifferenz zwischen Bodennahen Schneeschichten und Aussentemperatur nie zu gross sein, egal in welche Richtung. Insofern ist nur gemässigte, längerfristige Erwärmung gut.

fuckin genius
04.12.2007, 19:56
das lässt sich pauschal nicht beantworten.

erstmal, bindet schnee immer - egal wie warm es ist. einzige ausnahme - aufbauende umwandlung, also reifbildung bei strahlungslagen.

je wärmer es ist umso schneller bindet sich der schnee. (natürlich nicht während es warm ist, da verliert er seine bindung - sondern wenn es wieder kalt wird.)

wenn du keine krusten haben willst sind natürlich konstante temperaturen knapp unter dem gefrierpunkt und ohne strahlungswärme - also möglichst bedeckt und ganz leichter wind - das beste. trotzdem dauert es dann recht lange bis der schnee bindet und vorallem sich setzt. da er sich nicht setzt, dabei aberlangsam bindet bleiben spannungen in der schneedecke lange zeit konserviert. edit: im gegenteil. sie können sich bei sehr kalten temperaturen sogar leicht erhöhen. hat aber in der praxis eine sehr geringe signigikanz. die lawinengefahr nimmt nur sehr langsam ab.

die harten schichten selbst, gelten zwar gemeinhin als schlechter schneedeckenaufbau, - das hingegen stimmt nur bedingt. und zwar nur so lange, wie der umgebende schnee keine vernünftige bindung zu den betreffenden schichten eingegangen ist. nach einiger zeit, tut er dies aber. und in diesem altschnee, wirken die harschschichten wie bewährung im beton und machen ihn superstabil. dies ist jedoch auch wieder nur eingeschränkt gültig. angenommen, nämlich du hast eine harschicht,sie ist gut verbunden mit dem umliegenden schnee, und es kommt eine lange strahlungsperiode... dann wirkt diese harschschicht wie eine dampsperre (diffusionsdichte schicht) für den wasserdampf und es kommt zur aufbauenden umwandlung (tiefenreif) unterhalb dieser harschschicht. die bindung ist wieder futscht, statt dessen hast du ein kugellager und eine hochriskante, kaum vorhersagbare schicht.

letzten winter gabs das übrigens ziemlich viel.

es ist also schwer eine allgemeingültige antwort zu geben.

grundsätzlich ist es aber das beste wenn es feucht und warm und ausgiebig mit geringen temperaturunterschieden in der höhe und im tal schneit und erst zum schluss die temperaturen anziehen.

erstens bleibt dann der schnee überall liegen, auch im steilen.., ist nicht so anfällig für windverfrachtungen, und die schneebretter die sich bilden, werden nach kürzester zeit zur stabilsten unterlage. die schneedecke insgesamt bindet und setzt sich sehr schnell.

abgesehen davon ist aber die momentane entwicklung nicht sooo schlecht. etwas doof ist, dass vieles freigeblasen ist und die schneedecke damit sehr inhomogen ist und somit auch inhomogen bezüglich der lawinengefahr werden kann, je nachdem wie es draufschneit. und zwar für die ganze saison. zudem ist sowas unangenehm anfällig für strahlungslagen. und diese reifschichten bilden dann ja häufig ein russisch roulette bis zum ende der saison.

aber entschieden ist wie gesagt noch nichts. weder zum guten noch zum schlechten. es ist noch alles offen. schön wäre wenn es jetzt mal wieder ordentlich draufschneien würde. :D wer hätte das gedacht.

fuckin genius
04.12.2007, 19:58
Naja, Wenn ich das richtig im Kopf hab, sollte die Temperaturdifferenz zwischen Bodennahen Schneeschichten und Aussentemperatur nie zu gross sein, egal in welche Richtung. Insofern ist nur gemässigte, längerfristige Erwärmung gut.


es ist ziemlich egal, wenn der boden kalt und die luft warm. schlecht ist nur umgekehrt. und zwar wird es kritisch, soweit ich das im kopf hab - ist aber absolut irrelevant, da wir das eh nicht messen können - ab 1° pro 10 cm schneedeckenstärke. in dem bereich kommt es dann zur aufbauenden umwandlung. vorzugsweise an harschschichten, welche dampfdicht sind und durch ihre dichte und geringen dämmwert einen hohen temperaturgradienten aufweisen und in boden nähe, da der dunkle boden, die durch den schneedringende infrarotstrahlung absorbiert und in wärme umwandelt.

edit bin mir bei der wellenlänge nicht sicher. kann das jemand erklären wenn er es weiss?

edit glaube die wellenlänge stimmt doch.. :D

fuckin genius
04.12.2007, 20:01
gut wenn der boden kalt ist und die luft warm kommt es zu oberflächenreif. das hat aber mehr etwas mit strahlungslage und der schneeoberflächentemperatur zu tun als mit der temperatur der schneedecke selber.

TomyLight
04.12.2007, 20:20
grundsätzlich ist es aber das beste wenn es feucht und warm und ausgiebig mit geringen temperaturunterschieden in der höhe und im tal schneit und erst zum schluss die temperaturen anziehen.

erstens bleibt dann der schnee überall liegen, auch im steilen.., ist nicht so anfällig für windverfrachtungen, und die schneebretter die sich bilden, werden nach kürzester zeit zur stabilsten unterlage. die schneedecke insgesamt bindet und setzt sich sehr schnell.



Der erste Abschnitt verwirrt mich ein wenig.

Aber ich versuchs mir ma mit einer Art "Schneeball" zu erklären.

Es regent und die Temperaturen gehen gegen 0°.
Schneeregen
Dann fällt son sehr feuchter und ziemlich schwerer Schnee.
Wenns dann noch ein wenig kühler wird, der Schnee ist immer noch feucht, lassen sich super Schneebälle machen. Der Schnee pappt perfekt zusammen.

Wenns jetzt so Temperaturen wie Ende Novemeber mit ca -10° hat und es schneit, is der Schnee leicht und gut trocken ist. Lassen sich ja bekannter maßen schwer Schneebälle machen ohne das man etwas an Feuchtigkeit hinzugibt. Oder der Schnee wird richtig fest gepresst und erhält dadurch seine Festigkeit.

