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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : [TR] Schluchteln in der Auerklamm



Hendrik
08.08.2007, 14:23
Mir platzt gerade vom Lernen der Kopf und darum schreibe ich jetzt auch mal so etwas wie einen TR. Ist jedoch mehr eine Tourenbeschreibung, da ich das letzte mal im Oktober und davor auch schon drei mal in der Schlucht war, daher sind die Bilder auch so unterschiedlich.

Art: (Aquatischer) Canyon bei Ötz in Tirol

Beschriebene Variante: Oberer(von der Brücke aus), mittlerer und unterer Abschnitt. Es gibt noch einen weiteren Teil darüber, den bin ich aber noch nicht gegangen.

Schwierigkeit: C4

Sicherungen: Sehr gut bis extrem übersichert :(

Dauer: 3,5 bis 7 Stunden, je nach Gruppe

Zustieg: 30 Minuten bergauf, mit Shuttle 3 Minuten bergab

Ausrüstung: Canyoningausrüstung mit komplettem Neoprenanzug (nur Hose reicht nicht!) und echtem 80m Seil (d. h. bei Statikseil 90m)

Allgemeines:
Die Auerklamm ist meiner Meinung nach bei passendem Wasserstand eine der schönsten Schluchten in Österreich, wenn man gerne springt & rutscht. Leider ist sie dadurch bei den kommerziellen Tourenveranstaltern äußerst beliebt. Diese Gruppen gehen normalerweise nur den mittleren Abschnitt, trotzdem sollte man die Schlucht deshalb in den Ferien meiden. Die Veranstalter haben die Schlucht im mittleren Abschnitt zu einer Art Klettersteig mit Fixseilen und Stahlgeländern ausgebaut, um die Gruppen übergewichtiger Touristen auf der Suche nach dem ultimativen Kick möglichst schnell durch die Schlucht führen zu können. ::)

Das ist etwas Schade, aber wenn man damit leben kann macht die Schlucht trotzdem viel Spaß, besonder im späten Frühjahr oder dem frühen Sommer, wenn der Wasserstand nicht zu niedrig ist. Bei geringem Wasserstand sind einige Sprünge nicht möglich und das Wasser mieft auch etwas, daher würde ich dann eine andere Schlucht gehen. Den Wasserstand kann man gut am oberen Einstieg von der Brücke aus beurteilen. Wenn durch die Rutsche nur sehr wenig Wasser fliest ist es zu wenig. Wenn da wirklich viel Wasser durchgeht, so das man es nicht mehr Rutschen kann, ist es zu gefährlich. Macht bitte keinen Fehler bei der Beurteilung, es sind afaik schon zwei Guides in der Schlucht gestorben.

Beschreibung: Wenn ihr ins Ötztal hineinfahrt ist kurz vor Ötz ein Raftingveranstallter mit einer großen Werbetafel und ein neu gebautes Informationszentrum. Dort parkt ihr das Auto. Shutteln will ja keiner bei einem so kurzen Zustieg ;) Falls doch, in Ötz die Straße links den Berg hoch. Das müsste dann bei Taxegg sein, auf der Karte macht die Straße dort einen starken Knick nach rechts. Da geht an einer Bank ein Pfad nach unten der zur Brücke führt.

Auf der anderen Straßenseite gibt es eine Parallelstraße von der aus ein Wanderweg unweit der Hauptstraße abgeht. Den ca. 30 Minuten rauflaufen, sind aber ein paar Höhenmeter.

Von dort aus kann man den 40m Wasserfall an einer Stelle sehen:
Bild 1

Wenn man bei einer überdachten (sick!) Brücke ankommt ist man schon oben. Die kommerziellen kommen zwar an der Brücke vorbei, steigen aber deutlich tiefer ein. Wasserstand checken, Neo an, Seil an die Brücke, abfahrt! :)

Bild 2, und 5

Und die von der geführten Tour schauen staunend auf einen herab :o

Bild 4

Hendrik
08.08.2007, 14:24
Es folgt die erste Rutsche des Tages:
Bild 1, an dem Tag war viel Wasser drin

Danach kommt einige Abseiler und noch eine kleinere Querung am Stahlseil bis man am 40m Wasserfall steht. Dort gibt es auch einen der vielen Notaustiege (eingeklebte Stufen, sick!).
Zunächst mal die schöne Aussicht von oben bei "normalem" Wasserstand:
Bild 2

Bei sehr niedrigem Wasserstand:
Bild 3

Bei hohem Wasserstand ist das ganze etwas tricky. Es geht durch den Wasserfall und nach 3m steht man wieder auf festem Boden unter dem Wasserfall, wo man auch noch Atmen können sollte. Man kann da etwas zur Seite gehen und sich dort weiter Abseilen. Insgesamt ein schönes Teil:
Bild 4 & 5

Hendrik
08.08.2007, 14:24
Dort unten steigen auch die meisten geführten Touren ein. Es folgen einige Abseiler , rutschen und Sprünge, checkte die aber bitte vorher!