Was ich damit sagen will, ist, dass was Fuckin ja schon gesagt hat, das sich der Schnee besser festigt wenn es bei über 0° anfängt zu regnen und es dann kühler wird, was ja Schneefall zur Folge hat.

patrick
04.12.2007, 21:45
@fuckin
Kannst du den Unterschied zwischen Setzung und Bindung trennscharf formulieren?
Meinem Verständnis nach sind das schwammige Begriffe, denn unter Bindung kann man sowohl die Bindung innerhalb einer Schneeschicht(also bei Neuschnee durch abbauende Umwandlung zu Korn, bei Triebschnee durch die Einwirkung des Windes), als auch die Bindung dieser Schneeschicht zur restlichen Altschneedecke gemeint sein. Normalerweise würde ich Bindung als Teil der Setzung definieren, also als den von mir erstgenannten "Bindungsbegriff".

Nach kurzem Nachschlagen bei Freund Munter, erhellt sich das leider nicht weiter.

knut
04.12.2007, 21:57
da war ich auch grad dran. Setzung, Bindung und Schneeumwandlung werden hier insgesamt ein wenig vermischt, wobei ich auch absolut nicht sicher bin, ob mein Verständnis des Ganzen der Lehrmeinung entspricht.

Für Setzung sind warme Temperaturen in der Regel sehr gut. Unter Setzung verstehe ich (bitte ggf um Korrektur) die Kompaktierung einer Schneeschicht oder der gesamten Schneedecke, die natürlich auch mit Bindung einher geht.
Für Bindung (an noch zu fallende Schneeschichten) sind hohe Temperaturen und/oder Strahlungslagen mit irgendwann vor dem nächsten Schneefall kommenden tieferen Temperaturen schlecht, da sowohl Oberflächenreif als auch Firn oder Eis die Bindung zwischen den Schichten enorm verschlechtern. Klassisch ist hier der grosskristaline Oberflächenreif.
Für Schneeumwandlung schlecht können sowohl tiefe Temperaturen (von fg bestens beschrieben) als auch hohe Temperaturen bei kaltem Boden, da es hier zu einer sehr grobkörnigen Altschnee-Umwandlung in Bodennähe kommen kann. Da aber der Boden nur in sehr lokalen Lagen und nur unter sehr speziellen Gegebenheiten sehr kalt ist (meist sind Bodenschichten und direkt darüber liegende Schneeschichten eher warm, also im einstelligen Minusbereich), spielt das in der Praxis wirklich keine Rolle.
Was anderes sind tageszeitliche Erwärmungen, da hier Schmelzwasserschichten entstehen können, die dann die Ursache für Grundlawinen bilden. Wenn das aber wieder gefriert, führt das zu sehr guter Bindung zwischen Boden und Schneedecke.

Stimmt ihr mir soweit zu?

patrick
04.12.2007, 22:38
@knut, soweit kann ich dir folgen, jedoch kann ich keine eigenen Definitionen von setzung etc. bei dir erkennen.

Ich würde es folgendermaßen(erweitert auf meiner oben stehenden Antwort und an Munter haltend machen)

Setzung: Allgemeiner Oberbegriff, der sinnbildlich für die Verdichtung der Schneedecke steht, Verdichtung geschieht durch irgendeine Form der abbauenden Umwandlung, verdichtete Schneekristalle sind nicht mehr so fein und auskristallisiert, sondern nähern sich einer körnigen Struktur an. Ergebnis dieser abbauenden Umwandlungen ist eine höhere Bindung innerhalb der entsprechenden Schneeschicht( Mehr und flächigere Berührungspunkte -> mehr Reibung->bessere Bindung.) Mit der Zeit verbinden sich auch die Schneeschichten untereinander, wiederum in der Geschwindigkeit abhängig von vielen Faktoren, wie der Temperatur, der Masse der Schneedecke, dem status quo ante, also der Ausgangslage vor dem jeweiligen Schneefall usw.

Bindung habe ich somit schon unter Setzung erklärt.

Schneeumwandlung unterteilt Munter in 4 verschiedene Vorgänge:
1. Mechanische Umwandlung: durch Wind- > Resultat: Triebschnee(gebunden)
2. Abbauende Umwandlung: durch Sublimation der feinen Äste der Kristalle und Wiederanlagerung am Kristallzentrum. Resultat-> Vereinfachung der Strukturen.->Bindung
3.Aufbauende Umwandlung: durch hohen Temperaturgradienten, In warmen Schichten(vorzugsweise am Boden) verdunstet Wasser und kristallisiert an kälteren Schichten wieder aus -> Resultat: Bildung von Schwimmschnee(d.h Bildung von Brecherkristallen, sowohl in Zwischenschichten(Dampfsperre), als auch am Boden. ->Entbindung
4. Schmelzumwandlung: durch Erwärmung entsteht ein Wasserfilm auf der Schneedecke, Schmelzen und Gefrieren ->Resultat:Bildung von Sulzschnee und Firn.(Grobkörnige Struktur)> Bindung oder Entbindung je nach zeitlichem Verlauf(Tag Entbindung, Nacht Bindung)

So und jetzt kommt der Clou: Sämtliche Umwandlungen können lawinenbildend sein.
1. und 2. binden den Schnee, Bindung ist aber nicht als generell als positiv oder negativ darzustellen. Gebundener Schnee, der nicht mit dem Untergrund "verbunden" ist -> Ist Schlecht. stabile Altschneedecke ist ein Schneeschichtensystem, in dem die unterschiedlichen Schichten gut miteinander verbunden sind (und somit zwangsläufig auch die Schichten in sich)

3. entbindet den Schnee, auf der Oberfläche als Oberflächenreif ist sie bis zu einem erneuten Schneefall nicht gefährlich, dann jedoch schon(Kugellagereffekt)
4. bei durchfeuchteter Schneedecke schlecht, bei kalter(gefrorener Harschdeckel) sicher.

Lawinenbildend können also alle Umwandlungen sein, es kommt auf die stabile Verbindung der Schneeschichten untereinander an, welche z.T durch die Umwandlungen geschwächt oder gestärkt wird. Diesen Umwandlungen zu Grunde liegen wiederum verschiedene Faktoren wie
Temperaturgradient der Schneedecke, Strahlung, Wind, Temperatur, Exposition etc.

Und ausgehend von diesen Faktoren kann man im folgenden "wenn-dann" Aussagen ableiten(Dicke Schneedecke - tendenziell weniger Lawinentote, da weniger Umwandlung aufgrund schwachem Temperaturgradienten ...)

puh. wahrscheinlich war das meiste Geschreibsel jetzt für die Lesenden überflüssig, da sie es schon wissen. Für mich war es aber nützlich, meine Schubladen sind nun wieder geordnet ^^

patrick
04.12.2007, 23:04
so, keine lust mehr zu editieren.

Jedenfalls haben meine Antworten nicht mehr mit der von sub gestellten Frage zu tun.

Konkret zu der gestellten Frage: Ich glaube nicht, dass es eine kurzzeitige Erwärmung mit Powdergarantie gibt. Längerfristig ist eine Stabilisierung der Schneedecke bei Erhaltung einer pulvrigen Konsistenz aber möglich, sollte nur nicht zu kalt sein(siehe fg)
Aber: Warum muss neugefallener
Schnee überhaupt eine Bindung eingehen(wenn wir ihn fahren wollen). Ist er nämlich ungebunden, gibt es keine Schneebretter, sondern nur Lockerschneelawinen, für den kurzen Zeitraum, in dem der ungebunden gefallene Schnee auch ungebunden bleibt(Bindung durch Setzung).

Das erscheint mir die einzige sinnvolle sichere Variante von viel Schnee und stabilen Verhältnissen zeitnah zum Schneefallende. In diesem Fall desto zeitnäher, desto besser :D

gex
04.12.2007, 23:07
zu patricks forderung nach weniger bindung und mehr lockerschnee( ;)): 99% der Lawinenopfer sterben in Schneebrettlawinen...



frage: wie oft häufiger treten lockerschneelawinen auf?

patrick
04.12.2007, 23:16
...also nur bei Wildschnee im ganzen Hang powdern gehen, dann könnt ihr euch die Reduktionstheorie sparen, die bringt euch auch nur unter die 1 % Risikogrenze... ;D ::)

campagnard
04.12.2007, 23:20
zu patricks forderung nach weniger bindung und mehr lockerschnee( ;)): 99% der Lawinenopfer sterben in Schneebrettlawinen...

frage: wie oft häufiger treten lockerschneelawinen auf?


ähm, ja ... ich erinnere hier mahnend an defs erlebnis der bei lockerschnee aufstieg und zwische brettern wieder herunterzitterte.

(aber ich fahr das lockere zeug auch bedenkenlos, mehr spaß gibts kaum, aber man sollte immer ein äuglein offen halten)

klar
04.12.2007, 23:30
es ist ziemlich egal, wenn der boden kalt und die luft warm. schlecht ist nur umgekehrt. und zwar wird es kritisch, soweit ich das im kopf hab - ist aber absolut irrelevant, da wir das eh nicht messen können - ab 1° pro 10 cm schneedeckenstärke. in dem bereich kommt es dann zur aufbauenden umwandlung. vorzugsweise an harschschichten, welche dampfdicht sind und durch ihre dichte und geringen dämmwert einen hohen temperaturgradienten aufweisen und in boden nähe, da der dunkle boden, die durch den schneedringende infrarotstrahlung absorbiert und in wärme umwandelt.

edit bin mir bei der wellenlänge nicht sicher. kann das jemand erklären wenn er es weiss?

edit glaube die wellenlänge stimmt doch.. :D


weiß nicht genau worauf du mit den wellenlängen rauswillst, schnee reflektiert im sichtbaren fast alles und ist im langwelligen (NIR, IR, etc) dafür fast ein schwarzer strahler. die genaue strahlungsextinktion in abhängigkeit der schneehöhe ist wegen mehrfachstreuung schwer zu berechnen (näherung über miestreuung bzw geometrische streuung, man nimmt an, dass die körner sphärisch sind), für einen sehr groben überblick reichen normale strahlungsbilanzen, fluss rein, fluss raus etc. um so besser, je höher die spektrale aufösung und je mehr korngröße/form/dichte uä berücksichtigt werden können.



gut wenn der boden kalt ist und die luft warm kommt es zu oberflächenreif. das hat aber mehr etwas mit strahlungslage und der schneeoberflächentemperatur zu tun als mit der temperatur der schneedecke selber.


oberflächenreif hat vor allem mehr mit dem latenten-, als mit dem sensiblen wärmestrom oder der abstrahlung zu tun.


bindung vs setzung ist eine gute frage. grundsätzliche haben einzelne körner/schneeflocken in der schneedecke nur eine sehr kurze lebensdauer (ca 1 tag) und es ist langfristig viel sinnvoller, die schneedecke als ein durch sinterprozesse bestimmtes material zu sehen, als sie sich als einen haufen einzelner körner vorzustellen. interessant ist in der hinsicht, dass der massentransport anscheinend viel größer ist, als das wachstum der einzelnen strukturen. also was ich meine ist, dass eine bindung im sinne von korn 1 verliebt sich in korn 2 und sie beschließen zusammenzuziehen eigentlich nicht stattfindet.

patrick
04.12.2007, 23:44
also was ich meine ist, dass eine bindung im sinne von korn 1 verliebt sich in korn 2 und sie beschließen zusammenzuziehen eigentlich nicht stattfindet.


Aha, interessant, aber ich verstehe es nicht wirklich...da musst du jetzt schon weiter ausholen, gerade deshalb, da du dich anscheinend tiefergehend mit der materie auszukennen scheinst ;)

fuckin genius
05.12.2007, 00:15
edit: klar und patrick posteten nochmal dazwischen. daher bin ich darauf nicht explizit eingegangen. denke aber dass sich das hier schon klärt wie ich es meine, insbesondere das mit der infrarotstrahlung. sie wird vom schnee zwar reflektiert aber eben auch in richtung boden und nicht einfach nur in den himmel zurückgeworfen. so meinte ich das.