Irgenwann kommt dann auf der rechten Seite eine Feuerstelle, dort steigen viele Touren wieder aus. Aber das ist für Amateure, also weiter.

Es gibt auch noch eine weitere schöne Wasserrutsche, fast wie im Schwimmbad, aber vorsicht, Bodenkontakt! Bin mir nicht sicher ob die vor oder nach der Feuerstelle kommt:
Bild 1 & 2

Bauruinen gibt es auch. Da sind wohl früher die Römer lang:
Bild 3

Gegen Ende kommt dann noch ein weiterer, wirklich netter Sprung:
Bild 4 & 5

Von dem Megagumpen aus kann man ab und an Springen, aber das hängt vom Wasserstand ab und man muss unbedingt die tiefste Stelle ausloten und treffen!

Hier ist auch im letzten Jahr ein großer Teil vom Fels abgerutscht, daher geht es von dort an eine Schutthalde mit Geländer runter, schade. Kurz danach kommt der Ausstieg. Rechts eine kleine Wasserableitung weg wo man rauskommt. Oder man seilt von dort ab und geht bei Brücke die man unten sieht aus dem Bach.

So, ich hoffe jetzt ist keiner Sauer weil ich Bilder mit Wasser im falschen Aggregatzustand gezeigt habe ;D

jensr
08.08.2007, 15:31
Hendrik du bist wahnsinnig!! ;D
Aber das weiss ich ja spätestens seit ich dich habe skifahren sehen ... ;)


Sehr cooler Thread! Wenn ich nicht so ein rookieger Feigling wäre hätte ich ja glatt auch mal bock auf sowas. Habe gerade kürzlich meinen ersten Hochseilgarten hinter mich gebracht und hatte nichtmal ein kleines bisschen die Hose voll! *schulterklopf* ::)


cu, Jens

Zorro
08.08.2007, 15:53
krasse sache. :o

würd mich auchmal reizen.
was kost so ne geführte tour denn, bzw würdest du auchmal jemanden mitnehmen ?

a nna
08.08.2007, 16:02
Super Thread. Bin selber öfters im Ötztal, ein Bekannter hat dort ne Canyoning und Raftingschule.

Jens, das mach sogar ich und ich bin grad mal halb so alt wie du, darfst halt nicht gleich mim Hendrik mit gehen ;D

lg anna

Hendrik
08.08.2007, 16:34
was kost so ne geführte tour denn, bzw würdest du auchmal jemanden mitnehmen ?


So weit ich weiß liegen die Preise bei den Veranstaltern für diese Schlucht so bei 80€-130€ mit Material (nur der mittlere Abschnitt!). Bei vielen Anbieter liegt der Anspruch aber sehr auf "Event" und es werden meiner Meinung nach viel zu große Gruppen durch den Bach gescheucht. Zeit ist Geld und das kann auch mal böse enden.

Daher rate ich erst mal pauschal von Veranstaltern ab. Allerdings gibt es sicherlich auch sehr gute und verantwortungsbewußte Veranstalter bzw. Guides & Bergführer, nur kann ich dir da leider keinen empfehlen.

Wir nehmen auch Leute mit, wenn es der Bach und die Person erlaubt. So eine Tour ist prinzipiell auch nicht wirklich schwer, gerade in dem Bach. Man braucht halt etwas Kondition, Standfestigkeit und Seiltechnik (oder zumindest Seilvertrauen) und Schwimmen können ist natürlich Pflicht. In vielen Bächen gibt es aber keine Notausstiege und wenn etwas passiert (Verletzung/Wetterumschwung) kann das ganz schön ungemütlich werden, daher ist es wichtig das man die Leute vor der Tour schon gut einschätzen kann, denn in der Tour gibt es meistens kein Zurück. Das schwere beim Canyoning ist eher die Beurteilung der Situation und weniger die Begehung selber.