.............................................
puh ja. komplizierte sache das. :D

1. ein disclaimer meinerseits. ich schrieb: harschichten sind positiv wenn sie in eine schneedecke so eingebunden sind, dass sie wie eine bewehrung fungieren, ausser es kommt erneut zu aufbauender umwandlung. das wird in der praxis kaum der fall sein. für den skifahrer wohl irrelevant.

2. @knut: tiefenreif entsteht nicht bei kaltem boden, sondern bei warmen boden und kalter schneedecke. wasserdampf kondensiert dabei an der kalten schneedecke bei ausreichendem temperaturgradienten und insbesondere an diffusionsundurchlässigen schichten.

der grund: infrarotstrahlung während des tages geht durch den schnee hindurch und erwärmt diesen nicht, wird vom dunklen boden absorbiert und in wärme umgewandelt. in der nacht kühlt bei strahlungslagen die schneeoberfläche extrem aus. bei dünner schneedecke kommt es zu einem ausreichend hohen temperaturgradienten für eine aufbauende umwandlung...

3. setzung: ist nicht in erster linie die verdichtung der schneedecke aber geht in der regel mit ihr einher. setzung ist ein begriff für den spannungsabbau in der schneedecke. whump geräusche sind ein deutliches zeichen für setzung. sie geht aber auch in kleinen schritten und weniger schlagartig. zb, wenn es warm wird und die schneekristalle ihre bindung verlieren setzen sie sich langsam fliessend zu einer kompakteren schneedecke. wenn alles gut geht, wenns schlecht geht entsteht eine lawine. damit kommen wir

4. zur bindung. den wenn dieser schnee wieder kalt wird sind die bindungen auch besser. bindung heisst nichts anderes als der prozess des sinterns der schneekristalle. dieser geschiet immer (ausser im ausnahmefall der aufbauenden umwandlung bei der wasserdampf die kristalle getrennt von einander anwachsen lässt), auch bei extrem kalten temperaturen - dort nur sehr langsam. vorraussetzung für das sintern - die schneekristalle müssen sich berühren. je mehr kontaktpunkte sie haben umso stärker sintern/binden sie sich. deshalb bindet windverfrachteter schnee auch so schnell und ist in der praxis immer gebunden. durch die verfrachtung brechen die ästchen ab und die dichte ist etwa 3mal so hoch --- schnelles sintern. bei temperaturen über 0 grad hingegen verlieren die kristalle kurzzeitig ihre bindung, verschmelzen aber umso stärker wenn die temperatur fällt.

daher bewirken hohe temperaturen ein schnelles setzen und im anschluss, wenn es kalt wird auch eine starke bindung.

5. wie patrick richtig beschrieben hat ist die bindung von schnee daher nicht immer gut. gut ist sie nur, wenn die bindung innerhalb der schneedecke (also vertikal)besser ist als die bindung innerhalb einer schneeschicht. da bei windverfrachtetem schnee die bindung innerhalb der schicht meist besser ist als zum darunterliegenden schnee ist dieser gefährlich und kann als brett abgehen.

6. um das ganze zu verkomplizieren: ich gehe von dem oben beschriebenen fall aus: ein schneebrett. die bindung innerhalb einer schneeschicht ist stärker als die bindung der schneeschichten untereinander: da eine schneedecke kein statisches system ist, sondern sich bewegt und hangabwärts fliesst, fliessen in diesem fall die schichten unterschiedlich schnell. dadurch entstehen spannungen in der schneedecke. diese spannungen können nur durch ein setzen abgebaut werden. dies ist auch der grund warum sich bei kalten temperaturen, die ein setzen der schneedecke kaum ermöglichen und das bindungsverhältnis von schneeschicht zu schneedecke kaum zum positiven verändern, die lawinengefahr über sehr lange zeiträume konservieren können, im extremfall sogar (ohne aufbauende umwandlung) zum schlechten hin verwandeln können.

es ist also, alles sehr kompliziert und miteinander verwoben und das eine hat mit dem anderen zutun.

zusammenfassend aber kann man sagen, dass 1.setzung spannungen in der schneedecke abbaut. und 2. bindung für den skifahrer gefährlich ist, wenn die bindung innerhalb der schneeschichten stärker ist als zwischen den schichten, da sie die spannung innerhalb der schneedecke erhöhen kann und diese spannung über einen geringen und störungsanfälligen querschnitt bewältigt werden muss (schichtenquerschnitt), aber gut ist, wenn sie zwischen den schichten stärker ist als innerhalb der schichten, da sie zu weniger spannungen innerhalb der schneedecke führt und diese über einen grössern und weniger störanfällgien querschnitt übertragen werden kann.

daher kann man sagen: warme temperaturen führen zu bindungsverlust, der zu spannungsabbau und setzung der schneedecke führt - im extremfall zu lawinen. wird es danach wieder kälter, resultiert das ganze zu einer stärkeren bindung innerhalb der schneedecke die insgesamt weniger gespannt ist.

hoffe das hat die begriffe ein wenig geklärt. setzen und binden sind unterschiedliche phänomene die sich gegenseitig bedingen.

fuckin genius
05.12.2007, 00:34
-

patrick
05.12.2007, 01:05
Da hat sich einer Mühe gegeben!
Sowohl den Unterschied zwischen Setzung und Bindung als auch die Infrarot-Strahlen Problematik ist, zumindest für mich verständlich herausgearbeitet worden. Das klärt einige Unstimmigkeiten in meinem theoretischen Gerüst. Danke!

PS: Die Whumm- Geräusch Debatte hast du ja elegant umschifft ;), so klar, so zumindest mein Stand der Dinge, ist man sich über die Bedeutung dieser Geräusche doch noch nicht?! Tatsache ist, wie du schriebst, eine Entspannung der Schneedecke, nur mit welchem Ergebnis? Der wissenschaftliche Forschungsstand, so mein Wissen, kennt hierzu 2 Theorien.

1. eine tatsächliche Entspannung der gesamten Schneedecke mit der einhergehenden Reduzierung der Lawinengefahr im jeweiligen Hang.
2. Beweis für einen basalen Scherbruch, also einen Bruch der Schneedecke entlang einer Lagengrenze. Hier hat sich die Schneedecke also auch entspannt, mit dem Ergebnis eines Schneebrettes(zumindest in Gelände, welches steil genug ist, damit die "abgebrochene Schicht" abrutschen kann.

fuckin genius
05.12.2007, 01:29
es sind noch einige unschärfen drin. diese unschärfen liegen meines erachtens in dem modell begründet, welches auf die perspektive des skifahrers zugeschnitten ist. dieses modell von binden und setzen ist nicht in der lage die dynamischen prozesse innerhalb einer schneedecke zu beschreiben und wenn man tiefer versucht in die materie einzudringen tun sich zwangsläufig wiedersprüche auf.

das ist vielleicht vergleichbar mit newtons gesetzen und der relativitätstheorie von einstein. newton reicht aus um zu erklären warum dir der apfel auf den kopf fällt. er reicht aber nicht aus um eine sonde auf dem mars landen zu lassen.

ich persönlich würde sogar auf das setzen verzichten und das ganze nur übers binden versuchen zu beschreiben. als skifahrer ist es sowieso das einzige was wir in der schneedecke noch einigermassen beobachten können und selbst das nur ganz bedingt. das setzen und fliessen können wir ohnehin nicht beobachten (mit ausnahme der whumps) dafür fehlen uns schlicht die sinne. aber zu kapieren warum gebundener schnee gefährlich ist wenn er auf einer rutschigen schicht liegt, und dass das ganze noch gefährlicher ist wenn er durch wärme weiter seine bindung verliert, das ist wichtig. denn das können wir wahrnehmen und darauf reagieren.

knut
05.12.2007, 08:26
Sehr schöne Zusammenfassung der gängingen (Davoser) Lehrmeinung zu der Sache. Danke dafür.
Allerdings hab ich zwei Anmerkungen zu Sachen die auch in gängiger (Skifahrer-) Fachliteratur so, und mMn falsch -oder besser irreführend bzw. unvollständig, dargestellt werden.



2. @knut: tiefenreif entsteht [...] bei warmen boden und kalter schneedecke. wasserdampf kondensiert dabei an der kalten schneedecke bei ausreichendem temperaturgradienten und insbesondere an diffusionsundurchlässigen schichten.


Richtig. Die gängige Lehrmeinung (soweit mir bekannt) geht hier von einem Logarithmischen Abfall der Temperatur in der Schneedecke vom Boden zur Oberfläche aus, der von Dir beschriebene Prozesse verursacht. Ob es hier um Schichten, an denen sich Wasserdampfdruck aufbauen kann (von Dir diffusionsundurchlässig genannt, richtiger wäre wohl Diffusionsbarriere) handelt, oder um Schichten mit erhöhter Kälte-(Also natürlich Wärme)-leitfähigkeit oder -kapazität handelt ist selbst in der Fachliteratur unklar und strittig. Klar ist, für aufbauende Umwandlung braucht es a) Wasserdampf (entstehend durch Sublimation in "warmen" Schneeschichten -meist bodennah), b) Dampfdruck (enstehend durch Diffusionsbarrieren, die Schnee an sich immer darstellt) und c) Temperaturgefälle, damit der Wasserdampf irgendwo "konsensiert". Das sind entweder oberflächennahe, kalte Schneeschichten oder sehr kompakte Schneeschichten mit hoher Wärmeleitfähigkeit.

Kommt es nun aber zu einer Umkehr des Temperaturgradienten (zugegebenermassen bedarf es sehr besonderer Gegebenheiten (stark gekühlter Boden bei Fön oder was auch immer), so dreht sich auch der gesamte Prozess um. Dies hat allerdings nahezu keinerlei praktische Bedeutung, da a) die notwendigen Gegebenheiten selten und lokal begrenzt sein werden und b) bei warmer Schneeoberfläche der mit Abstand grösste Teil des entstehenden Wasserdampfes frei von der Schneedecke weg diffundieren wird. Insofern Lawinentechnisch irrelevant, deshalb aber nicht unmöglich.

Insgesamt kommt hier sehr das Newton-Einstein-Ding zum tragen: Für die Praxis und das Verständnis ist ein ungenaues Modell meist sehr viel einfacher und hilfreicher, im Detail halt u.U. falsch.



6. [...]da eine schneedecke kein statisches system ist, sondern sich bewegt und hangabwärts fliesst, fliessen in diesem fall die schichten unterschiedlich schnell. dadurch entstehen spannungen in der schneedecke.




das setzen und fliessen können wir ohnehin nicht beobachten [...]


Ich weiss, dass der Begriff "fliessen", die Sache sehr bildlich und gut allgemeinverständlich beschreibt, dennoch ist er eigentlich falsch. Er setzt sich aus zwei (jeweils Graviationsbedingten) Teilen zusammen: Einerseits der plastischen Verformung der Schneedecke (welche sich wiederum durch a) mechanische Einflüsse (Druck, geländebedingte Spannungen etc.) und b) physikalische Einflüsse, also Schneedeckenumbau durch Sublimation und Kondensation, sowie das beschriebene Sintern, zusammensetzt) und andererseits der Scherbewegung der Schneedecke auf dem Untergrund, die wiederum stark mit dem Schneedeckenumbau zusammenhängt.

Mechanisch lässt sich Schnee am besten als ein Schaum des Eises beschreiben. Erschwerend kommt hinzu, dass sich dieser Feststoff brutal nah an seinem Schmelzpunkt befindet und damit a) sehr plastisch ist und b) sehr dynamisch in seiner Molekülstruktur.

Aber insgesamt ist dieses Wissen für den Skifahrer eben absolut nicht hilfreich:


es sind noch einige unschärfen drin. diese unschärfen liegen meines erachtens in dem modell begründet, welches auf die perspektive des skifahrers zugeschnitten ist.