Ich weiß nicht ob ich dieses Jahr noch zum Canyoning komme weil noch etwas Stress mit Prüfungen habe, aber im nächsten Jahr sollte ich häufiger unterwegs sein. Weiß nur noch nicht wo ich dann hinziehen werde ;D

@Jens: Ich kann doch gar nicht Skifahren und übe noch! Nicht das einer einen falschen Eindruck von mir bekommt.

@all: Jens meint ich wäre verrückt, weil ich einen Tag vor dem LVS Camp im letzten Winter in den Pitzbach eingestiegen bin wo ich dummerweise meine Handschuhe vergessen hatte ;)

gletsch
08.08.2007, 18:13
Ui, das sieht nach einer Sportart aus, die ganz sicher von der Klimaerwärmung profitieren wird ;D.

Mir wär das ganze ja viel zu nass und kalt (aber Winter-Canyoingdingsbums hab ich auch schonmal gemacht, war wahrscheinlich sogar eine "Erstbegehung", da im Jahr 1984 und normal ist die Schlucht unbegehbar, ging damals nur, weil 2 Monate zuvor eine Grosslawine da durchgerauscht war ...)

Hendrik
09.08.2007, 09:32
Ui, das sieht nach einer Sportart aus, die ganz sicher von der Klimaerwärmung profitieren wird ;D


Da bin ich doch schwer gegen. Die Canyons in den Pyrenäen trocknen im Sommer zum großen Teil aus und das macht deutlich weniger Spaß. Die sportliche Leistung liegt auch eher beim Zustieg, weil man soviel Material hochschleppen muss. Ist nicht lustig mit 20kg Gepäck.

Aber, was wirklich was gebracht hat ist der Kraftwerksbau. Der macht viele Bäche erst begehbar ;D

FatFreddy
09.08.2007, 10:13
ich find das so richtig cool! hut ab!

die durchgescheuchten "übergewichtigen touristen" sind natürlich nicht so cool, aber so ein veranstaler muss ja auch seine miete zahlen.

vielen dank für den coolen tr.

Hendrik
10.08.2007, 15:12
die durchgescheuchten "übergewichtigen touristen" sind natürlich nicht so cool, aber so ein veranstaler muss ja auch seine miete zahlen.

Ja, aber leider liegt genau da das Problem bei kommerziellen Touren. Über die Geländer in dieser Klamm kann man ja noch streiten, wobei ich die scheiße finde, weil sie nicht der Sicherheit dienen, sondern nur da sind, um die Tour zu beschleunigen. Aber als liftbenutzender Skifahrer darf ich mich da nicht zu weit aus dem Fenster lehnen ;D

Wirklich problematisch finde ich dann eher übertriebene Gruppengrößen und Teilnehmer die einfach nicht die körperlichen oder psychischen Voraussetzungen dafür haben. Das mag jetzt blöd klingen, aber ich habe schon Gruppen mit 28 Leuten und 2 Guides gesehen und Gruppen mit 10 Leuten und einem einzelnen Guide. Die 28er Gruppe war gerade gestrandet, weil ein Teilnehmer völlig fertig war und zitternd vor einem 3m Sprung stand und sich weigerte zu springen(unten waren nur 8 Leute). Der Rest der Gruppe mit dem anderen Guide war schon deutlich weiter und fing langsam an sich ernsthafte sorgen zu machen, konnte allerdings an der Stelle nicht mehr zurückgehen, zumindest nicht als Gruppe.

Ein anderes Beispiel wäre der Unfall im Saxetbach, wo 21 Leute bei einem Hochwasser gestorben sind. Das Wetter war an dem Tag anscheinend zweifelhaft und mit einer Gruppe von Leuten, die das Risiko nicht kennt, hätte man wohl nicht einsteigen dürfen. Ob das an mangelndem Wissen oder an der Miete lag weiß ich nicht (19* 80€ bis 130€ ist eine Menge Geld). Viele Anbieter haben auch keinen zweiten Bach zur Verfügung, der dann sicherer wäre und alternativ begangen werden könnte. Daher besteht immer die Gefahr das ein Anbieter aus wirtschaftlichen Gründen das Risiko verharmlost. Insbesondere bei großen Gruppen und Anbietern, die das ganze als "Event" vermarkten und dann gleich mit einem großen Bus anreisen. Und ich bin mir ziemlich sicher das solche Gruppen seriösen Anbietern & Guides auch ein Greul sind, selbst wenn sie sowas selber in der Ferienzeit wegen der Miete durchziehen (müssen).

freak
11.08.2007, 18:51
cool :)

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