Und die Unschärfen zu beseitigen wirft mehr -wissenschaftliche- Fragen auf, als es beantwortet. Daher ist es wohl für uns Skifahrer praktikabler, mit den Unschärfen zu Leben, dafür aber die lawinentechnisch wichtigen Prozesse beschreiben und verstehen zu können.

subtleplague
05.12.2007, 09:39
ja so einen thread hatte ich mir vorgestellt. :)
Zu meiner eigentlichen Frage und der einzigen antwort: Ja das problem mit dem Wildschnee ist, dass er meist im steilen nicht liegen bleibt, weil er auf allem abrutscht. hatte ich schon und wird sehr schnell langweilig wenn alles über 35° total hart ist :( . Ausnahmen sind natürlich die schneefalllagen wo es während des Schneefalls immer kälter geworden ist.
und wie mein Traumschneedecken aufbau aussieht habe ich mir auch schon sehr bildlich mit dazugehörigen Wetterlagen ausgemalt :D

es ging mir mehr um die aktuelle Situation und die möglichkeit, dass durch diese wechsel ein guter Deckenaufbau begünstigt wird (neben der tatsache, dass es ordentlich Mächtigkeit aufbaut ;D ), aber immer nur der neueste Schnee schön pulvrig bleibt und ich hatte überlegt in welcher region/höhe/temp evtl. das beste aus beiden welten bestehen bleiben könnte.
Die theoretischen exkurse zur Wirkung der Wärme fand ich aber auch wieder sehr gelungen. Chapeau. Man weiss das zwar alles meist noch, aber diese Zusammenfassung hier ist tres tres chic.

klar
05.12.2007, 16:26
edit: klar und patrick posteten nochmal dazwischen. daher bin ich darauf nicht explizit eingegangen. denke aber dass sich das hier schon klärt wie ich es meine, insbesondere das mit der infrarotstrahlung. sie wird vom schnee zwar reflektiert aber eben auch in richtung boden und nicht einfach nur in den himmel zurückgeworfen. so meinte ich das.

der grund: infrarotstrahlung während des tages geht durch den schnee hindurch und erwärmt diesen nicht, wird vom dunklen boden absorbiert und in wärme umgewandelt. in der nacht kühlt bei strahlungslagen die schneeoberfläche extrem aus. bei dünner schneedecke kommt es zu einem ausreichend hohen temperaturgradienten für eine aufbauende umwandlung...


ok, ich habe das vorher nicht richtig gelesen und gedacht du meinst was ganz anderes, entschuldige.
trotzdem würde ich jetzt mal sagen, dass das so nicht stimmt, mit der ir strahlung, die durch den schnee geht und dann den boden erwärmt, der dann wiederum für tiefenreif sorgt.

der boden ist prinzipiell wärmer, als die schneeoberfläche grade weil schnee sehr gut isoliert und nicht, weil er irgendwelche ir strahlung durchlässt. der bodenwärmestrom ist der energiefluss, der vom edrinneren richtung oberfläche geht (erde innen flüssiger feuerball, außen nicht) und diese energie ist es, die dazu führt, dass sich die oberfläche erwärmt, vor allem eben wenn sie ansonsten gut isoliert ist. du wiedersprichst dir da irgendwie selber, wenn du sagst, dass die schneeoberfläche ja wegen langwelliger abstrahlung auskühlt und sich der boden (ergo auch die schneedecke) aus dem gleichen grund erwärmt.

außerdem wird die ir strahlung weder reflektiert, noch transmittiert, sondern absorbiert (und zwar exponentiell abhängig von dem wie schon erwähnt schwer zu modellierenden spektralen abs.koeffizienten). die strahlung, die von der sonne zu uns kommt, hat ihr maximum im sichtbaren, also in einem wellenlängen bereich von 400-700 nm. die spektrale albedo von schnee, also der anteil, der bei diesen wlängen reflektiert wird, ist in dem teil des elektromag. spektrums sehr hoch. der hauptteil der kurzwelligen (!) sonnenstrahlung wird also reflektiert, drum ist der schnee weiß und drum bleibt er auch oft mal liegen und schmilzt nicht sofort wieder, wenn die sonne scheint. schnee hat eine sehr viel niedrigere strahlungstemperatur, als die sonne, dh er emittiert/absorbiert maximal bei einer höheren wellenlänge. (kann man mit dem wienschen verschiebungsgesetz leicht nachrechnen http://de.wikipedia.org/wiki/Wiensches_Verschiebungsgesetz) natürlich emittiert er in alle richtungen, also auch in den boden, aber da er ja kälter ist, als der boden, kann das nicht zu einer erwärmung des bodens führen.

http://i101.photobucket.com/albums/m80/klar_01/PC051377.jpg

wenn man sich also die gesamtstrahlungsbilanz der schneedecke überlegt, ist bei der reinkommenden strahlung der kurzwellige anteil viel größer, als das bisschen langwellige strahlung, dass durch die atmosphärische gegenstrahlung kommt (das, was von den "wolken" wieder runter reflektiert/emittiert wird). die rausgehende strahlung ist dagegen langwellig (ir und drüber), weshalb der schnee in den erwähnten strahlungslagen auch so schön auskühlt.

http://i101.photobucket.com/albums/m80/klar_01/PC051378.jpg

das wurde jetzt etwas länglich, aber wenn schon gegen schwammige aussagen, dann bitte auch was die strahlungsprozesse angeht.

patrick: im prinzip so wie der herr fucking das schon sehr schön gesagt hat, es sind verschiedene sinter prozesse, die die "bindungen" bestimmen und die einzelnen körner kleben nicht einfach plötzlich zusammen.



Und die Unschärfen zu beseitigen wirft mehr -wissenschaftliche- Fragen auf, als es beantwortet. Daher ist es wohl für uns Skifahrer praktikabler, mit den Unschärfen zu Leben, dafür aber die lawinentechnisch wichtigen Prozesse beschreiben und verstehen zu können.


gut gebrüllt, löwe 8)
und das mit dem heißen schnee finde ich ja auch immer sehr schön.

fuckin genius
05.12.2007, 16:49
das wurde jetzt etwas länglich, aber wenn schon gegen schwammige aussagen, dann bitte auch was die strahlungsprozesse angeht.

das habe ich jetzt nicht verstanden - also, das was da drüber steht. mir wurde gesagt, dass der boden bei sonnenstrahlung stärker erwärmt wird bei dünner schneedecke als der schnee der drüber liegt. ungefähr so, wie wenn du in einem glashaus sitzt. das der dämmwert der schneedecke damit etwas zu tun hat ist natürlich klar. das die erde auch ohne sonneneinstrahlung relativ warm ist, ist klar. strahlungslage mit nächtlicher abstrahlung und täglicher einstrahlung soll aber die schlimmste aller konstellationen bei der es auch aufgrund der täglichen einstrahlung und nicht nur aufgrund der nächtlichen abstrahlung zu tiefenreif kommt. kann leider keine quelle angeben, da ich nicht mehr genau weiss wo ich das her habe. wenns mir einfällt schreibe ich das dazu. ist der "treibhaus effekt" also unerheblich und nicht existent?

subtleplague
05.12.2007, 17:25
nun ja ich würde davon ausgehen, dass ihr nicht genau das selbe meint.

wenn bei dünner schneedecke noch licht durchkommt dann kann es zu einer erwärmung und eben tiefenreifbildung in der darauffolgenden nacht kommen. ab einer gewissen schneedecke sollte das vernachlässigbar sein, denn wie klar schon sagte reflektiert schnee im elektromagnetischen spektrum sehr gut von UV bis IR, daher auch die hohe albedo von dem zeug.

nochwas zur feuerball theorie: die kann man getrost für unsere zwecke ad acta legen, denn bei vorheriger auskühlung kommt da nix von unten nach. der Boden bleibt kalt. In Sibirien ist der Permafrost bis zu 600m Dick ud blibe es auch ohne klimaerwärmung. Und bei 600m Tiefe spielt die erdwärme normalerweise schon eher eine Rolle. Der Boden speichert nur das was aus der Atmosphäre kommt und eben vor dem Schneefall einwirkte.

klar
05.12.2007, 17:26
mir wurde gesagt, dass der boden bei sonnenstrahlung stärker erwärmt wird bei dünner schneedecke als der schnee der drüber liegt. ungefähr so, wie wenn du in einem glashaus sitzt.

das mag unter bestimmten bedingungen sein, allerdings müsste dafür die schneedecke mE schon so dünn sein, dass es für unsere zwecke eigentlich eh egal wäre.



strahlungslage mit nächtlicher abstrahlung und täglicher einstrahlung soll aber die schlimmste aller konstellationen bei der es auch aufgrund der täglichen einstrahlung und nicht nur aufgrund der nächtlichen abstrahlung zu tiefenreif kommt. kann leider keine quelle angeben, da ich nicht mehr genau weiss wo ich das her habe. wenns mir einfällt schreibe ich das dazu.

ja, wäre interessant, wenn du da eine quelle findest, kann mir das so nicht erklären, lasse mich aber gern eines besseren belehren.


ist der "treibhaus effekt" also unerheblich und nicht existent?


das prinzip des treibhauseffekts ist, dass die atmosphäre für die sonnenstrahlung durchlässig ist, die von der erde abgestrahlte energie aber teilweise zurückwirft/bzw selbst im langwelligen bereich strahlt. so hat man an der erdoberfläche zwei reinkommende strahlungsflüsse (sonne + atm. gegenstrahlung), an der atmosphäre (vereinfacht vorzustellen als"linie" zwischen erde u. weltraum) aber nur einen (strahlung von erde) also ist es an der erdobefläche wärmer, als an der atmosphären obergrenze.

die sonne strahlt in einem bestimmten wellenlängenbereich besonders stark. in diesem wellenlängenbereich reflektiert schnee (die schneeoberfläche) sehr stark. d.h. es kann nur sehr wenig strahlung durch gehen, da sie ja relfektiert wird. man kann das so nicht in das treibhaus effekt model übertragen, das wäre dann, als würde das sonnenlicht an der atmosphäre reflektiert und käme gar nicht bis zur erde.

in deinem ersten post kam es mir mit dem durcheinandergeschmeiße von reflektierter / durchgehender ir strahlung / sonnenlicht etc so vor, als wäre das halt alles ein bisschen wirr. es kommt eben hauptsächlich drauf an, dass strahlung nicht gleich strahlung-, sondern über ein spektrum verteilt ist und je nach wellenlänge auch verschiedene eigenschaften/auswirkungen hat.

klar
05.12.2007, 17:28
nochwas zur feuerball theorie: die kann man getrost für unsere zwecke ad acta legen, denn bei vorheriger auskühlung kommt da nix von unten nach. der Boden bleibt kalt. In Sibirien ist der Permafrost bis zu 600m Dick ud blibe es auch ohne klimaerwärmung. Und bei 600m Tiefe spielt die erdwärme normalerweise schon eher eine Rolle. Der Boden speichert nur das was aus der Atmosphäre kommt und eben vor dem Schneefall einwirkte.


ja, hast schon recht, aber die feuerball idee ist viel schöner, als "der boden speichert das was er vor dem schneefall schon hatte" ;D

subtleplague
05.12.2007, 17:34
^^
der Treibhaus effekt kommt wie klar sagte eben nur durch die unterschiedlichen welllängen der ausgangskörper. Erde vs. Sonne. denn eben durch wien und Boltzmann und seine schwarzkörperstrahlung kommt es dazu, dass wie klar sagte die Hauptenergie im Sichtbaren Licht zu uns kommt und eben deutliche mengen auch im UV. die durchdringen z.B. CO² und wasserdampf. die erde aber emmitiert hauptsächlich im IR und so gut wie nichts (gar nichts?) im UV bereich. das wird aber zurück zur erde geworfen und die energie verbeibt im System und heizt es auf.

edit zu feuerball: ich bin froh, dass der sand am strand heiss wird weil die Sonne scheint/es heiss ist, und nicht weil ich gleich mit einem Bein in nem Vulkan stehe ;)

klar
05.12.2007, 17:42
edit zu feuerball: ich bin froh, dass der sand am strand heiss wird weil die Sonne scheint/es heiss ist, und nicht weil ich gleich mit einem Bein in nem Vulkan stehe ;)


pffff. weichei.

http://img1.nnm.ru/imagez/gallery/2/d/1/3/c/2d13cccb6ade4ed8aa270081ab4809e5.jpg

fuckin genius
05.12.2007, 19:55
äh ja ihr lieben. im grunde weiss ich schon wie ein treibhaus funktioniert. wie ich im ersten post schrieb war ich mir bei der wellenlänge nicht mehr sicher. deshalb frug ich ja auch dreimal nach.. ;) wäre mir in den sinn gekommen dass infrarot das spektrum von wärmestrahlung ist hätte ich bestimmt nicht geschrieben infrarotstrählung würde (vom boden) in wärmestrahlung umgewandelt. ;)

ich bin mir im grunde schon klar was em ist und wie absorption (und transformation) reflektion und transmission funktionieren. was mir allerdings nicht klar ist, wie schnee em im sonnenspektrum fast vollständig absorb- und zu gleich reflektieren soll.. ;)
und was ich auch nicht im kopf habe, aber das sagte ich ja bereits im eingangspost - welche wellenlänge von welchem material in welchem aggregatszustand wie aufgenommen wird.

ansonsten hat sp das phänomen so beschrieben wie ich es erklärt bekommen habe. bei geringer schneedicke kommt em vermutlich im uv spektrum noch bis zum boden durch.

selbstverständlich ist dies nur die ungünstigste ausgangslage die am meisten tiefenreif in kürzester zeit bewirkt. ich habe dies wie auch alles andere versucht in dem 3zeiler nur exemplarisch zu beschreiben - denn das war ja auch gar nicht die frage - sondern allenfalls ein teilaspekt. es stimmt natürlich was klar sagt, dass auch die wärmeträgheit der erde zusammen mit dem hohen dämmwert des schnees auch bei stärkeren schneedecken, bei denen keine em-strahlung des sonnenspektrums mehr zum boden durchkommt, zu einem ausreichenden temp.-gradienten führt und es zu tiefenreif kommt.

natürlich kann es sein, dass auch im hochwinter der boden aufgrund seiner wärmeträgheit nur -5° hat und die schneeoberfläche 2m weiter oben für ein paar stunden aufgrund von abstrahlung auf unter -25° sinkt. auch dann habe ich die vorraussetzung für aufbauende umwandlung geschaffen. aber eben nur gerade so und nur für kurze zeit. damit es wirklich zu dem für skifahrer gefährlichen tiefenreif kommt muss es schon über einen langen zeitraum (wir reden hier von wochen) immer wieder für einen beträchtlichen teil der tageszeiten zu krassen gradienten kommen.

so hab ich es zumindest gelernt - obs stimmmt kann ich nicht sagen, es stimmt aber mit meinem bissl grundwissen überein und klingt für mich plausibel.

ps... kann sogar sein, dass mir das im slf forum so mitgetielt wurde oder ich es dort gelesen habe.

klar
05.12.2007, 21:00
was mir allerdings nicht klar ist, wie schnee em im sonnenspektrum fast vollständig absorb- und zu gleich reflektieren soll.. ;)


wenn das smiley heißen soll, dass das ein scherz war, my bad. sonst versuch ichs jetzt nochmal:
die sonne strahlt maximal im sichtbaren (kurzwelligen/solaren strahlungsbereich). schnee reflektiert im sichtbaren, er absorbiert nicht.
schnee absorbiert und emittiert im langwelligen (terrestrischen) näherungsweise wie ein schwarzer körper. absorption=emission=1.

wenn dir das alles eigentlich eh klar ist und du nur schlampige 3zeiler schreibst, meinetwegen, mir wird das in letzter zeit alles von mehreren seiten mental reingeprügelt und wenn ich dann irgendwo lese, das begriffe imHo falsch verwendet werden, drehe ich völlig durch und fange an, mir die haare auszureißen wenn ich denjenigen nicht von meiner erhabenen meinung überzeugen kann :-* ;)

ansonsten stimme ich dir völlig zu, hat nicht mehr viel mit subtle's frage zu tun, wird, wenn man nochmehr ins detail geht für skifahrerisches völlig irrelevant und wir sollten es lassen.

subtleplague
05.12.2007, 21:36
ihr könntet jetzt wilden versöhnungssex haben. ;D

aber bitte ohne TR.
ich weiss wie fuckin halb-nackt (bzw. eigentlich waren wir auch mal in ner Sauna... also evtl. auch ohne "halb") aussieht und mein Therapeut hilft mir diese erinnerungen zu verarbeiten.

klar
05.12.2007, 21:46
und du meinst nicht, dass mein anblick den von fuckin wieder wett machen würde?

campagnard
05.12.2007, 21:54
touchée

subtleplague
05.12.2007, 21:58
[insert famous TGR saying here] ;)

FatFreddy
05.12.2007, 22:22
pff, da beisst man sich durch 2 seiten derbste theorie und DAS erwartet einen dann quasi als endgegner? :o

knut
05.12.2007, 23:01
ansonsten stimme ich dir völlig zu, hat nicht mehr viel mit subtle's frage zu tun, wird, wenn man nochmehr ins detail geht für skifahrerisches völlig irrelevant und wir sollten es lassen.


Ganz ehrlich: Wen von uns hat Irrelevanz jemals davon abgehalten, darüber alles reinzutippen, was an Inspirationspartikeln gerade das Hirn traf?

Ich find dieses Topic eines der interessantesten seit geraumer Zeit, bin gestoked von dem Wissen, dass wir hier zusammenbringen und paralysierend fasziniert von der Eigendynamik der Diskussion.
Und die Antworten auf gar nicht gestellte Fragen sind doch meistens eh die spannensten.

I love you all!!